@phdthesis{Bruehl, type = {Bachelor Thesis}, author = {Markus Br{\"u}hl}, title = {Das Patientenarmband im Kontext der Sicherheitskultur eines Krankenhauses}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0295-opus4-8235}, pages = {69}, abstract = {Zusammenfassung Als eine Ma{\"s}nahme zur Verbesserung der Patientensicherheit galt in den letzten Jahren die Einf{\"u}hrung von Patientenarmb{\"a}ndern bei station{\"a}rer Aufnahme, ambulanten operativen Eingriffen oder Behandlungen. Das Aktionsb{\"u}ndnis Patientensicherheit e.V. hat dazu Handlungsempfehlungen zur sicheren Patientenidentifikation ver{\"o}ffentlicht. Die Ma{\"s}nahme des Patientenarmbandes ist ein Aspekt der Patientensicherheit und ist damit der Sicherheitskultur eines Krankenhauses untergeordnet. In der vorliegenden Arbeit dient dieser Teilaspekt, also die Umsetzung dieser Ma{\"s}nahme bei adulten Patienten, als exemplarisches Beispiel zur Betrachtung der Sicherheitskultur eines Krankenhauses. Auch im hier beschriebenen Krankenhaus wurden bereits im Jahr 2012 Patientenarmb{\"a}nder eingef{\"u}hrt, welche der Identit{\"a}tskontrolle dienen sollen. Im Alltag sind jedoch immer wieder Abweichungen von diesem Sicherheitsstandard zu beobachten, so dass sich eine eindr{\"u}ckliche Differenz zwischen den Leitvorgaben der Organisation (des Krankenhauses) und der konkret scharfen Umsetzung durch die Mitarbeiter zeigt. Aus dieser Differenz entwickelten sich die Fragestellungen: «Warum weichen Mitarbeiter von einem solchen Sicherheitsstandard ab, missachten ihn sogar und wie kann dieser Sachverhalt in den Kontext der Sicherheitskultur des Krankenhauses gestellt werden?» sowie «Wie kommt es dazu, dass eine Ma{\"s}nahme zur Patientensicherheit, welche von einer Orga- nisation vorgegeben wird, im Alltag nicht bzw. nur unzureichend angewendet wird?» Die Hypothese des Autors der vorliegenden Arbeit entsprach einer defizit{\"a}ren Sicherheitskultur. Ziel war es, aufzuweisen wie sich diese Defizite in der Anwendung und Umsetzung des Patientenarmbandes darstellen und worauf sie beruhen k{\"o}nnten bzw. welche Faktoren die Einstellungen und das daraus resultierende Verhalten der Mitarbeiter beeinflussen. Zur Operationalisierung der Fragestellung sollte eine Ist-Analyse zur Umsetzung des Patientenarmbandes und ein Abgleich mit den entsprechenden Handlungsempfehlungen sowie der aktuellen Literatur dienen. Die Ergebnisse sollten in den Kontext der Sicherheits- kultur des Krankenhauses gestellt und anschlie{\"s}end resultierende Ma{\"s}nahmen und Folgen formuliert werden. Zu Beginn der vorliegenden Arbeit wurden Begriff- lichkeiten sowie Grundlagen, welche f{\"u}r das weitere Verst{\"a}ndnis der Arbeit von Bedeutung waren, dargestellt. Als Methodik zur Bearbeitung der Fragestellung wurde eine orientierende und systematische Literaturrecherche nach wissen- schaftlicher bzw. aktuell relevanter Literatur gew{\"a}hlt. Diese Erhebung wurde durch einen empirischen Anteil erg{\"a}nzt. Im Zeitraum vom 04.03.-30.03.2016 wurde bei allen Patienten, die im routinierten OP-Programm operiert wurden, im Rahmen einer standardisiert systematischen Beobachtung erfasst, ob sie beim Einschleusen in den OP ein Patientenarmband trugen oder nicht. Parallel dazu wurden die Vorgaben der Organisation zum Verfahren des Patientenarmbandes mit den Handlungsempfehlungen des Aktionsb{\"u}ndnis Patientensicherheit e.V. abgeglichen. Erg{\"a}nzt werden konnte diese Ist-Analyse zur Umsetzung des 50 Patientenarmbandes durch 35 standardisierte Interviews in drei Kategorien, welche im Zeitraum vom 01.03.-01.04.2016 durchgef{\"u}hrt wurden. In der ersten Kategorie wurden 22 Interviews mit Pflegekr{\"a}ften gef{\"u}hrt. Diese dienten zur Analyse der Umsetzung des Patientenarmbandes auf den Stationen. In der zweiten Kategorie wurden f{\"u}nf Pflegekr{\"a}fte der Funktionsbereiche zum Thema der Identit{\"a}tskontrolle von Patienten befragt. Die dritte Kategorie diente zur Analyse der Patientenidentifikation im OP. Diese beinhaltete acht Interviews von Mitarbeitern der An{\"a}sthesie. Die Ergebnisse der Literaturrecherche wurden in den sechs Kategorien: das Patientenarmband als Ma{\"s}nahme der Patientensicherheit, Qualit{\"a}ts- und klinisches Risikomanagement, Sicherheitskultur, Messung der Sicherheitskultur, Theorie des geplanten Verhaltens und systemtheoretische Aspekte behandelt. Die standardisiert systematischen Beobachtungen konnten aufweisen, dass insgesamt 89\% der Patienten ein Patientenarmband trugen und 11\% keines. Die Ergebnisse der standardisierten Interviews in den drei Kategorien wurden dargelegt. Zur Visualisierung wurden die Ergebnisse in Bezug zu den Hinweisen der Handlungsempfehlungen in eine Matrix eingef{\"u}gt (s. Abb. 3). Anschlie{\"s}end wurden die Ergebnisse zusammenfassend dargestellt und mit der Fragestellung und Zielsetzung dieser Arbeit diskutiert. Es best{\"a}tigte sich eine deutliche Differenz zwischen den Vorgaben der Organisation (die Verfahrens- anweisung) und der tats{\"a}chlichen Umsetzung durch die Mitarbeiter. Ein Nutzen f{\"u}r den Patienten zeigt sich jedoch nur, wenn die Verfahrensanweisung auch angewendet, umgesetzt und am „scharfen Ende“ gelebt wird. Durch den empirischen Anteil dieser Arbeit konnten die unzureichende Information sowie Unsicherheiten der Mitarbeiter, in Bezug auf die Ma{\"s}nahmen des Patienten- armbandes und der Identit{\"a}tskontrolle von Patienten, aufgedeckt werden. Warum Mitarbeiter nicht automatisch das tun, was man von ihnen m{\"o}chte, wurde mit Aspekten der Systemtheorie und der Theorie des geplanten Verhaltens er{\"o}rtert. Die Einf{\"u}hrung eines Patientenarmbandes als initiierte Ver{\"a}nderung der Organisation und deren nachhaltige Wirkung ist von der Umsetzung, Implementierung und ihrer Pr{\"u}fung abh{\"a}ngig. Routinen m{\"u}ssen verlernt, neue erlernt und einge{\"u}bt werden. Die in der Literatur beschriebenen M{\"o}glichkeiten der Implementierung von Patientensicherheitsma{\"s}nahmen wurden erl{\"a}utert. Es wurde deutlich, dass Qualit{\"a}ts- und Risikomanagement eine notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung f{\"u}r Patientensicherheit ist, auch wenn dieser in Zukunft eine wachsende Relevanz zugesprochen wird. Qualit{\"a}tsmanagement ist als Steuerungsinstrument anzusehen, damit wir nicht {\"u}ber „Rezepte und Speise- karten“ sprechen, sondern gemeinsam „Kochen und Essen“. Die Bedeutung der Sicherheitskultur als N{\"a}hrboden f{\"u}r Ma{\"s}nahmen der Patientensicherheit, die sich auf die Einstellungen, Wahrnehmungen, Werte, F{\"a}higkeiten und Verhaltensmuster der Mitarbeiter konzentriert, wurde deutlich. Im Kontext der empirischen Ergebnisse stellt sich eine offene, praktisch etablierte Sicherheitskultur nur schwach dar, womit die Hypothese die zu Beginn der Arbeit aufgestellt wurde, best{\"a}tigt wird. Mitarbeiter m{\"u}ssen sich im eng getakteten klinischen Versorgungs- 51 alltag zwischen Effizienz und Sicherheit entscheiden. Sie werden in ihrem Verhalten best{\"a}rkt, wenn mit einer Abweichung kein unmittelbarer Schaden einhergeht, dies wird sp{\"a}ter als Routine akzeptiert. Die Stellung und Rolle authentischer Leitungen und F{\"u}hrungskr{\"a}fte, die als Vorbild und Vermittlungs- agent handeln, Regeln aufstellen und Ressourcen schaffen wurde in der vorliegenden Arbeit mehrfach betont und hervorgehoben. Der Patient selbst stellt sich als eine geeignete Sicherheitsbarriere dar. Instrumente die zur Messung und Evaluation der Sicherheitskultur in Krankenh{\"a}usern in Betracht gezogen werden sollten, wurden aus der Literatur beschrieben. Durch die vorliegende Arbeit konnten Antworten zu den Fragen er{\"o}rtert werden warum Mitarbeiter von einem Sicherheitsstandard, als eine Ma{\"s}nahme zur Patientensicherheit und Vorgabe der Organisation, im Alltag abweichen oder ihn missachten. Dar{\"u}ber hinaus wurde dargestellt wie dieser Sachverhalt im Kontext der Sicherheitskultur steht. Abschlie{\"s}end wurden im Ausblick m{\"o}gliche weitere Vorgehensweisen zur Verbesserung zusammengefasst. Wenn es gelingt eine Kultur der Sicherheit zu schaffen, k{\"o}nnen Aspekte der Patientensicherheit, wie das Patientenarmband, allt{\"a}gliche Routine werden. Themen der Sicherheitskultur und Patientensicherheit werden wohl weiter an Relevanz gewinnen und im Fokus der Wissenschaft und Forschung stehen.}, language = {de} }