@article{GillmayrBucher2014, author = {Susanne Gillmayr-Bucher}, title = {\"Alles eitel und so weitel\" — Lyrische Erinnerungen an Salomo}, series = {Text - Textgeschichte - Textrezeption, FS Siegfried Kreuzer}, volume = {2014}, editor = {Jonathan Robker and Frank Ueberschaer and Thomas Wagner}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0295-opus4-6469}, pages = {647 -- 663}, year = {2014}, abstract = {Die deutschsprachige Lyrik des 20. Jh. spielt die biblische Figur K{\"o}nig Salomos in unterschiedlichen Kontexten ein. In seiner Rolle als zweifelnder Weisheitslehrer (Kohelet), dient Salomo als Gew{\"a}hrsmann einer kritischen Sicht der eigenen Gegenwart, die darum wei{\"s}, dass am Ende alles Windhauch ist. Auf diese Weise kann eine Anspielung auf Salomo dazu dienen, der Gesellschaft ihren Spiegel vorzuhalten, ihre vermeintlichen Vorbilder und Werte zu dekonstruieren (B. Brecht, W. Kirsten). Eine Grundhaltung, die ihrer eigenen Verg{\"a}nglichkeit und Nichtigkeit stets bewusst ist, kann jedoch ebenso die M{\"o}glichkeit er{\"o}ffnen subjektiv erfahrener Gef{\"a}hrdung und Vernichtung entgegenzutreten (N. Sachs). Kommt Salomo als k{\"o}niglicher Richter in den Blick, so geschieht das vorwiegend kritisch, um gegenw{\"a}rtige Rechtsprechung und Herrschaftsformen in Frage zu stellen anzuprangern oder schonungslos zu enth{\"u}llen (M. Mosebach, M. Hermann). Als Herrscher ohne konkrete politische Funktion nimmt G{\"u}nther Grass K{\"o}nig Salomon in den Blick und wendet dabei die Perspektive, die nicht die Gegenwart im Gewand biblischer Figuren kritisiert sondern vielmehr das biblische Bild aus dem Blick gegenw{\"a}rtiger Zust{\"a}nde dekonstruiert. Von diesen kritisch ironischen Stimmen heben sich jene Gedichte ab, die ihre Hoffnung und Zukunft aus einer Erinnerung konstruieren. Es sind vor allem j{\"u}dische Lyrikerinnen (E. Lasker-Sch{\"u}ler, R. Ausl{\"a}nder), die mit Salomo Bilder einer verlorenen Heimat hoffnungsvoll einspielen. Salomo kann darin zum Vorbild und Urbild der Sehnsucht und Liebe zu Jerusalem und Israel werden. Seine Lieder wecken Erinnerungen und pr{\"a}gen zugleich die Sehnsucht, die an Israel und den Verhei{\"s}ungen festh{\"a}lt. Diese facettenreichen lyrischen Blicke auf Salomo zeigen, dass dieser biblische K{\"o}nig, Richter und Weisheitslehrer in der literarischen Erinnerung des 20. Jh. weiterhin pr{\"a}sent ist und als Deutungsperspektive f{\"u}r die je eigene Gegenwart herangezogen wird.}, language = {de} }