@phdthesis{Landgraf, type = {Bachelor Thesis}, author = {Florian Landgraf}, title = {Die W{\"u}stenv{\"a}ter Antonius und Pachomius : Radikale Lebensentw{\"u}rfe als Kontrast zu Welt und Kirche?}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0295-opus4-8511}, pages = {58}, abstract = {[Einleitung] \"Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.“ (Mt 10,37) Die Forderung, die Jesus hier an seine J{\"u}nger richtet, mag uns auf den ersten Blick hart und unbarmherzig erscheinen. Ist denn der ‚Preis‘ einer echten und wahren Nachfolge so hoch, so dass alles Vertraute, ja die eigene Familie um ‚seinetwillen‘ aufgegeben werden muss? Damit nicht genug, denn Jesus verlangt in Mt 19,29 sogar noch mehr: selbst H{\"a}user und {\"A}cker, man k{\"o}nnte auch sagen Wohnung, Arbeit und Besitz, d{\"u}rfen nicht wichtiger sein als er. Tats{\"a}chlich haben Menschen nach Jesu Tod derartige Konsequenzen aus ihrer Berufung gezogen und praktisch alles aufgegeben, was {\"u}blicherweise Sicherheit und Halt im Leben versprach. Als besitzlose Wandermissionare zogen sie umher, um den Menschen das Evangelium zu verk{\"u}nden. {\"A}hnliche und doch wieder ganz andere Schl{\"u}sse zogen M{\"a}nner und Frauen, die sich im 3. und 4. Jahrhundert auf den Weg in die Einsamkeit der W{\"u}sten begeben haben, abseits der Zivilisation und weg vom kirchlichen Gemeindeleben: die W{\"u}stenv{\"a}ter und W{\"u}stenm{\"u}tter. Die vorliegende Arbeit m{\"o}chte sich diesem ‚Ph{\"a}nomen‘ des Aufbruchs in die Abgeschiedenheit widmen und den Kontrast solcher radikalen Lebensentw{\"u}rfe zu Kirche und Welt herausarbeiten. Die Motive f{\"u}r den Auszug in die W{\"u}ste scheinen vielf{\"a}ltig: War es nur das besondere spirituelle Verlangen oder letzten Endes eine Flucht vor der Welt und einer (verweltlichten) Kirche mit ihren sozialen Regeln und religi{\"o}sen Pflichten? Als Prototyp dieser Aussteigerinnen und Abweichler gilt Antonius der Gro{\"s}e, da uns von ihm bis heute ein historisch brauchbares Zeugnis vorliegt, die Vita Antonii des Bischofs Athanasius von Alexandrien. Doch bevor sein Leben und seine Motive n{\"a}her erl{\"a}utert werden, ist in einem ersten Schritt die Entwicklung einer Kirche zu beschreiben, welche sich langsam professionalisiert und institutionalisiert: Wie sind christliche Gemeinden {\"u}berhaupt entstanden? Auf welche Weise haben sich kirchliche Strukturen entwickelt und wie sah letzten Endes die religi{\"o}se und philosophische Umwelt des Christentums aus, mit der die Kirche ja zwangsl{\"a}ufig im wechselseitigen Austausch stand? Die folgende historische Darstellung kann dabei, wie auch die Arbeit insgesamt, keine ersch{\"o}pfende Beschreibung und Analyse des Themas liefern. So liegt etwa der Fokus auf dem Gebiet {\"A}gyptens, wo neben Antonius noch eine weitere Form kirchlichen Lebens entsteht: die kl{\"o}sterliche Gemeinschaft. Diese Entwicklung ist in {\"A}gypten eng mit dem Namen Pachomius verbunden, der allgemein als ‚Erfinder‘ der monastischen Lebensform beziehungsweise des Koinobitentums gilt. Ihm ist es zu verdanken, die Abgeschiedenheit der Eremitinnen und Eremiten auf der einen Seite zu bewahren und ihnen andererseits ein geordnetes und strukturiertes Dasein zu erm{\"o}glichen. Von daher folgt nach der Beschreibung des ‚Modells Antonius‘ die Vita und die Darlegung der Motive des Pachomius, sozusagen als Weiterentwicklung des eremitischen bzw. anachoretischen Lebensstils. Pachomius und die Entstehung der Kl{\"o}ster zeigen eine grundlegende Ver{\"a}nderung, denn das Beispiel Antonius als ‚Alternative‘ zur etablierten Kirche hat sich ja durch die (Ordnungs-)Strukturen eines Klosters wieder professionalisiert und institutionalisiert, also ‚verweltlicht‘. So lautet die Forschungsfrage dieser Bachelorarbeit: War das Ph{\"a}nomen der ‚W{\"u}stenv{\"a}ter‘ vielleicht nur reiner Zufall, oder gibt es eine gewisse evolution{\"a}re Notwendigkeit zur Ordnung und Struktur einer Gruppe oder eines Systems? Diese Frage soll auf Basis der bisherigen Ausarbeitungen {\"u}ber die Kirche und die ‚W{\"u}stenv{\"a}ter‘ nun mit Hilfe der Systemtheorie beantwortet werden. Zun{\"a}chst geht es in den Punkten ‚Vorbemerkungen‘ und ‚Systemverhalten‘ allgemein um die Frage nach den Eigenschaften und dem Verhalten eines Systems. Die Ergebnisse werden im Folgenden auf die Kirche hin angewendet und schlie{\"s}lich die Forschungsfrage beantwortet. Mit einem Ausblick auf die Gegenwart als Anregung zum Weiterdenken endet die vorliegende Arbeit.}, language = {de} }