@phdthesis{Heil2015, author = {Hanno Heil}, title = {Die Leitung eines katholischen Altenheims als kirchlicher Beruf?}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0295-opus4-4379}, year = {2015}, abstract = {Die katholische Kirche in Deutschland ist mit {\"u}ber 1000 Einrichtungen ein wichtiger Akteur im Bereich der station{\"a}ren Altenhilfe. Die dort t{\"a}tigen Leitungskr{\"a}fte tragen Verantwortung f{\"u}r die Umsetzung des kirchlichen Auftrags gegen{\"u}ber den {\"a}lteren Menschen. Deshalb ist es nicht unerheblich, wie ihre berufliche Rolle theologisch und innerkirchlich definiert wird. Auffallend ist, dass die Leitungen katholischer Altenheime nicht als „kirchlicher Beruf“ bezeichnet werden. Die theologische Aufmerksamkeit richtet sich fast ausschlie{\"s}lich auf die kirchlichen {\"A}mter und Berufungen. In der Praxis der kirchlichen Personalarbeit wird unterschieden zwischen „kirchlichen Berufen“ und „sozialen Berufen in der Kirche“. Diese Unterscheidung bezeichnet nicht nur eine Zweiteilung der kirchlichen Berufswelt sondern entspricht auch der oft beklagte Trennlinie zwischen der Kirche und ihrer Caritas. Es ist deshalb zu fragen, ob die Kirche die Realit{\"a}t der Leitungsverantwortung in der station{\"a}ren Altenhilfe der Caritas ausreichend wahrnimmt. Eine unzureichende Anerkennungskultur, so die These, beeintr{\"a}chtigt die Identifikation der Leitungskr{\"a}fte in der Altenhilfe mit der Kirche und die Chancen der Kirche, ihre Altenhilfeeinrichtungen als Orte der Evangelisierung zu gestalten. Sie unterminiert auch die Glaubw{\"u}rdigkeit der Kirche, die die Gleichwertigkeit ihrer Grundfunktionen Diakonie, Liturgie und Verk{\"u}ndigung betont. Als Ursache der vorgefundenen Dichotomie wird eine unklare und doppelte Zielstellung der Kirche identifiziert. In kirchlichen Verlautbarungen zeigt sich h{\"a}ufig eine doppelte Zielformulierung, die zum einen auf die Ehre Gottes verweist und zum anderen auf das Heil der Menschen. In der Frage, ob es sich um zwei divergierende Ziele handelt oder ob ein einziges Ziel mit unterschiedlichen Begriffen ausgesagt wird, wird die theologische Grundlegung der Berufe in der Kirche verhandelt, denn Berufe sind aufgrund ihres instrumentellen Charakters auf eine deutliche Zielstellung angewiesen. Die Untersuchung zeigt, dass die kirchliche Zielstellung schwankt zwischen einer der st{\"a}ndischen „Logik der Ehre“ verhafteten Semantik und Praxis der Ehre einerseits und einer durch die j{\"u}disch-christliche „Vision des Schalom (des Heils, des guten Lebens f{\"u}r alle, u.{\"a}.)“ gepr{\"a}gten Verk{\"u}ndigung und Arbeit andererseits. Dies hat auch damit zu tun, dass die „Logik der Ehre“ nicht durch die Aufl{\"o}sung archaischer und st{\"a}ndischer Gesellschaftsformen erledigt ist, sondern als besondere Form von Anerkennungsverh{\"a}ltnissen auch in modernen Gesellschaften weiter existiert. Um zu einer eindeutigen und biblisch fundierten gemeinsamen Zielstellung der Berufe in der Kirche zu kommen, wird ausgehend vom Kern des j{\"u}dischen Glaubens, dem monotheistischen Gottesbild, gezeigt, wie in der nachexilischen Theologie die allein Gott zukommende Ehre und Verehrung zu einer wachsenden Kritik an der archaischen und st{\"a}ndischen „Logik der Ehre“ f{\"u}hrt. Sie gipfelt in der Verk{\"u}ndigung Jesu und der Apostel, in der die „Vision des Schalom“ als zentrale Handlungssteuerung die „Logik der Ehre“ abl{\"o}st. Die Arbeit der Leitungen katholischer Altenheime wird daran anschlie{\"s}end als Mitarbeit am Schalom-Auftrag der Kirche beschrieben. Ob in der Emotionsarbeit der Pflegenden angesichts von ekeleregenden Situationen, ob im Umgang mit Macht und Geld, in der Bewertung von Handarbeit oder von Frauenberufen in der Einrichtung, in der Wahl von Konzepten f{\"u}r den Umgang mit Demenzkranken oder mit Verfahren ethischer Entscheidungsfindung, schlie{\"s}lich in der Verantwortung f{\"u}r Sterbeprozesse in der Einrichtung und f{\"u}r die Gemeinschaft der Heimbewohner und Pflegenden – in all diesen Verantwortungsbereichen wird die Entscheidung zwischen der „Logik der Ehre“ und der „Vision des Schalom“ allt{\"a}glich neu herausgefordert. In der Mitarbeit der Heimleitungen am kirchlichen Auftrag geht es in dieser Perspektive nicht um die Frage, wie das Evangelium in die Organisation kommt, sondern darum aufzudecken, wo die Anfragen des Evangeliums im Organisationsalltag begegnen und bewusst oder unbewusst bearbeitet werden. Dabei geht es nicht um randst{\"a}ndige, sondern um zentrale Fragen der Evangelisierung. Deshalb wird daf{\"u}r pl{\"a}diert, die Leitung eines katholischen Altenheims als kirchlichen Beruf zu verstehen. Dieser neue Blick auf den Begriff des kirchlichen Berufs f{\"u}hrt zu verschiedenen Konsequenzen, die im abschlie{\"s}enden Kapitel unter den Stichworten Kompetenzorientierung, gemeinsames modulares Lernen, Berufsdurchl{\"a}ssigkeit, Auswahlverfahren und Berufseinf{\"u}hrung behandelt werden. Auch die gerade im Bereich der Pflege wahrzunehmenden Professionalisierungsdynamiken geraten unter der Perspektive der Sorge um Schalom unter einen kritischen Blickwinkel. Konsequenzen ergeben sich auch f{\"u}r die gemeinsame Verantwortung aller kirchlichen Berufe f{\"u}r den Sozialraum. Nicht zuletzt die Formulierung kirchlicher Loyalit{\"a}tsobliegenheiten und einer eigenen christlichen Unternehmensphilosophie k{\"o}nnen durch die Ausrichtung auf den Schalom-Auftrag neu inspiriert werden. Anforderungen ergeben sich auch an die Organisation und Vertretung von kirchlichen Berufsgruppen und die k{\"u}nftige Begrifflichkeit f{\"u}r die Berufe in der Kirche.}, language = {de} }