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Kompetenzprofile psychiatrisch Pflegender in ambulanten und aufsuchenden Settings

  • Zielsetzung Die Handlungsfelder für psychiatrisch Pflegende in aufsuchenden, ambulanten Settings weiten sich aus. Dieses Setting hat Einfluss auf die Aufgabenfelder, die Verantwortungsbereiche und die Anforderungen die an die Pflege gestellt werden. Ziel der Studie ist es zu beschreiben, welche Kompetenzen und Kompetenzprofile für die Arbeit im ambulanten Setting benötigt werden und ob diese Profile die gleiche Gewichtung innerhalb der Pflege haben oder sich ihre Bedeutsamkeiten unterscheiden. Es wird anschließend Bezug zur subjektiven Sicht auf den Beruf selbst und den notwendigen Qualifikationsbedarf genommen. Methodik Mittels systematischer Analyse wurden die in der Literatur beschriebenen Kompetenzen extrahiert. Unter Verwendung der Q-Methode wurden diese durch die Probanden hinsichtlich ihrer Bedeutsamkeit für den beruflichen Alltag gewichtet. Sechsunddreißig psychiatrisch Pflegende aus sieben verschiedenen Einrichtungen mit ambulanter und aufsuchender psychiatrischer Akutversorgung in Rheinland-Pfalz bildeten die untersuchte Stichprobe.Begleitend zu diesem Gewichtungsprozess wurden mit den Probanden zu den Gründen, diezu den Einordnungen führten, halbstrukturierte Interviews geführt.Mit deskriptiver statistischer Analyse wurden die Gewichtungen der Kompetenzen dargestellt und Top bzw. Least-Favourite-Kompetenzen beschrieben. Mittels Hauptkomponentenanalyse wurden korrelierende Antwortmuster zusammengefasst und so Gruppen gebildet, für die bestimmte Arten der Kompetenzbewertung (Faktorladung) typisch sind. Aus den so entstandenen Kompetenzprofilen konnten, unterstützt durch die qualitativen Daten, drei abgrenzbare Kompetenzprofile abgeleitet werden. Die Interviews wurden mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergebnisse Bezüglich der Bedeutsamkeit der Kompetenzen haben sich drei klare Schwerpunkte, die alle dem Bereich der Pflege-Patient-Beziehungsgestaltung zugeordnet werden können, abgebildet. Dieses deckt sich mit Ergebnissen aus der Psychotherapieforschung. Kompetenzen, die eher kreativen, spezialtherapeutischen Verfahren zugeordnet werden können, wurden sehr niedrig gewichtet. Aus der Hauptkomponentenanalyse ließen sich drei Kompetenzprofile ableiten, die unterstützt durch die qualitativen Daten beschrieben werden können. 1. Coaching und Psychotherapie: gekennzeichnet durch hohe Präferenz strukturierter,eher regelgeleiteter therapeutischer Interventionen. Die Beziehung ist nicht Wirkfaktor an sich, sondern Grundlage für therapeutisch induzierte Veränderung. 2. Begleitende Alltagshilfe: sehr am Alltag und den Lebensbedingungen der Patienten interessierte Pflegepersonen, die eher am aktuellen Befinden und der konkreten Hilfe im Alltag und der Förderung und Stützung orientiert sind. Die pflegerisch-therapeutische Beziehung wird nicht in Verbindung mit Interventionen, sondern eher als universell bedeutsam beschrieben. 3. Fallsteuerung und Vernetzung: gekennzeichnet durch starkes Einbeziehen von Umfeld und Mitbehandlern und hohen Grad an Struktur sowie Verantwortungsübernahme für die Steuerung der Versorgung. Primärziel ist es, eine möglichst gute Vernetzung im System herzustellen. Hierbei ist festzuhalten, dass die Probanden nicht nur einem einzelnen Kompetenzprofil folgen und andere Profile aus ihrer Arbeit ausschließen, sondern das es jeweils ein besonders deutlich ausgeprägtes Profil gibt, das höher priorisiert wird als die anderen. Dieses kann als das „leitende Profil“ bezeichnet werden. Für die Bildung einer Assoziation zu diesen Profilen konnten zwei Einflussfaktoren identifiziert werden: 1. Externale Faktoren: Besonderheiten der Umgebungsbedingungen (städtisches oder ländliches Umfeld), spezifisches Arbeitsumfeld, gesundheitspolitische Rahmenbedingungen (z. B.: Abrechnungsmöglichkeiten von Leistungen) und individuelle Patientenanforderungen. 2. Internale Faktoren: Persönliche Einstellungen und Werte wie das Menschenbild, Krankheitsverständnis und das Professionsbild, aber auch persönliches Wissen und Können. Schlussfolgerung Die Arbeit stellt einen Rahmen her, in dem die Kompetenzen und Kompetenzprofile in der ambulanten psychiatrischen Pflege beschrieben und eingeordnet werden können, und gibt Hinweise auf das Professionsbild und die berufliche Identität in der ambulanten psychiatrischen Pflege. Die beschriebenen Kompetenzprofile sind geeignet, Qualifizierungsbedarfe für die Tätigkeit in ambulanten, aufsuchenden Settings für psychiatrisch Pflegende abzuleiten. Insbesondere die Handlungsfelder Coaching, Psychotherapie und Case-Management sind hier hervorzuheben, da diese nur unzureichend in den klassischen Weiterbildungen zur Fachpflege in der Psychiatrie berücksichtigt sind. Dieser Rahmen ist ein erstes Modell, das durch zukünftige Arbeiten untersucht, konkretisiert, angepasst und erweitert werden muss.

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Metadaten
Verfasserangaben:Brigitte Anderl-Doliwa
URN:urn:nbn:de:0295-opus4-10782
Gutachter*in:Frank Weidner, Michael Schulz
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):05.10.2017
Datum der Erstveröffentlichung:05.10.2017
Titel verleihende Institution:Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Datum der Abschlussprüfung:27.09.2017
Datum der Freischaltung:05.10.2017
GND-Schlagwort:Pflege; Psychiatrie; Kompetenz
DDC-Sachgruppen:100 Philosophie und Psychologie / 150 Psychologie
Zugriffsrecht:Frei zugänglich
Hochschulen:Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Lizenz (Deutsch):License LogoCreative Commons - Namensnennung, Nicht kommerziell, Keine Bearbeitung 2.0