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Alter(n) mit schwerer psychischer Erkrankung. Problemwahrnehmung und soziale Teilhabebedarfe aus Sicht älter werdender Nutzer*innen von Tagesstätten für psychisch Erkrankte

  • Die Zahl der älteren Menschen mit einer lebensbegleitenden psychischen Erkrankung, die das Seniorenalter erreichen, steigt kontinuierlich. Diese Entwicklung wird sich intensivieren, wenn in wenigen Jahren die Geburtskohorten der Baby-Boomer die 7. und 8. Lebensdekade erreichen. Wie Psychiatrieerfahrene selber ihr Älterwerden erleben, wie sie mit alterstypischen Veränderungen umgehen und welche sozialen Teilhabebedarfe sie im Hinblick auf das höhere und hohe Erwachsenenalter formulieren, ist bislang in Deutschland noch wenig erforscht. Das gilt auch für die Konsequenzen, die der demographische Wandel für die Unterstützungs- und Versorgungsstrukturen der Sozialpsychiatrie in Deutschland hat. In zwei qualitativen Studien der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Münster wurden insgesamt 45 52-67-jährige Nutzer_innen von Tagesstätten für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung sowie Leitungskräften von Tagesstätten und Kontakt- und Beratungsstellen zu verschiedensten Aspekten des Alter(n)s und (antizipierten) Konsequenzen befragt. Die nachfolgende Darstellung konzentriert sich auf zwei Aspekte der Erhebung – zum einen die zu Tage tretenden Unterschiede in der Wahrnehmung des Älterwerdens, zum anderen die Frage nach Möglichkeiten sozialer Teilhabe im Alter(n). Deutlich wird, dass nahezu alle Teilnehmer_innen die „Imperative“ des Alter(n)s kennen und sich auch ein, allerdings kleinerer Teil im Sinne eines „active agings“ gezielt mit den konkreten Anforderungen, die das Älterwerden mit sich bringen kann, auseinandersetzt und z. B. gezielt Gesundheitsförderung betreibt. Allerdings scheinen insbesondere die sozialen Teilhabemöglichkeiten aus Sicht vieler Befragten eng an die Inanspruchnahme der Tagessstätte gebunden. Ursächlich hierfür sind neben Symptomen der psychischen Erkrankung auch ökonomische Zwänge. Angebotsalternativen für Senior_innen werden vor diesem Hintergrund skeptisch beurteilt. So wichtig es auch für das höhere Erwachsenenalter ist, Angebotsalternativen außerhalb der Sozialpsychiatrie zu eruieren, um im Sinne der UN-Konvention der Rechte behinderter Menschen diesen in jedem Alter Wahlmöglichkeiten zu eröffnen, zeigen die Ergebnisse Grenzen einer „nachholenden“ Inklusion. Vielmehr deutet sich ein fortbestehender, im Zuge des demographischen Wandels zukünftig steigender Bedarf an Einbindung in tagesstrukturierende Angebote der Sozialpsychiatrie weit über das 65. Lebensjahr hinaus an, um die Lebensqualität der Betroffenen in sozialer wie gesundheitlicher Hinsicht zu unterstützen. Auf diesen Bedarf ist bundesweit bereits vereinzelt mit der Schaffung erster Tagesstätten für psychisch erkrankte Senior_innen geantwortet worden.

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Verfasserangaben:Christiane RohlederORCiD
URN:urn:nbn:de:0295-opus4-50506
DOI:https://doi.org/10.3262/TUP2103178
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit
Dokumentart:Aufsatz
Sprache:Deutsch
Jahr der Erstveröffentlichung:2021
Datum der Freischaltung:02.09.2024
Freies Schlagwort / Tag:Alter(n) mit chronischer psychischer Erkrankung; Soziale Teilhabe und psychische Erkrankung; Tagesstätten für Menschen mit psychischer Erkrankung
GND-Schlagwort:Alter; Psychische Störung; Psychiatrische Tagesstätte; Teilhabe
Ausgabe / Heft:3
Seitenzahl:18
Erste Seite:178
Letzte Seite:194
DDC-Sachgruppen:300 Sozialwissenschaften
Zugriffsrecht:Frei zugänglich
Hochschulen:Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln
Lizenz (Deutsch):License LogoCreative Commons - CC BY - Namensnennung 4.0 International