Das bewegliche Heer der Künstlichen Intelligenz
- KI-Diskurse finden in Bildern statt, in Sprachbildern, in Technikbildern und in visuellen Bildern. KI muss daher als vielschichtiges Phänomen in den Blick genommen werden, das technische und nicht-technische Aspekte enthält, und es muss im weiteren geistesgeschichtlichen Bedeutungskontext seiner Elemente betrachtet werden. Dazu gehören auch bildhafte Vorstellungen: Bilder, Urbilder, Abbilder, Vorbilder, Simulakren, sowohl bildhaft Dargestelltes und Sprachbilder als auch Vorstellungsbündel, wie sie etwa in der Rede von Menschenbildern, Technikbildern und Weltbildern angesprochen werden. Welche Elemente aber machen KI eigentlich aus? Welcher geistesgeschichtliche Kontext orientiert die Bedeutungen und Verständnisse von KI? Die hier zentralen technomorphen Menschenbilder und anthropomorphen Technikbilder sind nur ein Bruchteil derjenigen Phänomene, Narrative, Mythen, Schemata, Vorstellungen etc., mit denen KI semantisch freudig reagiert. Auch – vertikal gesprochen – ‚über‘ und ‚unter‘ dem Menschlichen sind Topoi bei der Verstehens- und damit Entscheidungs- und Handlungsorientierung wirkmächtig, die es zu berücksichtigen gilt, wenn KI, KI-Diskurse und deren Wirkungen analysiert werden sollen. Dabei ist KI als dergestaltige Menge kategorial inhomogener Elemente als ein Inbegriff zu fassen. Wer die Interessen nicht beachtet, die solche Inbegriffe ausmachen, kann KI und ihre Diskurse nur oberflächlich verstehen. Die Reaktionsfreudigkeit und Kopplungsbereitschaft ist schwindelerregend, jedoch fundiert und strukturiert durch das verfügbare geistesgeschichtliche Repertoire an Kopplungskandidaten. Aber: KI entscheidet, lernt, handelt, denkt etc. trotz entsprechend semantischer Suggestionen genauso wenig, wie ein autonomes Auto autonom ist, wie ein Roboter zu etwas gezwungen werden könnte oder wie Informatiker, KI-Forscher und Data Scientists mit dem Schaffen von verblüffenden IT-Systemen zu Schöpfergöttern würden. Deshalb ist in diesem Zuge an vergessene oder aus der Aufmerksamkeit geratene Metaphorik zu erinnern sowie an die fundamentale Bildhaftigkeit und den vielfältigen Bildbezug der KI. KI ist – mit Nietzsche formuliert – ein Heer von Metaphern und Anthropomorphisierungen, eine poetisch gesteigerte Summe menschlicher Relationen. Deshalb muss implizites Bedeutungsgepäck der KI aufmerksam expliziert werden, müssen interessensgeleitet oder unbewusst hineingelegte Bedeutungen wieder ausgelegt werden. Solche KI-Auslegung muss KI-Entwicklung und -Verbreitung zwingend begleiten.
Verfasserangaben: | Arne ManzeschkeORCiDGND, Bruno Gransche |
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Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch): | Künstliche Intelligenz, Mensch und Gesellschaft |
Untertitel (Deutsch): | Ein Technomythos als Summe menschlicher Relationen |
Verlag: | Springer |
Verlagsort: | Wiesbaden |
Dokumentart: | InBuch (Kapitel/Teil einer Monographie) |
Sprache: | Deutsch |
Jahr der Fertigstellung: | 2024 |
Datum der Freischaltung: | 10.04.2025 |
Freies Schlagwort / Tag: | Technikbild |
GND-Schlagwort: | Künstliche Intelligenz; Metapher; Menschenbild; Weltbild |
Erste Seite: | 131 |
Letzte Seite: | 150 |
DDC-Sachgruppen: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 600 Technik |
Zugriffsrecht: | Frei zugänglich |
Hochschulen: | Evangelische Hochschule Nürnberg |
Hochschulbibliographie: | Evangelische Hochschule Nürnberg |
Lizenz (Deutsch): | ![]() |