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In dieser empirischen Studie wird vor dem Hintergrund der Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts der Frage nachgegangen, in welcher Intensität und war-um der Religions- und Ethikunterricht relevant sind. Zur Beantwortung der Fragestellung wurden neben einer theoretischen Analyse von Lehrplänen Lehramtsstudierende der Volksschule (N = 128) mittels eines Online-Fragebogens befragt. Die Resultate zeigen, dass Ethikunterricht als signifikant relevanter als Religionsunterricht eingeschätzt wird. Als zentraler Relevanzfaktor des Ethikunterrichts wird die Werterziehung genannt, im Religionsunterricht das Wissen über Religionen. Ferner wird Werterziehung als integrales Ziel jedes Unterrichtsfachs gesehen. Auf der Grundlage der empirischen Resultate, Lehrplananalysen und theoretischen Reflexionen wird die Kombination von Werterziehung mit Wissenserwerb im Fachunterricht vorgeschlagen, anstatt ein zusätzliches Fach Ethik zur Förderung der Werterziehung einzuführen.
Die Kirche im Dialog mit der Welt. Die Bedeutung der Wissenschaften für die kirchliche Morallehre
(2020)
Im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde mit der paradigmatischen Öffnung der katholischen Kirche zur Welt die Einsicht entscheidend, dass Kirche und Welt voneinander lernen können und müssen. Die Kirche habe nicht nur der Welt und damit der Gesellschaft etwas zu sagen; auch umgekehrt habe die Welt der Kirche etwas zu sagen. Folglich drängt die Öffnung der Kirche zur Welt letztlich darauf, das Verhältnis von Kirche und den jeweiligen Bereichen der Gesellschaft als dialogisches Zueinander zu verstehen.
Die Offenheit für die Welt bzw. die Hinwendung zur Welt bedeutet auch eine Offenheit für wissenschaftliche Erkenntnisse. Aus epistemischen Gründen ist die Hinwendung der Kirche zur Welt der Wissenschaften sogar geboten und bedeutet, wissenschaftliche Einsichten wahrzunehmen und in der Lehre zu berücksichtigen. Das gilt nicht zuletzt für den Bereich der kirchlichen Morallehre. Denn die Kirche lehrt nicht nur die Menschen und die Gesellschaft in individual- und gesellschaftsethischen Fragen, sie lernt auch von den gesellschaftlichen Systemen – und d.h. zugleich: von den Wissenschaften.