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Palliative Haltung
(2012)
Gegenstand meiner theoretischen Betrachtungen ist das Phänomen einer “Palliativen Haltung”. Diesem war ich im Rahmen eines Forschungspraktikums im Palliativen Feld begegnet. Die Akteure betonen ihre Palliative Haltung und geben ihr einen zentralen Sinn, ohne sie selbst zu explizieren. Anhand von Interviews konnte ich Aspekte einer solchen Haltung explizieren. Diese betrachtete ich in Anlehnung an Eva Feder Kittays Care Theorie, an Christine Pfeffers ethnographische Studie, an Pierre Bourdieus Sozialraumanalyse und an Hartmut Rosas Akzelerationstheorie näher. Eine Palliative Haltung ist weder voraussetzungslos noch wirkungsfrei. Eva Feder Kittays Care Theorie verdeutlicht dies mit ihrem Verständnis von Care als einer Sorge für jemanden in drei Dimensionen: Tugend von Care, Haltung von Care und Care-Arbeit. Die Voraussetzungen von Care werden über Haltung zur Praxis. Da der Mensch als Mensch schon immer ein auf andere Menschen Angewiesener und Verwiesener ist, bestimmt Kittay Care-Beziehungen als die Grundformen des Beisammenseins von abhängig verfassten Menschen. Als Räume der Begegnung von Care-Gebenden und Care-Empfangenden sind sie getragen von einer gemeinsamen Haltung. Das Palliative dieser Haltung wirkt in dieses Aufeinander-Bezogensein hinein als verantwortliches mitmenschliches Solidarisch-Sein. Im Rahmen von Care-Beziehungen vermittelt die Palliative Haltung den Anspruch von Care mit der Wirklichkeit von Pflege und stiftet damit Sinn am Lebensende. Christine Pfeffer legt in ihrer ethnographischen Studie zur stationären Hospizarbeit die normativen Voraussetzungen des Palliativen Feldes offen. Sie manifestieren sich in der Norm des guten Sterbens (friedliche Akzeptanz der Sterbendenrolle – Individualisierung des Sterbens – Im Kontext einer Gemeinschaft). Meine eigene Palliative Haltung verfestigt sich in ihrer dialektischen Bezogenheit auf diese Norm des guten Sterbens. Der Befund der dialektischen Bezogenheit von palliativem Akteur und Normen des palliativen Feldes bestätigt sich durch die Annahmen der Sozialraumanalyse von Pierre Bourdieu. Es wird deutlich, dass sich Haltung in der dialektischen Begegnung von sozialem Akteur und sozialem Feld entwickelt. Palliative Haltung ist die habituell im Feld erworbene und habituell im Feld wirksame Haltung des sozialen Akteurs. Palliative Haltung ist Distinktionsmerkmal, das durch bestimmte Spielregeln, Konflikte, Strategien, Kapitalformen sowie Klassen und Geschmäcker des Palliativen Feldes und seiner Akteure gekennzeichnet ist. Eine Wertekollision kündigt sich gegenwärtig an angesichts der Bedrohung des Werts der Caritas – von außen durch das Hereindrängen von Kriterien der Ökonomie, von innen durch die habituelle Einverleibung dieser Kriterien auf eine effiziente Praxis hin, die dann nicht mehr anspruchs-, sondern verrichtungsorientiert ist. Mit Hartmut Rosas Akzelerationstheorie zeige ich: Palliative Haltung als Haltung des Zeithabens ist ein Anachronismus in der beschleunigten Moderne. Als Haltung des Zeithabens verändert Palliative Haltung die Handlungsgeschwindigkeit. Sie dient der Entschleunigung des Menschen im palliativen Feld im Rahmen einer Care-Beziehung. Als Ort der Entschleunigung wurde das Palliative Feld aus dem Feld des Gesundheitswesens ausdifferenziert. Das durch eine optionen-optimierte Medizin bedingte langsamere und längere Sterben und der Tod als Vernichter von Optionen in einem optionenverdichteten Gesundheitswesen mussten notwendigerweise ausdifferenziert werden, um ein beschleunigtes Gesundheitswesen überhaupt funktionsfähig zu halten. Fazit: Nach Palliativer Haltung kann ich nur fragen, indem ich zugleich nach ihren Voraussetzungen frage (die Tugend, die mich befähigt - die Norm des guten Sterbens - die Dialektik von Habitus und Feld - der modern beschleunigte Mensch), die in meiner Haltung vermittelt zur Praxis werden. Mit der Annäherung an eine sogenannte Palliative Haltung gelingt zugleich eine verstehende Annäherung an gegenwärtig stattfindende, gesellschaftlich verantwortete Transformationsprozesse eines ökonomisierten und beschleunigten Gesundheitswesens. In der Palliativen Haltung überlebt die Anspruchs-Haltung von Pflegenden und Ärzten an das eigene sorgende Handeln, das als solches in dialektischer Verwobenheit mit dem Feld des Gesundheitswesens in dieses hineinwirken kann.
Wirtschaften mit Gott
(2012)
Der Studienschwerpunkt „Familien- und Lebensformenbezogene Soziale Arbeit“ hat ein breites Aufgabenspektrum. Fokus der Sozialen Arbeit in diesem Feld ist der einzelne Mensch in seinen Bezügen zu seiner Familie oder eine ganze Familie oder aber auch ein Kind oder ein Jugendlicher, der in einer familienersetzenden Lebensform seinen Lebensmittelpunkt hat. Zentrales Moment all dieser Sichtweisen auf die Lage eines Menschen stellt die Perspektive dar, welche Rolle und Bedeutung Familie für den Einzelnen hat, welche Funktionen Familie für den Einzelnen erfüllt und wie Familie in ihren Strukturen und Krisen mit Hilfe Sozialer Arbeit Unterstützung erfahren kann. In diesem Sammelband finden sich zunächst die Bildassoziationen der Studierenden zu Beginn des Studienjahrs zum Thema „Familie heute“: In kleinen Gruppen wurden die individuellen und subjektiven Bezüge zum Thema Familie zusammengetragen, bildhaft dargestellt und im Plenum interpretiert (Kap. 2). Dann folgen die Beiträge der Studierenden für die gemeinsame Diskussion im Studienschwerpunkt 2011/12 in alphabetischer Abfolge der Themen (Kap. 3). Darüber hinaus haben die Studierenden parallel zu ihren Beiträgen als Praxisprojekt jeweils ein für ihren Themenbereich relevantes Arbeitsfeld vor Ort besucht und die Handlungskonzeptionen in Bezug auf die vorgestellte Perspektive ihres Beitrags hin analysiert und kritisch hinterfragt; dies ist in eigenen Kurzbeiträgen zusammengestellt. Daraus ergibt sich ein exemplarisches Kompendium zu einzelnen Angeboten der Hilfen zur Erziehung, zu weiteren Arbeitskontexten Sozialer Arbeit und zu anderen zu wichtigen Schlüsselbegriffen der Sozialen Arbeit. Zudem haben die Lehrenden mehrere Beiträge zu Einzelaspekten der Theorie und Praxis verknüpfenden methodischen Arbeit im Kontext der Sozialen Arbeit mit Familien und Kindern und Jugendlichen und deren Bezugspersonen verfasst (Kap. 4), nämlich zur Philosophie der Hilfen zur Erziehung und zum Hilfeplanungsprozess, zum Zusammenhang von Lebenslagen und Verhaltensdispositionen, zur systemischen Arbeit und zur Gesprächsführung mit Familien, sowie zu einzelnen methodischen Bausteinen, die den Zugang zu den Informationen über die Problemzusammenhänge der Familien, Kinder und Jugendlichen strukturieren helfen, nämlich zu Biographiearbeit, Genogramm, Soziogramm und Skulpturarbeit. Ein weiterer Abschnitt versammelt verschiedene theoretische Ansätze und Modelle als knappe Informationsbausteine (Kap. 5), die die Studierenden zusammengestellt haben. Insofern stellt dieser Sammelband eine Art Handbuch dar für die theoriegeleitete und praxisbezogene Arbeit in der Familien- und Lebensformenbezogenen Sozialen Arbeit. (Auszug aus der Einleitung)
Sozial- und gesellschaftspolitische Anforderungen erfordern es, Pflegebedürftigkeit valide zu messen. Ein entsprechendes Messinstrument muss in der Lage sein, Pflegebedürftige aufgrund gültiger Kriterien in ihrer Pflegebedürftigkeit zu unterscheiden. In sechs Fachaufsätzen werden unterschiedliche methodologische und methodische Probleme und Herausforderungen der Messung von Pflegebedürftigkeit am Beispiel des Neuen Pflegebedürftigkeitsassessment (NBA) untersucht und die Ergebnisse verschiedener Validitätsstudien analysiert. Ein Ausblick auf die Anforderungen der Theorie- und Instrumentenentwicklung beinhaltet Vorschläge zu alternativen Herangehensweisen bei der Entwicklung von Messinstrumenten.
Vorlesung im Audimax der Theologischen Fakultät Fulda (15.11.2012) Die erste Enzyklopädie des Mittelalters, die im 7. Jahrhundert von dem spanischen Bischof Isidor geschaffen wurde, steht im Mittelpunkt eines Vortrags im Auditorium Maximum der Theologischen Fakultät. Auf Einladung des Fuldaer Geschichtsvereins referiert am 15. November 2012 um 19.30 Uhr Prof. Dr. Carmen Cardelle de Hartmann (Universität Zürich) über „Die Rezeption der Etymologien des Isidor von Sevilla“. Das Werk, von dem noch mehr als tausend Handschriften vorliegen, zählt zu den erfolgreichsten mittelalterlichen Texten. Die Referentin geht anhand von erhaltenen Lesenotizen, Anmerkungen und Überarbeitungen der Frage nach, wie diese schwierige Enzyklopädie benutzt wurde. Dabei gerät auch Hrabanus Maurus in den Blick. Dieser, offenbar unzufrieden mit dem inkonsequenten Aufbau des Werkes, schuf aus dem Material Isidors ein neues Werk – genannt „De naturis rerum“ (Pressemeldung der Stadt Fulda vom 09. November 2012)
Das Programm „Sozialführerschein“ ist ein Kursangebot zur Förderung des sozialen Engagements und zur Berufsorientierung jugendlicher Schülerinnen und Schüler, das von der Westfalenfleiß GmbH Arbeiten und Wohnen entwickelt wurde. Es bietet Schülern der Klassen 9 und 10 von Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien in Münster die Möglichkeit, während eines außerschulischen Praktikums die Lebenswelt von Mitbürgern mit geistiger Behinderung kennen zu lernen und in den Berufsalltag in der Behindertenhilfe „hineinzuschnuppern“. Der „Sozialführerschein“ ist ein Zertifikat über die von den Jugendlichen im Rahmen dieses Angebots erworbenen theoretischen und praktischen Kenntnisse pädagogischer Arbeit. Innerhalb des vierwöchigen Kurses nehmen die Jugendlichen an vier Nachmittagen am Lebensalltag von Menschen mit Behinderung teil - insbesondere im Rahmen der Freizeitgestaltung. Sie bereiten unter Anleitung kleinere Aktivitäten und Unternehmungen vor, machen sich gemeinsam mit den behinderten Menschen auf den Weg und reflektieren ihre Erfahrungen. Die Praxisnachmittage können je nach den Bedürfnissen und Ideen der Bewohner mit Behinderung und der Schüler gestaltet werden.
Fremde Welten im Buch Jona
(2012)
Introduction
1. Blumenberg's Critique of Anselm's Ontological Argument
1.1 The Ontological Argument as a Proof of the Existence of God
1.2 Two Incompatible "Definitions" of God
1.3 Other Objections Against Anselm's Ontological Argument
2. Blumenberg's Critique of Anselm's Theological Anthropology
2.1 Hans Blumenberg's Anselm: Humanity as Ersatz
2.2 The Historical Anselm: Humanity as an End in Itself
2.3 Rational Theology