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„Seien Sie kein Säugling, seien Sie ein Mann!“ Zur Aktualität von Katharina von Siena (1347-1380)
(2022)
Heute Kirchenlehrerin und Patronin Europas, steht Katharina von Siena fremd und nah zugleich in der Geschichte leidenschaftlicher Gottesmystik und ständiger Kirchenreform(ation). Ihre Lebenszeit ist voller Umbrüche: große Pest, Machtkämpfe in der toskanischen Heimat und Aufbruch der Nationalstaaten, Krise des Papsttums erst in Avignon und dann im Abendländischen Schisma.
Gerade im historischen und hermeneutischen Abstand lassen sich in der Begegnung mit Katharina Grundfragen christlicher Spiritualität, Theologie und Kirchengestalt(ung) durchbuchstabieren – auf der Suche nach der mystisch-politischen Doppelstruktur des Christlichen in nachpatriarchaler Zeit. Nicht zuletzt gilt es, dem Verhältnis therapeutischer und spiritueller Heilungswege nachzuspüren und dem Zusammenspiel von Gesundheit, Krankheit und Heiligkeit.
Ähnlich wie die Erfindung des Buchdrucks wird die „digitale Revolution“, das deutet sich schon im Namen an, als umfassender Paradigmenwechsel für die Gesellschaft angesehen. Dabei umfasst Digitalisierung eine Vielzahl von Prozessen, die alle Lebensbereiche erfassen: Wirtschaft und Verkehr, Landwirtschaft und Ernährung, Gesundheit und Freizeit, Politik, Kunst und Kommunikation. Digitale Medien verändern Beziehungen, Formen der Vergemeinschaftung und das Selbstverständnis von Individuen – und mit diesen nicht zuletzt das Verständnis und die Praxis von Spiritualität.
Die Arbeitsgemeinschaft Theologie der Spiritualität hat sich in ihrer Jahrestagung 2018 unter dem Titel „Spiritualität@Digitalität“ der Aufgabe gestellt, das spannungsreiche Feld zwischen Spiritualität und digitalen Medien zu beleuchten. Welche Möglichkeiten, Chancen und Inspirationen, aber auch welche Grenzen, Gefahren und Verführungen bedeuten digitale Medien für die Spiritualität? Inwiefern verändern sich in einer digitalisierten Welt geistliche Beziehungen, Prozesse und Methoden? Welche Auswirkungen hat die Bewegung im virtuellen Raum auf spirituelle Identitäten und Profile? Diese und andere Fragen wurden auf der Tagung aus den Perspektiven verschiedener theologischer Fächer verhandelt.