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Hintergrund: Partizipation hat in der Gerontologie, Altenhilfepolitik und -praxis seit einigen Jahren Konjunktur. Dabei spielt das Verhältnis von Partizipation und Raum in der Diskussion um Quartiersorientierung eine Rolle. Wenig berücksichtigt werden bisher Zusammenhänge zwischen Partizipation und Raum innerhalb stationärer Altenhilfeeinrichtungen.
Material und Methoden: Qualitative Daten aus 2 Studien zur stationären Altenhilfe werden sekundäranalytisch im Sinne einer „supra-analysis“ mittels der qualitativen Inhaltsanalyse hinsichtlich Partizipation in Bezug auf Raum und Raum in Bezug auf Partizipation untersucht.
Ergebnisse: Fast alle Stufen der berücksichtigten Partizipationsleiter sind hinsichtlich der Mitgestaltung von Räumen zu finden, wobei Bewohner_innen mit Demenz weniger Partizipationsmöglichkeiten eingeräumt werden. Zudem können Räume durch ihre Anordnung Voraussetzungen für Partizipation schaffen. Wechselseitige Bezüge verdichten sich in Prozessen der Raumaneignung, Raumgestaltung und Raumplanung. Fehlen hierfür Zugänge, ist eine selbstbestimmte Alltagsgestaltung eingeschränkt.
Diskussion: Die Ergebnisse tragen zu einer raumbezogenen Weiterentwicklung von Partizipationskonzepten bei, denn sie zeigen, in welchen räumlichen Zusammenhängen Partizipation in institutionellen Settings im Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure hergestellt wird, und wie sie raumbezogen spezifisch verteilt ist. Zur Förderung von Partizipation in Einrichtungen ist eine Reflexion zu vorhandenen Möglichkeiten zur Raumaneignung, -gestaltung und -planung vor dem Hintergrund institutioneller Rahmenbedingungen bedeutend.
In der aktuellen Soziologie werden Diskussionen über die Herstellung von sozialen Differenzkategorien, deren Wechselwirkungen und damit einhergehenden Produktionen sozialer Ungleichheitsverhältnisse insbesondere über intersektionale Ansätze geführt. Kritik an intersektionalen Ansätzen richtet sich auf ihre Fokussierung auf eine begrenzte Anzahl bereits gut erforschter Differenzkategorien und auf Konstruktionsprozesse (doings), wobei tendenziell Dekonstruktionsprozesse (undoings) ausgeblendet werden. Der Beitrag greift beide Kritikpunkte auf, um sie für die intersektionale Theoriebildung fruchtbar zu machen. Erstens wird statt auf die klassische Trias aus race, class, gender das Differenzmerkmal Alter fokussiert, um dessen Relevanz als ‚metrische Variable‘ deutlich zu machen. Zweitens wird zusätzlich zu doing age ein undoing age als Konzept ausgearbeitet. Um die Differenzkategorie Alter einer intersektionalen Betrachtung zugänglich zu machen, entwickelt der Beitrag damit einen multiperspektivischen Analyserahmen.
Objective: In this paper we ask how and through which social practices age and family are relationally being un/done in the course of the pandemic in Germany, and how these un/doings shape, shift or even break intergenerational relations.
Background: The spread of the coronavirus and the attempts of governments to slow it down are severely affecting livelihoods worldwide. The institutionalised ageism underlying these government measures affects the youngest and oldest in society in particular (Ayalon et al. 2020; van Dyk et al. 2020). Intergenerational relations of social reproduction enacted, inter alia, through practices of eldercare, grandparenting, or voluntary work, are significantly limited in the current pandemic, as older adults are framed as an 'at-risk group', children as 'silent transmitters', and young adults as a 'risky group' (Ayalon et al. 2020; Stokes & Patterson 2020). These constructions contribute to the constitution, stabilisation and 'doing' of age in the pandemic.
Method: We present findings from longitudinal research that was conducted through qualitative, problem-centred interviews between March 2020 and February 2021 with persons of different ages living in different household and care constellations in Germany.
Results: Whereas in non-pandemic times doing age can be constitutive for doing family – as a constellation traditionally perceived to comprise multiple generations – we see the opposite happening in the pandemic: as age-based government measures to contain the spread of the virus limit intergenerational relations, older adults face the risk of being excluded from families. Hence, doing age can lead to a redoing or even an undoing of family.
Conclusion: The paper outlines the potential of a 'linking ages' approach for the study of family lives and of intergenerational relations in times of crises.
Ohne Klient*innen wäre Soziale Arbeit nicht möglich. Die Bezeichnung „Klient*in“ wirft jedoch die Frage auf, wer oder was genau damit gemeint ist und in welchem Verhältnis Soziale Arbeit zu Klient*innen steht. Dies ist im Handlungsfeld der stationären Sozialen Altenarbeit besonders relevant, in dem ältere Menschen in erster Linie als Bewohner*innen leben und lediglich kontextspezifisch zu Klient*innen werden. Diese fehlende Eindeutigkeit in der Zuschreibung des Klient*innenstatus hat auch zur Folge, dass der Auftrag der Sozialen Arbeit in diesem Handlungsfeld bisher nicht eindeutig definiert ist und die Einrichtung eines Sozialen Dienstes in Seniorenheimen keine Selbstverständlichkeit darstellt. Dieser Beitrag zielt auf eine Präzisierung des Klient*innenstatus in diesem Feld ab. Mit Hilfe der Heuristik des un/doing clientification soll bestimmt werden, wie der Klient*innenstatus konstruiert und dekonstruiert wird und welche Aufgaben der Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes damit einhergehen. Dies wird mit Hilfe der Ergebnisse eines ethnographischen Forschungsprojektes veranschaulicht. Es werden all jene sozialen Praktiken dargestellt, in denen der Klient*innenstatus im praktischen Tun hervorgebracht, aufrechterhalten, in Frage gestellt oder irrelevant gemacht wird. Die Ergebnisse ermöglichen neue Impulse für das Verständnis des Klient*innenstatus in der stationären Sozialen Altenarbeit und verdeutlichen die Bedeutung des Sozialen Dienstes in Seniorenheimen.
Nachhaltiges Alter(n) im Kontext des Klimawandels: Stand der Forschung und konzeptioneller Ausblick
(2024)
Hintergrund: Die Alter(n)sforschung nimmt sich zunehmend der Herausforderungen im Zuge des Klimawandels an, behandelt jedoch eher die „Reaktionsbedarfe“ denn „Aktionsmöglichkeiten“ älterer Menschen.
Material und Methoden: Auf Basis eines Scoping Review von 39 Fachbeiträgen werden Konstruktionen von Alter(n) im Kontext des Klimawandels und von Nachhaltigkeit analysiert und es wird auf existierende Verengungen hingewiesen. Aus diesen Überlegungen wird ein Modell entworfen, das erfolgreiches, aktives und nachhaltiges Alter(n) in Einklang bringen lässt.
Ergebnisse: In der Fachliteratur werden ältere Menschen häufig als homogene, vulnerable Gruppe eingeordnet, die dem Klimawandel ausgeliefert ist. Im Kontext von Nachhaltigkeit kommt ihnen entweder die Rolle als zentrale Verursacher_innen des Klimawandels zu, oder sie werden als Teil der Lösung von Umweltkrisen verhandelt. Solche Verengungen werden in diesem Beitrag aufgelöst und es werden existierende Ambivalenzen in Lebenswelt und Forschung im Modell des „nachhaltigen Alter(n)s im Kontext das Klimawandels“ verbunden.
Diskussion: Der Klimawandel kann nur gemeinsam bewältigt werden. Die Alter(n)sforschung kann auf Basis des vorgestellten Modells wichtige Beiträge zum Umgang mit Klimaveränderungen und zu (Re-)Aktionen im Hinblick auf die Umweltkrise leisten.
In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, warum gewaltbetroffene Frauen ab 50 Jahren, Frauen aus mittleren und höheren Bildungs- und Einkommensschichten und Frauen mit Behinderungen Angebote der Sozialen Arbeit selten nutzen, obwohl diese Angebote bei der Be- und Verarbeitung von Gewalterleben hilfreich sind. Zur Beantwortung dieser Frage werden mittels einer intersektionalen Mehrebenenanalyse Barrieren in der Inanspruchnahme dieser Angebote herausgearbeitet. Grundlage bilden jeweils zehn Interviews mit betroffenen Frauen und Fachkräften sowie zehn Websites, die inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen im Verlauf des Gewalterlebens vier Abwägungsprozesse durchlaufen, in denen Bewertungsmaßstäbe, der Gewaltbegriff, Einstellungen und einrichtungsbezogene Spezifika zu Barrieren werden können und, dass die Entscheidung zur Nutzung von Angeboten der Sozialen Arbeit aufgrund der vielfältigen Subjektpositionen von Frauen stets in der Verschränkung mit der Strukturebene zu betrachten ist. Diese Ergebnisse schärfen das Bewusstsein für einen differenzsensiblen Gewaltschutz, damit Soziale Arbeit den eigenen Anspruch, ein Unterstützungssystem für alle gewaltbetroffenen Frauen zu sein, auch einlösen kann.