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Die Nutzung digitaler Medien wird mittlerweile nicht nur als Erscheinungsform des kindlichen Alltags betrachtet, sondern als neuer Bildungsbereich in den Bildungsplänen für Kindergärten und Kindertagesstätten (Kitas) festgeschrieben. Gleichzeitig wird die Mediennutzung junger Kinder kritisch diskutiert, und es werden negative Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung befürchtet. Dabei treten bei Pädagog_innen häufig Unsicherheiten auf, wenn es um die Nutzung von digitalen Geräten in den Einrichtungen und die Auseinandersetzung mit informatischen Themen und Fragestellungen geht. Reflexionsprozesse zur eigenen Haltung gegenüber dem Einsatz digitaler Medien im Elementarbereich vor dem Hintergrund konkreter Erfahrungen scheinen unerlässlich, um eine kompetente Auseinandersetzung zu ermöglichen. Im Rahmen des Seminars „Entwicklung im Spiel“ erprobten Studierende mit Kita-Kindern den Sphero SPRK+ als kugelförmigen Roboter, der sich mithilfe eines mobilen Endgerätes frei programmieren lässt. Das Lernwerkstattangebot zeichnete sich dadurch aus, dass sowohl Dozierende als auch Studierende und Kinder zum überwiegenden Teil über wenig Vorerfahrungen mit digital gesteuerten Robotern verfügten, hier also gemeinsam geteilte Denkprozesse im Sinne des Sustained Shared Thinking in besonderer Weise eröffnet wurden. Gerahmt wurde die praktische Auseinandersetzung durch Reflexionsbögen mit dem Ziel, vor, während und nach der Erprobung Haltungen und Deutungsmuster in Bezug auf das eigene sowie das kindliche Handeln festzuhalten und diese zu hinterfragen. Die Ergebnisse belegen, dass sich auch in der Studierendenschaft eine große Bandbreite von Interesse und Neugierde einerseits und Vorbehalten und Kritik andererseits zeigt.
Im Beitrag wird mit Fokus auf vier Ansprüche an die Erfassung von Kinderperspektiven der methodische Zugang des Interviews daraufhin reflektiert, wie im Kontext von kindlichem Eigensinn und generationaler Ordnung die Erwachsenheit der Forscher*innen aus forschungsethischer Sicht betrachtet werden kann und muss. In der sequenzanalytischen Re-Analyse von konflikthaften und weniger ergiebig erscheinenden Interviewsequenzen werden sog. Ad-hoc-Praktiken deutlich, in denen Forscher*innen in der Einmaligkeit der konkreten Interviewsituation Erwachsenheit und generationale Ordnung bei gleichzeitigem Interesse am Eigensinn des Kindes (re)produzieren. Diese sog. „Turning Points“ bieten Impulse für die Justierung des Begriffs der Angemessenheit und die Erweiterung von individuellen Forschungskompetenzen bei Kinderbefragungen.
Bei dem vorliegenden Beitrag handelt es sich um eine explorative qualitative Untersuchung zur Studierendenperspektive auf ein spezifisches Lernwerkstattangebot mit der grundsätzlichen Frage, welche Lernerfahrungen hier aus Studierendensicht eröffnet werden. In der „Lernwerkstatt³“ der katho NRW, Abt.Paderborn haben Studierende die Möglichkeit, Kindergruppen im Spiel zu begleiten. Ermöglicht werden soll eine Lernerfahrung orientiert am Experiential Learning Cycle (Kolb 1984), die die Transformation von theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung begünstigen soll. Im Kontext der doppelten Adressierung von Lernwerkstattarrangements befinden sich die Studierenden dabei durch die Anwesenheit der Kinder und ihre Aufgabe der Spielbegleitung in einer Rollenkonfusion: sie sind sowohl Studierende, die sich in einem Schonraum erproben, tragen zugleich aber auch Verantwortung für die Unterstützung und Begleitung der Kinder. Im Anschluss wurde die Praxiserfahrung mit den Studierenden in einer qualitativ orientierten Befragung reflektiert. Der Beitrag stellt die Ergebnisse dieser Befragung bzgl. möglicher Transformationen von Wissensbezügen als auch zum Erleben des Rollenwechsels vor. Die Aussagen der Studierenden deuten darauf hin, dass Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Wissensbereichen nicht automatisch entstehen, sondern von außen besonders angeregt und durch die Lehrenden thematisiert/eingebracht werden müssen. Aufgrund der sich herauskristallisierenden Chancen und Grenzen eines solchen Lernwerkstattangebots stellt sich grundsätzlich die Frage, was Lernwerkstattarbeit im Kontext des entdeckenden resp. Forschenden Lernens eröffnen soll und muss, um einen Beitrag zur Entwicklung kindheitspädagogischer Professionalisierung während des Studiums zu leisten.
Was bedeutet die Vorstellung des Kindes als kompetenter Akteur für die Begleitung kindlicher Bildungsprozesse? Im vorliegenden Beitrag betrachten wir das kindheitssoziologische Konzept der Agency, und was darunter jenseits normativer Annahmen verstanden werden könnte, mit Blick auf seine Verwobenheit mit strukturellen Rahmenbedingungen und „Rahmungshoheiten“ (vgl. Nentwig-Gesemann 2022, S. 78), die in institutionellen Settings auf den Status des Kindseins, der Kompetenz, und schließlich der Akteurschaft einwirken. Dabei blicken wir auf der Grundlage exemplarischer Peer-Interaktionen, in denen Kinder weitgehend ohne direkte Beteiligung von Erwachsenen agieren, darauf, wie sich Agency zeigt und wie diese – auch vor dem Hintergrund beliebter Annahmen, was pädagogisch als kompetentes Handeln von Kindern erwünscht wäre – betrachtet werden kann. Kompetente Akteurschaft von Kindern ernst nehmend, wird in diesem Zugriff darauf verwiesen, sich auch den vermeintlich unerwünschten bzw. nicht anerkannten Ausformungen von Agency zuzuwenden, die eben gerade nicht nur das freie, aktive Kind als konstruiertes Normativ pädagogischer Praxis fokussiert. Weil sie wesentliche Rahmenbedingungen, in denen Kinder agieren, künstlich von der Betrachtung von Agency trennt, können die damit verbundenen Erwartungen an das ungestörte kindliche Handeln aus unserer Sicht nur enttäuscht werden. Deshalb richtet sich unser Anliegen darauf, zum einen die Facetten kompetenten Handelns von Kindern vor dem Hintergrund generationaler und pädagogischer Strukturen zu betrachten, zum anderen blicken wir auf diese pädagogischen Settings vor dem Hintergrund der Verantwortung erwachsener Pädagog*innen für die ordnende Interaktions- und Beziehungsgestaltung.