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Die globale Verbreitung sozial geteilter Bildinhalte und die konzernorientierte Ausrichtung von Online-Plattformen, Messenger-Diensten und Sozialen Medien haben den Stellenwert der Ernährungskultur weitreichend verändert. Der vorliegende Beitrag untersucht das Ernährungshandeln und das Ernährungsverhalten in online vernetzten Kommunikationsräumen unter anderem vor dem Hintergrund einer gesundheitssoziologischen Wissensintervention. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Gegenüberstellung zweier Perspektiven der Bildkommunikation von Nahrungsmitteln. Aus einer medientheoretischen Perspektive bildet ein subjektorientierter Ansatz einen gängigen Ausgangspunkt, da er die Bildkommunikation von Nahrungsmitteln anhand neuer Medien, wie Instagram, untersuchen soll. Da sich in diesem Kontext allerdings zeigt, dass die situative Ausgestaltung der Bildkommunikation an Relevanz gewinnt, soll diesem Ansatz eine zweite Perspektive erweiternd gegenübergestellt werden, die beleuchtet, welche Bildkommunikation überhaupt für alle Beteiligten, warum an Relevanz gewinnen kann. Dazu dient die subjektzentrierte Perspektive, die der EC gegenübergestellt wird, die von einem zugrunde liegenden Situationalismus ausgeht. Im ersten Ansatz, dem sich auch Pierre Bourdieus Habitustheorie zuordnen lässt, ist Wissen an Gruppen oder Personen gebunden. Im zweiten Ansatz der EC wird die Gültigkeit von Wissen und die Wertigkeit von Personen, Objekten und Kommunikation hingegen immer an die Situation gebunden. Ziel dieser spezifischen situations- und konventionenbezogenen Sichtweise soll es sein, die Perspektive der Medientheorie dahingehend zu erweitern, dass insbesondere auch die Pluralität der Anwendung von Medien und der Gültigkeit ihrer Inhalte situativ und bei der gleichen Person erklärt werden kann.
Im Beitrag wird schließlich aufgezeigt, dass die technisch-medialen Dispositive der Online-Plattform Instagram auch dazu beitragen, dass sich Konventionen dauerhaft fixieren können. In diesem Sinne bildet das mediale Dispositiv soziale Konventionen aus, die auf situative Erfahrungen einwirken und diese prägen. Es sind nicht die situativen Erfahrungen der beteiligten Anwender, die das mediale Dispositiv individualisieren, sondern die technisch-medialen Dispositive generieren eine neue Erfahrbarkeit von situativen Erfahrungen, die als grundsätzlich medialisiert wahrgenommen werden.
Nach welcher Logik können Gesundheitspraktiken und -strukturen situativ legitimiert und kritisiert werden und wie wirken sich digitale Technologien dabei aus? Die Einleitung beschreibt derzeitige Entwicklungsprozesse und Konflikte im Feld der digitalen Gesundheit und führt in die zentralen Begrifflichkeiten des Sammelbandes ein: die Ökonomie der Konventionen (EC), Gesundheit und Digitalisierung. Die Ökonomie der Konventionen zieht sich als pragmatische Perspektive durch den gesamten Band und liefert passende theoretische Konzepte und methodische Werkzeuge für die Analyse von Gesundheits- und Digitalisierungsprozessen. Die Beiträge des Bandes werden anhand dreier thematischer Teile „Gesundheit(en): Konstruktionen und Praktiken“, „Sozio-technische Materialitäten im Gesundheitshandeln“ sowie „Dynamiken im Gesundheitsfeld: Transformationen, Spannungen und Kritiken“ vorgestellt. Schließlich werden die drei Schwerpunkte „Zielkonflikte“, „Regime des Engagements“ sowie „Digitalisierung und EC“ hervorgehoben, die sich in vielen Beiträgen wiederfinden und damit für den Sammelband als besonders prägnant erweisen.
Die Corona-Krise schlägt sich seit ihrer Entstehung 2019 besonders stark in den Feldern der Gesundheit und Digitalisierung nieder. In diesem Abschlusskapitel wird aufgezeigt, was eine Ökonomie der Konventionen zum Umgang und zur Reflektion solcher Wandlungsprozesse beitragen kann. Dazu reflektieren einerseits die Sammelband-Autor_innen über eigene Statements ihre Beiträge vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, andererseits wird die Corona-Pandemie spezifisch aus der Perspektive der EC betrachtet, wobei der Fokus auf die Felder Gesundheit, Konventionen und Digitalisierung gerichtet wird.
Wie wird Gesundheit in eine messbare Größe verwandelt? Basierend auf empirischen Untersuchungen werden wir die Quantifizierung von Gesundheit in zwei verschiedenen Bereichen analysieren: Diet- und Mood-Tracking. Aus der Perspektive der Ökonomie der Konventionen (Économie des Conventions, EC) betrachtet, investieren Selbstvermesser_innen hier in neue Formen und Messungen der Äquivalenz, wobei sich ihnen drei bedeutende Hindernisse stellen: die Ungenauigkeit des Messens, die sperrige Materialität von Objekten und alltäglichen Praktiken sowie das unscharfe Verhältnis von alltäglichem Tun und Quantifizierung. Einerseits streben Selbstvermesser_innen nach der Herstellung eines praktischen Konsenses, wie eine „genaue“ Messung aussehen sollte bzw. in welchen Fällen Ungenauigkeiten nicht toleriert werden können. Auf der anderen Seite stützen sich Selbstvermesser_innen auf je feldspezifische Kriterien für eine angemessene Genauigkeit, je nachdem, wie sie ihre Vermessungspraktiken in den Alltag integrieren. In der EC kommt Objekten konzeptionell eine zentrale Rolle zu, indem sie kompetente Alltagsakteure bei ihren Koordinationsbemühungen sowie bei der Bewältigung normativer und ethischer Fragen unterstützen. Wir schlagen eine Sichtweise vor, in der Technologien wie Sensoren, mHealth-Anwendungen und Smartphones als intermediäre Objekte in variierenden Engagements und Aushandlungsprozessen in den Alltag des Selbstvermessens eingebunden werden. In beiden genannten Feldern der Selbstvermessung entsteht so eine ganz eigene Konfiguration von Messungen, Objekten, Widerständen und Engagements, welche die gegenwärtigen Konventionen von Gesundheit schwer fassbar und fragmentiert und damit für Gesundheitsorganisationen, politische Entscheidungsträger_innen und Nutzer_innen gleichermaßen unverfügbar machen.
Das Auftreten der unbekannten Krankheit Covid-19 und die steigenden Covid-19-Fallzahlen stellten das Gesundheitswesen vor Herausforderungen. Die Häuser der Allgemeinversorgung waren bis dato größtenteils nicht mit der Behandlung eines schweren Lungenversagens vertraut und so musste dieses Wissen aus den Expertenzentren in die Häuser der Allgemeinversorgung transferiert werden. Dazu wurden im Rahmen der Vorstufe des Virtuellen Krankenhauses Nordrhein-Westfalen (VKh.NRW) Telekonsile genutzt. Sie finden zwischen zwei Ärzten der Intensivmedizin statt, stellen ortsunabhängig Expertenwissen bereit und erhöhen so die Behandlungsqualität sowie -effizienz. In der Evaluation dieser Telekonsile zeigen sich unterschiedliche Nutzungsszenarien. Während zu Beginn größtenteils allgemeine Diagnose- und Therapiewege von Interesse waren, kamen später detailliertere Fragen auf, für die unter anderem ein Pharmakologe notwendig war. Dieser Anwendungsfall bedarf mehr explizites Wissen, Patienteninformationen und damit erhöhte Technologieanforderungen. Im Rahmen der technischen Infrastruktur zeigen sich allerdings Barrieren. Daher wird evaluiert, welches Wissen in den unterschiedlichen Anwendungsfällen der Telekonsile ausgetauscht wird und welche technologischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Telekonsile stärker zur Verwendung kommen und das Gesundheitswesen gleichermaßen entlasten und verbessern.
Deutsche Krankenhäuser sehen sich heutzutage mit Herausforderungen wie der Globalisierung, dem demographischen Wandel, nachhaltiger Entwicklung und den Folgen des Corona-Virus konfrontiert. Um in diesen Zeiten die Versorgungsqualität zu verbessern, profitabel zu wirtschaften und die Resilienz gegenüber diesen allgemeinen und spezifischen Risiken zu erhöhen, ist in Krankenhäusern ein Optimierungsbedarf erkennbar. Daher werden in dieser Arbeit Mängel im Leistungsspektrum deutscher Krankenhäuser untersucht, um darauf aufbauend aktuelle Lösungsansätze zu diskutieren. Die hierfür interviewten Krankenhausleiter erkennen in der Kommunikation, der Reaktionsfähigkeit bei Patientenanstiegen, der Verwaltung sowie der IT-Ausstattung Verbesserungspotenziale. Die Antworten zu den verwendeten IT-Systemen weisen darauf hin, dass die Krankenhäuser bereits diverse Technologien einsetzen, diese allerdings häufig veraltet sind, zu wenige Schnittstellen besitzen und somit die Anforderungen des Personals und der Patienten nicht erfüllen. In der Evaluierung zeigen sich durch die Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien wie Mobile Health, Big Data und dem Internet of Things langfristig Potenziale, die Leistungs- und Nachhaltigkeitsdefizite zu lösen. Weiterhin tragen sie zur Verbesserung vieler Wertschöpfungsprozesse bei. Auch für andere Technologien wie Robotik, Virtual und Augmented Reality sowie RFID bestehen zahlreiche Nutzungspotenziale. Dennoch bindet die Digitalisierung personelle und finanzielle Mittel, dient aber durch verbesserte Planungsmöglichkeiten der Ressourceneinsparung und somit der Nachhaltigkeit.
How is doing health transformed into a measurable entity? Based on empirical research, we will analyze relevant aspects of quantifying health in two distinct fields: diet and mood-tracking. From the perspective of the economics of convention, self-trackers within these fields are investing in new forms and measures of equivalence for how health can be measured and handled. In doing so, they are confronting three main obstacles: the inaccuracy of measuring, the cumbersome materiality of objects and everyday practice, and the fuzzy relation of everyday doings and measuring. On the one hand, self-trackers are striving for practical consent over what an “accurate” measuring looks like and in what cases inaccuracy can respectively not be tolerated. On the other hand, self-trackers draw on varying criteria for adequate accuracy depending on how they practically integrate their tracking practices into everyday life. In the economics of convention, objects are granted a vital role, supporting competent everyday actors in their coordination efforts as well as tackling normative and ethical issues. We suggest that technologies such as sensors, mHealth applications, and smartphones are involved in everyday practices as intermediate objects in varying engagements and negotiation processes. In both fields of self-tracking, quite a unique configuration of measuring, objects, resistiveness, and engagements (Thévenot 2002, 2014) emerges, making present conventions of health evasive and fragmented, and still quite unavailable to health organizations, policy makers, and users alike.