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Diese Arbeit stellt eine Einführung in die bayesianische Statistik aus der Perspektive der empirischen Pflegeforschung dar. Das in der Literaturrecherche explorierte Defizit umfassender Arbeiten zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum soll dadurch relativiert werden. Nach einer kurzen historischen Skizzierung zur Entwicklung der bayesianischen Idee und ihrer Kontrastierung zur klassisch frequentistischen Statistik wird der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit durch die Darstellung mathematischer Operationalisierung bekannter Verfahren und die beispielhafte Anwendung des Bayes-Factors, sowie einer bayesianischen Alternative zum frequentistischen T-Test in Form einer Sekundärdatenanalyse gebildet. In einer disziplinbezogenen Verortung wird festgestellt, dass die Diskussion zwischen frequentistischer und bayesianischer Statistik erkenntnistheoretischer Natur ist und Parallelen zu Diskussionen in der qualitativen Forschung aufweist. Zusammenfassend wird das Potential bayesianischer Statistik vor allem in ihrer selbstreflexiven Eigenschaft als Forschungsideal und der Anfechtung dichotomer Grundsätze frequentistischer Statistik (signifikant/nicht signifikant) betrachtet. Die Anwendung bayesianischer Verfahren in der empirischen Pflegeforschung ist derweil noch in den Anfängen und fordert die Bereitschaft des Forschers, sich auf ein in vielerlei Hinsicht besonderes Gebiet der Statistik einzulassen.
Fragestellungen und Problemlagen in personenbezogenen Dienstleistungen im Allgemeinen, und in der Pflege im Speziellen, sind komplex und einfache Wirkungszusammenhänge existieren in der Regel nicht. Pflegerische Beziehungen und Interventionen sind meist beeinflusst von den institutionellen Rahmenbedingungen in denen sie stattfinden. Diese Tatsache sollte in quantitativen Analysen beachtet werden. Hierzu existieren in der Statistik Verfahren, die in der Lage sind diese Sachverhalte zu berücksichtigen, wozu auch die Mehrebenenanalyse zählt. Die vorliegende Arbeit untersucht anhand eines Datensatzes aus dem Universitätsklinikum des Saarlandes, inwieweit die Mehrebenanalyse für die Analyse pflegewissenschaftlicher Daten geeignet ist, welche Chancen sie bietet, aber auch welche Grenzen sich bei der Anwendung hierarchisch linearer Modelle auf pflegewissenschaftliche Fragestellungen ergeben. Eine systematische Literaturrecherche konnte zeigen, dass die Datenlage zur Verwendung von hierarchischen linearen Modellen im Bereich der Pflegewissenschaft bis ins Jahr 2013 noch auf wenige Bereiche begrenzt ist. Als Ergebnis der statistischen Analysen kann festgehalten werden, dass sich mit der Methode der Mehrebenenanalyse vor allem Fragestellungen des Pflegemanagements untersuchen lassen. Dies geschieht über die Verknüpfung von Outcomekriterien mit Prädiktoren sowohl auf der Patientenebene als auch auf der Organisationsebene. Hierbei bietet die Mehrebenenanalyse die Möglichkeit, durch die Berücksichtigung der spezifischen Strukturen der Daten, die Erkenntnisse im Bereich quantitativer Forschung potentiell zu verbessern, wenn auch nicht losgelöst von Diskussionen im Bereich der Suche nach inhaltlich, theoretisch fundierten, pflegesensitiven Outcomekriterien.
Hintergrund: Mit der Einführung der Pflegeversicherung und der sozialrechtlichen Anwendung ihres Pflegebedürftigkeitsverständnisses im Jahr 1995, ging die Kritik an der Passung zwischen Begriff und Realität einher. Die Problematik des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes besteht darin, dass er auf Konsens beruht, aber nicht aus einer Theorie abgeleitet wurde, die es erlauben würde, Pflegebedürftigkeit zufriedenstellend zu bestimmen und daraufhin valide zu messen.
Die vorliegende Arbeit enthält einen explorativen und triangulativen Ansatz, das Phänomen ‚Pflegebedürftigkeit‘ hinsichtlich seiner theoretischen Kriterien zu entfalten und sucht die Mitwirkung professionell Pflegender. Anhand der sequentiellen Anwendung der Verfahren der nonmetrischen Multidimensionalen Skalierung und der Gruppendiskussion und deren Analysen konnten drei Dimensionen identifiziert werden, die aus der pflegefachlichen Einschätzung von Patienten im klinischen Setting durch die Pflegenden hervorgingen. Es konnten neue Perspektiven auf das Pflegebedürftigkeitsverständnis gewonnen werden, die sich von dem zumeist an Bedürfnistheorien orientierten Verständnis unterscheiden. Darüber hinaus ließen sich aus der fachlichen Beurteilung der Pflegenden Aspekte entfalten, die bislang bei der Bestimmung und Operationalisierung von Pflegebedürftigkeit nicht hinzugezogen wurden. In Sinne der Struktur der Theorieentwicklung ließen sich aus diesen Dimensionen Hypothesen formulieren, bei der ‚Pflegebedürftigkeit‘ als abhängige Variable und die einzelnen Dimensionen als unabhängige Variablen fungierten. Aufgrund der Ergebnisse der Analysen sind verschiedene Anschlussuntersuchungen notwendig.
Potenziale Strukturierender Verfahren in der Pflegewissenschaft am Beispiel der Korrespondenzanalyse
(2022)
In dieser Masterarbeit werden die Grundprinzipien der Korrespondenzanalyse anhand pflegerisch relevanter Beispiele in die deutschsprachige Fachpflegelandschaft eingeführt. Bisher sind vor allem Anwendungsbeispiele aus der Marktforschung und den empirischen Sozialwissenschaften in deutschsprachigen Publikationen zu finden. Methodische Fragen werden in Deutschland einerseits durch eine vergleichsweise kurze Tradition der Methodenlehre in der Pflege (auch bedingt durch die geringe Anzahl an Methodenlehrstühlen) und andererseits durch die großflächige Präsenz handwerklicher Denkmuster mit Fokus auf Praxistauglichkeit eingerahmt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf einer anwendergerechten Einführung im Kontext der Pflegewissenschaft, weshalb bei weitem nicht alle Aspekte, Anwendungsmöglichkeiten oder Varianten der KA behandelt werden können. Bezüglich der Anwendung auf latente Konstrukte wurde deutlich, dass eine konzeptionelle Vorarbeit unerlässlich ist. Dann erfüllt die KA ihre Aufgabe, komplexe Sachverhalte grafisch übersichtlich und mit möglichst geringem Informationsverlust darzustellen.
KA und MKA unterscheiden sich in ihrer Aussagefähigkeit und sollten abhängig vom zugrundeliegenden Erkenntnisinteresse ausgewählt werden – je nachdem, ob beispielsweise Interaktionseffekte erster Ordnung bei den beschreibenden Variablen berücksichtigt oder generelle Assoziationen verschiedener Merkmalsgruppen untersucht werden sollen. Beide Varianten sind mit den aktuellen Erfordernissen pflegerischer Theorieentwicklung vereinbar und vermögen – unter der Voraussetzung fachlicher Expertise der Anwendenden – einen Beitrag zur Beschreibung, zur Differenzierung und zur Prüfung latenter Konstrukte zu leisten.