Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln
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Zusammenfassung
Als eine Maßnahme zur Verbesserung der Patientensicherheit galt in den letzten Jahren die Einführung von Patientenarmbändern bei stationärer Aufnahme, ambulanten operativen Eingriffen oder Behandlungen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. hat dazu Handlungsempfehlungen zur sicheren Patientenidentifikation veröffentlicht. Die Maßnahme des Patientenarmbandes ist ein Aspekt der Patientensicherheit und ist damit der Sicherheitskultur eines Krankenhauses untergeordnet. In der vorliegenden Arbeit dient dieser Teilaspekt, also die Umsetzung dieser Maßnahme bei adulten Patienten, als exemplarisches Beispiel zur Betrachtung der Sicherheitskultur eines Krankenhauses. Auch im hier beschriebenen Krankenhaus wurden bereits im Jahr 2012 Patientenarmbänder eingeführt, welche der Identitätskontrolle dienen sollen. Im Alltag sind jedoch immer wieder Abweichungen von diesem Sicherheitsstandard zu beobachten, so dass sich eine eindrückliche Differenz zwischen den Leitvorgaben der Organisation (des Krankenhauses) und der konkret scharfen Umsetzung durch die Mitarbeiter zeigt. Aus dieser Differenz entwickelten sich die Fragestellungen: «Warum weichen Mitarbeiter von einem solchen Sicherheitsstandard ab, missachten ihn sogar und wie kann dieser Sachverhalt in den Kontext der Sicherheitskultur des Krankenhauses gestellt werden?» sowie «Wie kommt es dazu, dass eine Maßnahme zur Patientensicherheit, welche von einer Orga- nisation vorgegeben wird, im Alltag nicht bzw. nur unzureichend angewendet wird?» Die Hypothese des Autors der vorliegenden Arbeit entsprach einer defizitären Sicherheitskultur. Ziel war es, aufzuweisen wie sich diese Defizite in der Anwendung und Umsetzung des Patientenarmbandes darstellen und worauf sie beruhen könnten bzw. welche Faktoren die Einstellungen und das daraus resultierende Verhalten der Mitarbeiter beeinflussen. Zur Operationalisierung der Fragestellung sollte eine Ist-Analyse zur Umsetzung des Patientenarmbandes und ein Abgleich mit den entsprechenden Handlungsempfehlungen sowie der aktuellen Literatur dienen. Die Ergebnisse sollten in den Kontext der Sicherheits- kultur des Krankenhauses gestellt und anschließend resultierende Maßnahmen und Folgen formuliert werden. Zu Beginn der vorliegenden Arbeit wurden Begriff- lichkeiten sowie Grundlagen, welche für das weitere Verständnis der Arbeit von Bedeutung waren, dargestellt. Als Methodik zur Bearbeitung der Fragestellung wurde eine orientierende und systematische Literaturrecherche nach wissen- schaftlicher bzw. aktuell relevanter Literatur gewählt. Diese Erhebung wurde durch einen empirischen Anteil ergänzt. Im Zeitraum vom 04.03.-30.03.2016 wurde bei allen Patienten, die im routinierten OP-Programm operiert wurden, im Rahmen einer standardisiert systematischen Beobachtung erfasst, ob sie beim Einschleusen in den OP ein Patientenarmband trugen oder nicht. Parallel dazu wurden die Vorgaben der Organisation zum Verfahren des Patientenarmbandes mit den Handlungsempfehlungen des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. abgeglichen. Ergänzt werden konnte diese Ist-Analyse zur Umsetzung des
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Patientenarmbandes durch 35 standardisierte Interviews in drei Kategorien, welche im Zeitraum vom 01.03.-01.04.2016 durchgeführt wurden. In der ersten Kategorie wurden 22 Interviews mit Pflegekräften geführt. Diese dienten zur Analyse der Umsetzung des Patientenarmbandes auf den Stationen. In der zweiten Kategorie wurden fünf Pflegekräfte der Funktionsbereiche zum Thema der Identitätskontrolle von Patienten befragt. Die dritte Kategorie diente zur Analyse der Patientenidentifikation im OP. Diese beinhaltete acht Interviews von Mitarbeitern der Anästhesie. Die Ergebnisse der Literaturrecherche wurden in den sechs Kategorien: das Patientenarmband als Maßnahme der Patientensicherheit, Qualitäts- und klinisches Risikomanagement, Sicherheitskultur, Messung der Sicherheitskultur, Theorie des geplanten Verhaltens und systemtheoretische Aspekte behandelt. Die standardisiert systematischen Beobachtungen konnten aufweisen, dass insgesamt 89% der Patienten ein Patientenarmband trugen und 11% keines. Die Ergebnisse der standardisierten Interviews in den drei Kategorien wurden dargelegt. Zur Visualisierung wurden die Ergebnisse in Bezug zu den Hinweisen der Handlungsempfehlungen in eine Matrix eingefügt (s. Abb. 3). Anschließend wurden die Ergebnisse zusammenfassend dargestellt und mit der Fragestellung und Zielsetzung dieser Arbeit diskutiert. Es bestätigte sich eine deutliche Differenz zwischen den Vorgaben der Organisation (die Verfahrens- anweisung) und der tatsächlichen Umsetzung durch die Mitarbeiter. Ein Nutzen für den Patienten zeigt sich jedoch nur, wenn die Verfahrensanweisung auch angewendet, umgesetzt und am „scharfen Ende“ gelebt wird. Durch den empirischen Anteil dieser Arbeit konnten die unzureichende Information sowie Unsicherheiten der Mitarbeiter, in Bezug auf die Maßnahmen des Patienten- armbandes und der Identitätskontrolle von Patienten, aufgedeckt werden. Warum Mitarbeiter nicht automatisch das tun, was man von ihnen möchte, wurde mit Aspekten der Systemtheorie und der Theorie des geplanten Verhaltens erörtert. Die Einführung eines Patientenarmbandes als initiierte Veränderung der Organisation und deren nachhaltige Wirkung ist von der Umsetzung, Implementierung und ihrer Prüfung abhängig. Routinen müssen verlernt, neue erlernt und eingeübt werden. Die in der Literatur beschriebenen Möglichkeiten der Implementierung von Patientensicherheitsmaßnahmen wurden erläutert. Es wurde deutlich, dass Qualitäts- und Risikomanagement eine notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung für Patientensicherheit ist, auch wenn dieser in Zukunft eine wachsende Relevanz zugesprochen wird. Qualitätsmanagement ist als Steuerungsinstrument anzusehen, damit wir nicht über „Rezepte und Speise- karten“ sprechen, sondern gemeinsam „Kochen und Essen“. Die Bedeutung der Sicherheitskultur als Nährboden für Maßnahmen der Patientensicherheit, die sich auf die Einstellungen, Wahrnehmungen, Werte, Fähigkeiten und Verhaltensmuster der Mitarbeiter konzentriert, wurde deutlich. Im Kontext der empirischen Ergebnisse stellt sich eine offene, praktisch etablierte Sicherheitskultur nur schwach dar, womit die Hypothese die zu Beginn der Arbeit aufgestellt wurde, bestätigt wird. Mitarbeiter müssen sich im eng getakteten klinischen Versorgungs-
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alltag zwischen Effizienz und Sicherheit entscheiden. Sie werden in ihrem Verhalten bestärkt, wenn mit einer Abweichung kein unmittelbarer Schaden einhergeht, dies wird später als Routine akzeptiert. Die Stellung und Rolle authentischer Leitungen und Führungskräfte, die als Vorbild und Vermittlungs- agent handeln, Regeln aufstellen und Ressourcen schaffen wurde in der vorliegenden Arbeit mehrfach betont und hervorgehoben. Der Patient selbst stellt sich als eine geeignete Sicherheitsbarriere dar. Instrumente die zur Messung und Evaluation der Sicherheitskultur in Krankenhäusern in Betracht gezogen werden sollten, wurden aus der Literatur beschrieben. Durch die vorliegende Arbeit konnten Antworten zu den Fragen erörtert werden warum Mitarbeiter von einem Sicherheitsstandard, als eine Maßnahme zur Patientensicherheit und Vorgabe der Organisation, im Alltag abweichen oder ihn missachten. Darüber hinaus wurde dargestellt wie dieser Sachverhalt im Kontext der Sicherheitskultur steht. Abschließend wurden im Ausblick mögliche weitere Vorgehensweisen zur Verbesserung zusammengefasst. Wenn es gelingt eine Kultur der Sicherheit zu schaffen, können Aspekte der Patientensicherheit, wie das Patientenarmband, alltägliche Routine werden. Themen der Sicherheitskultur und Patientensicherheit werden wohl weiter an Relevanz gewinnen und im Fokus der Wissenschaft und Forschung stehen.
Ziel war die Untersuchung des Humors Pflegender auf Intensivstationen in Bezug auf seine spezielle Natur, seinen Nutzen für die Pflegenden und seine Risiken. Hierzu fand eine systematische Litertaturrecherche unter Berücksichtigung deutsch- und englischsprachiger Literatur in den Datenbanken medline und CINAHL statt.
Es konnte gezeigt werden, dass Intensivpflegende einen deutlich makabren und schwarzen Humor nutzen, der oft belastende berufliche Erlebnisse thematisiert. Er hilft Pflegenden als Bewältigungsmechanismus, mit diesen Erlebnissen umzugehen. Sein Nutzen liegt in der Förderung des Team-zusammenhalts und der Arbeitszufriedenheit, seiner stressabbauenden Wirkung, seiner Funktion als Kommunikationshilfe und seiner Kraft, die Wahrnehmung Pflegender zu verändern. Die Verletzung von Gefühlen und möglicher Missbrauch wurden in der Literatur zwar als Risiken seiner Anwendung erkannt, insgesamt aber deutlich weniger thematisiert als der Nutzen.
Der demografische Wandel und die damit steigende Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung, sind aktuelle Themen der Pflegewissenschaft. Wenngleich die Übernahme der Pflege durch den Ehepartner die häufigste Art der Angehörigenpflege darstellt, wird diese nach Ansicht der Verfasserinnen bisher nicht umfassend in Studien beleuchtet. Daher befasst sich die vorliegende Arbeit speziell mit der Ehegatten-/Partnerpflege. Hierzu werden fünf Autobiographien aus den Jahren 1985-2015 mit der Methode des hermeneutischen Textverständnisses auf der Grundlage der Ausführungen von Rittelmeyer erörtert. Bei den Autobiographen handelt es sich um Horst Karasek (verheiratet, keine Kinder, an Niereninsuffizienz erkrankt), Anemone Sandkorn (verheiratet,1 Kind, an Mamma CA erkrankt, Ehemann an Morbus Hodgkin erkrankt), Brendan Halpin (verheiratet, 1 Kind, Ehefrau an Mamma CA erkrankt), Kate Allat (verheiratet, 3 Kinder, Apoplex erlitten) und Hartmut Kretschel (verheiratet, 2 Kinder, Ehefrau an Demenz erkrankt). Zunächst betrachten die Verfasserinnen die Bedeutung der "Paarbeziehung" und des "Pflegeverständnisses". Hierzu werden Kenntnisse aus der Sozialwissenschaft, Psychologie und Pflegewissenschaft herangezogen. Zur Darstellung des Erlebens und Verarbeitens bedienen sich die Verfasserinnen des Trajekt Modells nach Corbin und Strauss sowie des Modells nach Schuchardt.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Erleben der Ehepaare trotz unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Erkrankungen ähnelt – auch unabhängig davon, ob sie Pflegender oder die hilfs- und pflegebedürftige Person sind. So wird die Pflegebedürftigkeit von den Paaren beispielsweise immer als Kampf erlebt. Angst vor dem Tod, Überforderung, Kraftlosigkeit, Überlastung, Sorgen und Zukunftsängste sind häufige Angaben der Autobiographen. Die Betroffenen berichten von Hilflosigkeit auf der einen Seite und Stolz auf das Geleistete auf der anderen Seite. Einen Rückgang der Sexualität in der Paarbeziehung erleben alle fünf Ehepaare. Die Autobiographen schildern, dass sie sich teilweise vom Partner ausgegrenzt fühlen und dass sie einen Rückgang der gemeinsamen Aktivitäten erfahren. Warten, nichts aktiv tun zu können, und keine Kontrolle mehr über den Verlauf der Pflegebedürftigkeit haben zu können, wird als besondere Belastung beschrieben. Dennoch wird der Ehepartner von allen Beteiligten als Ressource empfunden und auch das Genießen von schönen Momenten ist inmitten der Hilfs- und Pflegebedürftigkeit möglich.
Der vorliegende Regionalbericht dokumentiert den Forschungsprozess und die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes „Sozialraumorientierte kommunale Planung von Hilfe- und Unterstützungsarrangements für Menschen mit und ohne lebensbegleitende Behinderung im Alter“ (SoPHiA) im Zeitraum Oktober 2012 bis September 2015. Das Projekt wurde im Rahmen des Forschungsprogramms „Soziale Innovationen für Lebensqualität Im Alter“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Projekt zielte darauf ab, Potentiale für eine inklusiv angelegte kommunale Sozialplanung für die Lebensphase Alter zu erschließen. Sowohl die Prozesse wie die Ergebnisse der Sozialplanung sollen inklusiv gestaltet werden. Unter Inklusion verstehen wir ein Gestaltungsprinzip, eine Leitidee für die Gestaltung sämtlicher Lebensbereiche und Unterstützungssysteme von Menschen mit Behinderung. Inklusiv sollen sowohl die Prozesse wie die Gegenstände der Sozialplanung (Infrastrukturen, Angebote, Dienste) gestaltet werden. Das Faktum der Behinderung wird hierbei als ein gegebener, nicht weiter zu stigmatisierender Teil der Verschiedenheit aller Menschen verstanden, auf welche sich die Akteure in der kommunalen Planung, die Angebote und Dienste im Gemeinwesen sowie alle Bürger_innen einzustellen haben (vgl. Dieckmann et al. 2013). Dabei geht es nicht um eine Verabsolutierung inklusiver Lösungen, sondern darum traditionell separierte Planungsprozesse und -gegenstände in Bezug auf die Lebensphase Alter zusammen zu betrachten.
Inklusiv angelegte Planungsvorhaben wurden exemplarisch in zwei Modellregionen gestartet: in der Stadt Münster im ausgewählten Stadtteil Hiltrup und in der Gemeinde Wettringen im Kreis Steinfurt. In der ersten Analysephase wurden in den jeweiligen Modellregionen die Sozial- und Infrastrukturdaten sowie Planungsverfahren in den Handlungsfeldern Behindertenhilfe und Altenhilfe/Seniorenarbeit untersucht. In der Interventionsphase wurde in den beiden Sozialräumen ein partizipativer Planungsprozess mithilfe verschiedener Strategien und Methoden durchgeführt. Die empirische Evaluation ergänzt und reflektiert die unmittelbaren Erfahrungen im Prozess und liefert neben den Ergebnissen der Analyse der Sozialdaten und der Planungstraditionen wichtige Hinweise für die Generalisierbarkeit der Ergebnisse und die Entwicklung eines allgemeinen Manuals für eine inklusive kommunale Sozialplanung für das Alter, in der die Teilhabe- und die Senioren-/Altenhilfeplanung sozialraumbezogen zusammengeführt werden.
Untersucht, verglichen und in Beziehung gesetzt wurde in dieser Arbeit derzeit relevante und diskutierte Literatur in den Themenbereichen Kriminalität, Sucht und soziale Arbeit in Zwangskontexten auf ihre Bedeutung für die praktische Arbeit von BewährungshelferInnen mit suchtbetroffenen KlientInnen im Hinblick auf das Ziel Straffreiheit, daraus wurden erste Leitlinien für dieses Arbeitsfeld abgeleitet. Für die Bewährungshilfe, aber auch für die Strafjustiz und die Suchthilfe, ermöglicht dieser praxisnahe und handlungsorientierte Überblick ein tieferes Verständnis für den eigenen und den jeweils anderen Fachbereich bezogen auf straffällige Suchtbetroffene und schafft Anknüpfungspunkte für Austausch und Zusammenarbeit.
Trotz fehlender Evidenz hinsichtlich des Nutzens von Aktivitätsbeschränkung bei Risikoschwangeren zur Prävention von Frühgeburten und nachgewiesenen negativen Auswirkungen wird diese – als häufigste Therapiemaßnahme – weiterhin von Ärzten verordnet. Die vorliegende Bachelor Thesis stellt anhand einer Analyse von 22 ausgewählten Forschungsarbeiten heraus, dass von Bettruhe Betroffene (Schwangere, Partner und weitere Familienmitglieder) eine Vielzahl von unterschiedlichen Emotionen und Reaktionen erleben. Es sind ambivalente Auswirkungen hinsichtlich bestehender Beziehungen des sozialen Umfeldes der Schwangeren auszumachen. Das Erleben der von Bettruhe Betroffenen ist im Kontext des theoretischen Bezugsrahmens, dem „Modell der Adaption“ nach Callista Roy, zusammenfassend dargestellt. Auf der Grundlage des Erlebens können verschiedene Aufgaben, Funktionen und Eigenschaften Pflegender ausgemacht werden, die allesamt auf die Unterstützung der von Bettruhe Betroffenen abzielen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem stigmatisierenden Umgang mit Patientinnen mit Adipositas innerhalb der Gesundheitsberufe. Das Ziel ist es, Maßnahmen zur Stigmareduktion zu finden. Daraus entwickelte sich die Forschungsfrage: "Welche Maßnahmen gibt es derzeit zur Reduktion von diskriminierenden und stigmatisierenden Haltungen gegenüber Patientinnen mit Adipositas in Gesundheitsberufen und welchen Einfluss haben sie?"
Stigmatisierung ist ein sozialer Prozess, bei der eine soziale Gruppe aufgrund eines diskreditierenden Merkmals ausgegrenzt wird. Auch Menschen mit Adipositas sind von Stigmatisierung betroffen. Stigmatisierende Haltungen sind bei mehreren Gesundheitsberufen nachgewiesen. Sie beeinflussen die Behandlung und Betreuung der Patientinnen mit Adipositas und hat für diese vor allem auch gesundheitliche Konsequenzen.
In internationalen Literaturdatenbanken wurde nach Forschungsarbeiten gesucht, die die Wirksamkeit von Interventionen zur Stigmareduktion in Gesundheitsberufen untersuchten. Es wurden acht Interventionsstudien gefunden, darunter auch drei randomisiert kontrollierte Studien und eine quasi-experimentelle Studie.
Aus den eingeschlossenen Forschungsarbeiten konnten verschiedene Möglichkeiten zur Stigmareduktion in Aus- und Weiterbildung abgeleitet werden. Die wichtigsten inhaltlichen Strategien waren das Hervorheben von nicht kontrollierbaren Faktoren und das Fördern von Bewusstsein für Stigmatisierung und eigene Vorurteile. Diese können durch Lehrfilme, Lektüren, Gruppendiskussionen und den Einsatz von Virtual Reality vermittelt werden.
Die untersuchten Interventionen zeigten sich in der Stigmareduktion nur kurzfristig wirksam. In Follow-Up-Erhebungen zeigte sich, dass die positiven Effekte nach einiger Zeit wieder zurückgingen. Ergebnisse des Implicit Association Tests ergaben, dass sich unbewusste Haltungen und Vorurteile durch Interventionen kaum verändern. Das bedeutet, dass kurzfristige Interventionen internalisierte Haltungen nicht verändern.
Demzufolge besteht weiterhin Entwicklungsbedarf an Interventionen und Konzepten zur dauerhaften Reduktion von gewichtsbezogener Stigmatisierung im Gesundheitswesen.
Die Leistung Angehöriger in der Versorgung kranker Menschen ist ein wesentlicher Anteil im Gesundheitswesen. Insgesamt werden in Deutschland 92% der pflegebedürftigen Menschen von Angehörigen gepflegt. Dennoch hat die Pflege palliativer Patienten im häuslichen Umfeld auch Konsequenzen für ihr eigenes Wohlbefinden und die Gesundheit. Sie sind viel stärker in das palliative Geschehen involviert und haben nur wenig Gelegenheit der Belastung zu entkommen. Dazu benötigen sie Entlastungsmöglichkeiten durch ambulante palliative Dienste, Selbstmanagementstrategien und eine Stärkung der Dependenzpflegekompetenz. Die Rolle pflegender Angehöriger muss in der Gesundheitsversorgung gesellschaftlich und politisch anerkannt werden, denn diese leisten einen großen Beitrag in der Versorgung ambulanter Palliativpatienten.
Zur Bearbeitung der palliativen ambulanten Situation dienen folgende Forschungsfragen: Welche Veränderung trägt die palliative Versorgung für pflegende Angehörige, im Hinblick auf die Dependenzpflege, mit sich? Welche Unterstützungsmöglichkeiten benötigen pflegende Angehörige im Rahmen von palliativen ambulanten Diensten? Inwiefern kommt es zur Steigerung der Lebensqualität von pflegenden Angehörigen im ambulanten palliativen Setting? Ziel ist es aufzuzeigen, dass die Lebensqualität von pflegenden Angehörigen im ambulanten, palliativen Setting steigt.
Zusammenfassung
Das Anlegen eines Tracheostomas erfolgt vielfach im Rahmen der Behandlung einer jeweils vorliegenden Grunderkrankung. Ein Behandlungsende der medizinischen Therapie ist für tracheotomierte Menschen nicht gleichzusetzen mit einer problemlosen Rückkehr in den Alltag. Für tracheotomierte Menschen spielt die Bewältigung des Alltags sowie die biografische Neuordnung im krankheitsbezogenen Übergang von der akuten in die stabile Phase ihres Lebens eine sehr entscheidende Rolle. Ziel der Untersuchung war die Exploration von tracheotomierten Menschen im häuslichen Setting aus der Perspektive der Betroffenen. Als Datenerhebungsmethode wurden sechs problemzentrierte Interviews bei tracheotomierten Menschen (1 Frau, 5 Männer) mit der Grunderkrankung ALS, bzw. Kehlkopfkarzinom durchgeführt. Die Analyse der Interviews erfolgte in Anlehnung an die Grounded Theory Methode von Corbin und Strauss. Die Ergebnisse zeigen, dass die Erlebens- und Bewältigungsarbeit mit einem Tracheostoma für die Betroffenen ein interaktiver Prozess ist. Dieser entwickelt sich über Jahre hinweg innerhalb der Krankheitsverlaufsphasen der individuell vorliegenden Grunderkrankung. Um im mit dem Tracheostoma weiterleben zu können, ist für die Betroffenen vor allem die Annahme der Erkrankung, selbstpflegerisches Fachwissen und Kommunikation von Bedeutung. Regelmäßiger Kontakt, Austausch und Vertrauen innerhalb der Interaktionsprozesse zwischen den tracheotomierten Menschen, dem Personal im Gesundheitswesen, dem sozialen Umfeld und mit Gleichbetroffenen begünstigen den Erlebens- und Bewältigungsprozess.
Der vorliegende Regionalbericht dokumentiert den Forschungsprozess und die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes „Sozialraumorientierte kommunale Planung von Hilfe- und Unterstützungsarrangements für Menschen mit und ohne lebensbegleitende Behinderung im Alter“ (SoPHiA) im Zeitraum Oktober 2012 bis September 2015. Das Projekt wurde im Rahmen des Forschungsprogramms „Soziale Innovationen für Lebensqualität Im Alter“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Projekt zielte darauf ab, Potentiale für eine inklusiv angelegte kommunale Sozialplanung für die Lebensphase Alter zu erschließen. Sowohl die Prozesse wie die Ergebnisse der Sozialplanung sollen inklusiv gestaltet werden. Unter Inklusion verstehen wir ein Gestaltungsprinzip, eine Leitidee für die Gestaltung sämtlicher Lebensbereiche und Unterstützungssysteme von Menschen mit Behinderung. Inklusiv sollen sowohl die Prozesse wie die Gegenstände der Sozialplanung (Infrastrukturen, Angebote, Dienste) gestaltet werden. Das Faktum der Behinderung wird hierbei als ein gegebener, nicht weiter zu stigmatisierender Teil der Verschiedenheit aller Menschen verstanden, auf welche sich die Akteure in der kommunalen Planung, die Angebote und Dienste im Gemeinwesen sowie alle Bürger_innen einzustellen haben (vgl. Dieckmann et al. 2013). Dabei geht es nicht um eine Verabsolutierung inklusiver Lösungen, sondern darum traditionell separierte Planungsprozesse und -gegenstände in Bezug auf die Lebensphase Alter zusammen zu betrachten.
Inklusiv angelegte Planungsvorhaben wurden exemplarisch in zwei Modellregionen gestartet: in der Stadt Münster im ausgewählten Stadtteil Hiltrup und in der Gemeinde Wettringen im Kreis Steinfurt. In der ersten Analysephase wurden in den jeweiligen Modellregionen die Sozial- und Infrastrukturdaten sowie Planungsverfahren in den Handlungsfeldern Behindertenhilfe und Altenhilfe/Seniorenarbeit untersucht. In der Interventionsphase wurde in den beiden Sozialräumen ein partizipativer Planungsprozess mithilfe verschiedener Strategien und Methoden durchgeführt. Die empirische Evaluation ergänzt und reflektiert die unmittelbaren Erfahrungen im Prozess und liefert neben den Ergebnissen der Analyse der Sozialdaten und der Planungstraditionen wichtige Hinweise für die Generalisierbarkeit der Ergebnisse und die Entwicklung eines allgemeinen Manuals für eine inklusive kommunale Sozialplanung für das Alter, in der die Teilhabe- und die Senioren-/Altenhilfeplanung sozialraumbezogen zusammengeführt werden.