Evangelische Hochschule Nürnberg
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Das geteilte Ganze. Horizonte Integrierter Forschung für künftige Mensch-Technik-Verhältnisse
(2020)
Dieser Band bietet eine Momentaufnahme langjähriger Forschungsbemühungen jenseits und zwischen den traditionellen Wissenschaften und zugleich aus ihnen heraus. Seine Beiträge kreisen um die gemeinsam geteilte Einschätzung, dass isolierte Monodisziplinarität aber auch arbeitsteilige Interdisziplinarität angesichts heutiger Problemkomplexität vor allem im Kontext der neuen Mensch-Technik-Relationen an eine Leistungsgrenze stößt. Integrierte Forschung wird hier als regulative Idee verstanden, als kognitiver Horizont, der Wahrnehmungen, Entscheidungen und Handlungen auf einen in ihr gefassten Fluchtpunkt hin orientiert. Im Fokus stehen Fragen nach Integrierter Forschung als Ensemble der Selbstorganisation wissenschaftlicher Disziplinen einschließlich deren transdisziplinärer Beziehung zu Politik, Gesellschaft, Wirtschaft etc. sowie Fragen nach dem adäquaten Modus und Governance-Rahmen einer solchen Selbstorganisation.
Datafizierung, sektorale Entgrenzung und Überwachung (Surveillance) sind Entwicklungen, die aus ethischer Perspektive gerade für das Gesundheitswesen von besonderer Relevanz sind. Mit Bezug auf Gesundheit und die spezifische Konstitution des Menschen (Vulnerabilität, Leiblichkeit, Sozialität) werden hier ethisch heikle Punkte berührt, die bei der Forschung, Entwicklung, Verbreitung und Nutzung digitaler Gesundheitstechnologien besonders zu berücksichtigen sind. Abgerundet wird diese Betrachtung mit Überlegungen zum Einsatz von Robotern und Assistenzsystemen in Medizin und Pflege, weil an ihnen der transzendierende Charakter dieser Technik verdeutlicht werden kann. Es muss letztlich eine ethisch-anthropologische Neubestimmung erfolgen, sofern diese Technik den rein instrumentellen Charakter bisheriger Werkzeuge, Maschinen und Automaten überschreitet. Um zu verhindern, dass ethische Fragestellungen zu spät angegangen werden, und um Schaden zu vermeiden skizziert dieser Artikel die Richtung der zu erwartenden Herausforderungen und identifiziert im Kern einige ethisch relevante Fragestellungen anhand konkreter Beispiele.
Autonome Mobilität und autonomes Fahren sind mittlerweile aus der modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Was lange Zeit als Fiktion galt, wird zunehmend Realität. Diese Entwicklung hat vielseitige Fragestellungen zur Folge, besonders in Bezug auf ethische Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in selbstfahrenden Autos. Im Folgenden werden einige der notwendigen Debatten angestoßen und diskutiert. Ethische Dilemmata spielen dabei eine essentielle Rolle, konfligierende moralische Ansprüche müssen gegeneinander abgewogen werden. Die Programmierung legt zudem die Entscheidungslogik der Künstlichen Intelligenz zugrunde. Die aufgezeigten Varianten sind aus ethischer Perspektive unbefriedigend und kaum vermittelbar, es bedarf weiterhin des Menschen als moralischer Instanz. Darüber hinaus ist auch eine rechtliche Verantwortung zu berücksichtigen. Weitere Fragen im Hinblick auf Privatsphäre, Arbeitsplätze und gesellschaftliches und individuelles Leben im Allgemeinen ergeben sich. Die hier skizzierten Grundfragen gilt es zu erörtern und den Status sowie das Verständnis von Künstlicher Intelligenz zu bestimmen.
Ein großer Anteil des Finanzhandels wird mittlerweile über Hochgeschwindigkeitsrechner abgewickelt, die in dieser Form maßgeblich den Finanzsektor und von dort ausstrahlend Arbeits- und Gütermarkt beeinflussen. Auch die Finanzkrise wird von einigen Finanzökonomen aus dieser Perspektive kritisch betrachtet, dem Hochfrequenzhandel wird eine wesentliche Rolle zugeschrieben. Die zunehmende Digitalisierung in der Finanzbranche wirft deshalb ethische Fragestellung auf, die im Folgenden diskutiert werden. Ein Grundproblem: Die Vulnerabilität der Systeme steigt mit ihrem Vernetzungsgrad und der Geschwindigkeit ihrer Performanz. Zudem stellt sich am Beispiel der Kundenberatung und der damit verbundenen Integration von Künstlicher Intelligenz die Frage nach dem Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns. Die Berater-Kunden-Beziehung wird ebenso diskutiert wie verschiedene sozio-technische Arrangements, die bereits bestehen oder sich ergeben werden. Im Zentrum steht natürlich die Frage nach dem guten Leben, in diesem Kontext, des Kunden und des Beraters. Wichtig erscheint im Zusammenhang auch die Ich-Andere-Beziehung aus Ricœurs Ethik. Insgesamt gilt ein besonderes Augenmerk dem Einzelfall und dem Gestalten von Institutionen für ein gutes Zusammenleben.