Evangelische Hochschule Nürnberg
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Selbstsorge
(2021)
Selbstsorge zählt zu den auch aktuell bedeutsamen antiken Zentralbegriffen ethischer Praxis. Bildung durch Theorie
und praktische Übungen (z. B. klare Zeitstruktur für den Tag; Lektüre; gedankliche Vorbereitung auf Schicksalsschläge bis hin zum Tod) befähigt zur Lebenskunst der Selbst- und Fürsorge. Nur wer gelernt hat, sich selbst zu regieren, kann auch andere regieren (Platon). Macht über sich selbst ermöglicht Autarkie: unbestechliche innere Freiheit und Unabhängigkeit. Seneca (ca. 4 v. Chr.–65 n. Chr.) verbindet Selbst- und Fürsorge durch die Vorstellung, dass die göttliche Kraft alles durchwaltet. Dieser Zusammenhang erschließt sich nur durch Muße: freie Zeit und Ruhe. In diesem Verstehenskontext lassen sich auch biblische Texte verstehen, die zu einem gebildeten achtsamen Leben anleiten. Angesichts der Fülle der relevanten Texte ist eine Auswahl nötig. Der Schwerpunkt liegt auf dem Neuen Testament: In ihm lassen sich im Anschluss an das Alte Testament und den antik-ethischen Diskurs Elemente eines Programms alltäglicher Selbstsorge entdecken.
Bildung und Erziehung
(2021)
Viele biblische Texte, die sich mit Bildung und Erziehung befassen, muten aus heutiger, subjektorientierter Sicht befremdlich an. Zugleich enthalten diese fremden Textwelten Impulse, die auch heute beherzigenswert sind.
Das im Neuen Testament belegte griechische Wort paideía inkludiert Erziehung und Bildung als die beiden Seiten pädagogisch-didaktischer Prozesse. Weder der hebräisch-aramäische Tanach noch die deutsche Sprache haben einen derart umfassenden Begriff. Antike Bildung ist immer auch Erziehung. Während es im antiken griechischen Konzept der paideía um das Fortschreiten des Menschen auf seinem persönlichen Bildungsweg geht, an dessen Ende als Ziel die Vollkommenheit steht, fokussieren biblische Erziehungs- und Bildungsprogramme v. a. die gemeinsame Glaubensbildung als fortschreitenden Lernprozess.
Im Buch werden wesentliche Themen diakonischen und sozialarbeiterischen Professionswissens bibelwissenschaftlich aufgearbeitet. Ein besonderer Akzent liegt darauf anthropologische sowie ethische Aspekte und die damit verbundenen Themenbereiche in dem Arbeitsbuch in ihrer bibelwissenschaftlichen Aufarbeitung zur Sprache kommen zu lassen. Biblische Schlüsseltexte runden das Lehrbuch ab.
Konkurrenz und Macht
(2021)
Konkurrenz ist in der Bibel kein Tabu. Sie wird in vielen Erzählungen thematisiert. Ihre destruktiven und konstruktiven Aspekte kommen zum Ausdruck, wobei der Akzent auf den negativen Erfahrungen liegt. Kultureller Kontext war der Kampf (griech. agṓn) um Anerkennung. Der Grundsatz der antiken Ehrenethik, alle anderen zu übertreffen und der Beste zu sein, bestimmte das agonistische Konkurrenzverhalten. Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage der Macht.
Demut
(2021)
Demut gewinnt seit einiger Zeit an positiver Bedeutung. Barack Obama begann im Januar 2009 seine Antrittsrede als Präsident der USA mit den Worten: „Ich stehe heute hier, demütig angesichts der Aufgabe, die vor uns liegt.“ Er erinnerte „mit demütiger Dankbarkeit“ an Vorbilder, die „den Geist des Dienens“ verkörpern. In dieser Zeit „ist es genau dieser Geist, der in uns allen sein muss.“
Familie
(2021)
Die Bibel ist voll von Familiengeschichten. Es findet sich aber in ihr keine Theologie der Familie, und die heutige auf die Kernfamilie konzentrierte Vorstellung von Familie ist ihr eher fremd. Gerade diese Fremdheit eröffnet Perspektiven, die für das Verständnis und die Gestaltung gegenwärtiger familiärer Formen des Zusammenlebens hilfreich sind.
Konvivenz und Kooperation
(2021)
Das Lebensende alter Menschen wird in Deutschland zusehends institutionalisiert und
Altenpflegeheime werden immer mehr zu Orten des Sterbens. Dies stellt Einrichtungen,
ihre Träger, u.a. die Diakonie, und darin agierende Professionen, u.a. die Soziale Arbeit,
vor die Aufgabe, dem Ideal würdevollen Sterbens gerecht zu werden. Persönliche, soziale
und gesellschaftliche Umstände beeinflussen das Sterben alter Menschen, deren
Würde, auch und gerade im Angesicht von Pflegebedürftigkeit, Abhängigkeit und einem
Lebensende in Altenpflegeheimen, zu achten und zu wahren ist. Eine an den ganzheitlichen
Bedürfnissen der Sterbenden sowie den christlichen Prämissen der Barmherzigkeit,
Solidarität und Nächstenliebe orientierte diakonische Abschiedskultur eröffnet dabei
einen Raum für würdevolles Sterben. Die Profession der Sozialen Arbeit ist im Rahmen
ihrer umfassenden Kompetenzen auf vielfältige Weise fähig, diese Kultur abschiedlichen
Lebens aktiv mitzugestalten. Sie übernimmt Aufgaben des Beratens, Befähigens und
Begleitens und füllt als Brückenbauerin die Räume des „Dazwischen“, die sich am Übergang
von Leben und Tod sowie im Zusammenwirken verschiedener Beteiligter im Umfeld
der Sterbenden und der Institution ergeben. Durch ihr ganzheitliches bedürfnis- und
ressourcenorientiertes Handeln vermag sie in einer von Abschiedlichkeit geprägten
Wirklichkeit, das Lebensende eines Menschen positiv zu beeinflussen und zu einem
würdevollen Sterbeerleben beizutragen.