Evangelische Hochschule Nürnberg
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Elterliche Trennungen
(2019)
Hintergrund: Subjektes Erleben von Krankheit spielt für den Verlauf, die erfolgreiche Behandlung und das Therapie-Inanspruchnahmeverhalten eine wichtige Rolle.
Methode: 43 Probanden wurden in offenen Interviews bezüglich ihrer Erfahrungen bei der Bundeswehr und dem anschließenden Wechsel ins zivile System befragt. Die Daten wurden qualitativ ausgewertet. Besonderes Augenmerk galt der Analyse subjektiver Krankheitskonzepte der interviewten ehemaligen Soldatinnen und Soldaten.
Ergebnisse: Krankheitskonzepte und das subjektive Erleben von Krankheit ehemaliger Bundeswehrsoldaten/-soldatinnen lassen sich in Hinblick auf die fünf Aspekte ‚Krankheitsur-sache‘, ‚Behandlungsinitiative‘, ‚Verantwortlichkeit‘, ‚Kon-trollüberzeugung‘ und ‚Behandlungserwartung‘ kategorisieren. Die unterschiedlichen Zusammenhänge dieser Aspekte führen schließlich zu zwei Prototypen der Krankheitsverarbeitung. Die beiden Prototypen sind mit unterschiedlichen Präferenzen in der angestrebten Therapieart assoziiert (somatisches Krankheitskonzept => somatisch-medikamentöse Behandlungspräferenz, psychosoziales Behandlungskonzept => psychotherapeutische Behandlung). Außerdem fand sich eine Assoziation zwischen Krankheitskonzept und angestrebter beruflicher Perspektive.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Die gefundenen Assoziationen zwischen subjektivem Krankheitskonzept und Therapiepräferenz machen deutlich, dass ein Wissen um die subjektiven Krankheitskonzepte wichtig für die Therapieplanung und -durchführung sein kann und bei diesen berücksichtigt werden sollten. Ein eher optimistisches Krankheitskonzept und eine aktiv-internale Einstellung wirkten sich innerhalb unserer Gruppe an Befragten positiv auf den Krankheitsverlauf aus.
Schlüsselworte: ehemalige Bundeswehrsoldaten, Subjektive Krankheitskonzepte, Compliance, Inanspruchnahmeverhalten, Qualitative Methoden
Theoretischer Hintergrund und Ziel der Studie Stigmatisierung psychischer Erkrankungen ist ein Faktor, der die Inanspruchnahme von Hilfe behindern kann. Für die hier untersuchte Gruppe der VeteranInnen der Bundeswehr gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Studienergebnisse bezüglich des Zusammenhangs zwischen Stigma und Inanspruchnahme gesundheitlicher Hilfe. Ziel dieser Studie ist es, einen Überblick über das Stigmaerleben in einer Stichprobe von VeteranInnen der Bundeswehr zu erhalten.
Methodik Es wurden 43 narrative Interviews mit VeteranInnen der Bundeswehr geführt. Die daraus gewonnenen Daten wurden in mehreren Codierungsschritten analysiert. Es wurde untersucht, ob das Stigmaerleben von VeteranInnen der Bundeswehr sich gut durch das theoretisch begründete Stigmamodell von Link und Phelan abbilden lässt. Erste Hypothesen zu Stigma und Inanspruchnahme von Hilfe in dieser Stichprobe wurden aus dem Datenmaterial entwickelt.
Ergebnisse Die Stigmamodell nach Link und Phelan bildet das Stigmaerleben in der untersuchten Stichprobe gut ab. Wahrgenommenes und internalisiertes Stigma, berufliche Benachteiligung und sozialer Ausschluss, aber auch befürchtetes Unverständnis für die militärische Vergangenheit auf dem zivilen Sektor wurden als stigmarelevante Hauptbarrieren bei der Inanspruchnahme von Hilfe berichtet.
Schlussfolgerungen Es wurden Empfehlungen für Interventionen zum besseren Umgang mit den bestehenden Stigmata gegeben.
Krankenpflege
(2019)
Die Idee einer „ELSI-Übergabe“, also einer Übergabe der vorläufigen Ergebnisse der projektbegleitenden und integrierten Bearbeitung von ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen (ELSI), stellt in der hier vorliegenden Form eine Neuheit dar. Die Idee zur Zusammenstellung solch einer Übergabe ergab sich aus den Anliegen des gesamten Projektteams von PowerGrasp und vor dem Hintergrund der Sach- und Verfahrenslogik des zugrundeliegenden Förderungskontextes und -ablaufs.
Der Abschlussbericht fasst in vier Kapiteln die zentralen Ergebnisse des Forschungsprojektes „Diakonische Angebotsentwicklung / Gemeinsame Konzepte und Methoden im Umgang mit Demenz in der Alten- und Behindertenhilfe“ zusammen, das von 01.04.2015 bis 31.01.2018 in drei ausgewählten Einrichtungen der stationären Alten- und Behindertenhilfe in NRW und Bayern durchgeführt wurde.
Hierzu gehören die Ergebnisse folgender Forschungsaktivitäten:
- Internetrecherche zu „best-practice“ Projekten im Bereich der inklusiven Betreuung
- Experteninterview mit der Leitung des Heinrich-Held-Hauses des Diakoniewerks Essen
- Schriftliche Mitarbeiterbefragung im Heinrich-Held-Haus, Diakoniewerk Essen
- Studentisches Praxisprojekt „Reise durch die Tier-, Märchen- und Farbenwelt“ – ein themenorientiertes Gruppenangebot, das in den Häusern Altmühltal und Georg-Nestler der Rummelsberger Diakonie Bayern in Pappenheim erprobt wurde
Auf Grundlage der Forschungsbefunde werden Handlungsempfehlungen für die Praxis der Alten- und Behindertenarbeit formuliert und Impulse für die konzeptionelle Weiterentwicklung inklusiver Wohn- und Betreuungsformen bei der Rummelsberger Diakonie Bayern gesetzt.
Einleitung
In bestimmten Lebens- und Arbeitssituationen lassen sich Bedingungen ermitteln, von denen angenommen werden kann, dass sie die meisten Menschen fordern oder sogar überfordern (vgl. Eppel 2007, 46). So stellt die praktische Pflegeausbildung Auszubildende vor emotionale Herausforderungen, denn wer alte, kranke und sterbende Menschen pflegt, wird konfrontiert mit Krisen- und Konfliktsituationen, die zwar grundsätzlich zum Leben gehören, aber von Auszubildenden nicht unbedingt wahrgenommen werden, solange sie nicht selbst betroffen sind. Sie erleben oft zum ersten Mal die ‚andere Seite‘ des Lebens, die verbunden ist mit Leid, Krankheit, Sterben und Tod sowie damit verbundene Gefühlen wie Verzweiflung, Angst und Trauer. Die aus entsprechenden Erlebnissen entstehenden Erfahrungen prägen beruflich und persönlich, wodurch sie einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert in der Pflegeausbildung und darüber hinaus im Leben Auszubildender einnehmen.
Empirisch belegen lässt sich, dass die meisten Auszubildenden aushalten, was sie belastet, und die als widersprüchlich erlebte Pflegepraxis hinnehmen, um zu ‚überleben‘. Zwar kritisieren sie heimlich die belastende Ausbildungssituation, die sich nicht vereinbaren lässt mit ihren oftmals hohen und idealistischen Erwartungen, die mit in die Ausbildung gebracht werden; gleichzeitig aber akzeptieren die hierarchisch ganz unten stehenden Auszubildenden, was sie täglich erleben. Mit diesem hinnehmenden Verhalten nähern sie sich sukzessive dem in der Pflegepraxis omnipräsenten Phänomen der Habituation an, d.h. Pflegende haben sich scheinbar an das gewöhnt, was sie in der Pflegepraxis vorfinden, und schweigen (vgl. Balzer 2009, 2015).
Basierend auf den bisherigen empirischen Untersuchungen zur praktischen Pflegeausbildung,1werden didaktische Empfehlungen dahingehend formuliert, dass Auszubildende begleitet werden sollten, damit sie Probleme als Ausgangspunkt für reflexive Bildungsprozesse nutzen, anstatt diese auszuhalten oder vor ihnen zu fliehen. Diese Begleitung sollten didaktisch geschulte Lehrende übernehmen. Die praktische Pflegeausbildung indes stellt sich als diffus und kaum geregelt dar. Zwar gibt es einen gesetzlichen Auftrag zur Praxisbegleitung durch Lehrende, aber dieser sieht lediglich eine fachliche Betreuung und Beurteilung Auszubildender vor (vgl. PflAPvV 2017, § 5). Wie Auszubildende mit der belastenden Pflegepraxis – sowohl mit der schwierigen Ausbildungssituation als aber auch mit dem, was pflegerische Arbeit im Kern ausmacht, nämlich Körper-, Beziehungs- und Gefühlsarbeit – zurechtkommen sollen, bleibt offen