Evangelische Hochschule Nürnberg
Filtern
Erscheinungsjahr
- 2015 (56) (entfernen)
Dokumenttyp
Schlagworte
- Soziale Arbeit (6)
- Gesundheits- und Pflegepädagogik (5)
- Kind (4)
- Literaturrecherche (4)
- Pflege dual (4)
- Alter (3)
- Ausbildung (3)
- Befragung (3)
- Patientenschulung (3)
- Projekt (3)
In den letzten Jahren fand ein Paradigmenwechsel im gesamten Gesundheitssystem statt. Nicht zuletzt durch das Informationszeitalter, das uns durch das Internet die Möglichkeit gibt, ständig informiert und aufgeklärt zu sein, änderte sich die Haltung der Menschen. Dies betrifft alle Bereiche des Lebens, somit auch die Gesundheit. Der Patient, möchte nun aktiv am Therapieprozess teilhaben und nicht mehr passiv Leistungen empfangen.
Diese Entwicklung forciert ein Umdenken bei allen Gesund-heitsberufen und fordert neue Konzepte und Methoden im Umgang mit den Patienten. Eine Möglichkeit, dem autonomen Patienten gerecht zu werden, ist die Patientenedukation, die es erlaubt, den Menschen zum Fachmann seiner Krankheit oder Behinderung zu machen.
Durch erfolgreiche Patientenedukation kann nicht nur das Gesundheitssystem entlastet werden, sondern auch dem Patienten ein Gefühl von Selbstwirksamkeit gegeben werden. Gerade Letzteres zeigt, dass die Anwendung von Edukationsprogrammen auch bei Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung stattfinden muss.
Aus ethischer Sicht gibt es keinen Grund, warum Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung von solchen Programmen ausgeschlossen werden sollten. Klar ist, dass eine individuelle Anpassung der Schulungsprogramme notwendig ist. Trotz möglicher Schwierigkeiten in diesem Gebiet ist die Entwicklung entsprechender Konzeptionen dringend erforderlich, um die Situation von schwerstmehr-fachbehinderten Patienten im Krankenhaus zu verbessern. Diese Arbeit will dazu eine Basis erarbeiten und mittels der Leitprinzipien der vertrauensstiftenden, subjekt-zentrierten, autonomiegeleiteten und familienzentrierten Vorgehensweise eine Orientierungshilfe für zukünftige Konzepte bieten.
Die Skills Lab Methode ist eine Lehr- und Lernmethode und ist vor allem in den USA überwiegend implementiert und erforscht. In Deutschland sind bereits in der Pflegeausbildung einige Fertigkeiten Labore eingerichtet worden. In Bezug auf die Berufsvorbereitung gibt es in Deutschland einen Entwicklungsbedarf. Die Lernenden müssen in berufsrelevanten Kompetenzen gefördert und ein Theorie-Praxis-Transfer verbessert werden (Berufsfachschule für Krankenpflege Kempten, 2012, S. 3; Görres, 2007, S. 6). Aber welche Effekte hat die Methode des Skills Lab und kann dies damit erreicht werden? Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, welche Effekte in der Literatur beschrieben werden, die die Methode des Skills Lab auf die Lernenden in der Pflegeausbildung haben. Auf dieser Grundlage wurde die Forschungsfrage „Welche nachweisbaren Effekte hat die Methode des Skills Lab auf die Lernenden in der Pflegeausbildung?“ entwickelt.
Es wurde eine systematische Literaturreche im Zeitraum von Oktober bis November 2014 in den Datenbanken Cinahl, Medline und Cochrane durchgeführt. Auf Basis der Forschungsfrage wurden Ein- und Auschlusskriterien festgelegt sowie eine Suchkombination aus den Begriffen Skills Lab (simulation, skills lab, skills training), Pflegeausbildung (nursing education), Lernende (students) und Effekt (efficacy, effectiveness, effect, outcome) entwickelt. Aus insgesamt 160 Treffern konnten nach weiterer Durchsicht für eine Bearbeitung acht Studien eingeschlossen werden. Die gesammelten Ergebnisse zeigten Effekte in Bereichen der Fach-, Methoden- und Personalkompetenz. Nach hinzuziehen weiterer Studien konnten auch Ergebnisse im Bereich der Sozialkompetenz gefunden werden, so dass die Annahme bestätigen werden konnte, dass die Skills Lab Methode die Handlungskompetenz fördert. Aufgrund verschiedener Faktoren lassen sich die Ergebnisse nur begrenzt auf Deutschland anwenden. Dennoch lassen diese Effekte erkennen, dass die Methode des Skills Lab eine geeignete Vorgehensweise ist, um die Lernenden in der Handlungskompetenz zu fördern und einen Theorie-Praxis-Transfer zu verbessern.
Wie kann Ambiguitätstoleranz im Bezug auf Differenzerfahrungen in der Pflegeausbildung durch das ästhetische Feld der Literatur gefördert werden?
Welche Erfahrungen machen Schüler und Lehrer mit der Umsetzung ästhetischer Bildung in der Pflegeausbildung?
Das sind die Fragen, deren Beantwortung in dieser Bachelor-Abschlussarbeit nachgegangen wird.
Anfangs werden die Begrifflichkeiten Ambiguität und Ambiguitätstoleranz definiert.Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Menschen in einer Welt voller Widersprüchlichkeiten und Mehrdeutigkeiten leben. Wissensbestände ändern sich so schnell, dass von einem
Menschen verlangt wird, flexibel und dennoch adäquat zu reagieren. Im Anschluss werden genau diese Anforderungen in Zusammenhang mit der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung gebracht. Auch dort erleben Schüler Ambiguitäten sowohl in Situationen als auch in der Kommunikation und Interaktion mit Menschen. Eine gewisse Ambiguitätstoleranz wäre hier von Nutzen, um in bestimmten Lebenslagen sicher und handlungskompetent reagieren
zu können.
Ziel dieser Bachelor-Abschlussarbeit ist deshalb die Erstellung eines Unterrichtskonzeptes, welches zur Förderung der Ambiguitätstoleranz beitragen kann. Dabei wird auf das Konzept der ästhetischen Bildung zurückgegriffen. Das ästhetische Feld der Literatur soll hier exemplarisch näher beschrieben und in die Praxis umgesetzt werden. Durch kreative Schreibprozesse
und der damit verbundenen Schreib- und Vortragsform Poetry Slam sollen Schüler Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrem Pflegealltag aufgreifen, reflektieren und verarbeiten.
Zudem lernen sie durch diese Methode die Vielfältigkeit von Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten
durch Texte kennen. Die Umsetzung des Unterrichtskonzeptes erfolgt im Rahmen einer fünftägigen Projektwoche an einer Berufsfachschule für Krankenpflege.
Um eine Überprüfung der Fragestellung vornehmen zu können, wird den Schülern im Anschluss an diese Projektwoche ein Evaluationsbogen zur Rückmeldung ausgehändigt. Das Ergebnis
zeigt, dass durch die intensive Auseinandersetzung mit einer Thematik aus der Pflege ein
Perspektivenwechsel bei den Schülern erreicht werden kann.
Bei der ästhetischen Bildung steht der Schaffensprozess im Mittelpunkt: Das bedeutet, dass eine innere Auseinandersetzung mit einem Gegenstand stattfindet. Dies setzt natürlich das Öffnen und Einlassen auf
diese Art der Unterrichtsmethode voraus. So kann ein Lehrinstitut Anregungen geben, eine Toleranz gegenüber Ambiguitäten zu entwickeln. Dennoch liegt es beim Schüler selbst, ob er sich auf die Methode der ästhetischen Bildung einlassen und einen Profit daraus ziehen
kann.
Kommunikationsstrategien im pflegerischen Umgang mit aphasischen Patienten: ein Systematic Review
(2015)
Hintergrund: Pflegekräfte in neurologischen Abteilungen von Akutkrankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen sind mit einem erhöhten Auftreten von Aphasien, meist verursacht durch einen Apoplex, konfrontiert. Aphasien sind sehr komplexe, multimodale Sprachstörungen. Daraus resultieren massive Verständigungsschwierigkeiten, welche dazu führen, dass die Betroffenen nicht adäquat versorgt werden, ihre Ressourcen nicht wahrgenommen und so das Rehabilitationspotenzial nicht ausgeschöpft wird. Auch Pflegekräfte fühlen sich in solchen Verständigungssituationen hilflos und überfordert.
Ziel: In diesem Systematic Review sollten Studien zusammengefasst werden, welche die Kommunikation von Pflegekräften mit Aphasiepatienten untersuchen. Aus den Ergebnissen der Studien sollten Strategien identifiziert werden, welche die Kommunikation mit diesen Patienten erleichtern können. Die Ergebnisse des Reviews können dazu beitragen, die Versorgung von Aphasiepatienten zu verbessern und den Pflegekräften Möglichkeiten schaffen, aktiv an der Kommunikationsförderung teilzunehmen.
Methode: Es wurde eine Literaturrecherche in zwei elektronischen Datenbanken sowie eine Handsuche im lokalen Bibliotheksbestand durchgeführt, um relevante Arbeiten zu identifizieren. Einschlusskriterien waren: qualitative Studien im Klinikbereich, welche die Kommunikation und Interaktion zwischen Pflegekräften und Patienten mit schwerer Aphasie nach Apoplex untersuchen. Die eingeschlossenen Studien wurden nach einem Kriterienkatalog zur Bewertung qualitativer Studien bewertet und ihre Ergebnisse anschließend zu neuen Kategorien zusammengefasst.
Ergebnisse: Es konnten sieben Studien in das Review einbezogen werden. Trotz unterschiedlicher Methodik stimmen sie in ihren Ergebnissen weitgehend überein. Die identifizierten Kategorien, welche die Kommunikation mit aphasischen Patienten verbessern können, lauten: Beziehungsgestaltung, Für Wohlbefinden sorgen und mit psychischen Belastungen umgehen, Ein sicheres Umfeld schaffen, Respekt, Würde und Autonomie, Ausgleich von fördern, fordern und entlasten, Verbale Kommunikation, Nonverbale Kommunikation, Zeit und Kontinuität. Diese Kategorien beeinflussen sich wechselseitig und sind Voraussetzung für eine adäquate Versorgung und Förderung von Aphasiepatienten. Es konnten Parallelen zu Monika Krohwinkels Rahmenmodell fördernder Prozesspflege, ihrem Managementmodell und den Kategorien fördernder Prozesspflege gefunden werden und eine Verknüpfung wurde versucht.
Fazit: Um eine angemessene Kommunikation mit Aphasiepatienten zu gewährleisten, ist die reine Betrachtung von verbalen und nonverbalen Kommunikationsstrategien wenig zielführend. Wichtige Voraussetzungen sind vielmehr eine positive Beziehungs - und eine sichere Umfeldgestaltung, empathische Kompetenz der Pflegekraft und eine Organisationsstruktur, die dem erhöhten Zeitaufwand für Aphasiepatienten gerecht wird sowie die Kontinuität von Abläufen und Bezugspersonen sicherstellen kann.
Mikrokredite etablierten sich in den 2000er Jahren als wichtiges entwicklungspolitisches Instrument zur Armutsbekämpfung und dem Empowerment von Frauen. Das Empowerment-Konzept bestärkt Frauen, sich auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene zu entwickeln. Ob der Mikrokredit hierfür ein geeignetes Instrument ist, wurde in der vorliegen-den Arbeit diskutiert und unter Heranziehung indischer Studien analysiert. Bei der Studienanalyse zeigten sich Empowerment-Effekte auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene. Durch das bereitgestellte Kapital erlangten Frauen eine größere Entscheidungsmacht im Haushalt. In Folge dessen steigerten sich die Gesundheits- und Bildungsausgaben und der Standard in diesen Bereichen verbesserte sich, wovon auch die Kinder profitierten. Des Weiteren wurden die Spar- und Konsumgewohnheiten der Frauen positiv durch den Mikrokredit beeinflusst. Wirtschaftliche Handlungen der Kreditnehmerinnen waren hingegen meist unrentabel und/oder sind gescheitert. Neben den wirtschaftlichen Effekten wirkte der Mikrokredit auch auf der sozialen Ebene, vor allem bei Krediten nach dem Selbsthilfegruppenmodell. Grundlage hierfür waren regelmäßige angeleitete Gruppentreffen. Die Frauen wurden dabei über den Kredit hinaus bei sozialen Themen unterstützt und für gemeinsame Aktionen mobilisiert. Die Teilnehmerinnen dieser Programme konnten ihr Selbstbewusstsein und ihre Mobilität wesentlich steigern. Darüber hinaus führten soziale und gemeinnützige Aktionen der Gruppen zu einer Besserstellung in-nerhalb der Dorfgemeinschaft. Auch die politische Partizipation nahm zu. Bei Programmen mit reiner Kreditbereitstellung und ohne weitere Maßnahmen fielen die Empowerment-Effekte weniger positiv aus. Es gab keine Verbesserungen auf der sozialen Ebene, was zeigt, dass das Empowerment-Potenzial des Mikrokredites nicht genutzt wurde. Um Frauen für eine soziale Entwicklung zu mobilisieren, ist eine kontinuierliche Begleitung durch geschultes Personal nötig. Diese Betreuung können Organisationen aus dem Sozialwe-sen besser leisten, verglichen mit kommerziell arbeitenden Banken. Der Mikrokredit unter dem Empowerment-Aspekt sollte eher in den Arbeitsbereich der internationalen Sozialen Ar-beit fallen, als in den Finanzsektor. Dann kann er seine positive, vielschichtige Wirkung als entwicklungs-politisches Instrument zum Empowerment von Frauen voll entfalten.
In dieser Arbeit wird dargelegt, dass sich der Trend zur zunehmenden Ökonomisierung im Gesundheitswesen mit einhergehender Privatisierung und Rationalisierung angesichts der fiskalischen Zwänge und demografischen Entwicklungen wohl nicht mehr aufhalten lässt. Dabei werden die verschiedenen Auswirkungen im Beziehungsgeflecht Politik-Management- Patient-Arzt und Pfleger ausführlich diskutiert und das Spannungsfeld zwischen berufsethischem Anspruch und Erfüllung der ökonomischen Erfordernisse eingehend erörtert. Als Fazit lässt sich feststellen, dass auch das Gesundheitswesen einem starken strukturellen Wandel unterzogen ist, welches sich den Herausforderungen im Markt stellen muss. Aufgabe der beteiligten Akteure im Gesundheitswesen ist es, diesen Prozess kritisch zu begleiten und Fehlentwicklungen mit Reformkonzepten entgegen zu wirken, um das Berufsbild im Kranken- und Pflegebereich weiterhin attraktiv zu halten.
Die vorliegende Arbeit behandelt die Tiergestützte Intervention mit einem Hund in Anwendung auf die Zielgruppe „Ältere Menschen mit geistiger Behinderung“ in tagesstrukturierenden Maßnahmen. Im ersten Teil dieser Arbeit werden theoretische Erkenntnisse diskutiert und es soll beantwortet werden, ob eine Tiergestützte Intervention mit einem Hund für ältere Menschen mit einer geistigen Behinderung in tagesstrukturierenden Maßnahmen sinnvoll ist. Im zweiten Teil wird ein Gruppenangebot speziell für diese Zielgruppe dargestellt. Das Angebot wurde eigens für die Tagesstrukturierende Maßnahme der Wohnheime gGmbH der Lebenshilfe Nürnberg entwickelt.
Die nachfolgende Arbeit beschäftigt sich mit theoretischen und konzeptionellen Überlegungen zur substanzspezifischen Prävention. Der theoretische Teil der Arbeit befasst sich zunächst mit der Hauptzielgruppe für Präventionsmaßnahmen bzgl. Alkohol: Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren. Hierbei wird ein Blick auf deren Lebenswelten und auf diese spezielle Phase im Lebenslauf geworfen. Dies erfolgt aus entwicklungspsychologischer und jugendsoziologischer Perspektive.
Nachfolgend wird die Substanz „Alkohol“ näher betrachtet und der Konsum von Jugendlichen genauer beleuchtet. Durch die Erkenntnisse aus den ersten drei Unterpunkten erfolgen grundlegende Überlegungen zur Prävention und ein Blick in die innovative Suchtprävention.
Auf Basis der vorangegangen Punkte wird nachfolgend das Bundesprojekt zur Alkoholprävention „Hart am LimiT“ (= HaLT) vorgestellt. Mit diesem Projekt befassen sich auch die konzeptionellen Überlegungen. Hierbei steht die Optimierung des Interventionsangebotes „Risikocheck“ im Mittelpunkt. Die Überlegungen sind geknüpft an das Angebot und die Durchführung des Projekts innerhalb Nürnbergs. Dieses wird getragen von der Suchtprävention des Jugendamtes der Stadt Nürnberg und dem Suchthilfezentrum der Stadtmission Nürnberg e.V.
Mit der vorliegenden Arbeit sollen Denkanstöße für strukturelle und formale Änderungen hinsichtlich des Interventionspunktes, der in der Trägerschaft des Suchthilfezentrums liegt, gegeben werden.
Einleitung:
Seit November 2005 besteht zwischen der Evang.-Luth. Kirche in Ungarn und der
Evang.-Luth. Kirche in Bayern eine Partnerschaft zur Förderung ihrer Beziehungen. Im
Austausch wollen die beiden Kirchen dabei unter anderem im Bereich der Erziehung und Bildung sein. Auf diese Weise entstanden die Partnerschaft der Evangelischen
Hochschule in Nürnberg mit der Theologischen Universität in Budapest und Kontakte des Studienzentrums Rummelsberg mit dem evangelischen Sztehlo-Gábor-Gymnasium in Budapest.
Und im Rahmen dieser Partnerschaft fand unser Oberseminarsprojekt statt.
Das Projekt bestand aus zwei Teilprojekten, die von zwei Projektgruppen entworfen wurden. Ein Projektteam reiste nach Budapest, um mit Schülern am eben erwähnten
Sztehlo-Gábor-Gymnasium Seminareinheiten zu halten, die zu diakonischem Lernen führen sollten. Das andere Team empfing mit der gleichen Zielsetzung, diakonisches Lernen anzustoßen, dieselben Schüler einige Wochen später in Rummelsberg. Sie sollten dort Einblicke in die verschiedenen Arbeitsfelder der Rummelsberger Diakonie
erhalten und am Sitz des Diakonischen Werkes Bayern in Nürnberg von der diakonischen Arbeit in Bayern erfahren. „Brücke aus Händen“ – so wurde dieses bayerisch-ungarische Projekt im Bereich diakonischer Bildung genannt.
Dieser Titel ist zum einen angelehnt an die sinnbildliche Bezeichnung der Diakonie als Evangelium der
Hände durch den ungarischen Theologen und ehemaligen Budapester Pfarrer Gábor Sztehlo.
Zum anderen impliziert der Titel auch die Verbindung beider Landeskirchen durch die bestehende Partnerschaft.
Auf die Frage was diakonisches Lernen ist, welche Formen es gibt und woher dieser Begriff eigentlich kommt soll im folgenden Kapitel in Form eines Überblicks
eingegangen werden. Die 1998 erschienene Diakonie-Denkschrift der EKD, deutet in Abschnitt 3.7 „Diakonisches Lernen anstoßen – die Bildungsaufgaben wahrnehmen“ schon eine Teilantwort an. Hier plädiert sie für „neue gesellschaftliche Orte, neue ‚soziale Lernarrangements‘, in denen Formen der Solidarität gelernt und erfahren
werden“. Diese Forderung nach organisiertem diakonischen Lernen entsprang der Beobachtung, dass „die Veränderung familiärer Verhältnisse […] zu einem Verlust ganz unmittelbarer sozialer Erfahrungen im Alltag geführt“ hatte. An dieser Stelle ist
also festzuhalten, dass diakonisches Lernen nicht nur ein kirchliches sondern auch ein gesellschaftliches Thema ist. Angesichts des fortlaufenden demografischen Wandels
unserer Gesellschaft gewinnt es deshalb immer mehr an Bedeutung. In der heutigen Zeit brauchen wir daher umso mehr den Dienst am Menschen und damit verbunden auch
mehr Solidarität den Mitmenschen gegenüber. Ich schließe mich somit der Denkschrift
an, die sich schon in ihrem Vorwort „ein verstärktes diakonisches Engagement als entschlossene Antwort auf die Nöte unserer Zeit und tatkräftige Hilfe zu ihrer
Überwindung“ wünscht. Diakonie als „ein durch den christlichen Glauben motiviertes soziales Handeln“ ist Ausdruck einer inneren christlich-ethischen Einstellung. In dieser Einstellung sei laut Christoph Gramzow das diakonische Lernen motiviert und begründet und genau darin liege „ein wesentlicher Unterschied zum (wertfreien)
sozialen Lernen“. Doch wie kommt es zu diakonischem Lernen? Oder anders gefragt:
ist Diakonie überhaupt lehrbar? Beate Hofmann verneint diese Frage. Sie betont allerdings, dass Diakonie sehr wohl lernbar sei. Diese These lässt den Rückschluss zu,
dass beim diakonischen Lernen also nicht der Lehrende, sondern der Lernende im
Fokus steht. Er ist demnach für seinen Lernerfolg selbst verantwortlich.
Frei nach Ruth Cohn, der Begründerin der Themenzentrierten Interaktion, könnte man daher sagen: Der Lernende ist die Chairperson seines eigenen Lernerfolgs. Die Aufgabe unserer
Projektgruppe musste es daher sein, für ein gutes Lernarrangement zu sorgen.
Somit ist das Ziel dieser Arbeit, zu zeigen, dass das diakonische Lernen vom Lernarrangement
abhängt. In Bezug auf unser Oberseminarprojekts interessiert mich deshalb, ob das von
uns gewählte Lernarrangement für das diakonische Lernen unserer Zielgruppe, den
ungarischen Schülerinnen im Alter von 16-18 Jahren, zuträglich war. Was dieses
Projekt allerdings nicht vermag, ist die Nachhaltigkeit des etwaigen Lernertrags zu
garantieren. Vorausgesetzt man könne einen diakonischen Lernertrag messen, so
müssten meiner Meinung nach im familiären und schulischen Umfeld, sowie im
Kontext des Lernorts der Schülerinnen empirische Begleituntersuchungen angestellt
werden. Ziel dieser Untersuchungen wäre die Feststellung eines intrinsisch motivierten
Engagements für deren Mitmenschen.
Der Blick auf die sich immer mehr ausweitenden pränataldiagnostischen Verfahren zeigt, wie selbstverständlich der medizinische Fortschritt das Leben der heute werdenden Eltern bestimmt.
Die scheinbare Leichtigkeit, Einfluss auf die Gesundheit des ungeborenen „Wunschkindes“ nehmen zu können, wird meist erst auf den zweiten Blick getrübt, nämlich dann, wenn sich die Gewissheit um das Wohl des Kindes nicht bestätigt. Immer mehr werdende Eltern müssen sich aufgrund des medizinischen Fortschritts mit der relativ sicheren pränataldiagnostischen Nachweisbarkeit der chromosomalen Abweichung Down-Syndrom (Richter-Kuhlmann, 2012, S. A1459) auseinandersetzen. In 90% aller Fälle wird die Entscheidung gegen die Fortsetzung der Schwangerschaft und für einen Abbruch getroffen (Hey, 2012, S. 12).
Warum aber „entscheiden“ sich so viele Paare gegen ein Kind mit Down-Syndrom, obwohl gerade dieser Personengruppe aufgrund vorherrschender Fördermöglichkeiten ein so breites Entwicklungsspektrum gegenübersteht?
Welche Konsequenzen ergeben sich für Betroffene aus dem medizinischen Fortschritt nach einem unerwarteten embryonalen positiven Down-Syndrom Befund?
Welche Chancen, aber auch welche Risiken birgt die Pränataldiagnostik in diesem Kontext? Und aus welchen Gründen scheint für die Mehrheit der betroffenen Paare ein Abbruch der Schwangerschaft die einzige Alternative zu sein?
Die vorliegende Thesis beschäftigt sich, basierend auf der Befindlichkeit und den primären Bedürfnissen von Paaren nach Erhalt der pränataldiagnostischen Diagnose Down-Syndrom, mit möglichen, die Entscheidungssituation betreffenden beeinflussenden Faktoren und zeigt sowohl die Notwendigkeit als auch die Umsetzung und die Konsequenzen einer ergänzenden psychosozialen Beratung im Rahmen der Schwangerschaftskonfliktberatung auf, um Paaren sowohl in der Entscheidungsfindung als auch danach eine begleitende Stütze sein zu können.