Evangelische Hochschule Tabor, Marburg
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Mit dieser Arbeit soll der Frage nach wirksamer Gemeinde auf den Grund gegangen werden. Gemeinde soll wachsen. Dieser Botschaft kann man sich kaum entziehen, wenn man die Literatur über Gemeindebau beobachtet. Der Wunsch nach Gemeindewachstum hat dabei eine Kehrseite. Größe wird unbewusst zum eigenständigen Wert und durch die Optimierung der eigenen Gemeindebaupraxis angestrebt. Aber sind wachsende Gemeinden automatisch wirksam? Mit seinen Studien hinterfragt der Verfasser den Wunsch nach Größe und versucht nachzuweisen, dass Jesus seiner Gemeinde andere Kriterien an die Hand gegeben hat. Wachstum von Gemeinde ist eine Folge der Wirksamkeit der Gemeinde und hat deutliche Grenzen. Gemeinde wird dabei sowohl soziologisch, als auch theologisch definiert. Nur wenn diese doppelte Wirklichkeit von Gemeinde beachtet wird, kann sie wirksam sein. In einer exegetischen Auseinandersetzung mit Paulus und der Gemeinde in Korinth entwickelt der Verfasser Kriterien für die Wirksamkeit von Gemeinde. Zur Anwendung kommen diese Kriterien in der Reflexion dreier sehr unterschiedlicher Gemeindebaukonzepte. In einem letzten Teil werden konkrete Vorschläge zur Anwendung und Entwicklung von Wirksamkeit im gemeindlichen Alltag gegeben. Die Wirksamkeit von Gemeinde wird in Form einer Literaturarbeit untersucht.
Die vorliegende Arbeit untersucht Ursachen und Folgen von Gemeindewachstum in Landeskirchlichen Gemeinschaften. Hierzu wurde eine qualitative Studie mit sieben Pastoren wachsender Gemeinschaften durchgeführt. Untersucht wurden Beschreibungen, Interpretationen und Konstruktionen von Pastoren zum Thema.
Die Interviews haben gezeigt, dass es verschiedene Ursachen des Gemeindewachstums geben kann, z.B. Wirken Gottes, geistliche Sehnsucht/Unzufriedenheit, Platz für Menschen schaffen, Atmosphäre, Intention wachsen zu wollen, gute Kontakte und Beziehungen in den Ort, Lernbereitschaft der Gemeinde sowie eine klare Verkündigung. Ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Faktoren scheint hier grundlegend. Die beschriebenen Ursachen können daher nur Impulse für
die Arbeit vor Ort sein. Wesentlich ist, dass das Wachstum von Gemeinde immer Werk des dreieinigen Gottes und nicht machbar ist. Gleichzeitig gebraucht Gott Menschen,
die er erlöst, begabt und mit dem Heiligen Geist erfüllt hat, damit seine Gemeinde quantitativ und qualitativ wächst.
Die genannten Folgen zeigen, dass durch das Wachstum der Gemeinde vieles grundlegend verändert wird. Wo Wachstum geschieht, hat das zur Folge, dass eine neue Gemeindekultur entsteht und wenig so bleibt wie es vorher war. Dies weckt
verschiedenste Emotionen, die wahrgenommen und denen begegnet werden muss. Mit dem Modell der emotionalen Achterbahn von Groth wird ein Modell vorgestellt, das
helfen kann, Emotionen in Veränderungsprozessen zu erkennen und ihnen zu begegnen. Für das Gelingen von Veränderungen ist eine gute Leitung und Kommunikation nötig. Hier können der Führungskompass und das situative Führen hilfreiche Impulse für die Leitung von Gemeinden bieten. Gleichzeitig braucht es eine geistliche Leitung, die sich der Gegenwart des dreieinigen Gottes bewusst ist und mit seiner Hilfe, seinem Reden und Führen rechnet und ihm im Alltag Raum gibt.
Auch die Arbeit und Rolle der Pastoren veränderte sich grundlegend. Der Pastor ist nicht mehr für alles zuständig, sondern hat seine Schwerpunkte, die vor allem in der
Verkündung und Leitung bestehen. Die Gefahr von Überforderung und
gesundheitlichen Auswirkungen durch die steigenden Anforderungen wurde als real wahrgenommen. Eine gute Selbstfürsorge und Begleitung durch andere ist zentral, um
den Herausforderungen konstruktiv zu begegnen.
Der Begriff der Resilienz ist in den vergangenen Jahren in verschiedenen wissen
schaftlichen Disziplinen, nicht zuletzt in Psychologie und Pädagogik, aber auch im
populärwissenschaftlichen Bereich immer mehr in den Fokus gerückt. Resilienz als
„psychische Widerstandskraft“ steht dabei meist für eine Metakompetenz, die es ei
nem Individuum ermöglicht, auch in der Krise noch auf die eigenen Ressourcen zu
rückgreifen zu können und sich so bis zuletzt als selbstwirksam zu erleben. Auf diese
Weise übersteht eine resiliente Person Krisen, ohne nennenswerten bleibenden Scha
den zu nehmen. So verstandene Resilienz klammert die Erfahrung von Ohnmacht je
doch aus oder betrachtet sie als Gegenteil von Resilienz.
In der paulinischen Konzeption von Schwachheit und Gnade begegnen dagegen ein
anderer Umgang und eine andere Deutung von Ohnmachtserfahrungen in der Krise:
Gerade in der Erfahrung der eigenen Schwachheit werden die Solidarität und Kraft
Gottes als wirksam erlebt. Diese Erfahrung führt zu einer Umdeutung und in der
Folge zu einer Überwindung der Krise. Aus dem Vergleich des modernen Konzeptes
von Resilienz mit der paulinischen Konzeption von Schwachheit und Gnade ergeben
sich darum neue Impulse für den Umgang mit Ohnmachtserfahrungen im aktuellen
Resilienzdiskurs und in der therapeutischen sowie seelsorgerlichen Praxis.
Für Psychotherapeut*innen und Seelsorger*innen kann das paulinische Konzept von
Schwachheit und Gnade ein Impuls sein, ein bedingungslos ressourcenorientiertes
Menschenbild zu überdenken, das den bedürftigen und ohnmächtigen Menschen
aus dem Blick verliert. Als Beispiel für eine spirituelle Intervention vor dem Hinter
grund der paulinischen Impulse kann das Klagegebet gelten, das einen produktiven
Umgang mit Ohnmachtserfahrungen ermöglicht. Darüber hinaus können Psychothe
rapie und Seelsorge versuchen, die Solidarität Gottes für den ohnmächtig Leidenden
auf einer zwischenmenschlichen Ebene in Ansätzen erfahrbar zu machen. Dieser An
satz, der eine emotionale Öffnung gegenüber dem Ohnmachtsgefühl des Hilfesu
chenden impliziert, führt wiederum oftmals zu einer eigenen Ohnmachtserfahrung
der Helfenden, der entsprechend begegnet werden muss.
Ein altes Thema, das sich quer durch die Kirchengeschichte zieht, konnte in den
vergangenen Jahrzehnten in verschiedensten Neuauflagen wahrgenommen werden.
Nach Jahren des Schweigens ist es inzwischen wieder vermehrt in den Fokus
öffentlicher Diskussion gerückt: der Missbrauch im frommen Gewand! Ob wir ihn
nun als religiösen, geistlichen oder spirituellen Missbrauch bezeichnen, gemeint sind
dieselben Dynamiken.
Aufgrund meiner Expertise möchte ich in dieser Arbeit eine Weitwinkelperspektive
wählen. Mein Ziel ist keine Spezialstudie zu einem einzelnen Aspekt des religiösen
Missbrauchs, sondern ein größerer Überblick über relevante Themen, die für einen
sinnvollen gesellschaftlichen Umgang und für eine gelingende Verarbeitung
Beachtung finden sollten. Dabei geht es um Prozesse der Verarbeitung in
verschiedenen Betroffenheiten, die dieses Missbrauchsphänomen mit sich bringt:
Menschen können als Opfer betroffen sein, als Begleiter*innen, Mitwisser*innen,
Täter*innen und als Verantwortungsträger*innen diverser Communities, die in ihren
jeweiligen Bezügen gefordert sind.
In dieser Arbeit werde ich aktuelle Forschungsergebnisse resümieren und besonders
die Situation derer, die von religiösem Missbrauch als Opfer betroffen sind,
aufmerksam in den Blick nehmen. In diesen Fokus gehören auch Fakten, die ihren
Weg nach dem erfahrenen Unrecht erschweren bzw. erleichtern (können).
Außerdem werde ich die Bedeutung der Positionierung von Kirchen und Gemeinden
reflektieren. Und ich möchte Wege beschreiben, die den Überlebenden
Entwicklungsperspektiven der Verarbeitung eröffnen, in deren Kontext ich auch das
aktuell diskutierte Thema der Dekonstruktion und Rekonstruktion persönlicher
Spiritualität neu aufgreife, das nicht zuletzt auf dem Hintergrund der aktuellen Krise
der evangelikalen Bewegung besondere Bedeutung gewonnen hat.
Eine interdisziplinäre Sicht auf die zu bewältigenden Aufgaben wird eine
ganzheitlichere Be- und Verarbeitung des Themas für alle Beteiligten ermöglichen
und trägt dazu bei, essentielle Bedarfe nicht zu vernachlässigen.
Prophetie bedeutet aus biblisch-theologischer Sicht, dass ein Mensch durch Gottes Geist eine Offenbarung erhält und diese unverändert an einen oder mehrere Adressaten weiterzugeben hat. Dabei hat die prophetisch redende Person stets die Ebenen der Vergangenheit und der Zukunft im Blick, um dadurch die Gegenwart positiv zu beeinflussen und die Adressaten zu einer Reaktion zu bewegen. Die Prophetie des AT kann in vier Epochen eingeteilt werden, die Gemeinsamkeiten, aber auch Eigenheiten aufweisen. Die vorklassische Epoche liefert Grundlagen für das Urbild eines Propheten. Typisch für die klassische Epoche ist die Verschriftlichung von Prophetenworten, sodass diese über ihre Zeit hinauswirken und auch allgemein gültige Lehren enthalten. Die exilische Prophetie ist geprägt durch die Erfahrung des Exils. In dieser Epoche sehen sich Propheten an einem heilsgeschichtlichen Wendepunkt und sagen u.a. künftiges Heil an. In der nachexilischen Epoche wird eher auf die prophetische Vergangenheit zurückgeschaut. Die Institution der Prophetie gilt als abgeschlossen. Innerhalb dieser Epochen wird das Profil der Prophetie immer mehr geschärft. Dabei wird nach und nach eine Theologie der Propheten entwickelt. Grundsätzlich sind diese eine Instanz, durch die Jahwe sein Volk leitet. Es gibt verschiedene Prophetentypen und eine Vielfalt an Gattungen von Prophetenworten. Zur Zeit des Frühjudentums verliert Prophetie an Bedeutung. Das Motiv ihres Endes ist weiterhin verbreitet. Neben jüdischen Interpretamenten gibt es auch pagane Vorstellungen, die sich in wesentlichen Punkten abweichen. Das NT greift atl. Vorstellungen zur Prophetie auf. In Apg 2,17ff beginnt ein neues Zeitalter. Nun können nicht mehr nur einzelne inspirierte Personen prophetisch reden, sondern theoretisch alle Christen. Vor diesen Hintergründen ist prophetische Rede in der Gemeinde in Korinth zu sehen. Paulus betrachtet sie als Charisma und als Paradigma einer höheren Gabe. Eine solche Gabe kann jedem Christen zuteilwerden. Entscheidend für ihre Ausübung ist, dass sie auf dem Weg der Liebe (1Kor 13) praktiziert wird. Nur dann hat sie ihre Berechtigung und auch ihren Platz in der Gemeindeversammlung. Dort soll sie nach 1Kor 14 geordnet und nach klaren Kriterien erfolgen. So soll u.a. jedes prophetische Wort überprüft werden. Der Inhalt und die Form prophetischer Rede entsprechen offenbar der atl. Überlieferung. Prophetie ist stets an ihrer Wirkung zu messen: Sie soll andere Christen auferbauen, ermahnen, ermutigen und trösten bzw. ihnen zum Nutzen werden.
Unter der Fragestellung „Welche prägenden Auswirkungen hatte das Umfeld eines realsozialistischen politischen Systems auf die Rolle und das Selbstverständnis von Gemeinschaftspredigern der Taborbruderschaft?“ wurde die Taborbruderschaft Ost untersucht. Dafür wurde das realsozialistische Umfeld angeschaut, das Verhältnis der Landes- und Freikirchen, des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und des DGD zum Staat der DDR. Um die Rolle des Gemeinschaftspredigers der Taborbruderschaft anzuschauen, wurde der Entwicklungshintergrund beleuchtet, zeitgenössische Quellen in berufen und gesandt und internen Rundbriefen analysiert und Zeitzeugen interviewt. Ein Ergebnis war, dass das politische Umfeld nur wenige Auswirkungen auf die Rolle der Taborbrüder hatte. Die Gemeinschaftsprediger der Taborbruderschaft generell und auch in der DDR hatten ein starkes Selbst- und Rollenverständnis, welches geprägt war von Tabor, dem DGD und der Gemeinschaftsbewegung. Die Eigenidentität als Taborbruder wurde von gemeindestrukturellen und theologischen Gegebenheiten beeinflusst, nicht aber von politischen. Die Seelenarbeit der Evangelisation, die Diakonie und die Gemeinschaftsarbeit waren die zentralen Bestandteile des Lebens als Taborbruder. Solange diese Arbeitsbereiche nicht direkt eingeschränkt wurden, beschränkte man sich auf die Gemeindefrömmigkeit. In Gemeinschaftsfrömmigkeit, Theologie und Verkündigung gab es kaum Unterschiede zu den westlichen Taborbrüdern. Während die gewöhnliche Gemeindearbeit normal weiterging, war die öffentliche Evangelisation aber oft eingeschränkt. Als Hauptamtlicher in christlicher Arbeit befanden sich die Prediger in einer christlichen Umgebung. Ihr Arbeitsalltag wurde zumeist nur indirekt beeinflusst. In ihrem Privatleben erlebten sie schneller den Einfluss der SED. Am deutlichsten wurde dies an den Kindern der Taborbrüder, die in ihrer schulischen und beruflichen Laufbahn oft eingeschränkt wurden. Die Taborbrüder litten nicht unter Verfolgung, sie lebten in Freiheit, diese war aber kontrolliert. Biografisch unterschieden sich die Taborbrüder der DDR von denen der BRD, da sie in dem realsozialistischen Staat mit all seinen Auswirkungen lebten. Als Bürger einer Diktatur, mit einer Ideologie, der sie nicht zustimmten, waren die Taborbrüder gemeinsam mit allen anderen Christen in einer Außenseiterrolle.
Die vorliegende Masterarbeit hatte zum Ziel, mittels einer explorativen Fragebogen- (Querschnitts)studie, anhand von 222 (82,2 % Rücklauf) von 270 Mitarbeitern in einem „helfenden Beruf“ in der Psychiatrie Motive für die Berufswahl bzw. die Arbeitsmotivation sowie die Religiosität bzw. Spiritualität (ReS) wissenschaftlich zu untersuchen. Die Studie wurde Jan./Febr. 2015 im Alexianer Krankenhaus Köln-Ensen, einer Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Regelversorgungs-auftrag durchgeführt. Sechs der 50 Fragen des Instruments wurden unter der Vor-stellung der Vergleichbarkeit fast gleichlautend aus der Studie von E. Lee (2014), einer bundesweiten Personalbefragung zur ReS in Psychiatrie und Psychotherapie, übernommen.
Die wichtigsten Ergebnisse meiner Studie lauten wie folgt: Für den größten Teil der Teilnehmer (83–93 %) stellen „Empathie“, „helfen-wollen“ und „humanistische Überzeugungen“ die wichtigsten Motive für die Berufswahl dar, gefolgt von „sozialer Kontakt“ (55 %) und „etwas zurückgeben“ (48 %). Finanzielle oder religiöse/spirituelle Motive, soziale Prägung oder Erfahrung mit psychischer Erkrankung spielen eine nachrangige Rolle. „Humanistische Überzeugungen“ und „helfen-wollen“ sind auch die mit Abstand wichtigsten Motive, welche die aktuelle Tätigkeit aufrechterhalten.
Die Untersuchungen zur ReS ergaben eine paritätische Verteilung hinsichtlich des „Index-Items“, ob sich Mitarbeiter in der Psychiatrie für religiöse/spirituelle Menschen halten. Signifikante Ergebnisse liegen für die Geschlechtsverteilung (weiblich > männlich) und die Altersverteilung (älter > jünger) sowie zwei Berufs-gruppenvergleiche (Arzt/Psychologe >Pflege, A/P > pädagogische Mitarbeiter) vor.
Im Vergleich zu den von Lee vorgestellten Ergebnissen, liegen die Werte für die untersuchten Items bezüglich der intrinsischen, der organisierten (OR) wie nicht-organisierten ReS (NOR) teilweise auf deutlich niedrigerem Niveau. Dieser Effekt ist am ehesten mit den verschieden hohen Rückläufen (Lee: 24,4 %) und der damit mutmaßlich einhergehenden Verzerrung durch die Teilnehmer zu erklären, wobei bei Lee ggf. vorwiegend jene antworteten, die sich durch die Themen besonders angesprochen fühlten.
Kultur der Dankbarkeit – Eine biblische und gesellschaftliche Reflexion
Das neu erwachte Interesse an Dankbarkeit macht eine theologische Reflexion sinnvoll. Da
sich Dankbarkeit in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich ausdrückt, soll Kultur in
dieser Reflexion Berücksichtigung finden. Dankbarkeit beinhaltet eine kognitive, emotionale
und praktische Ebene und kann im Rahmen der Gabentheorien verstanden werden als Teil des
Kreislaufs aus Geben, Nehmen und Erwidern. Kultur, als Gesamtheit kollektiver
Gewohnheiten, kann alle drei Ebenen der Dankbarkeit beeinflussen. Vor diesem Hintergrund
zeigt sich, dass das biblische Verständnis der Dankbarkeit ein deutlich anderes ist, als das der
Deutschen von heute. Die soziale Praxis des Dankesagens ist den biblischen Texte fremd, was
sich aus einem kollektivistischen Selbstverständnis des Menschen in Verbindung mit der
Ehrenkultur zeigt. Dank gegen Gott hat somit eine andere Qualität als in der deutschen
Kultur, wo sich Dank in der sozialen und religiösen Sphäre nicht unterscheidet. Der Grund
des Dankens liegt in Jesus Christus, der reinen Gabe Gottes. Diese kann nicht erwidert, wohl
aber in Taten der Nächstenliebe ausgedrückt werden. Der biblische Begriff hat außerdem ein
kritisches Element, dass heutigen Dank-Bewegungen weitgehend fehlt. Aus der
kultursensiblen Betrachtung der Dankbarkeit können neue Perspektiven für ein christliches
Verständnis von Dankbarkeit gezogen werden.
Die Masterarbeit „Kontemplation – ein Resonanzgeschehen?“ von Anette Roppert-Leimeister befasst sich mit der Relevanz von Religion und Spiritualität für Menschen in spätmodernen Gesellschaften, insbesondere mit der Relevanz der christlich-spirituellen Praxis der Kontemplation. Diese beschreibt Saskia Wendel erkenntnisphilosophisch als intuitive, präreflexive Erkenntnisform, bei der Selbsterkenntnis und Erkenntnis des Anderen seiner
selbst im Zentrum stehen. Das Werk der spanischen Mystikerin Teresa von Avila „Wohnungen der inneren Burg“ wurde hinsichtlich Hartmut Rosas vier Resonanzmomenten textimmanent-hermeneutisch untersucht, um herauszufinden, ob man von Kontemplation als ein Resonanzgeschehen sprechen kann und ob sie somit nach Rosa Bedeutung für die Ausbildung
resonanter Weltbeziehungen spätmoderner Menschen aufweist. Die Ergebnisse lassen erkennen, dass Kontemplation als ein resonanzbasierter Transformationsprozess angesehen werden kann, der sich als innerer Dialog im Menschen vollzieht und sich vielfältig auf den Weltbezug auswirkt. Als Resonanzprozess der vertikalen Resonanzachse (Beziehung zu höherer Kraft und konstitutiv Anderem) hat Kontemplation Einfluss auf die Ausbildung horizontaler (Beziehung zu Menschen) und diagonaler Resonanzachsen (Beziehung zur Dingwelt) und trägt somit nach Rosa zu einem gelingenden
Leben bei. Daher überwindet Kontemplation eine Dichotomie von Religion und Welt. Die Masterarbeit ist für Studierende und Lehrende der Disziplinen Theologie, Philosophie und Soziologie interessant, sowie für Anleitende und Teilnehmende von Kontemplationsangeboten christlich-spiritueller Zentren oder der Gemeindepastoral.
In dieser Arbeit sollen zwei voneinander unabhängige Konzepte erklärt und zusammengeführt werden: das Konzept von Dankbarkeit und das von internetbasierter Psychotherapieintervention. Auch wenn es scheint, dass beide Begriffe nichts miteinander gemein haben: Ziel der Arbeit ist die Herstellung einer Verbindung. Einer Verbindung, die nachdenklich macht, überzeugt und schließlich eine Weiterentwicklung anregt.
Dankbarkeit wird je nach Sichtweise unterschiedlich verstanden und bewertet. Für viele eine alte Tugend, die scheinbar in Vergessenheit geraten ist und dringend wiederbelebt werden sollte. Für manche eher ein „gemischtes Gefühl“, das nicht nur positive Emotionen auslöst. Im ersten Teil der Arbeit werden verschiedene Definitionsmöglichkeiten von Dankbarkeit vorgestellt und erläutert. Dabei spielen Philosophie, Soziologie und Psychologie wichtige Rollen. Schließlich wird der Begriff der Dankbarkeit als psychologische Variable herausgearbeitet und diskutiert.
Internetbasierte Psychotherapieinterventionen gehören zu den neuesten Entwicklungen innerhalb der Psychotherapie. Sie werden fleißig entwickelt, intensiv beforscht, begeistert aufgenommen oder kritisch beäugt. Im zweiten Teil der Arbeit werden unterschiedlich Theoriemodelle von internetbasierten Psychotherapieinterventionen beschrieben und diskutiert. Zusätzlich wird der aktuelle Forschungsstand hinsichtlich der Wirksamkeit von Interventionen dieser Art vorgestellt.
Im dritten Teil der Arbeit werden beide Themengebiete zusammengeführt: Dankbarkeit als psychologische Variable mit ihrer nachgewiesen positiven Wirkung auf das psychische Erleben des Menschen soll in die ambulante Verhaltenstherapie von Jugendlichen und jungen Erwachsenen integriert werden: als internetbasierte Dankbarkeitsintervention, die über eine App als therapeutische Hausaufgabe disseminiert werden kann. Auf diese Weise könnte Dankbarkeit ihren Weg zurück in die Praxis finden – auch in die psychotherapeutische.