Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
- Dissertation (43)
- Journal (Komplette Ausgabe eines Zeitschriftenheftes) (22)
- Aufsatz (14)
- Masterarbeit (11)
- Report (Bericht) (5)
- Sonstiges (4)
Volltext vorhanden
- ja (99)
Gehört zur Bibliographie
- nein (99)
Schlagworte
- Pflege (9)
- Mitteilungsblatt (8)
- Pflegebedürftigkeit (6)
- Pflegewissenschaft (5)
- Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Pallottiner) (5)
- Assessment (4)
- Pflegeausbildung (4)
- Pflegepersonal (4)
- Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (4)
- Altenheim (3)
Der thematische Kontext der Studie befasst sich mit der seit Mitte der 1990er Jahre zu beobachtenden „Verbetriebswirtschaftlichung“ des sozialen und pflegerischen Feldes, bei dem ökonomische Aspekte eine immer größere Bedeutung gewinnen. Die hiermit verbundenen Fragen nach dem wahrgenommenen Ausmaß, den wahrgenommenen Folgen und den Reaktionen der Akteure des unteren, mittleren und oberen Managements auf den marktwirtschaftlichen Umbau in der gerontologischen Langzeitpflege stehen hierbei zentral, da zunehmende Konflikte in ethischen und ökonomischen Fragestellungen für das Management und die Pflegenden gleichsam eine große Herausforderung bedeuten.
Das Ziel der Studie war es, der zentralen These eines Strukturwandels im Gesundheitswesen, bei dem die fortschreitende Entwicklung der Ökonomisierung zu einem immer stärkeren Konflikt zwischen den genuinen Interessen ökonomischer und pflegerischer Ziele führt, in ihrer wissenschaftlichen Relevanz empirisch nachzugehen.
Durch die Ergebnisse der empirischen Analyse zur Ökonomisierung der vollstationären Langzeitpflege und deren Folgen für die handlungsleitenden Orientierungen der Akteure, die über die dokumentarische Methode nach Ralf Bohnsack rekonstruiert wurden, zeigt sich primär eine Heterogenität der handlungsleitenden Orientierungen im Spiegel der Ökonomisierung, die in ihrer jeweiligen Typologie differenziert dargestellt wurde.
Die Ergebnisse der Studie zur Theorie und Praxis pflegerischer Werthorizonte können in ihrer philosophischen, ethischen und professionsbezogene Einbettung zur Unterstützung eines professionellen Habitus dienen und so zur Weiterentwicklung der Professionalität der Akteure im Feld beitragen, indem die Kompetenz zur gesellschaftskritischen Reflexion, zur Entwicklung reflektierter, zielgerichteter Handlung, zur Diskurs- und Dialogbereitschaft, zur Kooperation und Innovation aktiv gefördert wird.
Aus den zusammenfassenden Analysen zwischen den theoretischen Erkenntnissen pflegerischer Werthorizonte in ihrer orientierungsgebenden Funktion und den rekonstruierten handlungsleitenden Orientierungen der Akteure im Feld lassen sich Implikationen ableiten, die zur Gestaltung einer werteorientierten Pflege- und Unternehmenskultur einen Beitrag leisten sollen. Mit den Ergebnissen der Studie zeigen sich Ansätze zu einem möglichen Modell eines Wertekonzeptes, das mit der Weiterentwicklung kulturbeeinflussender Faktoren der Einrichtungen im Rahmen eines Kulturwandlungsprozesses zur „sozial sensiblen Steuerung“ der Organisationen beitragen kann. Hierin sollen betriebswirtschaftlich notwendige Anhaltspunkte sowie die berufsethischen Implikationen der Pflege in ihren jeweils statischen und dynamischen Aspekten in allen betrieblichen Ebenen (Sphären) bewusst einbezogen und in ihrer jeweiligen Prioritätensetzung kritisch beleuchtet werden.
Fragestellungen und Problemlagen in personenbezogenen Dienstleistungen im Allgemeinen, und in der Pflege im Speziellen, sind komplex und einfache Wirkungszusammenhänge existieren in der Regel nicht. Pflegerische Beziehungen und Interventionen sind meist beeinflusst von den institutionellen Rahmenbedingungen in denen sie stattfinden. Diese Tatsache sollte in quantitativen Analysen beachtet werden. Hierzu existieren in der Statistik Verfahren, die in der Lage sind diese Sachverhalte zu berücksichtigen, wozu auch die Mehrebenenanalyse zählt. Die vorliegende Arbeit untersucht anhand eines Datensatzes aus dem Universitätsklinikum des Saarlandes, inwieweit die Mehrebenanalyse für die Analyse pflegewissenschaftlicher Daten geeignet ist, welche Chancen sie bietet, aber auch welche Grenzen sich bei der Anwendung hierarchisch linearer Modelle auf pflegewissenschaftliche Fragestellungen ergeben. Eine systematische Literaturrecherche konnte zeigen, dass die Datenlage zur Verwendung von hierarchischen linearen Modellen im Bereich der Pflegewissenschaft bis ins Jahr 2013 noch auf wenige Bereiche begrenzt ist. Als Ergebnis der statistischen Analysen kann festgehalten werden, dass sich mit der Methode der Mehrebenenanalyse vor allem Fragestellungen des Pflegemanagements untersuchen lassen. Dies geschieht über die Verknüpfung von Outcomekriterien mit Prädiktoren sowohl auf der Patientenebene als auch auf der Organisationsebene. Hierbei bietet die Mehrebenenanalyse die Möglichkeit, durch die Berücksichtigung der spezifischen Strukturen der Daten, die Erkenntnisse im Bereich quantitativer Forschung potentiell zu verbessern, wenn auch nicht losgelöst von Diskussionen im Bereich der Suche nach inhaltlich, theoretisch fundierten, pflegesensitiven Outcomekriterien.
Hintergrund: Mit der Einführung der Pflegeversicherung und der sozialrechtlichen Anwendung ihres Pflegebedürftigkeitsverständnisses im Jahr 1995, ging die Kritik an der Passung zwischen Begriff und Realität einher. Die Problematik des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes besteht darin, dass er auf Konsens beruht, aber nicht aus einer Theorie abgeleitet wurde, die es erlauben würde, Pflegebedürftigkeit zufriedenstellend zu bestimmen und daraufhin valide zu messen.
Die vorliegende Arbeit enthält einen explorativen und triangulativen Ansatz, das Phänomen ‚Pflegebedürftigkeit‘ hinsichtlich seiner theoretischen Kriterien zu entfalten und sucht die Mitwirkung professionell Pflegender. Anhand der sequentiellen Anwendung der Verfahren der nonmetrischen Multidimensionalen Skalierung und der Gruppendiskussion und deren Analysen konnten drei Dimensionen identifiziert werden, die aus der pflegefachlichen Einschätzung von Patienten im klinischen Setting durch die Pflegenden hervorgingen. Es konnten neue Perspektiven auf das Pflegebedürftigkeitsverständnis gewonnen werden, die sich von dem zumeist an Bedürfnistheorien orientierten Verständnis unterscheiden. Darüber hinaus ließen sich aus der fachlichen Beurteilung der Pflegenden Aspekte entfalten, die bislang bei der Bestimmung und Operationalisierung von Pflegebedürftigkeit nicht hinzugezogen wurden. In Sinne der Struktur der Theorieentwicklung ließen sich aus diesen Dimensionen Hypothesen formulieren, bei der ‚Pflegebedürftigkeit‘ als abhängige Variable und die einzelnen Dimensionen als unabhängige Variablen fungierten. Aufgrund der Ergebnisse der Analysen sind verschiedene Anschlussuntersuchungen notwendig.
Zielsetzung
Die Handlungsfelder für psychiatrisch Pflegende in aufsuchenden, ambulanten Settings weiten sich aus. Dieses Setting hat Einfluss auf die Aufgabenfelder, die Verantwortungsbereiche und die Anforderungen die an die Pflege gestellt werden.
Ziel der Studie ist es zu beschreiben, welche Kompetenzen und Kompetenzprofile für die Arbeit im ambulanten Setting benötigt werden und ob diese Profile die gleiche Gewichtung
innerhalb der Pflege haben oder sich ihre Bedeutsamkeiten unterscheiden. Es wird anschließend Bezug zur subjektiven Sicht auf den Beruf selbst und den notwendigen Qualifikationsbedarf genommen.
Methodik
Mittels systematischer Analyse wurden die in der Literatur beschriebenen Kompetenzen extrahiert.
Unter Verwendung der Q-Methode wurden diese durch die Probanden hinsichtlich ihrer Bedeutsamkeit für den beruflichen Alltag gewichtet. Sechsunddreißig psychiatrisch
Pflegende aus sieben verschiedenen Einrichtungen mit ambulanter und aufsuchender psychiatrischer
Akutversorgung in Rheinland-Pfalz bildeten die untersuchte Stichprobe.Begleitend zu diesem Gewichtungsprozess wurden mit den Probanden zu den Gründen, diezu den Einordnungen führten, halbstrukturierte Interviews geführt.Mit deskriptiver statistischer Analyse wurden die Gewichtungen der Kompetenzen dargestellt und Top bzw. Least-Favourite-Kompetenzen beschrieben. Mittels Hauptkomponentenanalyse wurden korrelierende Antwortmuster zusammengefasst und so Gruppen gebildet, für die bestimmte Arten der Kompetenzbewertung (Faktorladung) typisch sind. Aus den so entstandenen Kompetenzprofilen konnten, unterstützt durch die qualitativen Daten, drei abgrenzbare Kompetenzprofile abgeleitet werden. Die Interviews wurden mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Ergebnisse
Bezüglich der Bedeutsamkeit der Kompetenzen haben sich drei klare Schwerpunkte, die alle
dem Bereich der Pflege-Patient-Beziehungsgestaltung zugeordnet werden können, abgebildet. Dieses deckt sich mit Ergebnissen aus der Psychotherapieforschung. Kompetenzen, die eher kreativen, spezialtherapeutischen Verfahren zugeordnet werden können, wurden sehr niedrig gewichtet.
Aus der Hauptkomponentenanalyse ließen sich drei Kompetenzprofile ableiten, die unterstützt durch die qualitativen Daten beschrieben werden können.
1. Coaching und Psychotherapie: gekennzeichnet durch hohe Präferenz strukturierter,eher regelgeleiteter therapeutischer Interventionen. Die Beziehung ist nicht
Wirkfaktor an sich, sondern Grundlage für therapeutisch induzierte Veränderung.
2. Begleitende Alltagshilfe: sehr am Alltag und den Lebensbedingungen der Patienten interessierte Pflegepersonen, die eher am aktuellen Befinden und der konkreten Hilfe im Alltag und der Förderung und Stützung orientiert sind. Die pflegerisch-therapeutische Beziehung wird nicht in Verbindung mit Interventionen, sondern
eher als universell bedeutsam beschrieben.
3. Fallsteuerung und Vernetzung: gekennzeichnet durch starkes Einbeziehen von Umfeld und Mitbehandlern und hohen Grad an Struktur sowie Verantwortungsübernahme für die Steuerung der Versorgung. Primärziel ist es, eine möglichst
gute Vernetzung im System herzustellen.
Hierbei ist festzuhalten, dass die Probanden nicht nur einem einzelnen Kompetenzprofil folgen
und andere Profile aus ihrer Arbeit ausschließen, sondern das es jeweils ein besonders
deutlich ausgeprägtes Profil gibt, das höher priorisiert wird als die anderen. Dieses kann als
das „leitende Profil“ bezeichnet werden.
Für die Bildung einer Assoziation zu diesen Profilen konnten zwei Einflussfaktoren identifiziert
werden:
1. Externale Faktoren: Besonderheiten der Umgebungsbedingungen (städtisches oder
ländliches Umfeld), spezifisches Arbeitsumfeld, gesundheitspolitische Rahmenbedingungen
(z. B.: Abrechnungsmöglichkeiten von Leistungen) und individuelle Patientenanforderungen.
2. Internale Faktoren: Persönliche Einstellungen und Werte wie das Menschenbild,
Krankheitsverständnis und das Professionsbild, aber auch persönliches Wissen und
Können.
Schlussfolgerung
Die Arbeit stellt einen Rahmen her, in dem die Kompetenzen und Kompetenzprofile in der
ambulanten psychiatrischen Pflege beschrieben und eingeordnet werden können, und gibt
Hinweise auf das Professionsbild und die berufliche Identität in der ambulanten psychiatrischen
Pflege. Die beschriebenen Kompetenzprofile sind geeignet, Qualifizierungsbedarfe für die Tätigkeit in ambulanten, aufsuchenden Settings für psychiatrisch Pflegende abzuleiten.
Insbesondere die Handlungsfelder Coaching, Psychotherapie und Case-Management sind hier hervorzuheben, da diese nur unzureichend in den klassischen Weiterbildungen zur
Fachpflege in der Psychiatrie berücksichtigt sind. Dieser Rahmen ist ein erstes Modell, das durch zukünftige Arbeiten untersucht, konkretisiert, angepasst und erweitert werden muss.
Seit Jahren nimmt die Arbeitsverdichtung in der Krankenhauspflege zu. Immer mehr Patientinnen und Patienten müssen in immer kürzerer Zeit von weniger Pflegefachpersonal versorgt und gepflegt werden. Zugleich nimmt die Zahl der beschäftigten Krankenhausärztinnen und -ärzte zu und damit auch die Quantität an medizinischer Diagnostik und Therapie, in die zu einem Gutteil auch Pflegefachpersonen einbezogen sind. Die Arbeitsverdichtung führt auf der einen Seite aufgrund von Rationierungs- und Priorisierungsprozessen zu Problemen in der Versorgungsqualität bei Krankenhauspatientinnen und -patienten, auf der anderen Seite zu verhältnismäßig höheren Krankenständen und Frühverrentungen bei in der Pflege Beschäftigten im Vergleich zu allen anderen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zugleich wird ein allgemeiner Fachkräftemangel in den Pflegeberufen beklagt, der sich u.a. aufgrund dieser bekannten Belastungen in den vergangenen Jahren verschärft hat und sich allen Prognosen zufolge weiter verschärfen wird. Diese Entwicklungen gewinnen vor dem Hintergrund der allgemeinen demografischen Entwicklungen, aber auch der kollektiven Alterung der Belegschaften im Krankenhaus noch an Dramatik, da längere, krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeiten und Frühverrentungen eher bei älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pflege aufkommen, als bei jüngeren.
Leistungen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation stellen einen sozialrechtlichen Tatbestand dar, der u.a. einem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Erwerbsleben entgegenwirken und gegebenenfalls neue berufliche Orientierungen ermöglichen soll. Zugleich ist davon auszugehen, dass auch im Kontext des betrieblichen Gesundheitsmanagements frühzeitig und präventiv Konzepte entwickelt und implementiert werden müssen, mit denen Prozesse eines vorzeitigen Ausscheidens aus dem Erwerbsleben gerade für die stark belasteten Pflegeberufe rechtzeitig erkannt und entsprechende Gegenstrategien veranlasst werden können.
In der Literatur werden eine ganze Anzahl von Faktoren und Aspekten untersucht und diskutiert, die Einfluss nehmen können auf die Arbeitszufriedenheit, die Gesundheit von Beschäftigten gerade in sozialen Berufen sowie deren Verbleib im Beruf. Die wesentlichen Aspekte sind hierbei die folgenden drei Handlungsfelder:
1., eine ausreichende personelle und materielle Ausstattung und damit verbunden ein zu bewältigendes Arbeitspensum. Dazu gehört grundsätzlich auch eine angemessene Entlohnung. 2., funktionierende, soziale Beziehungen im Team, zu den Vorgesetzten sowie den Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen,
3., ein gewisser Handlungs- und Gestaltungsspielraum in Verbindung mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Dies spielt im Kontext des Wohlbefindens und der Gesunderhaltung von Beschäftigten in Pflegeberufen eine bedeutende Rolle.
4., die persönliche Bestätigung durch den Beruf und entsprechende Systeme der Wertschätzung und Anerkennung. Diese Aspekte sind jeweils eingebettet in die Erwartungshaltung gegenüber der organisationalen Kultur sowie den Interaktionen, Kommunikationen und den Beziehungen zwischen Vorgesetzten und nachgeordneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zwischen den Teammit-gliedern untereinander sowie zwischen den Teams, den Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen.
Im Kontext des Wandels der Arbeitswelt innerhalb der Pflegeberufe wird zudem insbesondere auf die besonderen Risiken für ältere Beschäftigte, aber auch auf ihre besonderen Ressourcen verwiesen.
Hier setzt das Pilotprojekt „Reha-Biograf“ an. Ziel ist es, die Wege von Pflegefachpersonen in die Rehabilitation rückblickend zu untersuchen, um Hinweise über generalisierbare Aussagen zu den Verläufen, zu den Risiken und (ggf. verpassten) Chancen zu erhalten. Dazu wurden in Zusammenarbeit mit dem Berufsförderungswerk Koblenz insgesamt 21 Pflegefachpersonen interviewt, die ausführliche Einblicke in ihren jeweiligen, beruflichen Werdegang bis in die medizinische respektive berufliche Rehabilitation gaben. Die Interviews sind qualitativ angelegt und nutzten eine kombinierte Erhebungsmethodik aus problemzentrierten und episodischen Interviews. Alle Interviews wurden qualitativ-interpretativ analysiert.
Es lassen sich, wie erwartet, homogene und heterogene Anteile in den Interviews beschreiben, die sich gleichwohl auf inhaltliche wie auch formale Informationen beziehen. So gibt es eine hohe Übereinstimmung in den Aussagen bezüglich der problematischen Arbeitsbedingungen, die von den befragten Pflegefachpersonen als besonders belastend und ursächlich für ihre Situation beschrieben werden. Weiterhin wird weitgehend die fehlende bzw. unzureichende Unterstützung durch die Arbeitgeber genannt. Ebenfalls nimmt das Thema der fehlenden Wertschätzung breiten Raum ein und findet seine drastische Aussage in der Formulierung, sich wie „gebraucht und weggeschmissen“ zu fühlen. Recht unterschiedliche Angaben werden hingegen erwartungsgemäß zum Verlauf der individuell verschiedenen Krankheiten gemacht. Generell sind die Hinweise zu Unterstützungs- oder Interventionsformen etwa im Betrieb, durch Behörden oder auch Familie und Freunde recht unterschiedlich. Ebenfalls gibt es ganz unterschiedliche Bewältigungsmechanismen der Selbsthilfe, über die die Befragten berichten.
Als wesentliche Kernthemen der Betroffenen im Zusammenhang mit der Fragestellung der Untersuchung wurden fünf Kategorien synthetisiert und näher beschrieben. Diese sind:
- Rahmen- und Arbeitsbedingungen
- Personen- und einstellungsbezogene Faktoren
- Rolle des Arbeitgebers und der Vorgesetzten
- Rolle des Teams und Einfluss des privaten Umfeldes
- Gesundheitsfördernde Maßnahmen und Konzepte
Letztlich handelt es sich bei den aufgeworfenen Fragen um Aspekte, die auf Prozesse und Entwicklungen verweisen, die nicht selten über Jahre und Jahrzehnte verlaufen. Daher wurde nach Erklärungsansätzen für typische Verläufe als eine weitere Dimension der Ergebnisebene gesucht. Auf der Grundlage der intensiven Auswertung des Datenmaterials konnte ein allgemeiner dreiphasiger Verlauf beschrieben werden, den alle Interviewten zum Teil in recht unterschiedlicher Art und Weise durchlaufen haben.
Der hier als EKK-Phasenmodell beschriebene, allgemeine Verlauf unterscheidet eine Expositions- von einer Krisen- und einer Konversionsphase. Innerhalb der Expositionsphase wird zwischen diskreten, also weitgehend verdeckt bleibenden Einflüssen und offenen Einflüssen auf das Berufs- und Krankheitsgeschehen unterschieden. Dem schließen sich mehr oder weniger akut bzw. chronifiziert verlaufende Krisenzeiten an. Letztlich münden bei den Untersuchten diese in Phasen der beruflichen Neuorientierung (Konversionsphase).
Innerhalb des EKK-Phasenmodells konnten drei Verlaufstypen voneinander unterschieden werden. Verlaufstyp I steht für eine diskrete Expositionsphase mit einer anschließenden akuten Krise. Vier Interviews wurden tendenziell diesem Typus zugeordnet. Verlaufstyp II steht für eine offene Expositionsphase mit einem Übergang in eine chronifizierte Krise. Diesem Typus wurden zwölf Interviews zugeordnet. Verlaufstyp III beschreibt den indifferenten, alternierenden Typen, bei dem keine klare Zuordnung zu einem der anderen beiden Typen gelingt, d.h. bei dem aufgrund der Komplexität und Dynamik Expositionen und Krisen durchaus mehrfach die Ausprägung ändern können.
Die Ergebnisse der Pilotstudie „Reha-Biograf“ zeigen in der Gesamtheit ein mitunter erschreckendes Bild persönlicher Berufs- und Leidenswege, bei denen sich die Betroffenen nicht selten von ihren Arbeitgebern allein gelassen fühlen. Sie geben damit tiefe Einblicke in einzelne berufsbiografische aber auch persönliche Verläufe. Mittels der Beschreibung von einzelnen, wichtigen Themenfeldern, insbesondere aber auf der Grundlage des allgemein beschriebenen EKK-Phasenmodells mit drei Typen gelingt eine erste Versprachlichung der Phänomene. Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, einerseits weitere Forschungsfragen und andererseits erste Ansätze für betriebliche und überbetriebliche Maßnahmen mit präventivem Charakter zu entwickeln bzw. bestehende Konzepte zu ergänzen oder zu erweitern. Dazu werden abschließend konkrete Empfehlungen gegeben.