Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
- Dissertation (43)
- Journal (Komplette Ausgabe eines Zeitschriftenheftes) (22)
- Aufsatz (14)
- Masterarbeit (11)
- Report (Bericht) (5)
- Sonstiges (4)
Volltext vorhanden
- ja (99)
Gehört zur Bibliographie
- nein (99)
Schlagworte
- Pflege (9)
- Mitteilungsblatt (8)
- Pflegebedürftigkeit (6)
- Pflegewissenschaft (5)
- Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Pallottiner) (5)
- Assessment (4)
- Pflegeausbildung (4)
- Pflegepersonal (4)
- Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (4)
- Altenheim (3)
Die katholische Kirche in Deutschland ist mit über 1000 Einrichtungen ein wichtiger Akteur im Bereich der stationären Altenhilfe. Die dort tätigen Leitungskräfte tragen Verantwortung für die Umsetzung des kirchlichen Auftrags gegenüber den älteren Menschen. Deshalb ist es nicht unerheblich, wie ihre berufliche Rolle theologisch und innerkirchlich definiert wird. Auffallend ist, dass die Leitungen katholischer Altenheime nicht als „kirchlicher Beruf“ bezeichnet werden. Die theologische Aufmerksamkeit richtet sich fast ausschließlich auf die kirchlichen Ämter und Berufungen. In der Praxis der kirchlichen Personalarbeit wird unterschieden zwischen „kirchlichen Berufen“ und „sozialen Berufen in der Kirche“. Diese Unterscheidung bezeichnet nicht nur eine Zweiteilung der kirchlichen Berufswelt sondern entspricht auch der oft beklagte Trennlinie zwischen der Kirche und ihrer Caritas. Es ist deshalb zu fragen, ob die Kirche die Realität der Leitungsverantwortung in der stationären Altenhilfe der Caritas ausreichend wahrnimmt. Eine unzureichende Anerkennungskultur, so die These, beeinträchtigt die Identifikation der Leitungskräfte in der Altenhilfe mit der Kirche und die Chancen der Kirche, ihre Altenhilfeeinrichtungen als Orte der Evangelisierung zu gestalten. Sie unterminiert auch die Glaubwürdigkeit der Kirche, die die Gleichwertigkeit ihrer Grundfunktionen Diakonie, Liturgie und Verkündigung betont. Als Ursache der vorgefundenen Dichotomie wird eine unklare und doppelte Zielstellung der Kirche identifiziert. In kirchlichen Verlautbarungen zeigt sich häufig eine doppelte Zielformulierung, die zum einen auf die Ehre Gottes verweist und zum anderen auf das Heil der Menschen. In der Frage, ob es sich um zwei divergierende Ziele handelt oder ob ein einziges Ziel mit unterschiedlichen Begriffen ausgesagt wird, wird die theologische Grundlegung der Berufe in der Kirche verhandelt, denn Berufe sind aufgrund ihres instrumentellen Charakters auf eine deutliche Zielstellung angewiesen. Die Untersuchung zeigt, dass die kirchliche Zielstellung schwankt zwischen einer der ständischen „Logik der Ehre“ verhafteten Semantik und Praxis der Ehre einerseits und einer durch die jüdisch-christliche „Vision des Schalom (des Heils, des guten Lebens für alle, u.ä.)“ geprägten Verkündigung und Arbeit andererseits. Dies hat auch damit zu tun, dass die „Logik der Ehre“ nicht durch die Auflösung archaischer und ständischer Gesellschaftsformen erledigt ist, sondern als besondere Form von Anerkennungsverhältnissen auch in modernen Gesellschaften weiter existiert. Um zu einer eindeutigen und biblisch fundierten gemeinsamen Zielstellung der Berufe in der Kirche zu kommen, wird ausgehend vom Kern des jüdischen Glaubens, dem monotheistischen Gottesbild, gezeigt, wie in der nachexilischen Theologie die allein Gott zukommende Ehre und Verehrung zu einer wachsenden Kritik an der archaischen und ständischen „Logik der Ehre“ führt. Sie gipfelt in der Verkündigung Jesu und der Apostel, in der die „Vision des Schalom“ als zentrale Handlungssteuerung die „Logik der Ehre“ ablöst. Die Arbeit der Leitungen katholischer Altenheime wird daran anschließend als Mitarbeit am Schalom-Auftrag der Kirche beschrieben. Ob in der Emotionsarbeit der Pflegenden angesichts von ekeleregenden Situationen, ob im Umgang mit Macht und Geld, in der Bewertung von Handarbeit oder von Frauenberufen in der Einrichtung, in der Wahl von Konzepten für den Umgang mit Demenzkranken oder mit Verfahren ethischer Entscheidungsfindung, schließlich in der Verantwortung für Sterbeprozesse in der Einrichtung und für die Gemeinschaft der Heimbewohner und Pflegenden – in all diesen Verantwortungsbereichen wird die Entscheidung zwischen der „Logik der Ehre“ und der „Vision des Schalom“ alltäglich neu herausgefordert. In der Mitarbeit der Heimleitungen am kirchlichen Auftrag geht es in dieser Perspektive nicht um die Frage, wie das Evangelium in die Organisation kommt, sondern darum aufzudecken, wo die Anfragen des Evangeliums im Organisationsalltag begegnen und bewusst oder unbewusst bearbeitet werden. Dabei geht es nicht um randständige, sondern um zentrale Fragen der Evangelisierung. Deshalb wird dafür plädiert, die Leitung eines katholischen Altenheims als kirchlichen Beruf zu verstehen. Dieser neue Blick auf den Begriff des kirchlichen Berufs führt zu verschiedenen Konsequenzen, die im abschließenden Kapitel unter den Stichworten Kompetenzorientierung, gemeinsames modulares Lernen, Berufsdurchlässigkeit, Auswahlverfahren und Berufseinführung behandelt werden. Auch die gerade im Bereich der Pflege wahrzunehmenden Professionalisierungsdynamiken geraten unter der Perspektive der Sorge um Schalom unter einen kritischen Blickwinkel. Konsequenzen ergeben sich auch für die gemeinsame Verantwortung aller kirchlichen Berufe für den Sozialraum. Nicht zuletzt die Formulierung kirchlicher Loyalitätsobliegenheiten und einer eigenen christlichen Unternehmensphilosophie können durch die Ausrichtung auf den Schalom-Auftrag neu inspiriert werden. Anforderungen ergeben sich auch an die Organisation und Vertretung von kirchlichen Berufsgruppen und die künftige Begrifflichkeit für die Berufe in der Kirche.
Hintergrund: Die Identifikation von unabhänigen Dimensionen in der Pflegebedürftigkeit von BewohnerInnen der Langzeitpflege ist ein grundlegender Schritt zur Entwicklung eines Messinstruments zur Pflegebedürftigkeit.
Ziele: Im Zentrum der Untersuchung steht die Wahrnehmung der Pflegebedürftigkeit von BewohnerInnen in der stationären Langzeitpflege durch qualifiziert Pflegende. Ziel ist die ist die Identifizierung unabhängiger (grundständiger) Dimensionen, die sich zur Beschreibung von unterschiedlichen Formen und Ausprägungen der Pflegebedürftigkeit eignen.
Methode: Die Dimensionen der Pflegebedürftigkeit werden durch statistische Verfahren der Datenreduktion aufdeckt. Eingesetzt wird die Multidimensionale Skalierung (MDS) als IndDiff (Individual Difference Scaling) Verfahrensweise über das SMACOF (Scaling by MAjorizing a Complicated Function) Package im Statistikprogramm R. Das Inddiff-Verfahren ist ein explorativer methodischer Ansatz, um Dimensionen der Pflegebedürftigkeit aus der Perspektive von qualifizierten Pflegenden aufzudecken.
Ergebnisse: Für die Auswertungen der Daten in den zwei Pflegeeinrichtungen wird jeweils eine MDS-InDiff Analyse durchgeführt. Ähnlichkeitsbewertungen von 5 Pflegenden zu jeweils 16 BewohnerInnen werden in 3D-Scatterplots abgebildet. Zur Interpretation der Raumdimensionen werden die personenbezogenen Merkmale der BewohnerInnen verglichen. Als Hauptdimension wird in beiden Einrichtungen eine sehr komplexe Dimension identifiziert, in der kognitive und soziale Facetten innerhalb einer Dimension skaliert werden.
Schlussfolgerung: Es wurden inhaltliche Erkenntnisse zu messbaren Dimensionen der Pflegebedürftigkeit gesammelt, die durch die räumliche Gegenüberstellung der pflegebedürftigen BewohnerInnen mit ihren verschiedenen Pflegebedarfen in der MDS ersichtlich wurden.
Promotionsordnung der Theologischen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar zur Erlangung des akademischen Grades eines Doctor of Philosophy (Ph.D.)
Prüfungsordnung für den Studiengang Bachelor of Science „Pflegeexpertise“ - Aufbaustudiengang für Pflegefachpersonal mit dem Abschluss „Bachelor of Science“
13
Studienordnung für den Studiengang Bachelor of Science „Pflegeexpertise“ - Aufbaustudiengang für Pflegefachpersonal mit dem Abschluss „Bachelor of Science“
36
Während über die Situation von Pflegelehrern im Vergleich zu Lehrern aus dem allgemeinbildenden und berufsbildenden öffentlichen Schulwesen nur geringe empirische Kenntnisse vorliegen, ist über den Pflegelehrer in der Phase seiner Berufseinmündung bislang kein wissenschaftlich abgesichertes Wissen vorhanden. Den Kern der Arbeit bildet deshalb die Beschreibung einer empirischen Untersuchung zur Situation und zum Erleben von Pflegehrenden an Pflegebildungseinrichtungen. Zunächst werden die Rahmenbedingungen der Lehrerausbildung und –tätigkeit thematisiert, wobei insbesondere auf die Unterschiede von Lehrenden aus dem öffentlichen Schulwesen und dem Pflegebildungsbereich eingegangen wird. Einer Auseinandersetzung mit sozialisationstheoretischen Ausgangspunkten zur theoretischen Verortung des „Lehrer-Werdens“ folgen Ausführungen zu empirischen Befunden, die sich mit der Situation berufseinmündender Lehrer befassen. Konzepte zur Berufseinmündung werden in diesem Zusammenhang ebenfalls zusammengetragen und analysiert. Im empirischen Teil der Arbeit erfolgt die Darstellung der Forschungskonzeption, die einem qualitativen Forschungsparadigma folgt und der Frage nachgeht, wodurch die Situation von Pflegelehrern in der Phase der Berufseinmündung an Pflegebildungseinrichtungen geprägt ist. Die Untersuchung beinhaltet zwei Phasen. In der ersten Phase erfolgte eine Sekundäranalyse von Interviews unter Anwendung der Methodologie der qualitativen Heuristik nach Gerhard Kleining. Die in dieser Phase identifizierten Gemeinsamkeiten („Identitäten“) wurden in der zweiten Forschungsphase einer Überprüfung unterzogen mittels einer standardisierten Befragung von Pflegelehrern. Die Ergebnisse beider Phasen wurden triangulativ zusammengeführt. Auf diese Weise werfen die Untersuchungsergebnisse ein Licht auf das Gepräge der Berufseinmündungsphase von Pflegelehrern. Sie werden dargelegt und diskutiert. Konzeptuelle Überlegungen für eine systematische Unterstützung von Pflegelehrern in der Berufseinmündung werden schlussfolgernd vorgestellt.
This scientific work reflects experiences in school pastoral in South India using categories of relationships. The practice oriented background is the starting point of the reflection and its target is to provide a relational paradigm as an orientation for the practical work.
The work proceeds in three steps. First, the theological and anthropological foundations are laid for a relationship-oriented education. From there the requirements towards the qualification of "pastoral care-giver" are described.
God has revealed Himself as a relationship-willing God. In the Old Testament God chose a people to enter into a covenant with him and to guide it in a covenantal relationship through history. In Jesus Christ, he takes the initiative to remain as a fatherly covenant partner in dialogue with the individual and the people. Last reason is the Trinitarian God who is loving relationship in itself. The author works out the relatedness of the Holy Spirit to the people and shows its relevance for Pastoral care.
Man, created in the image of God endowed the capacity of and the desire for relationships, is placed on a way of life, with the task and inner longing to gradually unfold and shape the variety of relationships for which he has been created. This route is risky, dangerous, obstaculized and often unsuccessful, but also much gratifying when it succeeds. The development of dialogue and bounding is multidimensional: it entails the relationship with yourself (identity) with fellow human beings, with God and with the creation and the environment.
To help develop the diversified bonding network makes high demands on the "pastoral care-giver". His expertise grows out of his own being and reflected experience; it arises from his ability to work on his own relationship skills. Intellectual training is indispensible; it may complement, but never can replace the inner competence.
The author invites to rethink one´s own experiences of diverse relationships in the light of theology, anthropology and psychology. He encourages to blaze new trails by making new experiences in today's context.
Christliche Grundüberzeugung ist: Gott ist die Liebe und er hat nie aufgehört, seine Liebe den Menschen zu offenbaren. Er schuf die Menschen nach seinem Abbild und gab ihnen ein Herz, damit sie in einem Zustand kompletter Freiheit lieben können. Trotz all der rasanten Fortschritte und Entwicklungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technologie haben sich die Menschen immer wieder bemüht, den Schöpfer zu suchen, um seiner ewigen Liebe anzugehören. Dies ist der Grund zu sagen: „Wir sind geboren zu lieben und unsere Berufung ist, Gott zu lieben“. Diese einzigartige „göttlich-menschliche“ Beziehung der Liebe ist von Gott selbst durch Bundesschlüsse bestätigt worden. Der Mensch hat die privilegierte Position, Partner und Partnerin Gottes zu sein. Der Höhepunkt dieser Liebeskommunikation ist Jesus Christus. Dieser wiederum vertraute dieses Geschenk der Liebe Gottes der Menschheit durch seine Mutter Maria an. Durch ihre Gemeinschaft mit ihrem Sohn und durch ihre Zusammenarbeit mit ihm von der Verkündigung an bis zu ihrer Aufnahme in den Himmel, spielt Maria eine entscheidende Rolle, die Menschen mit der göttlichen Liebe zu vereinigen. Nachdem die gläubigen Christen erfasst hatten, dass Gott sie der mütterlichen Fürsorge Mariens anvertraut hat, begannen sie, alles, was ihnen gehörte, ihr anzuvertrauen. Sie glaubten an ihre mächtige Fürsprache und fingen an, durch verschiedene Formen der populären Frömmigkeit sich an Maria zu verschenken. Eine solche Form der totalen Hingabe an Maria war die Form einer Weihehandlung zu ihr und zu ihrem Unbefleckten Herzen.
Die Schönstatt-Bewegung, eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene religiöse Familie, ist stark marianisch geprägt. Die Marienweihe in Form der Spiritualität des Liebesbündnisses ist für sie zentral. Durch das Liebesbündnis stellt man alles, was zum menschlichen und christlichen Leben gehört, Maria zur Verfügung und wird dadurch zum Partner Marias für die Durchführung ihrer Sendung in dieser Welt. Dieser Bündnisschluss mit Maria basiert grundsätzlich auf den biblischen Modellen des Gottesbundes. Deshalb zeichnet die Marienweihe in Schönstatt, nämlich das Liebesbündnis, der „gegenseitige“ Charakter der Marienweihe aus und unterscheidet sich dadurch von dem „einseitigen“ Charakter der Marienweihe in der traditionellen Praxis der katholischen Kirche.
Der Autor beginnt mit Konzept und Bedeutung von Weihe in den Weltreligionen. Anschließend bietet er einen historischen Überblick über Marienverehrung im Allgemeinen mit dem Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert. Die historische Analyse der Marienweihen zählt eine Fülle von Heiligen und Theologen auf, die ihre Zuneigung zur Muttergottes durch eine besondere Form der Hingabe oder ein Gebet zum Ausdruck brachten. Schwerpunkte sind dabei Louis Marie Grignion de Montfort und die Erscheinungen in Fatima. Die Theologische Begründung von Marienweihe muss die kultische Verwendung von Konsekration berücksichtigen, wird aber im Blick auf Maria als Weihe an Christus und als Vertiefung des Taufbündnisses verstanden. Exemplarisch wird die kirchliche Tradition an der Weihe an das Herz Marias erläutert und anhand mehrerer in der Mariologie gebrauchter Titel für die Gottesmutter vertieft: Maria als Mittlerin der bzw. aller Gnaden in ihrer Beziehung zur alleinigen Mittlerschaft Jesu Christi; Maria als Miterlöserin; Maria als Ausspenderin aller Gnaden; Maria als allmächtige Fürsprecherin.
Im Hauptteil der Dissertation werden Originalität und Einzigartigkeit der Spiritualtät des Liebesbündnisses in der Schönstatt-Bewegung analysiert. Dabei geht der Autor von der Lebensgeschichte des Gründers P. Joseph Kentenich (1885-1968) aus, dessen Beziehung zu Maria zum Paradigma für die Schönstatt-Bewegung wurde. Aus den mariologischen Diskussionen der Zwischenkriegszeit um den Personalcharakter Marias kam Kentenich zur Antwort, Maria sei die „amtliche Dauergefährtin und Dauerhelferin Christi beim gesamten Erlösungswerk“. Das Liebesbündnis mit Maria sieht der Autor in der Heilsgeschichte grundgelegt und deutet es als Erneuerung des Taufbündnisses. Seine Originalität bekommt das Liebesbündnis durch die historische Verbindung mit dem Kapellchen in Schönstatt (Urheiligtum) sowie dessen Multiplizierung in den so genannten Filial-, Haus- und Herzensheiligtümern. Der bereits 1915 aufgetauchte Begriff des „Gnadenkapitals“ macht auf den gegenseitigen Charakter des Liebesbündnisses aufmerksam. Liebesbündnis ist, so die weitere Analyse des Autors aus den Schriften Kentenichs, trinitarisch und universell. Mit letzterer Dimension greift Kentenich wesentlich auf die Inspirationen Vinzenz Pallottis zurück.
„In Ruhe krank sein dürfen“. Ausgangspunkt der hier vorliegenden Untersuchung war die Frage nach der Bewältigung von Krankheit und Kranksein durch obdachlose, von illegalen Drogen abhängigen Frauen und Männern in einer KrWo. Die Untersuchung verfolgte auf der Basis einer offenen, explorativen Fragestellung zu ergründen, was, wie und wann hilfreich und nützlich für die Kranken ist. Das Ziel, unter Anwendung der qualitativen, hypothesengenerierenden GTM und qualitativen Feldforschung einen Beitrag zur Theoriebildung zu leisten und Empfehlungen für die Praxis im Umgang mit den Kranken abzuleiten, wurde verfolgt. Anhand von Untersuchungsdaten aus der KrWo konnte eine erste erklärende Beschreibung der Nutzer erarbeitet werden. Die entwickelten theoretischen Konzepte bzw. Hypothesen sind auf den Kontext der untersuchten KrWo begrenzt, die Untersuchung verfolgt keinen Anspruch auf Repräsentativität. Es wurde gegenstandsgegründet so-wohl ein heuristisches Instrument zur Einschätzung von Desaffiliationen in der Lebenslage des Sujets erarbeitet, zudem zwei durch die Kranken und im Vergleich mit der Literatur validierte Straßendrogenkreisläufe erklärend beschrieben. Als zentrales Phänomen evolvierte in der Krankenwohnung das Ergebnis als Endpunkt dieser Arbeit „In Ruhe krank sein dürfen“. Entsprechend der Herangehensweise der GTM wurden einige Ursachen, Bedingungen, Strategien und Konsequenzen sowie prozessbezogenen Aspekte herausgearbeitet und in hypothetischen Modellteilen dargestellt. Aus den Handlungserfahrungen konnten Empfehlungen für die Praxis im Umgang mit kranken, obdachlosen Abhängigen illegaler Drogen abgeleitet werden.
Die Pflegewissenschaft steht bei der Messung nicht direkt beobachtbarer Phänomene, wie z.B. Pflegebedürftigkeit oder Pflegequalität vor schwierigen methodischen Herausforderungen. Bei der Entwicklung eines Messinstruments wird die Definition oder Theorie über das zu messende Konstrukt durch das Instrument operationalisiert. Anhand des "Familie Sense of Coherence" (FSOC, Antonovsky) wird die Verwendung eines facettentheoretischen Entwicklungsdesigns zur Umsetzung theoretischer Definitionen in ein Messinstrument demonstriert. Die damit verbundene Validierung des FSOC (deutsche Version) basiert auf den Einschätzungen von 299 pflegenden Angehörigen zu ihrem Familien-Kohärenzgefühl. Die Datenanalyse mittels Multidimensionaler Skalierung (constraint MDS) mit dem Package Smacof in R zeigt, dass sich die dreidimensionale Struktur des SOC auch mit den FSOC-Daten abbilden lässt und die Facetten der SOC-Definition auch die FSOC-Daten strukturieren. Ob und wie sich die Theorie über ein individuelles von einem familienbezogenen Kohärenzgefühl unterscheidet muss mit weiteren Studien untersucht werden. Für die Pflegewissenschaft stellt die Facettentheorie eine geeignete Methodologie zur Instrumentenentwicklung dar, die die Methoden der klassischen noch probabilistischen Testtheorie notwendigerweise ergänzt, jedoch nicht ersetzt.
Palliative Haltung
(2012)
Gegenstand meiner theoretischen Betrachtungen ist das Phänomen einer “Palliativen Haltung”. Diesem war ich im Rahmen eines Forschungspraktikums im Palliativen Feld begegnet. Die Akteure betonen ihre Palliative Haltung und geben ihr einen zentralen Sinn, ohne sie selbst zu explizieren. Anhand von Interviews konnte ich Aspekte einer solchen Haltung explizieren. Diese betrachtete ich in Anlehnung an Eva Feder Kittays Care Theorie, an Christine Pfeffers ethnographische Studie, an Pierre Bourdieus Sozialraumanalyse und an Hartmut Rosas Akzelerationstheorie näher. Eine Palliative Haltung ist weder voraussetzungslos noch wirkungsfrei. Eva Feder Kittays Care Theorie verdeutlicht dies mit ihrem Verständnis von Care als einer Sorge für jemanden in drei Dimensionen: Tugend von Care, Haltung von Care und Care-Arbeit. Die Voraussetzungen von Care werden über Haltung zur Praxis. Da der Mensch als Mensch schon immer ein auf andere Menschen Angewiesener und Verwiesener ist, bestimmt Kittay Care-Beziehungen als die Grundformen des Beisammenseins von abhängig verfassten Menschen. Als Räume der Begegnung von Care-Gebenden und Care-Empfangenden sind sie getragen von einer gemeinsamen Haltung. Das Palliative dieser Haltung wirkt in dieses Aufeinander-Bezogensein hinein als verantwortliches mitmenschliches Solidarisch-Sein. Im Rahmen von Care-Beziehungen vermittelt die Palliative Haltung den Anspruch von Care mit der Wirklichkeit von Pflege und stiftet damit Sinn am Lebensende. Christine Pfeffer legt in ihrer ethnographischen Studie zur stationären Hospizarbeit die normativen Voraussetzungen des Palliativen Feldes offen. Sie manifestieren sich in der Norm des guten Sterbens (friedliche Akzeptanz der Sterbendenrolle – Individualisierung des Sterbens – Im Kontext einer Gemeinschaft). Meine eigene Palliative Haltung verfestigt sich in ihrer dialektischen Bezogenheit auf diese Norm des guten Sterbens. Der Befund der dialektischen Bezogenheit von palliativem Akteur und Normen des palliativen Feldes bestätigt sich durch die Annahmen der Sozialraumanalyse von Pierre Bourdieu. Es wird deutlich, dass sich Haltung in der dialektischen Begegnung von sozialem Akteur und sozialem Feld entwickelt. Palliative Haltung ist die habituell im Feld erworbene und habituell im Feld wirksame Haltung des sozialen Akteurs. Palliative Haltung ist Distinktionsmerkmal, das durch bestimmte Spielregeln, Konflikte, Strategien, Kapitalformen sowie Klassen und Geschmäcker des Palliativen Feldes und seiner Akteure gekennzeichnet ist. Eine Wertekollision kündigt sich gegenwärtig an angesichts der Bedrohung des Werts der Caritas – von außen durch das Hereindrängen von Kriterien der Ökonomie, von innen durch die habituelle Einverleibung dieser Kriterien auf eine effiziente Praxis hin, die dann nicht mehr anspruchs-, sondern verrichtungsorientiert ist. Mit Hartmut Rosas Akzelerationstheorie zeige ich: Palliative Haltung als Haltung des Zeithabens ist ein Anachronismus in der beschleunigten Moderne. Als Haltung des Zeithabens verändert Palliative Haltung die Handlungsgeschwindigkeit. Sie dient der Entschleunigung des Menschen im palliativen Feld im Rahmen einer Care-Beziehung. Als Ort der Entschleunigung wurde das Palliative Feld aus dem Feld des Gesundheitswesens ausdifferenziert. Das durch eine optionen-optimierte Medizin bedingte langsamere und längere Sterben und der Tod als Vernichter von Optionen in einem optionenverdichteten Gesundheitswesen mussten notwendigerweise ausdifferenziert werden, um ein beschleunigtes Gesundheitswesen überhaupt funktionsfähig zu halten. Fazit: Nach Palliativer Haltung kann ich nur fragen, indem ich zugleich nach ihren Voraussetzungen frage (die Tugend, die mich befähigt - die Norm des guten Sterbens - die Dialektik von Habitus und Feld - der modern beschleunigte Mensch), die in meiner Haltung vermittelt zur Praxis werden. Mit der Annäherung an eine sogenannte Palliative Haltung gelingt zugleich eine verstehende Annäherung an gegenwärtig stattfindende, gesellschaftlich verantwortete Transformationsprozesse eines ökonomisierten und beschleunigten Gesundheitswesens. In der Palliativen Haltung überlebt die Anspruchs-Haltung von Pflegenden und Ärzten an das eigene sorgende Handeln, das als solches in dialektischer Verwobenheit mit dem Feld des Gesundheitswesens in dieses hineinwirken kann.