Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
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Hintergrund: Mit der Einführung der Pflegeversicherung und der sozialrechtlichen Anwendung ihres Pflegebedürftigkeitsverständnisses im Jahr 1995, ging die Kritik an der Passung zwischen Begriff und Realität einher. Die Problematik des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes besteht darin, dass er auf Konsens beruht, aber nicht aus einer Theorie abgeleitet wurde, die es erlauben würde, Pflegebedürftigkeit zufriedenstellend zu bestimmen und daraufhin valide zu messen.
Die vorliegende Arbeit enthält einen explorativen und triangulativen Ansatz, das Phänomen ‚Pflegebedürftigkeit‘ hinsichtlich seiner theoretischen Kriterien zu entfalten und sucht die Mitwirkung professionell Pflegender. Anhand der sequentiellen Anwendung der Verfahren der nonmetrischen Multidimensionalen Skalierung und der Gruppendiskussion und deren Analysen konnten drei Dimensionen identifiziert werden, die aus der pflegefachlichen Einschätzung von Patienten im klinischen Setting durch die Pflegenden hervorgingen. Es konnten neue Perspektiven auf das Pflegebedürftigkeitsverständnis gewonnen werden, die sich von dem zumeist an Bedürfnistheorien orientierten Verständnis unterscheiden. Darüber hinaus ließen sich aus der fachlichen Beurteilung der Pflegenden Aspekte entfalten, die bislang bei der Bestimmung und Operationalisierung von Pflegebedürftigkeit nicht hinzugezogen wurden. In Sinne der Struktur der Theorieentwicklung ließen sich aus diesen Dimensionen Hypothesen formulieren, bei der ‚Pflegebedürftigkeit‘ als abhängige Variable und die einzelnen Dimensionen als unabhängige Variablen fungierten. Aufgrund der Ergebnisse der Analysen sind verschiedene Anschlussuntersuchungen notwendig.
Was sind Atmosphären? Woher kommen sie, wen tangieren sie und welche Rolle spielen sie für das Wohnen im Altenheim? Um diese Fragen zu beantworten, habe ich ausgehend vom Atmosphärenbegriff nach Böhme (2001a) Wohnen im Altenheim mit Hilfe eines neoästhetischen Ansatzes beforscht. Schmitz (2007: 277), der Wohnen als „Kultur der Gefühle im umfriedeten Raum“ definiert, zeigt, dass das komplexe Vermögen des Wohnens sehr stark von den ortsräumlichen Atmosphären abhängig ist. Dies wirft einerseits die Frage auf, welche Atmosphären das Wohnen begünstigen und andererseits, ob wohnen in einem Altenheim überhaupt möglich ist. Mit dem Übersiedeln in ein Altenheim wird das Wohnen zumindest temporär unterbrochen. Nach dem Einzug konnte ich drei Phasen identifizieren, die mit jeweils verschiedenen Qualitäten gespürt werden und letztlich zum Wohnen führen können: der Übergang, das Einwohnen, das Wohnen. Die Phase des Übergangs zeigt sich darüber hinaus in drei unterschiedlichen Facetten – der Übergang als diffuser Richtungsraum, der Übergang als Gefangensein im Aufenthalt sowie der dauerhafte Übergang. Während der Übergang eine ergebnisoffene Phase der Neuorientierung darstellt, ist das Einwohnen mit der Angliederungsphase nach van Gennep (2005) vergleichbar. Der Raum, in dem man lebt, wird vertrauter. Man verwächst immer mehr mit ihm und es bilden sich mehr und mehr Ge-wohn-heiten heraus, bis man fließend zum Wohnen gelangt. Wie die Ergebnisse dieser praxisorientierten Arbeit zeigen, wird dieser Prozess nicht so linear durchlaufen, wie er hier skizziert wird. Wohnen im Altenheim ist zwar grundsätzlich möglich, stellt aber nicht die Regel dar. Die Herausforderung für die Praxis besteht darin, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Wohnen im Heim ermöglicht wird. Derzeit muss konstatiert werden, dass es sich bei der aktuellen Bezeichnung des Be-wohners oft um einen euphemistischen „Etikettenschwindel“ handelt.