PartNet Perspektiven. Beiträge zur partizipativen Forschung
Filtern
Dokumenttyp
- Periodikum (6)
Sprache
- Deutsch (6)
Volltext vorhanden
- ja (6)
Gehört zur Bibliographie
- nein (6)
Schlagworte
- Partizipative Forschung (3)
- Reflexion (3)
- Partizipative Gesundheitsforschung (2)
- Begriffsbestimmung (1)
- Beteiligung (1)
- Definition , Gesundheit (1)
- Ethische Fallreflexion (1)
- Falldarstellung (1)
- Grundlagen (1)
- Kinder (1)
1/2025
Bereits seit seinen Anfängen hat sich PartNet mit der Klärung des Verständnisses von Partizipativer Gesundheitsforschung (PGF) für den deutschsprachigen Raum befasst und im Jahr 2015 eine Definition für PGF auf der PartNet-Webseite veröffentlicht. PGF, die zunächst schwerpunktmäßig in der Gesundheitsförderung und Prävention angewendet wurde, findet sich nun auch vermehrt in der Versorgungsforschung und der Forschung in den Feldern Psychiatrie, Psychotherapie sowie Pflege, Ergotherapie und Logopädie. Damit einhergehend hat sich auch PartNet vergrößert und bringt heute Akteur:innen aus unterschiedlicheren Feldern, Disziplinen und mit verschiedenen Hintergründen in den Austausch. Das Verständnis von Begrifflichkeiten, wie sie in der Definition verwendet werden, hat sich stärker ausdifferenziert, so dass die Definition von 2015 nicht mehr selbsterklärend ist. 2022 war dies der Anlass im Rahmen einer PartNet-Arbeitsgruppe, die Definition zu überprüfen. Die Diskussionen machten deutlich, dass zunächst eine vertiefende Erläuterung der konzeptionellen Grundlagen der PGF-Definition nötig scheint.
Die vorliegende Erläuterung der PGF-Definition basiert auf intensiven Diskussionen sowie den in den letzten Jahren u. a. von PartNet-Mitgliedern veröffentlichten Publikationen, die die Grundlagen und Anwendungsbereiche von PGF weiterentwickelten. Die Autorinnen stellen die wesentlichen Grundlagen der PGF-Definition und ihre drei spezifischen Elemente dar: 1) Verständnis von Partizipation als Teilhabe an Entscheidungen im gesamten Forschungsprozess und der Anspruch einer kontinuierlichen kritischen Reflexion der Machtverhältnisse zwischen den Beteiligten der Forschung; 2) ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis als Basis und die Verknüpfung mit dem Ziel, Veränderungen zur Stärkung der Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit und der Beeinflussung der sozialen Determinanten für Gesundheit anzustoßen; 3) die Fokussierung auf die Beteiligung und Partizipation von denjenigen, die weniger Gesund-heitschancen und keinen bis wenig gesellschaftlichen Einfluss haben. Die Struktur der Erläuterung knüpft dabei an den Wortlaut der PGF-Definition an und erörtert diese abschnitts- und z. T. satzweise. Erläuterungen zum zweiten spezifischen Element, dem der PGF zugrundeliegenden Verständnis von Gesundheit und ihrem Beitrag zu Gesundheit und gesundheitlicher Chancengleichheit, werden vorangestellt. Mit der Erläuterung soll die Definition anschlussfähiger sein an aktuelle Entwicklungen und Diskussionen u. a. für Leitfäden oder Handlungsempfehlungen im Feld der partizipativen Forschung.
01
Das Paradigma der Partizipativen Forschung wird zunehmend auch mit Kindern angewendet. Dennoch gibt es in der deutschsprachigen Literatur wenig Veröffentlichungen zur Partizipativen Forschung mit Kindern. Der vorliegende Beitrag soll hier, mit einem Vorschlag für Reflexionsaspekte, einen Beitrag leisten.
Der Ursprung dieser Strukturierung von Reflexionsaspekten liegt in der AG Partizipative Forschung mit Kindern, die sich im Rahmen des Netzwerks für Partizipative Gesundheits-forschung (PartNet) regelmäßig zum Austausch und zur Reflexion eigener Forschungs-erfahrungen trifft. In diesem Zusammenhang wurde sich auch mit deutschsprachiger wissenschaftlicher Literatur zum Thema Partizipativer Forschung mit Kindern beschäftigt. Dabei tauchten folgende Fragen immer wieder in den Diskussionen auf und blieben größtenteils in der konsultierten Literatur unbeantwortet: Gelten für die Partizipative Forschung mit Kindern die gleichen Charakteristika wie in der Forschung mit Erwachsenen? Sind es ethische Aspekte, die explizit bedacht werden müssen? Oder sind es generationale Differenzen die Erwachsene in der Partizipativen Forschung mit Kindern fortlaufend reflektieren sollten?
In einem kollektiven Schreibprozess in Anlehnung an die Methode der Auto-Ethnographie erarbeiteten wir Autor*innen im Zeitraum von einem Jahr Reflexionsaspekte für die Partizipative Forschung mit Kindern. Diese fassten wir anschließend in einer Tabelle zusammen, ergänzten sie durch Beispielfragen und erläuterten sie umfangreicher im Text. Das Ziel ist es, einen disziplinübergreifenden Vorschlag für grundlegende Reflexionen in der Partizipativen Forschung mit Kindern zu geben. Die Reflexionsaspekte sollen Erwachsene in der Planung und Durchführung der Partizipativen Forschung mit Kindern unterstützen sowie dazu beitragen, Forschungsprozesse für die Kinder gewinnbringenderer zu gestalten. Betonen möchten wir, dass die Reflexionsaspekte keine verpflichtend einzuhaltenden Kriterien für die Partizipative Forschung mit Kindern darstellen sondern anregen sollen, jeweils für die eigene Forschung begründete Entscheidungen zu treffen.
Die erarbeiteten Reflexionsaspekte verstehen wir somit als einen Vorschlag notwendiger Reflexionen für die Durchführung Partizipativer Forschung mit Kindern. Wir möchten dazu einladen, diese anzuwenden und damit zu deren Weiterentwicklung beizutragen.
1
In der partizipativen Forschung sind empirische und normative Fragen oft so eng miteinander verknüpft, dass ein adäquater Umgang mit ihnen nur gelingt, wenn partizipativ forschende Wissenschaftler*innen eine kritisch-reflexive und ethische Haltung entwickeln. Angesichts des hohen Handlungsdrucks in der Forschungspraxis ist es entscheidend, sich intensiv mit herausfordernden und dilemmatischen Situationen auseinanderzusetzen. Die Arbeit an Fallbeispielen in einem geschützten Rahmen, wie von Banks und Brydon Miller (2019) empfohlen, erweist sich dabei als hilfreich und erkenntnisfördernd. Die PartGroup, bestehend aus wissenschaftlichen Forschenden im Rahmen des Netzwerks für partizipative Gesundheitsforschung (PartNet), hat sich in den vergangenen zwei Jahren dem Schwerpunkt der individuellen und kollegialen ethische Fallreflexionen gewidmet. Diese Initiative wurde theoretisch inspiriert von Erkenntnissen der empirischen Ethik (Leget et al. 2009), des dialogischen Prinzips (Freire 1996, 2000) und der Methodik des Action Learnings (McGill & Brockbank 2004). Infolgedessen hat die Arbeitsgruppe einen Leitfaden zur Reflexion ethisch herausfordernder Situationen entwickelt. Dieser Leitfaden soll Forschende mit unterschiedlichen Hintergründen methodisch unterstützen, ein tieferes Verständnis ethischer Dilemmata oder Spannungsfelder, mit denen sie in ihrer Arbeit konfrontiert werden, zu erlangen. Wie auch Guillemin und Gillam (2004) feststellen, rücken solche Reflexionsprozesse die Auseinandersetzung mit vielfältigen Erfahrungen und Perspektiven in den Mittelpunkt. Die Arbeitshilfe ist bewusst so gestaltet, dass sie nicht auf die Suche nach einer ‚richtigen Lösung‘ abzielt, sondern Handlungsalternativen aufzeigt und zur Anregung eines Perspektivwechsels ermutigen sollte. Die vorliegende Handreichung bietet zunächst eine Darlegung theoretischer Überlegungen zu ethischen Herausforderungen und Dilemmata in der partizipativen Forschung. Anschließend wird der Fokus auf den entwickelten Leitfaden zur kollegialen Fallreflexion und den dafür relevanten methodologischen Überlegungen gelegt. Dafür werden die sieben Schritte des Leitfadens detailliert und praxisnah erläutert und die Erstellung von Fallbeispielen diskutiert. Im abschließenden Kapitel wird auf die Möglichkeiten und Grenzen der Handreichung eingegangen.
2/2022
Das „Modell für Partizipative Gesundheitsforschung“ (PGF-Modell) beschreibt die Charakteristiken der Partizipativen Gesundheitsforschung in strukturierter Form. Es zeigt u. a. die mit der PGF einhergehenden Chancen auf, wie zum Beispiel die Entwicklung eines angemessenen Forschungsdesigns durch die partizipative Zusammenarbeit. Das Modell dient der Reflexion verschiedener Aspekte in partizipativen Forschungsprojekten. Im Forschungsprozess selbst kann es vielfältig und zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden.
Ursprünglich wurde dieses Modell für die Community-basierte Forschung in den USA entwickelt. Nach einem umfassenden kontextuellen Adaptionsprozess kann das Modell nun auch in der PGF für den deutschsprachigen Raum eingesetzt werden.
Das Modell unterscheidet vier Komponenten: (1) den Projektkontext, (2) die Projektstruktur sowie die Prozesse der Zusammenarbeit, (3) die Kernmerkmale des partizipativen Forschungsprozesses, und (4) die daraus resultierenden kurz-, mittel- und langfristigen Wirkungen.
Das Modell stellt einen Denk- und Reflexionsrahmen dar, der für die Bedürfnisse und das Konzept des jeweiligen Projektes angepasst werden kann. Es kann in vielfältiger Weise genutzt werden und dabei unterstützen, die Bedeutung der einzelnen Komponenten für das eigene Projekt zu bewerten. Das bedeutet, dass Anwender:innen bei Bedarf einzelne Aspekte des Modells vernachlässigen sowie neue Aspekte hinzufügen können.
Die hier vorliegende adaptierte Fassung wurde in einem circa zweijährigen Arbeitsprozess innerhalb einer PartNet-Arbeitsgruppe erarbeitet und pilotiert. Die an diesem Prozess Beteiligten bewerten die Anwendung des PGF-Modells zusammenfassend als sehr gewinnbringend und weisen darauf hin, dass ausreichend zeitliche Ressourcen für die Anwendung benötigt werden. Die in Kapitel 7 beigefügten Steckbriefe mit den Anwendungsbeispielen stammen aus der Erprobung.
Wir freuen uns, weitere Erfahrungen mit der Anwendung des Modells zusammenzutragen. Sprechen Sie uns hierzu gerne an: Ina Schaefer (ischaef@uni-bremen.de) oder Theresa Allweiss (t.allweiss@posteo.de).
1/2022
Für die Weiterentwicklung und das Verständnis von partizipativer Forschung werden international neue und kritische Formate der Repräsentation und des Austauschs von und zwischen den Beteiligten gesucht. Bereits bestehende Techniken wie Hakathons, Bar Camps, Transformative Dialoge oder der „Victorian Calling“-Ansatz werden genutzt, um Akteure aus unterschiedlichen Disziplinen, Professionen und Praxisfeldern miteinander in Austausch zu bringen.
Auf der Suche nach neuen Methoden des Selbstverständnisses und der Kommunikation partizipativer Forschung wurde im Rahmen des deutschsprachigen Netzwerks für partizipative Gesundheitsforschung (PartNet) der Multi-Log-Ansatz entwickelt. Ziel dieses Artikels ist es, den Multi-Log als ein Instrument vorzustellen, das die Darstellung und den Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Positionen von Beteiligten an Gesundheitsförderungs- und Präventionsprojekten systematisch ermöglicht und damit das Potenzial hat, transformatives Lernen zu fördern.
Anhand von zwei Fallbeispielen werden die Multi-Log-Methode und ihre möglichen Auswirkungen auf die partizipative Forschung vorgestellt und kritisch diskutiert. Diese Methode strebt danach, unterschiedliche Perspektiven, Wissensformen und Erfahrungen von Expert:innen aus Erfahrung, Wissenschaftler:innen und Fachkräften in den Austausch zu bringen, ohne auf deren Synthese hinzuarbeiten. Durch die Einbindung von so genannten Perspektiv-Wächter:innen, z.B. aus der Praxis, politischen oder administrativen Institutionen, hat der Multi-Log das Potential, divergierende Sichtweisen zu ordnen und Raum für Reflexion und gegenseitiges Lernen zu schaffen. Auf diese Weise schafft das Vorgehen Möglichkeiten für die Artikulation unterschiedlicher Wissensformen, Erfahrungen und Perspektiven, mit dem Ergebnis, dass die Begegnung zur katalytischen Validität der Ergebnisse beiträgt.
1
Das PartNet-Diskussionspapier: Beteiligte an Partizipativer Gesundheitsforschung (PGF) hat das Ziel einer eindeutigeren Bezeichnung und Darstellung von Beteiligten in der PGF und entstand im Rahmen eines breiten Diskussionsprozesses im PartNet.
Am 20.09.2019 begann innerhalb von PartNet eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung unter dem Motto: „Praxispartner*innen - Konkretisierung eines „naiven“ Begriffs“. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und im Zuge von weiteren Workshops sowie Rückmeldungs¬schleifen innerhalb von PartNet zu diesem Diskussionspapier weiterentwickelt.
Im Diskussionspapier werden „Beteiligte“ in der PGF genauer bestimmt. Für die Konkretisierung verschiedener „Beteiligter“ werden Begriffe (Wissenschaftler:innen, Fachkräfte, Expert:innen aus Erfahrung) angeboten, definiert, anhand eines grafischen Modells zueinander in Beziehung gesetzt, durch Projektbeispiele verdeutlicht und damit zur Diskussion gestellt. Am Ende des Papieres finden sich Begriffe, die im Laufe des Prozesses diskutiert wurden, aber aus bestimmten Gründen nicht für die weitere Verwendung im Kontext PGF empfohlen werden.
Das Wording in deutscher Sprache kann für Publikationen oder der Definition von Beteiligtengruppen im Rahmen von Projekten genutzt werden. Die Begriffsbestimmungen und Visualisierungen stellen ein Angebot für eine kompakte Projektdarstellung dar. Darüber hinaus soll es die Reflexion von Beziehungen und Machtverhältnissen der Beteiligten in partizipativen Projekten unterstützen.
Erste Rückmeldungen zur Nutzung des Diskussionspapier zeigten, dass das Diskussionspapier die passende Bezeichnung von Beteiligten in Forschungsprojekten unterstützte oder als konzeptuelle Grundlage für die inhaltliche Rahmensetzung eines Diskussionsformates herangezogen wurde. Der Austausch zum Diskussionspapier wird weitergeführt.