CARS Working Papers
Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS), In-Institut Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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Inceldom meets Jihadism. Antisemitismus und Misogynie in gegenwärtigen Rebellionen gegen die Moderne
(2025)
Sowohl bei der Incel-Ideologie als auch beim Jihadismus handelt es sich um hochgradig misogyne und antisemitische Weltanschauungen. Erstere wird bislang vor allem im Hinblick auf ihren Antifeminismus analysiert, letztere gerät wissenschaftlich überwiegend hinsichtlich ihres Antisemitismus in den Blick – selten werden jedoch beide Aspekte gemeinsam untersucht. Dies änderte sich auch nicht angesichts der Massaker der Hamas und anderer islamistischer Gruppen am 7. Oktober 2023, welche die tödliche Verstrickung von Frauenhass und Antisemitismus innerhalb des Jihadismus unübersehbar machte. Dieser Beitrag analysiert die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinenden Weltanschauungen, setzt sie zueinander in Beziehung und interpretiert sie als verschiedene Formen gegenwärtiger Rebellionen gegen die Moderne. Anhand empirischer Beispiele aus den Schriften von Sayyid Qutb, einem Hauptideologen des Jihadismus, sowie dem größten Incel-Forum incels.is wird aufgezeigt, wie Antisemitismus und Misogynie jeweils miteinander verwoben sind und auf welche Weise sich anhand der Weltanschauungen autoritäres Potenzial zum antidemokratisch autoritären Syndrom verdichten kann.
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Der 7. Oktober und die Shoah. Kontinuitäten im Antisemitismus der Hamas und ihre Tabuisierung
(2025)
Wenige Wochen nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 veröffentlichten prominente Holocaust-Forscher einen „Offenen Brief über den Missbrauch der Holocaust-Erinnerung“. Darin lehnen sie alle Versuche, die Ursachen des Massakers vom 7. Oktober mit dem Holocaust in Verbindung zu bringen, als „intellektuelles und moralisches Versagen“ ab. Dieser Auffassung widerspricht der Beitrag: Er beschreibt die ideologischen, historischen und semantischen Beziehungen, die den Antisemitismus der Hamas mit dem der Nazis verbinden und zeigt, warum es falsch ist, Israel für den 7. Oktober verantwortlich zu machen. Er belegt am Beispiel Omer Bartovs, wie pauschale „Israelkritik“ den Blick auf die Geschichte und die Gegenwart des Nahostkonflikts zu trüben vermag und diskutiert mögliche Auswirkungen des Hamas-Massakers auf das zukünftige Holocaust-Gedenken.
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Die Vereinten Nationen befürworteten ursprünglich die Gründung eines jüdischen Staates, schwenkten aber bis Mitte der 1970er Jahre infolge der weltweiten Entkolonialisierung, des Einsatzes der Öl-Waffe durch die arabischen Länder und des Aufstiegs der PLO auf einen fundamental anderen Kurs um, der sie zur größten israelfeindlichen Organisation der Welt machte. Das Verhalten etlicher UNO-Organisationen und hoher UNO-Vertreter nach 10/7 stellten dieses Urteil deutlich unter Beweis.
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Spätestens seit der Ausrufung des ‚kritischen Dialogs‘ mit der Islamischen Republik Iran durch die deutsche Bundesregierung und die EU in den 1990er Jahren und dem zeitgleichen Branding verschiedener Fraktionen des iranischen Regimes als ‚pragmatisch‘ und ‚reformorientiert‘ stiegen die iranischen Djihadisten zu Dialogpartnern des Westens auf. Seitdem haftete ihnen in Europa und selbst in den USA deutlich weniger der Nimbus fremdartiger Barbaren an als sunnitischen Islamisten. Dieser Text beleuchtet anhand iranischer Quellen und im Lichte westlicher etablierter, linker und rechtsradikaler Reaktionen auf die Politik des Regimes im Iran Komponenten der relativen politischen und ideologischen Erfolge der Islamischen Republik. Davon ausgehend wird gezeigt, in welcher Weise sich die politischen Konstellationen zwischen dem Westen, der Region des Mittleren Ostens und dem Iran seit dem Überfall der aus Teheran unterstützten Islamisten von Hamas und Palästinensischem Islamischem Djihad vom 7. Oktober 2023 auf Israel verändert haben.
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Gegenstand des Artikels sind die grundlegenden Quellen des modernen Antisemitismus. Im Zuge einer kritischen Erörterung der Theorien von Sigmund Freud, Erich Fromm und Moishe Postone zeigt sich: Der moderne Antisemitismus speist sich historisch aus religiösen Motiven, triebökonomisch aus dem Grundgefühl der Ohnmacht und ideologisch aus der selektiven Aneignung der (von Marx analysierten) Fetischformen.
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Trotz eines seit den 1980er Jahren immer größeren Interesses innerhalb der Sozialen Arbeit an der eigenen Professionsgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus weist der diesbezügliche Forschungsstand bis in die Gegenwart eklatante Lücken und Leerstellen auf. Die Ursprünge dieser Leerstellen sind dabei auf die im NS-Staat (innerhalb der Sozialen Arbeit) verantwortlichen Personen selbst zurückzuführen. So sind Aspekte wie das Vertuschen von Verstrickungen und eine dominante Form der Geschichtsverleugnung als Kontinuitätslinien bis in die Gegenwart nachzuzeichnen – auch an Ausbildungsstätten wie der Sozialen Frauenschule Aachen, aus welcher sich der Standort Aachen der Katholischen Hochschule NRW (katho) entwickelte.
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This article uses the biographies of the communist writers Louis Fürnberg and F. C. (Franz Carl) Weiskopf to take a new look at the 1952 Slánský trial in Prague. Fürnberg and Weiskopf, like most of the defendants in the trial, came from Jewish families, were so-called Western immigrants and members of the German-Jewish minority in Czechoslovakia. Fearing of further persecution, they moved to the GDR after the trial, where they helped to build up the literary life there until their early deaths. The article highlights the fact that the Slánský trial has so far been interpreted primarily against the background of the Stalinization of Czechoslovakia and the Cold War. The biographies of Fürnberg and Weiskopf, however, suggest a more nuanced interpretation. Thus, the Slánský Trial was not only a consequence of the Cold War, the Tito-Stalin split, or the Soviet reorientation in the Middle East, but also a continuation of the ethnic conflicts of the interwar period. At the same time, in the context of the trial, the traditional “old” antisemitism, seemingly discredited by the Holocaust, was transformed into a new post-45 antisemitism ―anti-Zionism.
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Antisemitismus in sozialen Medien ist kein neues Phänomen. Auch wenn antisemitische Kommunikation auf Plattformen wie TikTok von der enormen Reichweite profitiert, die der Empfehlungsalgorithmus den Influencer:innen ermöglicht, handelt es sich doch in erster Linie um ein gesamtgesellschaftliches und globales Problem, das deshalb in sozialen Medien auftaucht, weil diese ein wesentlicher Bestandteil sozialer Lebenswelten geworden sind. Wie aber lassen sich antisemitische Kommunikation in sozialen Medien und andere Nutzungsformen wie Aktivismus und Protest unterscheiden? Wo verschwimmen die Grenzen? Diese Frage stellt sich im Hin-blick auf die Rolle, die soziale Medien und insbesondere Plattformen wie Instagram und TikTok vor und nach dem 7. Oktober 2023 bezüglich der globalen Intensivierung des Nahostkonflikts und der Verbreitung antisemitischer Bilder und Projektionen spielten. Auf Grundlage eines explorativen Verfahrens wurden für diese Untersuchung für Diskurse über den 7. Oktober und den Krieg in Gaza signifikante und symptomatische audio-visuelle Beiträge auf Instagram und TikTok identifiziert; sie werden mit dem Ziel einer Kategorisierung zur Bestimmung und Unterscheidung aktivistischer und antisemitisch motivierter Interventionen auf diesen Plattformen ausgewertet.
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Der Beitrag gibt einen thesenhaften Überblick über eine Kritische Theorie des Rassismus, stellt zentrale Perspektiven einer Kritik des Rassismus in Anlehnung an das Denken Theodor W. Adornos dar und diskutiert einige der grundlegenden Kontroversen innerhalb der Rassismusforschung. Es wird gezeigt, inwiefern zentrale Sortierungen einer Rassismuskritik in der Tradition der Kritischen Theorie an der Vermittlung der Gegensatzpaare Universalismus/Partikularismus, Subjektivismus/Objektivismus und Natur/ Kultur verlaufen.
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Die Kritik des Antisemitismus und die Erkenntnis der gesellschaftlichen Bedingungen seiner Möglichkeit waren die treibende Kraft der Entwicklung der Kritischen Theorie nach 1945. Das schloss eine prinzipielle Solidarität mit Israel als dem Staat der Holocaustüberlebenden und ihrer Nachkommen ein. Kritische Theorie war indes nie ein homogenes Theoriegebäude. Nach dem 7. Oktober, der tödlichsten Attacke auf jüdisches Leben seit dem Holocaust, trat in den Reihen kritischer Theoretiker:innen ein Bruch entlang der „Israelfrage“ zutage: Verharmlosungen des misogyn-antisemitischen Hamas-Terrors und Delegitimierungen des Staates Israel werden lautstark vorgetragen, von anderer Seite gibt es Gegenwehr. Dieser Beitrag rekonstruiert die zunehmende Ausblendung der Antisemitismuskritik als treibende Kraft kritischer Theorie und veranschaulicht das anhand der Allianzen zwischen Fraktionen „kritischer“ Theorie und Islamismus, die bereits seit 9/11 zu beobachten sind.