CARS Working Papers
Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS), In-Institut Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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Trotz eines seit den 1980er Jahren immer größeren Interesses innerhalb der Sozialen Arbeit an der eigenen Professionsgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus weist der diesbezügliche Forschungsstand bis in die Gegenwart eklatante Lücken und Leerstellen auf. Die Ursprünge dieser Leerstellen sind dabei auf die im NS-Staat (innerhalb der Sozialen Arbeit) verantwortlichen Personen selbst zurückzuführen. So sind Aspekte wie das Vertuschen von Verstrickungen und eine dominante Form der Geschichtsverleugnung als Kontinuitätslinien bis in die Gegenwart nachzuzeichnen – auch an Ausbildungsstätten wie der Sozialen Frauenschule Aachen, aus welcher sich der Standort Aachen der Katholischen Hochschule NRW (katho) entwickelte.
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This article uses the biographies of the communist writers Louis Fürnberg and F. C. (Franz Carl) Weiskopf to take a new look at the 1952 Slánský trial in Prague. Fürnberg and Weiskopf, like most of the defendants in the trial, came from Jewish families, were so-called Western immigrants and members of the German-Jewish minority in Czechoslovakia. Fearing of further persecution, they moved to the GDR after the trial, where they helped to build up the literary life there until their early deaths. The article highlights the fact that the Slánský trial has so far been interpreted primarily against the background of the Stalinization of Czechoslovakia and the Cold War. The biographies of Fürnberg and Weiskopf, however, suggest a more nuanced interpretation. Thus, the Slánský Trial was not only a consequence of the Cold War, the Tito-Stalin split, or the Soviet reorientation in the Middle East, but also a continuation of the ethnic conflicts of the interwar period. At the same time, in the context of the trial, the traditional “old” antisemitism, seemingly discredited by the Holocaust, was transformed into a new post-45 antisemitism ―anti-Zionism.
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Antisemitismus in sozialen Medien ist kein neues Phänomen. Auch wenn antisemitische Kommunikation auf Plattformen wie TikTok von der enormen Reichweite profitiert, die der Empfehlungsalgorithmus den Influencer:innen ermöglicht, handelt es sich doch in erster Linie um ein gesamtgesellschaftliches und globales Problem, das deshalb in sozialen Medien auftaucht, weil diese ein wesentlicher Bestandteil sozialer Lebenswelten geworden sind. Wie aber lassen sich antisemitische Kommunikation in sozialen Medien und andere Nutzungsformen wie Aktivismus und Protest unterscheiden? Wo verschwimmen die Grenzen? Diese Frage stellt sich im Hin-blick auf die Rolle, die soziale Medien und insbesondere Plattformen wie Instagram und TikTok vor und nach dem 7. Oktober 2023 bezüglich der globalen Intensivierung des Nahostkonflikts und der Verbreitung antisemitischer Bilder und Projektionen spielten. Auf Grundlage eines explorativen Verfahrens wurden für diese Untersuchung für Diskurse über den 7. Oktober und den Krieg in Gaza signifikante und symptomatische audio-visuelle Beiträge auf Instagram und TikTok identifiziert; sie werden mit dem Ziel einer Kategorisierung zur Bestimmung und Unterscheidung aktivistischer und antisemitisch motivierter Interventionen auf diesen Plattformen ausgewertet.
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Der Beitrag gibt einen thesenhaften Überblick über eine Kritische Theorie des Rassismus, stellt zentrale Perspektiven einer Kritik des Rassismus in Anlehnung an das Denken Theodor W. Adornos dar und diskutiert einige der grundlegenden Kontroversen innerhalb der Rassismusforschung. Es wird gezeigt, inwiefern zentrale Sortierungen einer Rassismuskritik in der Tradition der Kritischen Theorie an der Vermittlung der Gegensatzpaare Universalismus/Partikularismus, Subjektivismus/Objektivismus und Natur/ Kultur verlaufen.
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Die Kritik des Antisemitismus und die Erkenntnis der gesellschaftlichen Bedingungen seiner Möglichkeit waren die treibende Kraft der Entwicklung der Kritischen Theorie nach 1945. Das schloss eine prinzipielle Solidarität mit Israel als dem Staat der Holocaustüberlebenden und ihrer Nachkommen ein. Kritische Theorie war indes nie ein homogenes Theoriegebäude. Nach dem 7. Oktober, der tödlichsten Attacke auf jüdisches Leben seit dem Holocaust, trat in den Reihen kritischer Theoretiker:innen ein Bruch entlang der „Israelfrage“ zutage: Verharmlosungen des misogyn-antisemitischen Hamas-Terrors und Delegitimierungen des Staates Israel werden lautstark vorgetragen, von anderer Seite gibt es Gegenwehr. Dieser Beitrag rekonstruiert die zunehmende Ausblendung der Antisemitismuskritik als treibende Kraft kritischer Theorie und veranschaulicht das anhand der Allianzen zwischen Fraktionen „kritischer“ Theorie und Islamismus, die bereits seit 9/11 zu beobachten sind.
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Anhand von 33 Umfragen aus 15 europäischen Ländern und den USA wird die Frage untersucht, ob Antisemitismus unter Muslim:innen in westlichen Ländern besonders stark verbreitet ist. Alle Umfragen bestätigen, dass Antisemitismus unter Muslim:innen deutlich weiter verbreitet ist und oft um ein Vielfaches höher liegt als in der Gesamtbevölkerung. Demografische und sozioökonomische Faktoren können diese Unterschiede nicht erklären, wohl aber Variationen innerhalb der Gruppe der Muslim:innen. Die Zustimmungswerte zu antisemitischen Aussagen schwanken je nach Erhebungsdesign und Fragestellung, liegen aber in den meisten Erhebungen zwischen 30 und 50 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass für einen großen Teil der Muslim:innen, wenn auch längst nicht für alle, antisemitische Interpretationen zur Norm im sozialen Umfeld gehören. Dies birgt nicht nur ein erhöhtes Risiko der Umsetzung antisemitischer Einstellungen in Handlungen, sondern auch eine erhöhte Anfälligkeit für islamistisches Gedankengut, das Antisemitismus mit einer politisch aufgeladenen islamischen Identität verbindet.
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This paper will present in broad strokes the professional lifespan and philosophical doctrine of Israeli educational philosopher Ilan Gur-Ze’ev (1955-2012). Major attention will be devoted to his articulation of the concept of “new antisemitism,” which seeks to capture the uniqueness of the contemporary form of antisemitism. Compared to “older” forms of antisemitism, which situated the Jews in opposition to western civilization, as its ultimate “other,” contemporary progressive thinkers identify “Jewishness” and Jewish ideas such a “chosenness,” “elitism” and “uniqueness,” as the innate evil embedded deep within the “suppressing, white, colonial patriarchy” of the Judo-Christian civilization. Thus, the redemption of the soul of the new progressive thinker from the historical sins of western civilization, involves cleansing it from its “Jewishness.” It also involves an attack on the physical representation of everything that is wrong in western civilization – the Jewish state.
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Dass der palästinensische Kampf für nationale Selbstbestimmung eine feministische Angelegenheit sei, wird in akademischen und aktivistischen feministischen Zusammenhängen immer häufiger behauptet. Dahinter steht eine Allianz zwischen der Boycott Divestment Sanctions-Kampagne und intersektionalem und queerem Feminismus – Queer BDS. Dieser Beitrag analysiert die politische Agenda von Queer BDS und geht der Frage nach, welche Rolle queeren und feministischen Anliegen in den besetzten Gebieten tatsächlich zukommt. Dabei wird aufgezeigt, dass im Kampf um nationale Selbstbestimmung die Rechte von Frauen und LGBTIQ* mehr für eine antiisraelische Agitation instrumentalisiert als tatsächlich ernst genommen werden. Nach einer eingehenden Auseinandersetzung mit Angela Davis‘ Konzept der intersectionality of struggles stellt der Beitrag die Konflikte innerhalb der palästinensischen Community in den Vordergrund, die von Queer BDS verleugnet werden. Zum Abschluss wird ein emanzipatorischer intersektionaler Zugang zur Problematik queeren Lebens in Israel und den palästinensischen Gebieten skizziert, der von der Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Kämpfe ausgeht, anstatt sie in antizionistische Richtung zu vereindeutigen.
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Zur Erklärung der Israelfeindschaft in der radikalen Linken wird oft das Motiv der Erinnerungs- und Schuldabwehr angeführt. Insbesondere die Gleichsetzung des jüdischen Staats mit Nazi-Deutschland scheint durch den unbewussten Wunsch motiviert, die Shoah zu relativieren. Doch schon vor 1933 entsprach der Antizionismus der KPD dem Muster des israelbezogenen Antisemitismus: Der Zionismus wurde delegitimiert, dämonisiert und nach anderen Maßstäben beurteilt als andere nationale Befreiungsbewegungen. Selbst die Gleichsetzung mit dem Nationalsozialismus gab es schon vor 1933. Beim antizionistischen Antisemitismus müssen zu dem Motiv der Schuldabwehr noch ältere hinzukommen. Wie am Beispiel der KPD deutlich wird, ergab sich der Antizionismus zur Zeit der Weimarer Republik nicht nur aus einem spezifisch kommunistischen Nationalismus. Er stand im Zentralorgan der KPD, Die Rote Fahne, in einem Kontext, in dem ein „jüdisches Kapital“ mitverantwortlich gemacht wurde für den Aufstieg des Faschismus.
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An der Arbeitsdefinition zu Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die als Leitlinie für eine Klassifizierung von antisemitischen Vorfällen dient, wird Kritik laut, insbesondere aus aktivistischen und akademischen Kreisen. Eine Durchbuchstabierung des Texts der Definition zeigt, dass die Kritik sachlich weitgehend unbegründet ist. Weder der Text selbst noch die Anwendung der Definition schränken die Meinungsfreiheit ein oder führen zu unzulässiger Zensur. Im Gegenteil, die Arbeitsdefinition kann helfen, Antisemitismus in seinen aktuellen Ausformungen konkret zu benennen, zu erfassen und Grenzen zwischen legitimer Kritik und Ressentiment zu schärfen. Dass Antisemit:innen oder deren Freund:innen nicht begeistert sind, wenn einige ihrer Äußerungen als möglicher Ausdruck antisemitischer Ressentiments durch eine konkrete Benennung als solche entlarvt werden, sollte nicht verwundern.