Habilitation
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Der Gegner als Mitmensch
(2022)
Die philosophische Debatte zu den Normen, die angeben, welche und wieviel Gewalt in bewaffneten Konflikten erlaubt ist, hat sich anhand der einflussreichen Kritik Jeff McMahans an Michael Walzers "Gibt es den gerechten Krieg?" von 1977 (dt. 1982) enorm weiterentwickelt.
Diese Studie bettet diese Debatte in den Kontext der Diskussion in sozialwissenschaftlicher, völkerrechtlicher und ethischer Hinsicht ein und versucht Anregungen für drei ausgewählte praktische Probleme zu geben.
„Ihre Forschung hat doch etwas von Briefmarken sammeln, nicht?“ So der scharfsinnige und stets wohlmeinende Christian Möller in Heidelberg in einer Sozietät. Natürlich sollte nichts gegen das Sammeln von Briefmarken gesagt werden, das durchaus bereichernd, erfüllend und Kontakte knüpfend sein kann; aber die praktisch-theologische bzw. kirchengeschichtliche Relevanz des Sammelns von Gründungsdaten für deutsche Sonntagsschulen und Kindergottesdienste in allen deutschen Staaten und allen preußischen Provinzen sowie den Freikirchen im 19. Jahrhundert konnte vom Verf. damals offensichtlich noch nicht vermittelt werden.
Württemberg mit seinem bunten, gut dokumentierten Sonntagsschulkosmos war ein guter Anfang für diese Forschung, die unerwartet relevant enden sollte: Es gab in den geordneten landeskirchlichen Strukturen Mitte des 19. Jahrhunderts Veränderungen durch amerikanische Besucher oder Rückwanderer, die für eine „neue Idee“ („christliche Sonntagsschule“) mit einem völlig neuen Paradigma („Freiwilligkeit“) und häufigem Engagement von Laiinnen und Laien („Gruppensystem“) warben. Und es gab Erfolge. Erfolge gerade auch für die entstehende Innere Mission; Stadtmissionsarbeit begann mit Sonntagsschularbeit. Auf das Land kamen Kolporteure, Hausväter, Waisenväter, Diakone, Evangelisten, insbesondere aber Diakonissen und Kleinkinderlehrerinnen… Räume wurden benötigt, Vereine gegründet; sozialer Protestantismus wurde tätig.
Sonntagsschulen wurden populärstes, erfolgreichstes Werk der Inneren Mission und ihrer „Agenten“ (und –innen) – und das Werk, das dann am schnellsten und gründlichsten klerikalisiert wurde, also in den Kanon der Pflichten des geistlichen Amtes integriert wurde.