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Das „Modell für Partizipative Gesundheitsforschung“ (PGF-Modell) beschreibt die Charakteristiken der Partizipativen Gesundheitsforschung in strukturierter Form. Es zeigt u. a. die mit der PGF einhergehenden Chancen auf, wie zum Beispiel die Entwicklung eines angemessenen Forschungsdesigns durch die partizipative Zusammenarbeit. Das Modell dient der Reflexion verschiedener Aspekte in partizipativen Forschungsprojekten. Im Forschungsprozess selbst kann es vielfältig und zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden.
Ursprünglich wurde dieses Modell für die Community-basierte Forschung in den USA entwickelt. Nach einem umfassenden kontextuellen Adaptionsprozess kann das Modell nun auch in der PGF für den deutschsprachigen Raum eingesetzt werden.
Das Modell unterscheidet vier Komponenten: (1) den Projektkontext, (2) die Projektstruktur sowie die Prozesse der Zusammenarbeit, (3) die Kernmerkmale des partizipativen Forschungsprozesses, und (4) die daraus resultierenden kurz-, mittel- und langfristigen Wirkungen.
Das Modell stellt einen Denk- und Reflexionsrahmen dar, der für die Bedürfnisse und das Konzept des jeweiligen Projektes angepasst werden kann. Es kann in vielfältiger Weise genutzt werden und dabei unterstützen, die Bedeutung der einzelnen Komponenten für das eigene Projekt zu bewerten. Das bedeutet, dass Anwender:innen bei Bedarf einzelne Aspekte des Modells vernachlässigen sowie neue Aspekte hinzufügen können.
Die hier vorliegende adaptierte Fassung wurde in einem circa zweijährigen Arbeitsprozess innerhalb einer PartNet-Arbeitsgruppe erarbeitet und pilotiert. Die an diesem Prozess Beteiligten bewerten die Anwendung des PGF-Modells zusammenfassend als sehr gewinnbringend und weisen darauf hin, dass ausreichend zeitliche Ressourcen für die Anwendung benötigt werden. Die in Kapitel 7 beigefügten Steckbriefe mit den Anwendungsbeispielen stammen aus der Erprobung.
Wir freuen uns, weitere Erfahrungen mit der Anwendung des Modells zusammenzutragen. Sprechen Sie uns hierzu gerne an: Ina Schaefer (ischaef@uni-bremen.de) oder Theresa Allweiss (t.allweiss@posteo.de).
Bereits seit seinen Anfängen hat sich PartNet mit der Klärung des Verständnisses von Partizipativer Gesundheitsforschung (PGF) für den deutschsprachigen Raum befasst und im Jahr 2015 eine Definition für PGF auf der PartNet-Webseite veröffentlicht. PGF, die zunächst schwerpunktmäßig in der Gesundheitsförderung und Prävention angewendet wurde, findet sich nun auch vermehrt in der Versorgungsforschung und der Forschung in den Feldern Psychiatrie, Psychotherapie sowie Pflege, Ergotherapie und Logopädie. Damit einhergehend hat sich auch PartNet vergrößert und bringt heute Akteur:innen aus unterschiedlicheren Feldern, Disziplinen und mit verschiedenen Hintergründen in den Austausch. Das Verständnis von Begrifflichkeiten, wie sie in der Definition verwendet werden, hat sich stärker ausdifferenziert, so dass die Definition von 2015 nicht mehr selbsterklärend ist. 2022 war dies der Anlass im Rahmen einer PartNet-Arbeitsgruppe, die Definition zu überprüfen. Die Diskussionen machten deutlich, dass zunächst eine vertiefende Erläuterung der konzeptionellen Grundlagen der PGF-Definition nötig scheint.
Die vorliegende Erläuterung der PGF-Definition basiert auf intensiven Diskussionen sowie den in den letzten Jahren u. a. von PartNet-Mitgliedern veröffentlichten Publikationen, die die Grundlagen und Anwendungsbereiche von PGF weiterentwickelten. Die Autorinnen stellen die wesentlichen Grundlagen der PGF-Definition und ihre drei spezifischen Elemente dar: 1) Verständnis von Partizipation als Teilhabe an Entscheidungen im gesamten Forschungsprozess und der Anspruch einer kontinuierlichen kritischen Reflexion der Machtverhältnisse zwischen den Beteiligten der Forschung; 2) ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis als Basis und die Verknüpfung mit dem Ziel, Veränderungen zur Stärkung der Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit und der Beeinflussung der sozialen Determinanten für Gesundheit anzustoßen; 3) die Fokussierung auf die Beteiligung und Partizipation von denjenigen, die weniger Gesund-heitschancen und keinen bis wenig gesellschaftlichen Einfluss haben. Die Struktur der Erläuterung knüpft dabei an den Wortlaut der PGF-Definition an und erörtert diese abschnitts- und z. T. satzweise. Erläuterungen zum zweiten spezifischen Element, dem der PGF zugrundeliegenden Verständnis von Gesundheit und ihrem Beitrag zu Gesundheit und gesundheitlicher Chancengleichheit, werden vorangestellt. Mit der Erläuterung soll die Definition anschlussfähiger sein an aktuelle Entwicklungen und Diskussionen u. a. für Leitfäden oder Handlungsempfehlungen im Feld der partizipativen Forschung.