Katholische Privat-Universität Linz
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Die Bibliothek der ungelesenen Bücher ist ein Projekt von Julius Deutschbauer, das ungelesene Bücher sammelt und ausstellt. Dieses Phänomen reflektiert den Matthäus-Effekt, bei dem bekannte Bücher mehr gelesen werden, während viele ungelesen bleiben. Deutschbauer führt Interviews mit Menschen über Bücher, die sie nicht gelesen haben, und archiviert diese Gespräche, um die Gründe und Auswirkungen des Nicht-Lesens zu dokumentieren. Die Bibliothek zeigt, dass die meisten Publikationen, trotz hoher Kaufzahlen, nicht gelesen werden. Dies wird durch den "Hawking-Index" von Jordan Ellenberg bestätigt, der aufzeigt, dass viele Bestseller nur teilweise gelesen werden. Deutschbauers Bibliothek enthält sowohl digitale Audioaufnahmen der Interviews als auch die physischen Bücher, die nicht gelesen wurden. Das Projekt zielt darauf ab, die Nicht-Leseerfahrungen zu erforschen, die oft spannender sind als das Lesen selbst. Die Bibliothek dient auch als sozialer und kultureller Kommentar zur heutigen Lesekultur und der Flut an Publikationen, die Leser*innen nicht alle bewältigen können. Damit wird die Bibliothek der ungelesenen Bücher zu einer "größten Bibliothek der Menschheit", die die unerfüllten Versprechen und zukünftigen Möglichkeiten jedes ungelesenen Buches symbolisiert.
The stories in the first book of Kings present Solomon as one of the most successful kings in the Bible. He is a most wise and rich ruler, establishing justice, maintaining peace, and he also builds the first temple for YHWH in Jerusalem. Visits and homages from kings all over the world further empha- size Solomon’s glory. This dominant image of King Solomon is, however, contradicted at the beginning and ending of the story. The executions that guarantee Solomon’s succession to the throne (1 Kgs 2), Solomon’s apostasy (1 Kgs 11), and the oppression of opponents tarnish the king’s reputation.
The story of Solomon primarily unfolds as a narration about this king: the narrating voice presents Solomon and his actions, allowing the readers to follow the literary figure of the king, while hardly providing any insight into his perspective. Thus Solomon’s inner world of ideas, his wishes, intentions, or emotions, are not revealed, and the readers are only allowed an external view of this figure.
At the end of the third book of psalms (Psalms 73–89), Psalm 89 laments the loss of the Davidic kingdom and with it a stable political and religious frame. Consequently, the fourth book starts with the question of gaining stability. Looking for an answer, the psalms focus on God as an assurance of their hope when they try to (re)establish the concept of earthly and human stability1. In this process, metaphors of space and time play an important role. They are used to confirm well-known concepts of stability but they also introduce new perspectives. The network of spatial and chronological metaphors in the fourth book of psalms (Psalms 90–106) offers insights into concepts of stability and reveals, how the psalms envision continuity and stability, despite all experiences of unpredictability and human fragility.
Die biblischen Hirtenbilder wurden über Jahrhunderte hinweg rezipiert und stets neu auf aktuelle Kontexte angewandt. Dabei ist das Bild des guten Hirten ein Idealbild, an dem Führungspersönlichkeiten gemessen und ggf. kritisiert werden. In einer christlich religiös geprägten Sprache ist das Bild vom Hirten bis in unsere Zeit lebendig geblieben. Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Vorkommen von biblischen Hirtenbildern in moderner, deutschsprachiger Lyrik und zeigt anhand ausgewählter Beispiele die vielfältige Rezeption dieses Bildes auf.
For centuries, biblical texts have inspired artists to create and shape their own works. Biblical stories and characters have been retold, depicted, and staged countless times in Christian, Jewish, and also Islamic traditions. This creative process modifies the biblical images, for example, by changing the features of the figures or adding new episodes to the narratives. Hence, the tradition develops and broadens the motives and facets attached to biblical stories and characters. Such transformations are well-known from legends, but the arts also continue this process. That is why the under- standing of biblical stories and in particular the characteristics of biblical figures change over the centuries. This special literary environment also affects the question of an intertextual relecture as it is not limited to two, nor even to any limited number of specified texts. The possible pretexts are countless and often not even identifiable. In the same way, dependencies become gradually blurred as it is no longer possible to ascertain the source of information for a specific reading. Nonetheless, an intertextual reading of literary adaptations of biblical texts is still able to produce important insights and to point to mutual influences between reading biblical and literary texts.
Dokumentation der Jahrestagung der AGTS vom 15.-17. September 2022 in Würzburg. Im Hintergrund des Themas stehen die aktuellen Debatten über Missbrauch und Machtstrukturen in der Kirche. Zwar scheinen Spiritualität und spirituelle Praxis zunächst keinen unmittelbaren Bezug zur Machtproblematik zu haben. Diese Annahme hält einer redlichen Prüfung allerdings nicht stand. Denn ‚Spiritualität‘ ist ein menschliches Tun und damit anfällig für Missbrauch. Auch geistliche Vollmacht ist: Macht. Jede geistliche Gemeinschaft hat neben den Anliegen ihrer Berufung auch Machtstrukturen zu klären und zu überprüfen. Die aktuelle Diskussion um kirchliche Hierarchien und ihre Verführbarkeit zeigt, wie tief die Verirrung sein
kann. Wie sieht hier und unter heutigen Bedingungen eine ‚Unterscheidung der Geister‘ aus, und wie kommt man zu einer redlichen Überprüfung der eigenen spirituellen Praxis und der einer geistlichen Gemeinschaft? Zerreißproben sind da unvermeidlich, es tun sich Abgründe auf, und das, was Spiritualität heißen soll, muss eingehend geklärt werden. Auch, ja, gerade, weil es schmerzhaft ist.
„Seien Sie kein Säugling, seien Sie ein Mann!“ Zur Aktualität von Katharina von Siena (1347-1380)
(2022)
Heute Kirchenlehrerin und Patronin Europas, steht Katharina von Siena fremd und nah zugleich in der Geschichte leidenschaftlicher Gottesmystik und ständiger Kirchenreform(ation). Ihre Lebenszeit ist voller Umbrüche: große Pest, Machtkämpfe in der toskanischen Heimat und Aufbruch der Nationalstaaten, Krise des Papsttums erst in Avignon und dann im Abendländischen Schisma.
Gerade im historischen und hermeneutischen Abstand lassen sich in der Begegnung mit Katharina Grundfragen christlicher Spiritualität, Theologie und Kirchengestalt(ung) durchbuchstabieren – auf der Suche nach der mystisch-politischen Doppelstruktur des Christlichen in nachpatriarchaler Zeit. Nicht zuletzt gilt es, dem Verhältnis therapeutischer und spiritueller Heilungswege nachzuspüren und dem Zusammenspiel von Gesundheit, Krankheit und Heiligkeit.
Nicht nur in der breiten Öffentlichkeit, sondern auch in der praktischen Seelsorge wird vielfach die Überzeugung vertreten, eine intensive Praxis der Kontemplation führe weg von der alltäglich gelebten Mitmenschlichkeit und Weltverantwortung. Mitunter hört man sogar, Kontemplation sei vor allem eine spirituell umrahmte Form der Selbstbespiegelung. Aber ist dem tatsächlich so? Welche empirischen Erkenntnisse haben Kognitions- und Hirnforschung der letzten Jahrzehnte über den Zusammenhang von Kontemplation und Empathie gewonnen? Wie weit machen kontemplative Traditionen des Christentums die Achtsamkeit für und das Mitgefühl mit Mitmenschen und Mitgeschöpfen zum Thema? Gibt es „spirituelle Methoden“, um die eigene Empathie zu fördern und weiterzuentwickeln? Unter Rückgriff auf Natur- wie Geisteswissenschaften, auf geschichtliche wie aktuelle Konzepte christlicher Spiritualität sollen Antworten auf diese Fragen gesucht werden. So kann sich der Blick für eine religionsverbindende Spiritualität öffnen.