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Im Zentrum des Forschungsprojekts „Flucht – Diversität – Kulturelle Bildung. Eine rassismuskritische und diversitätssensible Diskursanalyse kultureller Bildungsangebote im Kontext von Flucht und Migration“ (FluDiKuBi), gefördert durch das BMBF im Projektzeitraum 2016–2020 (Förderkennzeichen 01JK1612), standen bewilligte Anträge der BMBF-geförderten Programme „Kultur macht stark“ und „Kultur macht stark plus“ aus den Jahren 2012 bis 2018. Sie wurden darauf befragt, wie im Diskurs der Kulturellen Bildung zu Flucht und Migration gesprochen wird, welche kollektiven Merkmale geflüchteten Menschen zugeschrieben werden, welche Funktionen künstlerisch-ästhetische Praxen in diesem Zusammenhang erhalten und welches Kunst- bzw. Kulturverständnis deutlich wird. Drei zentrale Deutungsmuster konnten so analysiert werden:
• Der Diskurs wird von paternalistischen Sprechweisen geprägt, für den ein Duktus der Viktimisierung und Klientifizierung kennzeichnend ist.
• Dominant für den Diskurs ist ein diskursives Othering in Bezug geflüchtete Menschen, die als die Anderen und die Fremden konstruiert werden. Wirksam ist hierbei ein statisches, geschlossenes und eurozentristisches Kulturverständnis.
• Ein drittes Deutungsmuster zeigt, dass das dominante Integrationsverständnis mit monodirektionalen Vorstellungen der Anpassung verbunden ist.
Kulturelle Bildung artikuliert sich im untersuchten Diskurs weitestgehend ohne ein rassismus- und machtkritisches Selbstverständnis. Der Diskurs ist geprägt von Dethematisierungen diskriminierender und benachteiligender Strukturen, und es lassen sich kulturalisierende sowie rassistische Wissensbestände aufdecken. Damit manifestiert sich ein instrumentelles Selbstverständnis Kultureller Bildung, welches die widerständigen Potentiale künstlerisch-ästhetischer Praxis weitestgehend ungenutzt lässt.
Der Aufsatz geht der Frage nach, weshalb Antisemiten gegen jede Evidenz und gegen jedes rationale Argument an ihrem Weltbild festhalten. Zur Erörterung wird ein psychoanalytischer Zugang gewählt. Im Zentrum steht die These, dass der Antisemitismus eine unverzichtbare Funktion im psychischen Haushalt der Antisemiten erfüllt: Er gewährt einen psychischen Gewinn, auf den sie keinesfalls verzichten wollen und der sie gegen jede Kritik immunisiert. Diese Form des psychischen Gewinns wird unter Bezug auf die narzisstische Persönlichkeit sowie auf neuere soziologische Erkenntnisse insbesondere hinsichtlich des islamistischen Antisemitismus näher zu bestimmen versucht. Nach einer kurzen Einführung in den psychoanalytischen Begriff des Narzissmus wird der Zusammenhang von Narzissmus und Antisemitismus diskutiert und abschließend auf die Frage nach der Motivation von Antisemiten zurückgeführt.
An der Arbeitsdefinition zu Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die als Leitlinie für eine Klassifizierung von antisemitischen Vorfällen dient, wird Kritik laut, insbesondere aus aktivistischen und akademischen Kreisen. Eine Durchbuchstabierung des Texts der Definition zeigt, dass die Kritik sachlich weitgehend unbegründet ist. Weder der Text selbst noch die Anwendung der Definition schränken die Meinungsfreiheit ein oder führen zu unzulässiger Zensur. Im Gegenteil, die Arbeitsdefinition kann helfen, Antisemitismus in seinen aktuellen Ausformungen konkret zu benennen, zu erfassen und Grenzen zwischen legitimer Kritik und Ressentiment zu schärfen. Dass Antisemit:innen oder deren Freund:innen nicht begeistert sind, wenn einige ihrer Äußerungen als möglicher Ausdruck antisemitischer Ressentiments durch eine konkrete Benennung als solche entlarvt werden, sollte nicht verwundern.
Zur Erklärung der Israelfeindschaft in der radikalen Linken wird oft das Motiv der Erinnerungs- und Schuldabwehr angeführt. Insbesondere die Gleichsetzung des jüdischen Staats mit Nazi-Deutschland scheint durch den unbewussten Wunsch motiviert, die Shoah zu relativieren. Doch schon vor 1933 entsprach der Antizionismus der KPD dem Muster des israelbezogenen Antisemitismus: Der Zionismus wurde delegitimiert, dämonisiert und nach anderen Maßstäben beurteilt als andere nationale Befreiungsbewegungen. Selbst die Gleichsetzung mit dem Nationalsozialismus gab es schon vor 1933. Beim antizionistischen Antisemitismus müssen zu dem Motiv der Schuldabwehr noch ältere hinzukommen. Wie am Beispiel der KPD deutlich wird, ergab sich der Antizionismus zur Zeit der Weimarer Republik nicht nur aus einem spezifisch kommunistischen Nationalismus. Er stand im Zentralorgan der KPD, Die Rote Fahne, in einem Kontext, in dem ein „jüdisches Kapital“ mitverantwortlich gemacht wurde für den Aufstieg des Faschismus.
Der türkische Nationalismus in Deutschland hat sich im Kontext der hiesigen Gesellschaft verändert und ist eine von zahlreichen nationalistischen Ideologien der vielfältigen Migrationsgesellschaft geworden. Aus der Ideologie des türkischen Nationalismus in der Türkei wurden verschiedene Narrative in den türkischen Nationalismus in Deutschland übertragen. Sie wurden angepasst und sind für Verschwörungserzählungen im Kontext des antiarmenischen Rassismus und des Antisemitismus relevant. Bei dieser Übertragung kommt es zu Veränderungen in Ausformulierung und Funktion der Narrative und zu Verschiebungen im Verhältnis zwischen anti-armenischem Rassismus und Antisemitismus.
In der 1979 gegründeten Islamischen Republik Iran ist der Antisemitismus eine zentrale Konstitutionsideologie, die von Vertreter*innen des Regimes seit der Islamischen Revolution popularisiert wird. Ausgehend von Überlegungen zum Antisemitismus in der Moderne und der Entgegensetzung von Gesellschaft und Gemeinschaft wird gezeigt, inwiefern der auf Vernichtung des jüdischen Staates zielende Antizionismus als ein antizionistischer Antisemitismus zu charakterisieren ist, der sich selbst als Befreiung legitimiert und auf einer antisemitischen Konstruktion des Westens und Israels als universaler Feind beruht
Dass der palästinensische Kampf für nationale Selbstbestimmung eine feministische Angelegenheit sei, wird in akademischen und aktivistischen feministischen Zusammenhängen immer häufiger behauptet. Dahinter steht eine Allianz zwischen der Boycott Divestment Sanctions-Kampagne und intersektionalem und queerem Feminismus – Queer BDS. Dieser Beitrag analysiert die politische Agenda von Queer BDS und geht der Frage nach, welche Rolle queeren und feministischen Anliegen in den besetzten Gebieten tatsächlich zukommt. Dabei wird aufgezeigt, dass im Kampf um nationale Selbstbestimmung die Rechte von Frauen und LGBTIQ* mehr für eine antiisraelische Agitation instrumentalisiert als tatsächlich ernst genommen werden. Nach einer eingehenden Auseinandersetzung mit Angela Davis‘ Konzept der intersectionality of struggles stellt der Beitrag die Konflikte innerhalb der palästinensischen Community in den Vordergrund, die von Queer BDS verleugnet werden. Zum Abschluss wird ein emanzipatorischer intersektionaler Zugang zur Problematik queeren Lebens in Israel und den palästinensischen Gebieten skizziert, der von der Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Kämpfe ausgeht, anstatt sie in antizionistische Richtung zu vereindeutigen.