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Dokumenttyp
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Sprache
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Volltext vorhanden
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Gehört zur Bibliographie
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Schlagworte
- KU0 (81)
- KU1 (60)
- Pädagogik (40)
- KU3 (18)
- Literaturverzeichnis (18)
- Bibliographie (16)
- Rezension (13)
- Synoptische Frage (11)
- Synoptische Frage ; Zweiquellentheorie ; Deuteromarkus (11)
- Bibliographie ; Inhaltsverzeichnis ; Rezension (8)
Der Portfolioarbeit wird im Rahmen der Lehrer*innenausbildung vielfältiges Potenzial zugeschrieben. Dieses reicht von der Erwartung einer Unterstützung reflexiver Lernkulturen über den Aufbau eines forschenden Habitus bis hin zur Hilfestellung bei der Relationierung von Theorie und Praxis. Diesbezügliche Forschungen existieren, sind aber von sehr unterschiedlichen Ausgangslagen, Herangehensweisen und Ergebnissen geprägt, sodass von einer hinreichenden Evidenzbasis zur Einschätzung der Wirksamkeit der Portfolioarbeit noch nicht gesprochen werden kann. Ambivalente Ergebnisse hinsichtlich der Studierendenakzeptanz legen zudem eine stärkere Einbindung der Adressat*innen in die Prozesse der Portfoliokonzeption nahe. Das vorliegend beschriebene Projekt setzt an diesem Erfordernis an: Gruppen von Lehramtsstudierenden der Universität Wien entwickelten dabei selbstbestimmt ein Portfoliokonzept. Es verfolgte die Ansprüche, einerseits von den Studierenden akzeptiert zu werden und andererseits motivierend auf sie zu wirken. Portfolioentwicklung im Sinne eines solch radikal emanzipativ gedachten Ansatzes, der vor allem an den professionsbezogenen Zielsetzungen der Studierenden selbst ansetzt, ist bis dato kaum erforscht. Ziel des dokumentierten Forschungsprojektes, welches auf einer qualitativen Inhaltsanalyse von Interviewdaten beruht, ist die Sichtbarmachung bedeutender Aspekte im Portfolioentwicklungsprozess sowie des Lernzuwachses seitens der beteiligten Studierenden. Weiters werden die Einschätzungen der Studierenden dahingehend analysiert, inwiefern der Entwicklungsprozess dem projektinhärenten emanzipatorischen Anspruch tatsächlich gerecht wird.
In diesem Beitrag werden Forschungsberichte zu Innovative Grading dargestellt, diskutiert und mit aktuellen Forschungen von Masterthesis-Studierenden an der PHDL im Sinne eines Literature Reviews ergänzt. Damit werden die Initiativen der Projektgruppe Innovative Grading aufgegriffen, weitergeführt und daraus die Legitimation von Innovative Grading als gleichwertige Beurteilungsform neben konventioneller Ziffernnotenbeurteilung abgeleitet.
Kinder erforschen von Geburt an ihre Lebenswelt und nehmen diese mit allen Sinnen wahr. Pädagogische Fachkräfte haben dabei die Aufgabe, Kinder in ihren individuellen und einzigartigen Bildungs- und Lernprozessen zu begleiten und ihnen vielfältige Impulse zu ermöglichen. In der Beobachtung und Dokumentation des kindlichen Tuns wird dabei eine wichtige Basis dafür gesehen, pädagogische Angebote an der Individualität eines jeden Kindes orientiert zu planen und zu gestalten. Die Lebenswelt der Kinder ist durch soziokulturelle Strukturen, wie u. a. das Geschlechterverhältnis, geprägt und Kinder versuchen ihren Platz darin zu finden. Sie bringen ihre geschlechterbezogenen Vorstellungen in die elementare Bildungseinrichtung ein und beteiligen sich aktiv an der Herstellung von Geschlecht. Dieser Artikel greift die vielschichtigen und komplexen Prozesse der Beobachtung und Dokumentation auf und sensibilisiert für einen geschlechterbewussten Zugang zu diesem elementarpädagogischen Handlungsfeld.
Dieser Artikel erforscht, wie ein Forschender Lernansatz auf mehreren Ebenen als Prozess von partizipativer Aktionsforschung in der Schulentwicklung genutzt werden kann. Der Lernprozess findet im Klassenzimmer mit Schülerinnen und Schülern statt, aber auch bei den Lehrkräften selbst sowie, nicht zuletzt, beim unterstützenden außerschulischen Forschungsteam. Bei diesem Prozess sollen auf all diesen Ebenen gewisse Kriterien zur Entfaltung gebracht werden, die für forschende, partizipative Lernarrangements typisch sind. Das Ziel der Studie ist es, jene Parameter zu finden, die forschendes, partizipatives Lernen begünstigen, sowie spezifische Methoden zu identifizieren, die Lehrkräfte in ihren Unterrichtsstunden dafür tatsächlich einsetzen. Dies wird einerseits durch die quantitative Analyse von Daten untersucht, die die Lehrkräfte in ihren Klassen bei ihren Schülerinnen und Schülern sammelten, und andererseits durch die qualitative Analyse von Leitfadeninterviews des unterstützenden Forschungsteams mit acht Lehrkräften. Die Analysen der Daten zeigen, dass eine fundierte Kenntnis der Theorie zum Forschenden Lernen, die Unterstützung des Forschungsteams, die Teilnahme der Lehrkräfte an schulinternen Lerngemeinschaften und vor allem auch das Vertrauen, das Lehrkräfte in die Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler haben, eine zentrale Rolle bei der Effektivität des forschenden, partizipativen Unterrichtsansatzes spielen. Es zeigt sich, dass professionelle Refexion und Analyse der Aktivitäten im Unterricht schließlich neue, vertiefende Zyklen von Aktionsforschung auslösen, den Prozess der partizipativen Aktionsforschung dadurch vorantreiben und letztlich in einen Schulentwicklungsprozess münden.
Der Beitrag berichtet von einer Studie unter 107 Englischstudierenden in Österreich, die in der ersten Phase des COVID-19 Lockdowns von März bis Juni 2020 durchgeführt wurde. Zur Untersuchung wurden vier Arten von Online Interaktion (learner-self, learner-interfact, learner-content und learner-support) herangezogen (Ally, 2011; Boling, Hough, Krinsky, Saleem, & Stevens, 2012; Zheng, Lin, & Kwon, 2020). In einem Mixed-methods Untersuchungsdesign wurden geschlossene Fragebogenitems mithilfe quantitativer Methoden auf Verteilung und Homogenität der verwendeten Skalen untersucht, während offene Fragestellungen mittels Inhaltsanalyse verarbeitet wurden. Diese parallel durchgeführten Analysen mündeten in eine Triangulation der Daten, welche die folgenden Ergebnisse brachte: Studierende erleben regelmäßige Unterstützung durch die Lehrenden, welche ihre Lehrmaterialien in Lernmaterialien umwandeln, als ihrem Lernerfolg zuträglich. Wichtig erscheint der Einbezug von Aufgaben, welche kognitiv anspruchsvolle Denkprozesse initiieren. Darüber hinaus wurden positive Lernerlebnisse in Bezug auf Unterstützung durch die Lehrpersonen beschrieben, jedoch ein Defizit in Bezug auf kooperative und kollaborative Lernformen unter Studierenden. Der Artikel endet mit Empfehlungen betreffend die Weiterentwicklung von Online Lehre und weiterführenden Forschungsideen.
Wenn Lernende in der Schule Druck erleben, schlägt sich reduzierte Autonomie ungünstig auf Lernmotivation, Schulleistung und Wohlbefinden der Schüler*innen nieder (Ryan & Deci, 2017). In dieser Studie wird untersucht, ob Unterschiede hinsichtlich des motivationalen Erlebens zwischen dem Schulbesuch vor und während der Corona-Pandemie (mit Fokus auf den Frühherbst 2020) festgestellt werden können. Auf Grundlage von zwei Befragungen (n1 = 302; n2 = 304) von Schüler*innen im Alter von 13 und 19 Jahren wird eine quantitative Unterschiedsmessung zur wahrgenommenen Autonomieförderung, dem Druckerleben und der Wahrnehmung von Vitalität angestrebt. Darüber hinaus erfolgt eine qualitative Analyse zu den offenen Angaben zu schulischem Druckerleben, um zu identifizieren, welche Faktoren Schüler*innen unter Druck setzen und ob diese durch die Corona-Pandemie eine Verstärkung oder Verschiebung erfahren haben. Bis auf eine Zunahme von Zukunftsängsten konnten keine markanten Veränderungen konstatiert werden. Die zu beiden Erhebungszeiten konstant hohe Relevanz der Themen „Leistung“ und „Versagensängste“ wird in Bezug auf didaktische Überlegungen für Lehrende diskutiert, um für Lernende motivational günstige Rahmenbedingungen zu gestalten.
Medien sind ein fester Bestandteil der Lebenswelt der Kinder und daher ist es umso wichtiger, dass bereits Kleinkinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien im Rahmen der Kinderbetreuung erfahren. Die Pädagogische Hochschule bietet eine Bachelorausbildung für Elementarpädagogik an und vermittelt den Studierenden hierbei den eigenen medienkompetenten Umgang und ein medienkompetentes Handeln mit Kinder im Kindergarten. Diese Arbeit beschäftigt sich mit Studien zur Förderung von Medienkompetenz bei Kleinkindern, beleuchtet diese kritisch und stellt sich die Frage nach jenen der Förderung der Medienbildung in dieser Zielgruppe.
Auf Grund der enormen Entwicklung von internetbasierter Technologie wächst zunehmend auch das Interesse, diese in Bildungsprozessen als Teil der Lernumgebung im Unterricht zu integrieren. Es gibt viele Studien zu Informationssystemen über das Verhalten der Schüler*innen, jedoch gibt es konkret im deutschsprachigen Raum davon noch wenige. In diesem Beitrag wird unter Berücksichtigung der Cognitive Load Theory das ADDIE Designmodell zur nachvollziehbaren Planung des selbst erstellten Medienprodukts vorgestellt und das Technology Acceptance Model (TAM) analysiert, um die Verhaltensintention der Schüler*innen bei der Nutzung des digitalen Medienprodukts zu untersuchen. Ein Fragebogen, der bereits mehrmals in anderen Studien verwendet wurde, wurde unter Verwendung bestehender Skalen aus früheren TAM-Instrumenten in die deutsche Sprache übersetzt und modifiziert. 22 Schüler*innen füllten den Fragebogen aus, wobei sie Antworten zur Wahrgenommenen Nützlichkeit (PU), zur Wahrgenommenen Benutzerfreundlichkeit (PEU), zur Einstellung zur Nutzung (A) und zur Verhaltensabsicht bei der Nutzung (BIU) des digitalen Medienprodukts gaben. Zum Abschluss der empirischen Arbeit erfolgt eine Interpretation der Evaluationsergebnisse.
Das vorliegende Traktat erläutert und beschreibt die Umsetzung einer Lehrveranstaltung (“Digitale Grundbildung”) im Fachbereich Bildungswissenschaften an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (PHDL) in Form eines hybriden Lernsettings. Der Beitrag liefert eine Bestandsaufnahme auf Grundlage der Planung der zur Anwendung kommenden methodisch-didaktischen Settings bis hin zu einer Evaluation unter Einbeziehung und Reflexion wissenschaftlicher Modelle wie z. B. dem “ADDIE”-Modell. Die dargestellten Lehr-Lern-Szenarien in hybriden Lernsettings stellen Basis, Grundlage und Anregungen für Studierende der Lehrveranstaltung “Digitale Grundbildung” im Masterstudium des Lehramts für Sekundarstufe an der PHDL dar, um eigene digitale Selbstlerneinheiten zu entwickeln und diese auch, im Sinne einer handlungsorientierten Medienpädagogik (Schorb, 2017, S. 134ff.), in den pädagogisch-praktischen Alltag zu überführen und einzusetzen.
Der Digitalisierungsoffensive sowie der Inklusion werden als fachliche Themen und pädagogische Strömungen ein umfangreicher Einfluss um die Diskussion und Entwicklung von Konzepten des Mathematiklernens in der Grundschule attestiert. Bedenkt man, dass die Umsetzung inklusiven Mathematikunterrichts weiterhin von Stagnation und unterschiedlichen Begriffsverständnissen – von einer Defizit- bis hin zu einer Potenzialorientierung – geprägt ist, stellt sich die Frage, ob es möglich sein wird, ungeachtet des oftmals zitierten „Mehrwerts“ und „Potenzials“ digitaler Medien, wohlbekannten Bildungsfragen und -problemen in Zukunft erfolgreich zu begegnen. Während die mathematikdidaktische Forschung ihren Fokus auf Herausforderungen und Anwendungsproblematiken im Kontext digitaler Medien und Werkzeuge gelegt hat, betrachten aktuelle paradigmatische Grundlagendiskurse die Digitalisierung als einen möglichen Strukturwandel innerhalb der Bildung. Daher wurde im Rahmen des vorliegenden Beitrags der Versuch unternommen, das Standardformat des Präsenzunterrichts einem Distanzunterricht vor dem Hintergrund potenzialorientierter Förderung im Mathematikunterricht der Grundschule gegenüberzustellen. Zu diesem Zweck wurden 39 Master-Studierende des Lehramts über die Vorzüge und Grenzen beider Formate mittels eines problemzentrierten Frageimpulses schriftlich befragt, um die aus der Praxis resultierenden Eindrücke in die theoretischen erziehungswissenschaftlichen und gesellschaftlichen bzw. kulturellen Diskurse einzuordnen und fachdidaktische Empfehlungen zu skizzieren.
Gedenkstätten verstehen sich als Orte des Erinnerns, aber auch als Einrichtungen der historischen und politischen Bildung. Sie tragen in zweifacher Hinsicht Verantwortung, nämlich in Bezug auf die Opfer und deren Nachkommen. Aufgrund des Ablebens vieler Zeitzeuginnen und -zeugen befinden sich KZ-Gedenkstätten im Allgemeinen in einer Übergangsphase, in der sich die Bildungsarbeit vor Ort mit der Herausforderung konfrontiert sieht, die Vermächtnisse der noch zur Verfügung stehenden Überlebenden zu sichern, zu dokumentieren und pädagogisch aufzubereiten. In diesen Kontext werden die pädagogischen Konzeptionierungen der beiden Gedenkstätten Dachau und Mauthausen gegenübergestellt und einer Analyse zugeführt. Zur methodischen Aufarbeitung bieten sich hier gedenkstättenpädagogische bzw. dekonstruktive Herangehensweisen an, wie beispielsweise die Fragestellungen: Wie wird Geschichte gestaltet? Wie wird Erinnerung gestaltet?
Das österreichische Bildungssystem wurde 1962 im Zuge der einjährigen Verlängerung der Pflichtschulzeit auf neun Jahre auch um einen neuen Schultyp in Form des einjährigen „Polytechnischen Lehrganges (PL)“ erweitert (BGBl. Nr. 241 & 242, SchPflG 1962, SchOG 1962). Der PL war dabei als eine Möglichkeit zur Absolvierung dieser verlängerten Pflichtschulzeit vorgesehen, verbunden mit dem Bildungsziel der Berufsvorbereitung. Die gesetzliche Implementierung und der Start erfolgten mit dem Schuljahr 1966/67. Die Akzeptanz durch die Schüler*innenschaft war bereits nach der Anfangsphase verhalten und auch die Zahl der Absolvent*innen war über die Zeit aus unterschiedlichen Gründen rückläufig, was mehrere Attraktivierungsversuche zur Folge hatte und schließlich im Jahr 1997 (BGBl. Nr. 766/1996) zur Namensänderung in „Polytechnische Schule (PTS)“ führte. Im qualitativen Forschungsdesign der vorliegenden Arbeit wurden im oberösterreichischen Zentralraum in Gruppendiskussionen bzw. Leitfadeninterviews interne wie auch externe Akteur*innen befragt bzw. Datenmaterial in Form der Lehrpläne und Statistiken analysiert und mit den Funktionen, die der Schultheoretiker Fend für die Schule als wichtig erachtet (Fend, 2008), abgeglichen. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass die unterdurchschnittliche Annahme dieser einjährigen Schulform durch die Jugendlichen mit einem verbesserungswürdigen Image der PTS innerhalb der Gesellschaft sowie einer derzeitigen suboptimalen sozialen Zusammensetzung der Absolvent*innen vor allem im städtischen Bereich erklärt werden kann. Denn die Analyse der Gesamtkonzeption der PTS zeichnet ein durchaus brauchbares Bild: Gesamtkonzept sowie Bildungsziele sind in Hinblick auf die Vorbereitung auf die Arbeitswelt stimmig und die Umsetzung erfolgt engagiert.
Sich-Einfühlen : eine bedeutsame pädagogische Kompetenz für professionelles Lehrer*innenhandeln
(2021)
Dieser Beitrag widmet sich dem Sich-Einfühlen und seiner Bedeutung für professionelles Lehrer*innenhandeln. Dabei handelt es sich um ein schillerndes, vielschichtiges Phänomen, das – je nachdem aus welcher Perspektive es betrachtet wird – in jeweils anderem Licht erscheint. Auf Basis einer theoretischen Rahmung und Begriffsbestimmung des Sich-Einfühlens werden zwei phänomenologisch orientierte Unterrichtsvignetten vorgestellt, mittels derer es gelingt, das Sich-Einfühlen von Lehrer*innen als Erfahrung zu thematisieren. Im Hinzeigen auf die Einfühlungserfahrungen in den Vignettenlektüren wird das konkrete Geschehen beleuchtet und in Hinblick auf professionelles Lehrer*innenhandeln untersucht. Anschließend wird den Fragen nachgegangen, wie Vignetten für den Kompetenzaufbau des Sich-Einfühlens in der Lehrer*innenbildung fruchtbar gemacht und bereits Studierende des Lehramts für seine Bedeutung sensibilisiert werden können.
Der aus der Antike stammende Terminus der Muße wird in seinem historischen Kontext literaturgeleitet deskribiert und kommentiert. Quellen von Aristoteles, Seneca, Goethe, Pestalozzi, Rainer Maria Rilke, Martin Wagenschein und Hannah Arendt stützen dabei den inhaltlichen Begründungsrahmen für eine semantische Aktualität und gegenwärtige Relevanz dieses Begriffes. Die Diskussion um seine plausible Adaption für das schulpraktische Feld mündet in einem realistischen Modell der Verschränkung von Arbeit und Muße.
Die Selbstdarstellung von Politiker*innen über Bilder ist aus der zeitgenössischen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Für die Erziehung zur politischen Mündigkeit, so die These dieses Artikels, kann auf visuelle Kompetenz und damit im schulischen Zusammenhang insbesondere auf die Bildnerische Erziehung (BE) nicht verzichtet werden. Vor allem die Bilder der Neuen Rechten stellen eine Herausforderung für die Schule dar, da junge Mitglieder dieser Gruppierung auf den für junge Menschen attraktiven sozialen Medien besonders aktiv sind. Deswegen werden in diesem Artikel anhand eines typischen Instagram-Accounts einer Neuen Rechten die Funktionsweise und Wirkmächtigkeit solcher Bilder analysiert. Vor diesem Hintergrund wird umrissen, wie solche Bilder im BE-Unterricht zum Einsatz kommen können. Letztlich geht es in dem Artikel auch darum, die Potentiale der BE im Kontext politischer Mündigkeit herauszuarbeiten und sie innerhalb eines fächerübergreifenden Unterrichts stark zu machen.
Ausgangspunkt für den vorliegenden Beitrag ist die Feststellung sowohl zunehmender gesellschaftlicher Spaltungen als auch zunehmender gegenseitiger Vernetzungen und Abhängigkeiten in globalen Räumen: Neben den weltweit bereits seit einigen Jahren stattfindenden kontroversen Debatten rund um den Klimawandel zeigen aktuelle Entwicklungen ebenso sowohl gesellschaftliche Brüche als auch Interdependenzen auf, mit denen die globale Weltgesellschaft gegenwärtig konfrontiert ist.
Einerseits entpuppt sich das Prinzip der Kontroversität als relevantes fachdidaktisches Instrument bei der Vermittlung einer Global Citizenship Education. Zugleich argumentiert der vorliegende Artikel jedoch auch, dass die Politische Bildung dem gleichzeitigen Aufeinandertreffen von einerseits gesellschaftlichen Spaltungen und andererseits gegenseitigen gesellschaftlichen Abhängigkeiten nur dann Rechnung tragen kann, wenn auch das Prinzip der politischen Handlungsorientierung berücksichtigt wird.
Wie können daher Lehr- und Lernprozesse aussehen, die praktische Verständigungs- und Aushandlungsprozesse sowie Strategien für gemeinsames gesellschaftliches Handeln in den Vordergrund stellen? Und welche Einseitigkeiten bzw. Gefahren müssen bei einer Aktualisierung des Prinzips der politischen Handlungsorientierung beachtet werden? Ein Unterrichtskonzept liefert abschließend einige Denkanstöße zur Aktualisierung handlungsorientierter Unterrichtssequenzen unter Berücksichtigung von Interdependenz in der Politischen Bildung.
Politik konkreter machen : Realbegegnungen im Politikunterricht aus der Perspektive von Lernenden
(2021)
Entfremdungserscheinungen gegenüber der Politik stehen in Zusammenhang mit der Komplexität und Unüberschaubarkeit politischer Zusammenhänge und Prozesse. Angenommen wird, dass Realbegegnungen eine schüler/-innenorientierte Methode bieten, um den abstrakten Gegenstand der Politik in Lernsituationen besser verständlich und zugänglich zu machen. Am Beispiel qualitativer Gruppenbefragungen von Schüler/-innen zweier österreichischen Schultypen wird der Bedeutung von Realbegegnungen und damit verbundenen Lernchancen nachgegangen. Hierbei zeigt sich, dass Realbegegnungen überwiegend positiv und als förderlich für die Auseinandersetzung mit Politik bewertet werden.
Um gesellschaftlichen Herausforderungen politisch bildend, zu begegnen, ist ein offensives, emanzipatorisches Verständnis politischer Bildung von Nöten, das sich von einem auf Prävention fixierten Verständnis abgrenzt. Politische Bildung gilt als Freiraum indem alle Menschen durch Bildung politisch handlungsfähig werden können. Um Menschen inklusiv zu politischer Partizipation zu befähigen, ist es notwendig, Erfahrungsräume für politische Partizipation zu eröffnen. Ziel ist die Praxis kollektiver Entscheidungen unter Dissensbedingungen und politisches Handeln erfahr- und reflektierbar zu machen. Schulische politische Bildung kann diese Räume nur in eingeschränktem Maße bereitstellen, weshalb Kooperationen mit Akteuren der außerschulischen politischen Bildung anzustreben sind. Die Ergebnisse der Beforschung eines Modellprojektes der politischen Bildung mithilfe eines qualitativen Settings in der Tradition der Rekonstruktiven Sozialforschung zeigen, dass politische Bildung, die reale politische Partizipation ermöglicht, zu empowernden politischen Erfahrungen führen kann. Politische Partizipation gilt dann als Ziel und als Bildungs- bzw. Erfahrungsraum im Sinne experimentellen Handelns, in dem Bildungsprozesse angestoßen werden.
Politikunterricht soll dazu beitragen, dass Schüler/-innen Urteils- und Handlungskompetenz sowie fundierte Konzeptvorstellungen entwickeln, um sich in einer von Komplexität und Unsicherheit geprägten Welt zurechtzufinden (Detjen, 2012). Ausgehend von den individuellen Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler (Sander, 2013) bewegt sich politikbezogene Unterrichtsplanung immer auch im Spannungsfeld zwischen übermäßiger Vereinfachung und zu detaillierter Darstellung politischer Sachverhalte und Konzepte. Diesem Problem wird in der politischen Bildung mit der Definition von Basiskonzepten begegnet, die wesentlich durch Erklärungsmodelle der politischen Theorie begründet werden. Dass sich die Politikdidaktik jedoch auf keinen einheitlichen theoretischen Rahmen stützen kann, der leitende Grundsätze für die Unterrichtsplanung vorgibt (Goll, 2018), erschwert die Planung von sowohl inhaltlich als auch methodisch-didaktisch zielgerichtetem Politikunterricht. Dieser Beitrag untersucht, wie politische Theorien reflektiertes und eigenständiges Denken und Handeln im Unterricht fördern können. Bestehende Konzeptmodelle der Politischen Bildung zeigen in dieser Literaturstudie ihr großes Potenzial, zentrale Aussagen politischer Theorien politikdidaktisch nutzbar zu machen.
Der Diskurs um inklusive politische Bildungsprozesse im deutschsprachigen Raum ist noch relativ jung und steckt noch in seinen Anfängen. Das betrifft sowohl die Entwicklung einer inklusiven Fachdidaktik als auch die Gestaltung inklusiver fachdidaktischer Forschung (Jahr& Hölzel, 2019; Hölzel; 2019). Mit diesem Beitrag soll der Versuch einer Annäherung an inklusive politische Bildungsprozesse unternommen und auf inklusive politische Bildung im Primarbereich fokussiert werden. Die Überlegungen beziehen sich dabei auf den Kontext Schule. Ausgehend von einem konzeptionellen Vorschlag einer inklusiven politischen Bildung von Vennemeyer (2019), werden Herausforderungen und Anknüpfungspunkte für eine inklusive politische Bildung im Primarbereich in den Bereichen Forschung und Unterricht skizziert. Der Ansatz von Vennemeyer ist soziologisch angelegt. Er rückt Exklusionserfahrungen von Lernenden in den Fokus, die im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Herrschafts- und Machtstrukturen thematisiert und aus einer intersektionalen Perspektive betrachtet werden. Damit wird eine Strategie des Empowerments verfolgt, die im Sinne politischer Mündigkeit zur Entwicklung eines reflektierten und (selbst)reflexiven Politikbewusstseins (Krammer, 2008) beitragen und theoretisch fundierte Möglichkeiten gesellschaftlicher Partizipation aufzeigen soll (Vennemeyer, 2019).
Der Beitrag plädiert auf der Basis von Forschungsberichten und empirischen Befunden dafür, dass der politischen Bildung schon in den Kindertageseinrichtungen der Raum gegeben wird, der der UN-Kinderrechtskonvention entspricht. Denn schon Kinder im Vorschulalter können Politik wahrnehmen und in ihre Weltvorstellungen integrieren. Sie sind keine politikfernen Wesen sind, sie stellen Fragen nach und haben Wissensbestände zu Politik. Wer ihre political Literacy ignoriert, erschwert die Anschlussfähigkeit an das politische Lernen im Primarbereich und trägt dazu bei, die Konzepte Demokratie und Politik zu entfremden. Gerade zum Schutz vor Populisten reichen Partizipationserfahrungen nicht aus. Nur echte frühkindliche politische Bildung ist demokratiesichernd.
Editorial
(2021)
Gestatten: Keine*r : Begleitheft zu einem Bilderbuch rund um Vielfalt und die Wahrnehmung anderer
(2020)
Das Team des Zentrums für Interreligiöses Lernen, Migrationspädagogik & Mehrsprachigkeit (Z.I.M.T.) an der PHDL hat ein Bilderbuch mit der Illustratorin Conny Wolf verwirklicht, das als Bildungsmaterial gedacht ist für Themen rund um Demokratieerziehung, religiöse-säkulare Pluralismuskompetenz, Sensibilisierung für Mehrsprachigkeit, und Zivilcourage. Dieses Begleitheft entfaltet Kontexte der Themen in der derzeitigen gesellschaftlichen Diskussion und möchte damit die vielen möglichen didaktischen Verwendungen in der Bildungsarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen anregen.
Interreligiöse Bildungsprozesse stellen den Anspruch, Vorurteile zu reduzieren, gleichzeitig lässt sich allerdings fragen, inwiefern Vorurteile in der Zielsetzung und der Durchführung interreligiöser Bildungsprozesse ausreichend bedacht werden. Ausgehend von sozialpsychologischen Erkenntnissen zur Verbreitung von und zu Gründen für Vorurteile wird gefragt, welchen Einfluss die Berücksichtigung von Vorurteilen auf interreligiöses Lernen nehmen kann. Dabei werden Voraussetzungen und Zielsetzungen des interreligiösen Lernens ebenso bedacht wie die Durchführung interreligiöser Bildungsangebote. Hier werden die Entwicklung von Kommunikationsräumen über Vorurteile sowie die Sensibilität bei der Durchführung des Begegnungslernens erörtert, bevor die Berücksichtigung der Zugehörigkeit, der Emotionen sowie der Macht- und Dominanzgefälle in interreligiösen Bildungsprozessen betont wird.
Dem folgenden Beitrag liegt die Frage zugrunde, auf welches Verständnis von »Kultur« rekurriert wird, wenn im Bildungskontext von „kulturellen Differenzen“ oder „kulturellen Konflikten“ gesprochen wird. Empirische Befunde zeigen, dass kultur-essenzialistische Zuschreibungen und hegemoniale Vorstellungen die jeweiligen Handlungsspielräume betroffener Individuen verfestigen können und sich infolgedessen unterschiedliche Chancen zur sozialen Teilhabe und individuellen Lebensgestaltung ergeben. Die alltagssprachliche Verwendung des Kulturbegriffs gilt es vor dem Hintergrund des Cultural Turn und der Hervorbringung anti-essenzialistischer Kulturkonzepte kritisch zu reflektieren und für ein postkoloniales Problembewusstsein zu sensibilisieren. Der Beitrag plädiert dafür, theoretische Überlegungen des Postkolonialismus sowie kritische Reflexionen zum Kulturbegriff bzw. zur Kulturtheorie im Bildungskontext miteinzubeziehen. Auf diese Weise können kulturalistische Fremdzuschreibungen und damit einhergehende Exklusionsmechanismen aufgebrochen werden.
Der Artikel thematisiert Scham im Kontext religiöser Diversität und interreligiöser Bildung. Leitend dafür ist ein Verständnis von Scham, das sie als ein Instrument zur Herstellung von Machtverhältnissen und Ungleichheiten ansieht. Denn Scham verändert Machtgefüge in sozialen Interaktionen, indem der*die Beschämte herabgesetzt wird. Durch Beschämung und Demütigung können so hierarchische Unterschiede zwischen „uns“ und „anderen“ verstärkt werden. In interreligiösen Begegnungen ist zum einen davon auszugehen, dass über Themen kommuniziert wird, die die innersten Überzeugungen von Menschen betreffen, zum anderen kann es zu einer Begegnung zwischen gesellschaftlich privilegierten und diskriminierten Gruppen kommen, was unterschiedliche Schamerfahrungen und Herausforderungen im Umgang mit Scham impliziert. Daran anschließend werden Thesen für einen konstruktiven Umgang mit Scham in Bezug auf religiöse Diversität und auf interreligiöse Bildung formuliert.
Da in einem interreligiösen Dialog Menschen miteinander sprechen, liegt diesem Beitrag die Sprechwissenschaft zugrunde, die das multifaktorielle soziale Sprechgeschehen reflektiert und analysiert: Vergesellschaftete Subjekte in ihren jeweiligen sozialen Situationen sprechen miteinander in interpersonaler Wechselseitigkeit von Sprechdenken und Hörverstehen über etwas. Daraus werden konkrete Regeln generiert, die u. a. im Bereich der Pädagogik Anwendung finden. Die Sprechwissenschaft befasst sich formal auch mit den Inhalten, dem vielfältigen „Worüber“ des Sprechens. Im interreligiösen Dialog sind dies differente religiöse Vorstellungen. Während religiöse Institutionen bzw. manche Gruppen erwarten, dass ihre Glaubensinhalte für wahr gehalten werden, geht es aus sprechwissenschaftlicher Sicht um Sinn bzw. (Wahrheits-)Gewissheit als persönliche Überzeugung. Sinn ist nichts Objektives, das sich Menschen „einpflanzen“ ließe, sondern kann sich nur gemeinsam im Miteinandersprechen konstituieren: „Sinn ist nicht, Sinn geschieht“ – oder auch nicht (Hellmut Geißner). Sieben Thesen skizzieren schließlich exemplarische Faktoren eines konkreten interreligiösen Gesprächs.
Das ‚Weltreligionen‘-Paradigma bildet die gelebte religiös-weltanschauliche Vielfalt nur unzureichend ab. Ein neues Verständnis von Religionsbildung muss daher über diese Denkform hinausgehen. Insbesondere die Verschränkung von Religion mit anderen kulturellen Bereichen ist stärker in den Blick zu nehmen. Hierzu gehört auch die Schnittmenge von Religiosität und Lebenshilfe, die als ‚holistisches Milieu‘ bezeichnet wird. Dieser Beitrag begründet, warum das holistische Milieu in den Lehrplan integriert werden sollte. Er vermittelt einen Überblick zu seinen weltanschaulichen, praktischen und soziologischen Merkmalen aus religionswissenschaftlicher Sicht. Die abschließende Diskussion umreißt zwei Ansätze, wie das holistische Milieu als Gegenstand für den religionsbezogenen Unterricht aufbereitet werden könnte.
Der Beitrag fokussiert auf die soziale Konstruktion religiöser Vielfalt im Kontext von Schule auf der Ebene gesellschaftlicher Diskurse. In anderen Worten: Welche Bedeutung wird religiöser Vielfalt an Schulen in gesellschaftlichen Diskussionen zugesprochen? Zur Beantwortung dieser Frage beschäftigt sich der Artikel mit aktuellen Schul-Cartoons, in denen Religion thematisch wird. Die Analysen zeigen die vielfältigen Dimensionen der diskursiven Konstruktion von Religion an Schule auf. Dabei kommt religiöse Vielfalt aber nur am Rande vor. Religion in der Schule wird in den Cartoons primär als (erfolglose) Informationsvermittlung über Kirche konstruiert.
Der Beitrag fragt, wie geglückt eigentlich von Anbieterseite aus die Erziehung zu Differenzsensibilität und religiöser Pluralismusfähigkeit durch Kinderbücher zu ‚Weltreligionen‘ ist, wie in dieser neuen Gattung ‚das Andere‘ beigebracht wird und welche Modelle für religiöse Vielfalt dabei prominent sind. Das Sample besteht aus einem Dutzend deutschsprachiger Kinderbücher zu „Weltreligionen/Religionen der Welt“ im Titel aus dem Zeitraum von 1998-2018. Die Analyse legt implizite und explizite Modelle für Pluralismus dar. Im Ergebnis fällt auf, wie sehr die Kategorien des Vergleichs auf das Verbindende in anthropologischer und phänomenologischer Hinsicht abheben. Gründe der Verharrungskraft der religionswissenschaftlich kritisierten Kategorie ‚Weltreligionen‘ sind in der Dominanz des Christentums in machtanalytischer wie für ‚Religion‘ begriffsbildender Hinsicht zu sehen und der Elementarisierung, die diese Kategorie vollzieht.
Auf der Basis des Beitrags „Nebeneinander ohne Konflikte. Die multiprofessionelle Struktur interreligiöser Lehrgemeinschaften“ rekonstruiert dieser Beitrag die sich im Interview zum christlich-islamischen Teamteaching manifestierenden religionspädagogischen Professionstypen. Im Gruppengespräch der katholischen und islamischen Religionslehrkraft mit dem Forscher*innenteam lassen sich divergente Orientierungsschemata auf der fachlichen und fachdidaktischen Ebene zum guten Religionsunterricht rekonstruieren, die auf konträre Orientierungsrahmen zur Aufgabe des Religionsunterrichts für Kinder, Gesellschaft und Religionsgemeinschaft hinweisen. Im Rahmen der relationalen Analyse werden die Orientierungsrahmen zu zwei oppositionellen Professionstypen – einem problemorientiert-emanzipatorischen und einem inhaltsorientierten – verdichtet, die eingebunden sind in die Diskurse über religiöses Lernen in der Moderne unter pluralen Bedingungen. Ersterer ist religionspädagogisch dem Grundgedanken der Korrelationsdidaktik, Letzterer dem katechetischen/materialkerygmatischen Konzept zuzuordnen. Die Differenz in den Orientierungsrahmen erschwert die (inter-)professionelle Zusammenarbeit signifikant. Abschließend diskutiert der Beitrag die Konsequenzen dieser Erkenntnisse für den religionspädagogischen Diskurs und die Ausbildung zukünftiger Religionslehrer*innen.
Nebeneinander ohne Konflikte : die multiprofessionelle Struktur interreligiöser Lehrgemeinschaften
(2021)
Dieser Beitrag untersucht die Erfahrungen und Wahrnehmungen zweier Religionslehrerinnen im Rahmen eines katholisch-islamischen interreligiösen Teamteachings an einer österreichischen Volksschule, das anschließend in einem Gruppengespräch mit einem ebenfalls interreligiös zusammengesetzten Forscher*innenteam der Universität Graz reflektiert wurde. Als Auswertungsmethode dient die rekonstruktive Sozialforschung nach Bohnsack. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die beiden Lehrerinnen ihre Kooperationserfahrungen und Rollenidentitäten rekonstruieren. Bei beiden zeigt sich die Prägung durch die Traditionen und Professionsverständnisse ihres jeweiligen Fachs und der dahinterstehenden Religionsgemeinschaft. Obwohl das Team auf eine professionelle Lehrgemeinschaft ausgerichtet ist, lässt sich eine binäre und exkludierende Interaktionslogik rekonstruieren. Dies führt dazu, dass die beiden in einem hierarchischen Interaktionsmuster agieren, wie es für multiprofessionelle Teams typisch ist. Die religiöse Differenz, die den Unterricht anreichern soll, ordnet die Professionen. Die Akteur*innen, die sich als professionell verstehen, setzen sich zu anderen Professionalitäten in Distanz, und zwar gerade dann, wenn die Verarbeitung der gesellschaftlichen Situation und der Institutionenlage konträr verläuft. Die Ausrichtung auf ein gemeinsames Handlungsziel, wie es Lehrgemeinschaft benötigt, ist nur dann möglich, wenn die religiöse Differenz unbeachtet bleibt; dann werden selbst konträre Professionsvorstellungen zueinander geführt.
Allgemein erleben die interdisziplinären und transnationalen Memory Studies zur Zeit große Aufmerksamkeit. Allerdings sind Forschungen zu Migration und Erinnerung in der Memory Forschung relativ neu. Dieser Beitrag behandelt die Konstruktion des religiösen und kollektiven Gedächtnisses in ihrer wechselseitigen Interaktion miteinander und richtet den Blick besonders auf die Rolle der Religion im Alltag muslimischer Jugendlicher. Die zentrale Fragestellung, wie sich das religiöse Gedächtnis der muslimischen Jugendlichen in einem nicht-muslimischen Kontext/einer nicht-muslimischen Gesellschaft entwickelt, wird anhand einer Gruppendiskussion, die mit zwei jungen muslimischen Frauen in Wien durchgeführt wurde, analysiert. Die Analyse der Gruppendiskussion legt die Schlussfolgerung nahe, dass sich die Lebenswirklichkeiten der Jugendlichen in der Kreuzung der hegemonialen Praktiken der sogenannten Mehrheitsgesellschaft, der kollektiven Vorstellungen der religiösen Gruppen sowie der eigenen Lebensentwürfe bilden, die wiederum bei der Konstruktion des religiösen Gedächtnisses sichtbar sind.
Editorial
(2020)
Vorliegender Beitrag zeigt exemplarisch anhand der Definition von Bildung im Bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich (BMBWF, 2020), wie dieser Begriff aufgrund einer inflationären Verwendung in seiner pädagogischen Bedeutung handlungspraktisch verschwimmen kann. Der Analyse geht eine Darstellung der theoretischen Unbestimmbarkeit des Begriffs der Bildung voraus. Im Anschluss werden die unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten
der (klassischen) allgemeinpädagogischen Theorietraditionen (Klafki, Humboldt, Roth) dargelegt, die sich in Bezug auf den Bildungsbegriff im BildungsRahmenPlan widerspiegeln. Somit kann aufgezeigt werden, dass sich das dortige Verständnis zwar an pädagogischen Denktraditionen orientiert, jedoch die zugrunde gelegten Aussagen nicht in ihrer jeweiligen Tragweite gebührend zum Ausdruck kommen. Abschließend werden mögliche Konsequenzen für die Praxis und somit für das pädagogische Handeln
diskutiert.
Unter enger Bezugnahme auf das Gesundheitsmodell von Jakob Levy Moreno (1889–1974), den Begründer des Psychodramas als humanistischer psychotherapeutischer Schule, wird in diesem Beitrag postuliert, dass (Elementar-)Pädagoginnen und (Elementar-)Pädagogen in der Orientierung an der Begegnung als Kern (elementar-)pädagogischen Denkens und Handelns sowohl einen Beitrag zur gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen als auch zur eigenen Salutogenese leisten können. Dazu ist es unter anderem notwendig, die eigene Begegnungsbereitschaft im Hinblick auf persönliche Dispositionen sowie bestehende Belastungssituationen und Herausforderungen, die den Alltag als (Elementar-)Pädagogin und (Elementar-)Pädagoge prägen können, laufend zu reflektieren und diese Bereitschaft durch Arbeit am eigenen Rollenrepertoire aufrecht zu erhalten sowie (selbst-)fürsorgliche Rollen zu pflegen (Stelzig, 2017), um selbst kreativ, spontan, gesund und begegnungsbereit zu bleiben. Im gegenständlichen Beitrag wird der Begriff der Begegnung von Jakob Levy Moreno (Hutter & Schwehm, 2012; Nolte, 2014; Zeintlinger-Hochreiter, 1996), der diesen im Kontext seiner therapeutischen Philosophie zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts eingeführt hat, und Michael Schacht (2003, 2010) sowie Hildegard Pruckner (2014, 2018), zwei maßgeblichen Vertreter*innen des Psychodramas und der Psychodramatheorie im deutschsprachigen Raum, aufgegriffen und unter entwicklungspsychologischen sowie pädagogisch-psychologischen Gesichtspunkten auf den Anwendungsbereich der (Elementar-) Pädagogik übertragen. Grundzüge, Limitationen und Möglichkeiten einer begegnungsorientierten (Elementar-)-Pädagogik werden dabei in ihrer Bedeutung für (elementar-)pädagogisches Denken und Handeln sowie unter psychodramatheoretischer Perspektive vorgestellt. Zusammenfassend wird festgestellt, dass psychodramatheoretische Perspektiven (elementar-)pädagogischen Denkens und Handelns (1) für die Begegnung in der (Elementar-)Pädagogik, (2) für professionelles (elementar-)pädagogisches Handeln und (3) für die Salutogenese von Kindern sowie von (Elementar-)Pädagoginnen und(Elementar-)Pädagogen hilfreich sein und auch wirksam werden können.
Pädagogische Arbeit ‚vom Kind aus‘ zu gestalten, setzt eine forschende Haltung elementarpädagogischer Fachkräfte voraus. In dem Beitrag wird auf der Grundlage von zwei Studien, in denen die Qualitätsvorstellungen von 4- bis 6-jährigen Kindern rekonstruiert wurden, aufgezeigt, wie diese zu Akteuren in Forschung und Qualitätsentwicklung werden können. Wenn pädagogische Fachkräfte die geeigneten methodischen Schlüssel einsetzen können, um die Themen, Praktiken und Relevanzen von Kindern zu erschließen, werden sie damit nicht nur dem Recht der Kinder auf Gehör und Beteiligung gerecht, sondern auch einem praxisnahen und -verbundenen Professionalisierungsanspruch.
Ausgehend von den durch die internationalen Schulleistungsvergleichsstudien ausgelösten (bildungspolitischen) Konsequenzen, die auch vor dem Elementarbereich nicht Halt gemacht haben, wird im vorliegenden Beitrag ein kritischer Blick auf die damit verbundenen handlungspraktischen Folgen geworfen. Dabei wird von der These ausgegangen, dass mit dem gesetzlichen Bildungsauftrag an elementarpädagogische Einrichtungen einer ‚Angebotspädagogik‘ (erneut) Tür und Tor geöffnet wurde, anstatt sich einer „Bildung aus erster Hand“ (Schäfer, 2014), konkret einer persönlichkeitsbildenden Pädagogik zu besinnen. Um diese persönlichkeitsbildende Pädagogik aktiv gestalten zu können, bedarf es, so die grundlegende Annahme in diesem Beitrag, eine bindungsorientierte Beziehungsgestaltung, womit die gebildete Persönlichkeit der pädagogisch Handelnden angesprochen ist.
Der Beitrag diskutiert die Begleitung des pädagogischen Geschehens durch Führungskräfte in elementarpädagogischen Einrichtungen. Im Rahmen einer qualitativ-rekonstruktiven Studie wurden zehn Inspektorinnen zum Führungshandeln von Leitungen elementarer Bildungseinrichtungen in Österreich befragt. Neben dem Führen über Ziele und Werte – wesentliche Aspekte in der Steuerung durch Führungskräfte – wird auch die Verantwortung für die pädagogische Qualität thematisiert, welche jedoch aus Sicht der Befragten in der pädagogischen Praxis gegenwärtig keinen großen Stellenwert einnimmt. Zudem werden auf Unzulänglichkeiten beim fachlichen Wissen, der Dominanz von administrativen Aufgaben sowie Zeitdefizite als hemmende Faktoren bei der Begleitung des pädagogischen Handelns des Teams hingewiesen. Die Ergebnisse zeigen deutlich den Bedarf an Weiterentwicklung im pädagogischen Führungshandeln, damit Führungskräfte überhaupt ihr umfassendes Aufgabenprofil wahrnehmen können.
In diesem Report zu einer empirischen Studie1 wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich bei Elementarpädagog*innen, die berufsbegleitend einen Akademisierungsprozess durchlaufen, in alltäglichen Praxissituationen Reflexionskompetenz (von Balluseck & Nentwig-Gesemann, 2008; Fröhlich-Gildhoff et al., 2014) zeigt. In Anschluss an Nentwig-Gesemann (2007b, S. 96) wird Reflexionskompetenz als ein kritisches Sich-in-Beziehung-Setzen sowohl zu theoretischem Wissen als auch zur eigenen Person sowie zu konkreten pädagogischen Alltagssituationen definiert, um eine verantwortungsvolle pädagogische Praxis gestalten zu können. Der Beantwortung der Forschungsfrage dienen Daten, die über einen kamera-ethnographischen Zugang (Bollig, Honig & Mohn, 2015; Thole, 2010a; Thole, 2010b) sowie durch problemzentrierte Interviews (Witzel, 1985) gewonnen und mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2010) sowie der Dokumentarischen Methode (Bohnsack, 2011) ausgewertet wurden. Die Ergebnisse weisen auf die Bedeutsamkeit von Reflexionskompetenz für die Gestaltung von Beziehungen
und Interaktionen mit Kindern respektive für das Schaffen einer entwicklungs und bildungsförderlichen Lernumgebung hin. Auf der Grundlage der empirischen Resultate kann gefolgert werden, dass eine verantwortungsvolle elementarpädagogische Praxis eng mit Reflexionskompetenz verbunden ist sowie berufsbegleitende, akademische Professionalisierungsmaßnahmen Räume für eine Erweiterung dieser Schlüsselkompetenz eröffnen.
Thesen zum Bachelorstudium Elementarpädagogik an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz
(2022)
Nachdem 2018 in Österreich erstmals elementarpädagogische Bachelorstudiengänge eingerichtet wurden, konnten im Herbst 2021 die ersten Absolventinnen auch an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (PHDL) graduiert werden. Diese Bildungsinitiative im Zuge einer „akademische[n] Teilqualifizierung“ (Pasternack, 2017, S. 107) richtet sich an bereits an Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP) ausgebildete und im Berufsfeld tätige Elementarpädagog*innen. Vor dem Hintergrund dieser von der Bildungspolitik vorgegebenen Rahmenbedingungen ergeben sich (logische) Konsequenzen auf intrapersonaler (Studierende), strukturell-curricularer (Studienorganisation) und institutioneller (elementarpädagogische Teams) Ebene, die mit vier zentralen Thesen in diesem Beitrag auf der Grundlage einer Rezeption des aktuellen Forschungsstandes theoretisch begründet und mit ersten Ergebnissen aus dem Forschungsprojekt „Quo Vadis? Akademisierung – eine Evaluationsstudie zur Nachhaltigkeit des Bachelorstudiums Elementarpädagogik“ an der PHDL (Laufzeit: 2018–2025) konkretisiert werden. Im Mittelpunkt der drei Ebenen stehen inhaltlich das Bemühen der Studierenden um eine ausgewogene Study-Work-Life-Balance, die Bedeutung einer theoriegeleiteten (Selbst-)Reflexion, der Mehrwert des theoretischen Wissens für das (elementar-)pädagogische Handeln sowie die Notwendigkeit Struktur- und Prozessqualität in elementaren Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen zukünftig besser aufeinander abzustimmen, um eine nachhaltige Personalentwicklung sicherstellen zu können.
Editorial
(2022)
Editorial
(2021)
Die Münsteraner Dissertation aus dem Jahr 1984 wurde von Bruno Schüller (1925–2007) angenommen; Verfasser Lucius Iwejuru Ugorji wurde 2022 Erzbischof von Owerri und zum Vorsitzenden der Nigerianischen Bischofskonferenz ernannt. Er veröffentlichte seit seiner Promotion mehrere Werke zur Moraltheologie. Ugorjis Doktorarbeit wurde von der internationalen Fachwelt außerordentlich positiv rezipiert, zum Beispiel von James Keenan (Boston College). Dennoch ergibt eine genaue Lektüre mehrere Problemstellen in wissenschaftsethischer Hinsicht. Vorliegender Aufsatz verwendet sieben Texttabellen, um bei Ugorji nicht gekennzeichnete Textübernahme von anderen Autoren zu dokumentieren. Zahlreiche Passagen, die teilweise mehr als 50 aufeinanderfolgende Wörter betreffen, werden als Ugorjis Gedankengut präsentiert, obwohl sie Jahre zuvor von anderen Theologen veröffentlicht wurden. Auch Textstellen, die mit leicht zugänglichen Nachschlagewerken identisch sind, lassen sich belegen. Darüber hinaus enthält Ugorjis Buch zahlreiche nicht gekennzeichnete Passagen, die sich wörtlich in einer 1935 veröffentlichten amerikanischen Dissertation finden lassen.
Angesichts dieser Tatsachen stehen sowohl der Forschungswert der Münsteraner Dissertation als auch die wissenschaftliche Redlichkeit des Dissertanten zur Diskussion.
Eine englische Version dieses Aufsatzes erschien zuerst, siehe: Concerns about Archbishop Ugorji’s Dissertation on Double Effect. Forum Katholische Theologie 38 (2022) 135–148.
The Münster dissertation was accepted by Bruno Schüller (1925-2007) in 1984. The author, Lucius Iwejuru Ugorji, was appointed Archbishop of Owerri in 2022. He is the president of the Nigerian Bishops' Conference. He published several works on moral theology since receiving his doctorate. Ugorji's doctoral thesis has received extraordinarily positive reviews from international experts. Nevertheless, a close reading reveals several problems concerning scientific ethics. This essay uses seven tables to document Ugorji's unacknowledged use of texts by other authors. Several passages are identical to popular reference works. Ugorji's book also contains numerous unacknowledged passages that can be found verbatim in an American dissertation published in 1935. In view of these facts, the research value of the Münster dissertation is open to discussion, as are the academic qualifications of its author.
Durch die Einführung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) wird im Arbeitsfeld der Eingliederungshilfe verstärkt über die Wirkungen der Angebote und Maßnahmen diskutiert. Im Rahmen dieses Beitrags wird die Rolle von Wirkungsmodellen in dieser Debatte geklärt. Es wird aus einem aktuellen Projekt berichtet, in dem Wirkungsmodelle für den Berufsbildungsbereich (BBB) und die teilstationäre Tagesbetreuung für erwachsene Menschen mit Behinderung nach dem Erwerbsleben (T-ENE) entwickelt wurden. Hierbei wurde geprüft, ob, und unter welchen Bedingungen, die Möglichkeit besteht, sogenannte 'Ankerwirkungsmodelle‘ zu generieren, also Wirkungsmodelle zu beschreiben, die eine Allgemeingültigkeit für bestimmte Arbeitsbereiche in der Eingliederungshilfe besitzen. Weiterhin wird diskutiert, welchen Nutzen und Vorteile die Entwicklung von Wirkungsmodellen hat und welchen Beitrag sie zur Wirkungsdebatte in der Eingliederungshilfe leisten können.
Ergebnisse von Evaluationen und Wirkungsanalysen sollten so aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden, dass Fachkräfte in den zu untersuchenden Projekten daraus Rückschlüsse und Konsequenzen für die eigene Arbeit ableiten können. Vielversprechend erscheint hier der Aufbau von regelmäßig aktualisierbaren Auswertungs-Dashboards, mit deren Hilfe Fachkräfte Daten selbständig analysieren können.
Im Beitrag wird dargestellt, warum Dashboard-Lösungen im Rahmen von Evaluationen und Wirkungsanalysen sinnvoll sind und wie bei der Erstellung sinnvollerweise vorgegangen werden sollte.
Anhand konkreter Beispiele wird die Umsetzung in der Praxis dargestellt, um am Schluss darauf aufbauend künftige Herausforderungen zu formulieren.