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Die neuen pflegefachlichen und pflegepädagogischen Standards der generalistischen Rahmenlehrpläne fordern Lehrende bei der curricularen Ausgestaltung heraus. An ausgewählten Narrativen werden dadurch entstehende curriculare Verhinderungsmuster skizziert. Gleichzeitig lässt sich aus diesen Mustern heraus eine erfahrungsbasierte Anregung zur gemeinsamen curricularen Haltungsarbeit von Lehrenden formulieren.
Die generalistischen Rahmenpläne fordern Lehrende und Anleitende dazu auf, Lernsituationen zu entwickeln, in denen Auszubildende emotionale Erlebnisse aus der Pflegepraxis reflexiv bearbeiten. Basierend auf empirischen Ergebnissen wird ein Konzept vorgestellt, das in sechs Lerneinheiten exemplarische Gestaltungsmöglichkeiten subjektiv bedeutsamer Lernprozesse aufzeigt, damit Erlebnisse zu Erfahrungen werden.
Die generalistische Pflegeausbildung löst bei vielen Altenpfleger*innen sowie Gesundheits- und (Kinder)Krankenpfleger*innen emotionalen Widerstand aus, weil sie mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten in ihrem Pflegehandeln wahrnehmen und den Verlust ihrer Berufsidentität befürchten. Zunächst werden nach der Problematisierung der ablehnenden Haltung Pflegender mögliche Folgen für die berufliche Identitätsfindung Auszubildender herausgearbeitet sowie der Bezug zum ICN-Ethikkodex für Pflegende und somit zu einer menschenwürdigen Pflege hergestellt. Diesem Beitrag liegt die Annahme zugrunde, dass pflegerische Arbeit einen gemeinsamen Kern hat, über den Auszubildende ein gemeinsames Pflegeverständnis entwickeln können, um folglich als „Generalist*innen“ generationen- und settingübergreifend paritätisch zusammenzuarbeiten. Ausgehend von empirischen Untersuchungsergebnissen zu emotionalen Herausforderungen Auszubildender wird dann ein persönlichkeitsstärkendes Praxisbegleitungskonzept vorgestellt, mit dem Auszubildende durch die gemeinsame Arbeit an emotional belastenden Themen identitätsprägende Verständnis- und Solidaritätserfahrungen sammeln können.
Die praktische Pflegeausbildung stellt Auszubildende vor emotionale Herausforderungen, denn wer alte, kranke und sterbende Menschen pflegt, wird konfrontiert mit Krisen- und Konfliktsituationen, die zwar grundsätzlich zum Leben gehören, aber von Auszubildenden nicht unbedingt wahrgenommen werden, solange sie nicht selbst betroffen sind. So erleben sie oft zum ersten Mal die ‚andere Seite‘ des Lebens, die verbunden ist mit Leid, Krankheit, Sterben und Tod sowie mit Gefühlen wie Verzweiflung, Angst und Trauer. Die aus entsprechenden Erlebnissen entstehenden Erfahrungen prägen beruflich und persönlich, wodurch sie einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert in der Pflegeausbildung und darüber hinaus im Leben Auszubildender einnehmen. Wie die praktische Ausbildung von vielen Auszubildenden erlebt wird und welche Folgen dieses Erleben für die Identitätsentwicklung haben kann, lässt sich am Beispiel von Collagen illustrieren, die angehende Praxisanleitende zum Erleben der Ausbildungssituation während einer Gruppenwerkstatt anfertigten und die anschließend ausgewertet wurden.
Zur Ausübung einer pflegerischen Rolle als Pflegeexpertin APN braucht es neben langjähriger Berufserfahrung wissenschaftlich erweiterte Kompetenzen auf Masterniveau. Eine von ANP-Studierenden initiierte und durch eine Hochschule begleitete Implementierung einer erweiterten und vertieften Pflegepraxis schafft Verständnis und Wissen unter den Entscheidern. Die Orientierung an einem festen Bezugsrahmen zur ANP-Rollentwicklung, wie dem PEPPA Framework, unterstützt einen zielführenden Implementierungsprozess und schafft Akzeptanz im interdisziplinären Team. Fehlende rechtliche Rahmenbedingungen und Rollenvorbilder sowie begrenzte Berufserfahrung können bei einer ANP-Implementierung jedoch hinderlich sein.
Abstract
Hintergrund:
Rapider, paradigmatischer Wandel, erhöhter Personalbedarf und gestiegene Anforderungen verlangen im Bereich der beruflichen Bildung gerade im Sektor Pflege eine klare, transparente Form von Qualitätssicherung und Festlegung praktikabler Mindeststandards. In der groß angelegten "ASCOT"-Studie wurde im Teilprojekt "TEMA" eine Premiere für die Altenpflegepflegeausbildung gestartet. Es wurde ein technologiebasiertes, computergestütztes Messinstrument zur potentiellen, standardisierten Einschätzung von praktischer Pflegekompetenz, bezogen auf das dritte Ausbildungsjahr, entwickelt. Eine valide Übertragung auf die Gesundheits- und Krankenpflege steht noch aus und wird vom Projektteam aus „TEMA“ grundsätzlich vorgeschlagen. Gerade mit Blick auf die zukünftige generalistische Ausbildung bzw. das Studium der Pflege ab dem Jahr 2020 ist die pflegewissenschaftlich, pädagogisch orientierte Kompetenzforschung weiter voranzutreiben.
Methode:
In toto haben sich 408 Auszubildende und Studierende der Pflege aus 20 Bildungseinrichtungen im süddeutschen Raum an der videogestützten Kompetenzmessung, angelehnt an die "TEMA"-Kriterien, beteiligt. Die statistischen Datenanalysen fanden in personenbezogener und kompetenzbezogener Diagnostik statt. Häufigkeitsermittlungen zu Testitems und Teilnehmern wurden berechnet. Zwei spezifizierte Formen der Item-Response-Theorie wurden eingesetzt, um u.a. die Raschvalidität zu prüfen. Die Feststellung eines geeigneten Strukturgleichungsmodells wurde mit der Konfirmatorischen Faktorenanalyse bestimmt.
Ergebnisse:
Den pflegebasierten Kompetenztest haben nach erfolgtem Scoring mehr als 2/3 der Teilnehmer (= 267 TN) bestanden. Der Mittelwert der erreichten Punktzahl liegt auf genannter Grundlage bei 43,75 Punkten von 96 gescorten Punkten. Die WLE-Reliabilität zeigt sich bei einem akzeptablen Wert von 0.868. Das heuristisch entwickelte Modell deckt inhaltlich die gewünschten, pflegerischen Fähigkeiten in seiner Gesamtheit ab. Eine Raschkonformität lässt sich im „Large-Scale-Assessment“ nicht nachweisen. Die Interpretation der faktoriellen Ergebnisse schließt auf die Bevorzugung eines „eindimensionalen“ Modells zur Messung der praktischen Pflegekompetenz.
Zusammenfassung und Fazit:
Das technologiebasierte, computergestützte Messinstrument stellt sich als geeignet und valide für die Einschätzung der praktischen Pflegekompetenz in der Gesundheits- und Krankenpflege dar. Es zeigt sich aber als anspruchsvoll und herausfordernd für die einzelnen Teilnehmer. Die Endergebnisse aus "TEMA" werden bestätigt. Unter Berücksichtigung des neuen Pflegeberufegesetzes und des generalis-tischen Gedankens werden von der Forscherin u.a. die Ausweitung der Pflege-Settings auf "Akutversorgung", "Pädiatrie" usw. und eine Überarbeitung einzelner Fragestellungen auf den interdisziplinären Gesamtkontext vorgeschlagen. Darüber hinaus sollte die Feldforschung auf den gesamten nationalen und internationalen Rahmen ausgeweitet werden, um Vergleichsstudien durchführen zu können. Ein ergänzender Einsatz könnte in der Personalentwicklung unter der Betrachtung des „Lebenslangen Lernens“ von examinierten Pflegekräften geleistet werden.