Theologische Fakultät Fulda
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"In the present study, we have examined in depth the portrait of Apollos in the writings of two New Testament authors - Paul and Luke - in order to highlight or approach the rhetorical-pragmatic implications they have for the authorial audience. Historical implications aside, or in addition to that, and despite the generational and generic (genre) difference between the two works, the effect of these two literary approaches on the figure of Apollos seems to have been aimed at bringing about a change in the audience’s perception."
Aus Anlass des 50. Jahrestages der ersten Weihe dieser Ständigen Diakone im Bistum Fulda wurde das Jahr 2022 als diözesanes Jubiläumsjahr ausgerufen und im Jahresverlauf wurde in verschiedenen Veran-staltungen und Aktivitäten dieses Jahrestages gedacht.
Im Rahmen der Jahrestagung vom 16.-18.9.2022 wurde in einem Festakt und Pontifikalgottesdienst dieses wichtige Jubiläum gewürdigt.
In der Vorbereitungsgruppe für das Jubiläumsjahr wurde u.a. auch die Erstellung einer Chronik „50 Jahre Ständiger Diakonat im Bistum Fulda“ angeregt. Dieser Aufgabe habe ich mich gerne angenommen.
Das Kreuz und die Freude: Eine internationale und überkonfessionelle Untersuchung zur Depressivität bei Seelsorgenden
Depressionen sind nicht nur ein Thema für die Seelsorge. Auch Seelsorgende selbst können unter Depressionen leiden. Aber was ist eigentlich unter dem Phänomen Depression zu verstehen und wie zeigt es sich bei Seelsorgenden? Wie depressiv sind christliche Seelsorgende – weltweit und speziell in Deutschland? Sind sie mehr oder weniger depressiv als andere Menschen? Welche Vulnerabilitäten und Gesundheitsressourcen lassen sich bei Seelsorgenden ausmachen? Und welche Implikationen ergeben sich daraus für die Theologie? Die vorliegende empirische Untersuchung stellt die erste umfassende internationale und überkonfessionelle pastoralpsychologische Studie zu diesem Fragenkomplex dar.
Ausgangspunkt der Untersuchung (Einleitung) bilden eine Vielzahl von Zeugnissen von Priestern und Pfarrern, die Depressionen erlebt haben. Diese Zeugnisse legen den Verdacht nahe, dass Depressionen ein noch zu wenig beachtetes Phänomen unter Seelsorgenden sind.
Im I. Teil dieser Untersuchung werden die notwendigen Grundlagen gelegt, indem für das Thema essentielle Begriffe geklärt werden: Was sind Anliegen und Methode der Pastoralpsychologie? Was wird klinisch-psychologisch unter Depression verstanden? Wie unterscheiden sich Depression und Burn-out beziehungsweise Depression und Geistliche Krisen?
Depression wird in dieser Studie nach dem Diathese-Stress-Modell als bio-psycho-soziales Krankheitsphänomen verstanden, das ein vielgestaltiges, multidimensionales Spektrum von leichten Verstimmungen bis hin zu schwerwiegenden behandlungsbedürftigen Erkrankungen bildet. Grundlegend sind Depressionen durch „einen schwer beschreibbaren, quälenden Verlust an Lebensfreude, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden“ (Payk, 2010, S. 9) gekennzeichnet. Die detaillierten Kriterien für Symptomatik und Diagnose werden ICD-10 beziehungsweise DSM-V entnommen. Ein kurzer Überblick über die internationale und regionale (Deutschland, USA) Epidemiologie wird geboten; biologische, psychologische und soziale Erklärungsmodelle für Depressionen werden kurz dargestellt und es wird ein Ausblick auf die aktuelle Praxis der Therapie gegeben.
Ausführlicher wird die problematische Differenzierung von Depression und Burn-out behandelt. Der Autor dieser Studie plädiert aufgrund von Erkenntnissen aus der empirischen Forschung und aufgrund theoretisch-diagnostischer Überlegungen dafür Burnout als eine Art von Depressivität und nicht als eigenständiges Krankheitsbild zu behandeln. Als Form depressiven Erlebens wird Burnout bei Seelsorgenden in dieser Studie berücksichtigt.
Nicht berücksichtigt wird in dieser Studie das Phänomen geistlicher Krisen („Dunkle Nacht der Seele“), welches zwar Überscheidungen mit Depressionen haben kann, aber dennoch ein genuin spirituelles Phänomen im Sinn einer Wachstumskrise in der Gottesbeziehung darstellt.
Um die Bandbreite depressiver Phänomene besser zu differenzieren, wird in dieser Arbeit begrifflich zwischen Depression (klinisch diagnostizierte Erkrankung nach ICD/DSM-Kriterien) und Depressivität (vorhandene depressive Symptomatik, zum Beispiel mit Fragebögen gemessene Depression oder Burnout) unterschieden.
Im II. Teil dieser Untersuchung wird der internationale empirische Forschungsstand zur Depressivität bei christlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern ausgewertet. Rund 50 Studien von 1990 bis 2021, die sich empirisch mittels psychologischer Testverfahren mit der Depressivität bei Seelsorgenden beschäftigt haben, wurden vom Autor analysiert. Die Analyse des Forschungsstandes erfolgte gegliedert nach Kontinenten (Nordamerika, Australien, Südamerika, Asien, Afrika, Europa). Die Erkenntnisse aus diesen Studien werden gesammelt, in neun Thesen zusammengefasst und kritisch diskutiert.
Die überwiegende Mehrheit der Studien hat katholische oder methodistische Seelsorgende untersucht, während andere Konfessionen nur etwa halb so oft vertreten sind. Werden alle Studien zusammengenommen, so umfassen sie Daten von mehr als 17.500 Seelsorgenden (ohne die Deutsche Seelsorgestudie). Die Seelsorger (♂) sind dabei eindeutig in der Mehrheit. In nicht-katholischen Studien überwiegen die verheirateten Seelsorgenden (65-89.5%).
Die Punktprävalenzen für die Depressivität schwanken (ohne die Ausreißer-Studien) gerundet zwischen 9 bis 20%. Da ein unmittelbares Vergleichen der Studien untereinander schwierig ist, weil unterschiedliche Messmethoden verwendet wurden und die Ergebnisse nicht einheitlich dargestellt werden, wird der Gesamtdurchschnitt der Prävalenzen für die beiden häufigsten Testverfahren, den PHQ und den CES-D berechnet. Als durchschnittliche Punktprävalenz ergibt sich für den PHQ 11.5% und für den CES-D 37.9%. Damit liegen die Seelsorgenden höher als in der Allgemeinbevölkerung beziehungsweise als in bekannten Vergleichsgruppen.
Insgesamt lassen sich keine konfessionellen Unterschiede in der Depressivität erkennen. Die Mehrheit der Studien berichten, dass die Werte für Depressivität bei Seelsorgenden höher sind als in der betreffenden Allgemeinbevölkerung beziehungsweise als in herangezogenen Vergleichsgruppen. Nur zwei Studien berichten in etwa gleichhohe Werte. Ebenfalls nur zwei Studien haben niedrigere Depressivitätswerte bei Seelsorgenden als in Vergleichsgruppen gemessen. Daten zur 12-Monats-Prävalenz und zur Lebenszeitprävalenz von Depressivität bei Seelsorgenden liegen nicht ausreichend vor.
Aus der empirischen Forschung ergeben sich neun wesentliche Erkenntnisse zur Depressivität bei Seelsorgenden:
1. Seelsorgende sind von erhöhter Depressivität betroffen. Das gilt international und konfessionsübergreifend. Dieses Ergebnis ist ein Hinweis auf ein hohes Maß an psychischen Belastungen unter Seelsorgenden. Die bekannten epidemiologischen Zusammenhänge zur Depressivität finden sich auch bei Seelsorgenden: Seelsorgerinnen (♀) sind stärker betroffen als Seelsorger (♂); Jüngere stärker als Ältere. Bemerkenswert ist, dass gerade auch die Seelsorger eine auffällig höhere Depressivität berichten als Vergleichsgruppen.
2. Seelsorgende sind nicht mehr von Burnout betroffen als andere Berufsgruppen. Seelsorgende haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung und im Vergleich zu passenden Berufsgruppen gleichhohe oder tendenziell sogar niedrigere Burnoutwerte. Es zeigt sich, dass kein oder nur ein geringer Zusammenhang zwischen Arbeitslast und Burnout bei Seelsorgenden besteht. Zwar berichten Seelsorgende weltweit hohe Arbeitsbelastungen, allerdings führen diese offensichtlich nicht zwangsläufig zu erhöhten Burnoutraten. Es liegt der Verdacht nahe, dass Seelsorgende unter dem Begriff Burnout ihre erhöhte Depressivität kommunizieren.
3. Seelsorgende mit mehr sozialen Ressourcen sind weniger von Depressivität betroffen. Soziale Unterstützung ist verbunden mit weniger Depressivität (Freundschaften und Familie, ein positives Verhältnis zur Gemeinde und zu Vorgesetzten). Soziale Isolation und empfundene Einsamkeit sind dagegen mit mehr Depressivität verbunden.
4. Seelsorgende, die ihre Spiritualität leben, sind weniger von Depressivität betroffen. Seelsorgende mit einer positiv erlebten, regelmäßigen religiösen Praxis und mit einem hohen spirituellen Wohlbefinden berichten von weniger Depressivität. Umgekehrt sind geistliche Krisen mit mehr Depressivität assoziiert.
5. Seelsorgende, die Sinn und Zufriedenheit in ihrer Berufung erleben, sind weniger von Depressivität betroffen. Die Lebens- und Berufungszufriedenheit, „the sense of a clear vocational direction“ (Knox et al., 2005, S. 151) und das Sinnerleben in der Arbeit zeigen bei Seelsorgenden einen negativen Zusammenhang mit der Depressivität.
6. Seelsorgende mit vulnerablen Persönlichkeiten sind stärker von Depressivität betroffen. Instabile und extrinsisch orientierte Seelsorgende mit hohen Neurotizismuswerten und hoher Selbstaufmerksamkeit berichten von mehr Depressivität.
7. Seelsorgende, die Gratifikationskrisen erleben, sind stärker von Depressivität betroffen. Bei Seelsorgenden zeigt sich, dass effort-reward imbalancement und overcommittment mit mehr Depressivität assoziiert sind. Mangelnder beruflicher Erfolg, finanzielle Sorgen und hohe Ansprüche aus der Gemeinde, von Seiten der Vorgesetzten oder auch an sich selbst, hängen mit erhöhter Depressivität zusammen.
8. Seelsorgende, deren Lebenswelt von Unsicherheit und Niedergang geprägt ist, sind stärker von Depressivität betroffen. Ein depressivitätsfördernder Einfluss von Krisenerfahrungen (zum Beispiel Transformationen durch Säkularisierung, Skandale in der Kirche, Autoritäts- und Bedeutungsverlust von Glauben) lässt sich erkennen.
9. Seelsorgende berichten dennoch international und konfessionsübergreifend von einer hohen Lebenszufriedenheit. Seelsorgende sind also trotz der erhöhten Depressivität nicht einfach nur depressive, sondern zugleich lebensfrohe, glückliche Menschen.
Als Fazit aus den neun Thesen lässt sich festhalten, dass Seelsorgende die gleichen Vulnerabilitäten und Ressourcen in Bezug auf Depressivität haben wie alle Menschen. Dennoch finden sich auch Faktoren, die spezifisch für Seelsorgende sind – insbesondere die Spiritualität, das Berufungsbewusstsein und die Problematik der Säkularisierung als ein Passungsproblem von Person und umgebender Kultur.
Die empirischen Ergebnisse sind kritisch zu reflektieren. Es gibt eine ganze Reihe von Einschränkungen und Limitationen. Besonders muss berücksichtigt werden, dass die Studien aus sehr unterschiedlichen konfessionellen, nationalen, sozialen und kulturellen Kontexten stammen. Die Stichproben sind in vielen Fällen zu klein und nicht ausreichend repräsentativ. Es existieren vielfach auch keine passenden Vergleichsgruppen, sodass die Ergebnisse nicht angemessen eingeordnet werden können (etwa im Vergleich zu Helferberufen). Es existieren zu wenige qualitative Studien und Langzeitstudien. Es lassen sich eine Reihe von seelsorgendenspezifischen Verzerrungseffekten ausmachen (zum Beispiel die krisenhafte Lebenswelt von Seelsorgenden), sodass die psychologischen Messinstrumente teilweise problematisch erscheinen (erkennbar zum Beispiel an der großen Differenz zwischen den Prävalenzen von PHQ und CES-D. Entscheidend ist also nicht nur was gemessen wurde, sondern auch wie gemessen wurde!). Die Thesen stützen sich im Wesentlichen auf Korrelationen, die keine Kausalität bedeuten. Wichtig ist schließlich festzuhalten, dass die erhöhten Depressivitätswerte nicht auf eine erhöhte Pathologie depressiver Erkrankungen unter Seelsorgenden schließen lassen.
Im III. Teil dieser Studie wird vom Autor erstmals die Deutsche Seelsorgestudie zur Gesundheit von katholischen Seelsorgenden in Deutschland aus den Jahren 2012-2014 im Hinblick auf die Depressivität ausgewertet. Ergänzt wird die eigene Auswertung des Autors durch die Erkenntnisse aus der Literatur zur Deutschen Seelsorgestudie.
Die Stichprobe der Deutschen Seelsorgestudie umfasst 8.574 Seelsorgende (Durchschnittsalter 56.2 Jahre), aus den Berufsgruppen von Priestern (♂, 48.5%), Diakonen (♂, 12.1%), Pastoralreferenten (♂♀, 17.7%) und Gemeindereferenten (♂♀, 21.7%). Damit handelt es sich um die größte Stichprobe von Seelsorgenden (42% Rücklaufquote), die in dieser Untersuchung berücksichtigt wird. Gemessen wurde die Depressivität mit der Skala Depr-6 des Brief Symptom Inventory (BSI-18). Die Ergebnisse wurden sowohl als Mittelwerte als auch als T-Werte analysiert und untereinander, sowie mit der Allgemeinbevölkerung und mit passenden Vergleichsgruppen von österreichischen Religionslehrern und amerikanischen Priestern verglichen.
18.5% aller deutschen Seelsorgenden liegen über dem Grenzwert (caseness) der Skala Depressivität des BSI-18. Aus den Vergleichen lässt sich ableiten, dass deutsche Seelsorgende eine erhöhte psychosomatische Belastung berichten: Deutsche Seelsorgende berichten eine höhere Depressivität als die Allgemeinbevölkerung, liegen aber deutlich unter den Werten klinisch auffälliger Vergleichsgruppen (Patienten mit einer Depressionsdiagnose) (3½ - 4½mal niedriger!). Die Seelsorgenden scheinen zumindest ähnlich depressiv belastet wie österreichische Lehrer (♂♀), Sozialarbeiter (♂♀) und Studenten (♂♀). Priester berichten die höchste depressive Belastung. Deutsche Priester berichten überraschenderweise auch eine fast 4-mal höhere psychosomatische Belastung als amerikanische Priester. Die Ergebnisse lassen keine pathologische Deutung zu.
Im IV. Teil der Studie werden in drei Essays pastoralpsychologische und theologische Erwägungen über die empirischen Erkenntnisse angestellt. Dabei wird drei zentralen Fragen nachgegangen: Wie sollte die Kirche mit der Depressivität ihrer Seelsorgenden umgehen? Welche Gründe gibt es für die erhöhte Depressivität bei Seelsorgenden? Welcher Sinn kann in der Depression gefunden werden?
Im ersten Essay wird konkreten praktischen Handlungsoptionen der Kirche angesichts der depressiven Belastung von Seelsorgenden nachgegangen. Der Autor plädiert für ein heilsames Handeln als doppelten Umgang mit depressiven Seelsorgenden aus medizinisch-psychologischer Behandlung state of the art und theologisch-salutogenetischem Heilsverständnis. Besonders wichtig erscheint hier das Angebot medizinisch-psychologischer Hilfe, die Entstigmatisierung von Betroffenen, die Entwicklung eines salutogenetischen Lebensstils unter Seelsorgenden und die ganzheitliche christliche Perspektive von Heil im Unheil, Zuwendung zum Kranken und Kritik an einer Utopie vollkommener Gesundheit.
Im zweiten Essay wird genauer nach möglichen Ursachen für die erhöhte Depressivität von Seelsorgenden gefragt. Hier lassen sich eine Reihe von psychologischen und sozialen Faktoren mit hohem Erklärungswert ausmachen: berufsbedingte Faktoren (Seelsorgende als „crisis people“ (Raj & Dean, 2005, S. 166)); Überidentifikation von Beruf, Berufung und Arbeit; Einsamkeit beziehungsweise fehlende soziale Beziehungen; vulnerable, emotionszentrierte und ausgeprägt sensible Persönlichkeitsstrukturen (konstitutionelle Vulnerabilität als Ressource und Risiko in der Seelsorge); individuelle und organisationale Selektionsprozesse (tendenziell depressivere Persönlichkeiten finden sich in der Umwelt von kirchlichen Strukturen); Erfahrung von Gratifikationskrisen und von Krisen in der Kirche und damit verbundene Verzerrungen der Messungen (Seelsorgende mit ihrem Idealismus sind vielleicht mehr von Frustration als von Depression betroffen; innerkirchliche depressive Dynamiken).
Im dritten Essay wird schließlich ein theologischer Perspektivwechsel auf die Depressivität vorgeschlagen, der ein befreiend sinnvolles Potential in der Depressivität entfalten will. Ausgangspunkt ist der Aufsatz von Romano Guardini „Vom Sinn der Schwermut“ (1928). Bei aller gebotenen Zurückhaltung von Sinndeutungen, die immer nur individuell und subjektiv angenommen werden können und daher als Sinnangebot zu verstehen sind, kann der christliche Glaube eine objektive Gesamtdeutung der Depression beziehungsweise Depressivität wagen. So kann nach sinnvollen Seiten der Depression, also dem Guten im Schlechten gesucht werden. Auch kann die Depression als anthropologische Erfahrung einer existenziellen Vulnerabilität des Menschen gedeutet werden. Die existenzielle Vulnerabilität stellt den Menschen dabei vor die Aufgabe der Annahme der eigenen Endlichkeit und der adäquaten Antwort auf das liebende Gottes- und Selbstverhältnis („Der Sinn des Menschen ist, lebendige Grenze zu sein und dieses Leben der Grenze auf sich zu nehmen und durchzutragen.“ (Guardini, 1928/1983, S. 56)). Die existenzielle Verwundbarkeit kann dabei Ausdruck in der Haltung des „verwundeten Heilers“ finden – einer Metapher, die für das seelsorgliche Handeln fruchtbar sein kann. Schließlich kann die Depression in der umwertenden Theologie von Paulus in einer paradoxen Dialektik von Kreuz (Mt 5,4; 16,24) und Freude (Joh 15,11; Phil 4,4) betrachtet werden. „Durch das Kreuz Jesu Christi wird die Erfahrung der Destruktion des Menschlichen zum Ort der Erfahrung des Lebens, der Kraft und der Fülle Gottes“ (Jacobs, 2000, S. 514). Gegen alle Erfahrung ereignet sich die Wende vom Kreuz zur Freude, auch wenn es im Jetzt noch nicht fassbar ist. Seelsorgende könnten so im Kreuz die „Zeit der Gnade“ (2Kor 6,2) erkennen, die jenseits eigener, nicht heilsidentischer Erfahrung zur tieferen Freude wird, weil sich gerade hierin Heil für sie selbst und für andere ereignet. Daraus kann wiederum Hoffnung für alle Opfer der Depression erwachsen (insbesondere auch stellvertretend für alle, die aufgrund einer Depression Suizid begingen). „Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2Kor 12,10). Seelsorgende können so das je Größere von Gott her erwarten und trotzdem handlungsfähig bleiben.
Ostern war Premiere
(2021)
„Weihnachten 2020 wird anders“ – vielleicht war das die Adventsbotschaft des Jahres. Weihnachten 2020, das Fest während eines Höhepunktes der Corona-Pandemie, war auf besondere Art aufgeladen mit Hoffnungen – und mit Sorgen, Ängsten und Leiderfahrungen. Inzidenzen und Fallzahlen gaben den Takt vor, und die Advents- und Weihnachtslieder klangen anders als sonst – nicht nur, weil gemeinschaftliches Singen verboten war.
Studierende der Theologie in Fulda und Marburg haben sich kurz vor Weihnachten darauf eingelassen, ihr Weihnachtsfest erzählerisch zu reflektieren. Entstanden sind 12 dichte, sehr persönliche Schilderungen aus einer außergewöhnlichen Zeit: Weihnachtsgeschichten, die sich auf ganz besondere Weise mit den weihnachtlichen Texten der Bibel verweben und Erfahrungen dokumentieren, die die Zukunft prägen können.
Psalm 8 und Gen 1,26-28 gelten als Schlüsseltexte alttestamentlicher Anthropologie. Die Identität und Bestimmung des Menschen sehen beide Texte in seiner von Gott geschenkten königlichen Würde: Er ist geschaffen als „Abbild Gottes“ und eingesetzt zum Statthalter Gottes auf der Erde – zum Herrscher über seine Mitwelt, deren Bewahrung ihm anvertraut ist.
Im Kontrast dazu spricht die Klage in Ijob 7 – einer bitteren Parodie auf das hochgestimmte Menschenbild von Ps 8 – von Überforderung, Lebensüberdruss und Verzweiflung.
Die Spannung aus diesen gegensätzlichen Antworten auf die Frage: „Was ist der Mensch?“ markiert die Spannbreite menschlicher Erfahrung: Der Mensch existiert in der ganzen Gegensätzlichkeit zwischen staunender Dankbarkeit, wenn er sich im Einklang mit dem Kosmos erlebt und wenn es ihm gelingt, seine Welt zupackend zu gestalten, und der Anfechtung von Scheitern und Leid. Eine hoffnungsvolle eschatologische Auflösung dieser Spannung formuliert Weish 2,23: Weil der Mensch Abbild des ewigen Gottes ist, ist er zur Unvergänglichkeit bei Gott bestimmt, in der alles Scheitern überwunden ist.
Der Beitrag analysiert die Themen der Predigten zur Priesterweihe, die im Jahr 2020 in Deutschland gehalten wurden. Er fragt nach dem Priesterbild und nach der Relevanz des Dienstes für die Kirche der Gegenwart. Ernüchternd ist, wie sehr die Predigten immer noch den Priester überhöhen und wie wenig das Gottesvolk in der Kirchenkrise der Gegenwart in den Blick genommen wird.
In drei Bänden befasst sich die Veröffentlichung mit dem Sakrament der Versöhnung. Ausführlich dokumentiert es Herausforderungen der Beicht- und Seelsorgegespräche und Reflektiert die Ausbildung der künftigen Beichtväter.
Der zweite Band stellt Modelle und Ideen der Katechese mit verschiedenen Zielgruppen - Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen - vor. Der dritte Band reflektiert vorrangig die größeren Zusammenhänge der Versöhnung, auch die individuelle Aufgabe überschreitend. Ein ausführliches Literaturverzeichnis beschließt die Veröffentlichung.
Im Frühjahr 2020 traf der erste Corona-Lockdown auch die Erstkommunionkatechese unvorbereitet. Wenige Wochen vor Ostern und den Erstkommunionfeiern wurden Vorbereitungskonzepte und -dynamiken abgebrochen, der Vorbereitungsweg über eine unbestimmte Zeit verlängert, da die Erstkommunionfeiern vielerorts verschoben wurden.
Die Arbeitshilfe dokumentiert das Projekt der #Coronakatechesen zur #Erstkommunion, das seinerzeit über die Homepage der Theologischen Fakultät Fulda in der Zeit vom 14. März bis zum 20. Mai 2020 nach und nach veröffentlicht wurde. Die katechetischen Einheiten wurden dazu durchgesehen, formal vereinheitlicht und um eine Einleitung ergänzt.
Die Studie beschreibt die aktuelle Lage der Bestandserhaltung in kirchlichen Archiven und Bibliotheken und stellt eine Ergänzung zu den „Handlungsempfehlungen“ der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (=KEK) dar.
Die Untersuchung geht auf eine Umfrage der gemeinsamen Altbestandskommission von AKThB und VkwB aus dem Jahr 2017 zurück.
Die gesammelten Daten wurden im Rahmen eines Modellprojekts der KEK analysiert, ergänzt und für die vorliegende Publikation aufbereitet.
An edition, translation and analysis of three short texts by Lanfranc’s student Ralph of Battle (1040-1124), an intimate of Saint Anselm, dedicated to theological problems concerning human free will: Quare deus hominem fecit, De paradiso et inferno, and Sententia beati Ieronimi de libero arbitrio. In them, Ralph – probably following Saint Augustin – raises three main questions: Why did God create human beings knowing that they would sin? Why did he not create human beings without the ability to sin? And, given divine foreknowledge and predestination, can human beings really be held responsible for their sins? His answers to these queries are compared to those put forward by Saint Anselm, Gilbert Crispin and authors associated with the school of Laon. Interestingly, one of the two passages attributed to Jerome which Ralph uses to spell out the value of our ability to sin is actually from Pelagius (Pseudo-Jerome). This, however, is not to say that Ralph is a Pelagian.
An edition, translation and analysis of Ralph of Battle’s theological treatise De creatore et creatura et quid inter se differunt creaturae. Ralph (1040–1124) was a student of Lanfranc at Le Bec and subsequently at Caen. An intimate of Saint Anselm and a prolific writer himself, he served as chaplain to Lanfranc, prior of Caen and Rochester, and abbot of Battle. In this text, Ralph develops a theology of creation and a theological anthropology, discussing topics such as the ontological difference between creator and creature; the hierarchy of creatures; the human creature as a composite of body and soul; our relationship to non-rational creatures, to the angels and to the creator; our knowledge of God and the incomprehensibility of the divine nature.
An edition, translation and analysis of three short texts by Lanfranc’s
student Ralph of Battle (1040-1124), an intimate of Saint Anselm, dedicated to
theological problems concerning human free will: Quare deus hominem fecit, De
paradiso et inferno, and Sententia beati Ieronimi de libero arbitrio. In them,
Ralph – probably following Saint Augustin – raises three main questions: Why
did God create human beings knowing that they would sin? Why did he not
create human beings without the ability to sin? And, given divine foreknowledge
and predestination, can human beings really be held responsible for their sins?
His answers to these queries are compared to those put forward by Saint Anselm,
Gilbert Crispin and authors associated with the school of Laon. Interestingly, one
of the two passages attributed to Jerome which Ralph uses to spell out the value
of our ability to sin is actually from Pelagius (Pseudo-Jerome). This, however, is
not to say that Ralph is a Pelagian.
Although preceding the great poverty movements which were to challenge the Western Church in the twelfth and thirteenth centuries, the relinquishment of private property and the care of the poor are notable themes in Anselm of Canterbury’s monastic thought, apart from being a major preoccupation of his life. This paper intends to provide an overview and analysis of Anselm’s views on private property and the religious life, on wealth, poverty and the care of the poor. The texts considered include his letters, prayers and theoretical works, the Benedictine Rule, Lanfranc’s Decreta and the Consuetudines Beccenses, as well as the writings of Eadmer and Alexander recording Anselm’s deeds and words
Among the Latin Church Fathers, there was a widespread understanding of divine eternity as timelessness, while time as we know it was regarded to be relative to the existence of material or at any rate mutable entities, to, that is, the existence of creatures. Now if we suppose that God has also created (or might have created) purely spiritual beings or an initially unformed matter, one may wonder how these relate to time – to our time – as well as to the timeless eternity of their creator. This is an edition, translation and extended commentary of two short texts by Ralph of Battle, an intimate of Saint Anselm, concerning this very problem: a “sentence” from Jerome, and a treatise setting out a theological position which according to Ralph some have taken in the wake of Jerome’s testimony. Ralph’s rendering of the position in question is contextualized by looking at his other works and comparing Ralph’s and Jerome’s lines of reasoning to that of Augustine, who considers the issue in various works without, however, feeling able to settle the matter conclusively.
Die Pandemie bestimmt die Rahmenbedingungen. Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Einschränkungen bei den Gottesdiensten – Liturgie und Katechese müssen darauf reagieren. Vieles, was bisher war, was bewährt und vertraut ist, muss auf den Prüfstand.
Wie kann Gemeinschaft erlebt und gestaltet werden? Welche Erfahrungsräume lassen sich anbieten? Welche Materialien sind wirklich hilfreich? Und wo ist der Einsatz digitaler Hilfsmittel möglich und sinnvoll?
Fragen wie diese resultieren aus den Erfahrungen des Corona-Lock-downs im Frühjahr 2020, als auch Katechesen und Erstkommunionfeiern betroffen waren. Für die Erstkommunion 2021 können sie genutzt und weitergedacht werden.
Diese Arbeitshilfe bietet dazu Vorschläge und Ideen. Sie sollen bewährte Erstkommunionwege unter Pandemiebedingungen ergänzen.
Die einzelnen Einheiten sind so konzipiert, dass sie auch als eigenständiger Erstkommunionweg genutzt werden können.
Das 15. Arbeitsforum für Religionspädagogik, das die Pädagogische Stiftung Cassianeum in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Leiter der Schulabteilungen der deutschen Diözesen (KOLEISCHA) und der Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik und Katechetik (AKRK) und dem Deutschen Katecheten-Verein (dkv) vom 04. bis 06. März 2020 in Rain am Lech durchführen konnte, widmete sich der Frage nach der Bedeutung der Digitalisierung für den Religionsunterricht. Diese um einige Beiträge ergänzte Tagungsdokumentation beschreibt religionspädagogische und -didaktische Überlegungen in einer Phase des Übergangs hin zu mehr Digitalität im Religionsunterricht und bietet dazu drei verschiedene Perspektiven: Er enthält Grundlegungen: grundsätzliche Reflexionen zur Bedeutung der Digitalität für die religiöse Welterschließung im Kontext Schule, fragt nach Möglichkeiten und Herausforderungen für die unterrichtliche Praxis und sichtet Beispiele von Digitalisierung in der Fortbildung.
Niemand soll den letzten Weg alleine gehen. Die Arbeitshilfe will Menschen befähigen, die Tote begleiten, die alleine sterben, keine kirchliche Bestattung für sich erbeten haben, aber auch in diesem Moment nicht alleine sind. Das Projekt Trauergeleit in Fulda qualifiziert und begleitet freiwillig engagierte in diesem Dienst.
Kirchliche Jugendarbeit hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Eine Antwort auf veränderte Ästhetiken und Eventformen sind die "Jugendkirchen". Deutschlandweit die erste war Tabgha in Oberhausen. Die Arbeit fragt exemplarisch nach Konzepten und Ergebnissen dort und in der Jugendkirche Jona in Frankfurt nach und zieht Folgerungen für die Jugendpastoral heute.
Am Ende des Jahres der Barmherzigkeit wird ausgeführt, dass Barmherzigkeit nicht die schwächere Haltung der Pastoral ist im Vergleich zur Gerechtigkeit, sondern die anspruchsvollere und herausforderndere Haltung. Nicht generelle rechtliche Vorgabe sondern die Begegnung mit dem einzelnen Menschen und seinem Geschick ermöglichen die Erfahrung der Güte Gottes. Die dazugehörige Grundentscheidung ist die des Urteilsverzichts.
Taufberufung wird in einigen diözesanen Dokumenten als Grundlage für das Engagement aller Christgläubigen postuliert. Der Aufsatz untersucht die Dokumente der deutschen Bistümern bezüglich der Aussagen zum Priestertum aller Gläubigen und zur Führungs- und Leitungskultur und bettet diese Rezeption ein in Grundfragen der Theologie
Zum einen wird hier versucht, die traditionelle Fegefeuerlehre zur Lösung eines be-stimmten ethischen Problems in Anspruch zu nehmen: des Problems nämlich, dass teleologische Ethiken bei den abnehmenden Prognosewahrscheinlichkeiten in hyper-komplexen Handlungszusammenhängen an Orientierungskraft verlieren. Die These des vorliegenden Texts lautet, dass vor dem Hintergrund der traditionellen Fegefeuerlehre eine "satisfaktorische" Theorie der Tatfolgen denkbar ist, die die moralische Bewältigung von Sünden "parallel" zu ihrer Folgenentfaltung in der Dimension kirchlicher Solidarität plausibilisiert. Der ethische Zugang soll zum andern ein paar Gründe liefern, weshalb man auch heute noch den Glauben an das Fegefeuer nachvollziehbar finden könnte. Dieser Rehabilitierungsversuch ist kein Selbstzweck, sondern seinerseits ein Unternehmen kirchlicher Solidarität. Denn in der Gegenwart das glauben zu können, was schon die ChristInnen früherer Generationen glaubten, wahrt und stärkt die kirchliche koinonía durch die Zeiten hindurch.