Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln
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Leibliche Kinder von Pflegeeltern wurden in der Fachliteratur und in der Forschung bislang wenig beachtet. Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie zu den Erfahrungen von leiblichen Kindern (9 bis 18 Jahre) vorgestellt. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die befragten Kinder und Jugendlichen die Beziehung zum Pflegegeschwister insgesamt positiv beschrieben, wobei sie auch problematische und unbefriedigende Aspekte thematisierten. In der Familie übernehmen sie zahlreiche Verantwortlichkeiten und tragen aktiv zum Gelingen des Pflegeverhältnisses bei. Allerdings fühlen sie sich auch oft ungenügend auf die Inpflegenahme und den Umgang mit dem Pflegekind vorbereitet. Aus den Ergebnissen werden Empfehlungen für die Praxis und weiterführende Studien abgeleitet.
Ohne Klient*innen wäre Soziale Arbeit nicht möglich. Die Bezeichnung „Klient*in“ wirft jedoch die Frage auf, wer oder was genau damit gemeint ist und in welchem Verhältnis Soziale Arbeit zu Klient*innen steht. Dies ist im Handlungsfeld der stationären Sozialen Altenarbeit besonders relevant, in dem ältere Menschen in erster Linie als Bewohner*innen leben und lediglich kontextspezifisch zu Klient*innen werden. Diese fehlende Eindeutigkeit in der Zuschreibung des Klient*innenstatus hat auch zur Folge, dass der Auftrag der Sozialen Arbeit in diesem Handlungsfeld bisher nicht eindeutig definiert ist und die Einrichtung eines Sozialen Dienstes in Seniorenheimen keine Selbstverständlichkeit darstellt. Dieser Beitrag zielt auf eine Präzisierung des Klient*innenstatus in diesem Feld ab. Mit Hilfe der Heuristik des un/doing clientification soll bestimmt werden, wie der Klient*innenstatus konstruiert und dekonstruiert wird und welche Aufgaben der Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes damit einhergehen. Dies wird mit Hilfe der Ergebnisse eines ethnographischen Forschungsprojektes veranschaulicht. Es werden all jene sozialen Praktiken dargestellt, in denen der Klient*innenstatus im praktischen Tun hervorgebracht, aufrechterhalten, in Frage gestellt oder irrelevant gemacht wird. Die Ergebnisse ermöglichen neue Impulse für das Verständnis des Klient*innenstatus in der stationären Sozialen Altenarbeit und verdeutlichen die Bedeutung des Sozialen Dienstes in Seniorenheimen.
Objective: In this paper we ask how and through which social practices age and family are relationally being un/done in the course of the pandemic in Germany, and how these un/doings shape, shift or even break intergenerational relations.
Background: The spread of the coronavirus and the attempts of governments to slow it down are severely affecting livelihoods worldwide. The institutionalised ageism underlying these government measures affects the youngest and oldest in society in particular (Ayalon et al. 2020; van Dyk et al. 2020). Intergenerational relations of social reproduction enacted, inter alia, through practices of eldercare, grandparenting, or voluntary work, are significantly limited in the current pandemic, as older adults are framed as an 'at-risk group', children as 'silent transmitters', and young adults as a 'risky group' (Ayalon et al. 2020; Stokes & Patterson 2020). These constructions contribute to the constitution, stabilisation and 'doing' of age in the pandemic.
Method: We present findings from longitudinal research that was conducted through qualitative, problem-centred interviews between March 2020 and February 2021 with persons of different ages living in different household and care constellations in Germany.
Results: Whereas in non-pandemic times doing age can be constitutive for doing family – as a constellation traditionally perceived to comprise multiple generations – we see the opposite happening in the pandemic: as age-based government measures to contain the spread of the virus limit intergenerational relations, older adults face the risk of being excluded from families. Hence, doing age can lead to a redoing or even an undoing of family.
Conclusion: The paper outlines the potential of a 'linking ages' approach for the study of family lives and of intergenerational relations in times of crises.
In der aktuellen Soziologie werden Diskussionen über die Herstellung von sozialen Differenzkategorien, deren Wechselwirkungen und damit einhergehenden Produktionen sozialer Ungleichheitsverhältnisse insbesondere über intersektionale Ansätze geführt. Kritik an intersektionalen Ansätzen richtet sich auf ihre Fokussierung auf eine begrenzte Anzahl bereits gut erforschter Differenzkategorien und auf Konstruktionsprozesse (doings), wobei tendenziell Dekonstruktionsprozesse (undoings) ausgeblendet werden. Der Beitrag greift beide Kritikpunkte auf, um sie für die intersektionale Theoriebildung fruchtbar zu machen. Erstens wird statt auf die klassische Trias aus race, class, gender das Differenzmerkmal Alter fokussiert, um dessen Relevanz als ‚metrische Variable‘ deutlich zu machen. Zweitens wird zusätzlich zu doing age ein undoing age als Konzept ausgearbeitet. Um die Differenzkategorie Alter einer intersektionalen Betrachtung zugänglich zu machen, entwickelt der Beitrag damit einen multiperspektivischen Analyserahmen.
Im Beitrag wird mit Fokus auf vier Ansprüche an die Erfassung von Kinderperspektiven der methodische Zugang des Interviews daraufhin reflektiert, wie im Kontext von kindlichem Eigensinn und generationaler Ordnung die Erwachsenheit der Forscher*innen aus forschungsethischer Sicht betrachtet werden kann und muss. In der sequenzanalytischen Re-Analyse von konflikthaften und weniger ergiebig erscheinenden Interviewsequenzen werden sog. Ad-hoc-Praktiken deutlich, in denen Forscher*innen in der Einmaligkeit der konkreten Interviewsituation Erwachsenheit und generationale Ordnung bei gleichzeitigem Interesse am Eigensinn des Kindes (re)produzieren. Diese sog. „Turning Points“ bieten Impulse für die Justierung des Begriffs der Angemessenheit und die Erweiterung von individuellen Forschungskompetenzen bei Kinderbefragungen.
Starting from the discussion on the theory-practice relation in educational science, this article focuses on the tradition of action research, particularly in the course of the 1970s. Using the example of Laborschule Bielefeld, a state-run experimental school, it examines the challenges that arise in the attempt to fundamentally question the boundaries between theory and practice in the mode of action research. Not only does it become apparent that the tension between theory and practice cannot be completely resolved – even if an attempt is made to resolve it constructively in a group of “teacher researchers” who act as autonomously as possible – but the fundamental difficulties of participatory research in the field of pedagogy are revealed.
This contribution discusses objections to and concerns with the concept of post-critical pedagogy in general and Wortmann’s introduction to the topic in issue 9 of On Education (Wortmann, 2020) in particular. In the first section, Selma Haupt identifies three main issues as missing in post-critical pedagogy: first, the lack of a concrete notion of what counts as critical pedagogy, second the lack of criteria for what is good in education, and third the lack of connection to established research traditions within education. In the second section, Kai Wortmann responds to these issues, and in the third section, Selma Haupt reflects on her reading of post-critical thinking. While objections remain, she attempts to capture what post-critical pedagogy may mean.
In der pädagogischen Professionalisierung Richtlinien für das eigene Verhalten zu entwickeln, ist angesichts der Ungewissheit pädagogischen Handelns unabdingbar. Welche systematischen Schwierigkeiten in diesem Anspruch und in der subjektiven Aneignung eines Ethos liegen, wird im Beitrag ausgeführt und am Beispiel des Referendariats verdeutlicht.
Die Kritik des Antisemitismus und die Erkenntnis der gesellschaftlichen Bedingungen seiner Möglichkeit waren die treibende Kraft der Entwicklung der Kritischen Theorie nach 1945. Das schloss eine prinzipielle Solidarität mit Israel als dem Staat der Holocaustüberlebenden und ihrer Nachkommen ein. Kritische Theorie war indes nie ein homogenes Theoriegebäude. Nach dem 7. Oktober, der tödlichsten Attacke auf jüdisches Leben seit dem Holocaust, trat in den Reihen kritischer Theoretiker:innen ein Bruch entlang der „Israelfrage“ zutage: Verharmlosungen des misogyn-antisemitischen Hamas-Terrors und Delegitimierungen des Staates Israel werden lautstark vorgetragen, von anderer Seite gibt es Gegenwehr. Dieser Beitrag rekonstruiert die zunehmende Ausblendung der Antisemitismuskritik als treibende Kraft kritischer Theorie und veranschaulicht das anhand der Allianzen zwischen Fraktionen „kritischer“ Theorie und Islamismus, die bereits seit 9/11 zu beobachten sind.
In dieser qualitativ-rekonstruktiven Studie an der Schnittstelle von qualitativer Bildungsforschung, Familienforschung und Übergangsforschung untersucht Michael Hermes Bildungsorientierungen im Erfahrungsraum Familie. Im Fokus stehen inter- und intragenerationale Aushandlungsprozesse in der Gestaltung und Erfahrung von Übergängen im Bildungssystem. Untersucht werden Fälle am Übergang von Grundschule zum Gymnasium. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Frage, welche Rolle vorhandene Bildungsorientierungen in der Familie spielen. Es entfaltet sich ein Bild vom konjunktiven Erfahrungsraum Familie, in dem biographische Erfahrungen, grundlegende Orientierungen sowie die Familienerziehung ineinander übergehen.
Auf der Grundlage von zehn Familienfällen werden unterschiedliche Dimensionen von Bildungsorientierungen unterschieden. Es erfolgt eine detaillierte Rekonstruktion der jeweiligen Erfahrungsräume der Familien. Abseits milieuspezifischer Zuschreibungen steht das jeweilige konjunktive Wissen der Familienmitglieder im Vordergrund der Rekonstruktionen. Es lassen sich Unterschiede zwischen rekonstruierbaren Bildungsorientierungen herausarbeiten, die jedoch jeweils im konjunktiven Erfahrungsraum der Familie verwurzelt sind und kontinuierlich in diesen hinein wirken. Auch durch Übergänge im Bildungssystem wird diese Kontinuität nicht aufgebrochen. Vielmehr sind es die grundlegenden Bildungsorientierungen von Eltern, die in der Erfahrung von Diskontinuität die Art und Weise der Handlungspraxis bestimmen.