Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln
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Stationsleitungen nehmen eine zentrale Bedeutung in einem Krankenhaus ein. Sie sind je nach Sicht auf die Organisation im unteren oder mittleren Management angesiedelt.
Eine einheitliche Berufsbenennung für die Führungskraft gibt es nicht. Gängig ist die Bezeichnung Stationsleitung. Die Benennung sagt nichts über das komplexe Aufgabengebiet einer Stationsleitung aus. Dieses wird vielmehr von den Organisationen selbst bestimmt bzw. festgelegt.
Eine überdurchschnittliche fachliche Pflegekompetenz „qualifiziert“ häufig eine Person zur Ausübung einer leitenden Position. Eine qualifizierte Weiterbildungsmaßnahme oder ein einschlägiges Studium ist aber keine zwingende Voraussetzung hierfür, sondern obliegt der Organisation.
Inhalte der Weiterbildung zur Leitung werden durch die Deutsche Krankenhausgesellschaft empfohlen. Die aktuell gültige Empfehlung stammt aus dem Jahr 2006. Dem gegenüber steht in diesem Zeitraum eine sich stark verändernde Krankenhauslandschaft, die sich durch viele neue Gesetze gewandelt hat und weiter wandelt.
Über die Führungsspanne einer Stationsleitung im Krankenhaus wird in der Literatur wenig geschrieben. Valide und fundierte Aussagen über eine optimale Teamgröße im Krankenhaus gibt es nicht. Die Führungsspanne im Krankenhaus erfährt aktuell eine Vergrößerung, welche mehr Führungsarbeit nötig werden lässt.
Die Stationsleitung, als Schnittstelle für viele Ansprechpartner, ist großen Spannungsfeldern ausgesetzt und kann in verschiedenste Konfliktformen einbezogen werden. Die häufigsten Konflikte sind soziale Konflikte. Beispiele hierfür können Pflegekräfte und Ärzte, aber auch Patienten und Angehörige sein.
Die Stationsleitung kann sich als Konfliktpartei, als Stakeholder oder auch als Person mit inneren Konflikten darstellen. Sie ist die erste Hierarchieebene, die am nächsten an den Mitarbeitern, den Patienten und vielen Schnittstellen andockt. Es ist eminent wichtig, dass eine Stationsleitung eine klare Rolle und Position einnehmen kann, da sie durch ihre Position einer Sandwichposition ausgesetzt ist. Der Druck von „unten“ (Mitarbeiter) und von „oben“ (Vorgesetzte) versetzt eine Leitung in ein Dilemma. Es bedarf Abgrenzungskompetenzen in beide Richtungen, um zum einen der eigenen Rolle gerecht zu werden und zum anderen um sich selbst zu schützen.
Die steigenden Patientenzahlen (sowie die Pflegebedürftigkeit) bei zeitgleichem Abbau von Krankenhausbetten verschärft die Situation in den Krankenhäusern, nicht zuletzt vor der demografischen Entwicklung. Weitere gesetzliche Vorgaben, wie Datenschutzpflicht oder die Schweigepflicht, sind im Berufsalltag zum Teil kaum einzuhalten. Den Patienten als Kunden zu betrachten eröffnet neue Konfliktfelder für Führungskräfte, da Service, Atmosphäre und Ambiente nun zusätzlich in einem maroden Finanzierungssystem untergebracht werden sollen.
Auch wenn der Pflegeberuf in der Gesellschaft ein hohes Ansehen hat, muss das Thema Pflege noch stärker in die Mitte der Gesellschaft rücken. Die patientenorientierte Pflege steht im Widerspruch zu den Einsparmaßnahmen, der Arbeitsdichte und einer zunehmenden Technisierung von Arbeitsweisen. Der vorzeitige Ausstieg aus dem Pflegeberuf, veränderte Beschäftigungsverhältnisse (von Vollzeit zu mehr Teilzeit) erschweren zusätzlich eine adäquate Planung von Personal und der Pflegearbeit.
Konfliktmanagementkompetenzen, wie der Umgang mit (inneren) Konflikten und der Auswahl geeigneter Instrumente um Lösungen herbeizuführen, setzen entsprechende Qualifikationsmaßnahmen der Stationsleitung voraus. In den Weiterbildungen und den Studiengängen wird das Thema Konfliktmanagement aber nur flankiert behandelt.
Politik beeinflusst die Organisation Krankenhaus im hohen Maße. Die Entscheidungsebene setzt die Stationsleitung in eine klassische Sandwichposition. Die Filterfunktion der Hierarchieebenen können Informationen verwässern und somit die Kernbotschaft verändern.
Die in der Einleitung genannten Forschungsfragen können wie folgt beantwortet werden:
Blinde Flecken in der Weiterbildung und im Einsatz von Stationsleitungen im Krankenhaus sind zum einen die fehlende Anpassung der Weiterbildungsinhalte an die aktuellen Herausforderungen und zum anderen der Einsatz der Stationsleitungen als „Allrounder-Antwort“ auf den Pflegefachkräftemangel. Dies verstärkt die schwierige Rollenabgrenzung einer Leitung.
Ob Konflikte auf Stationsleitungsebene angemessen gelöst werden können, hängt zum einen von den Kompetenzen der Stationsleitung ab, zum anderen aber auch vom Konfliktrahmen. Konflikte im mikro-sozialen Raum sind am ehesten lösbar. Im meso- oder makro-sozialen Raum gewinnen Konflikte Komplexitätsstufen, die außerhalb des Wirkungskreises der Stationsleitung liegen. Eine Lösbarkeit von solchen Konflikten ist erschwert bis nahezu unmöglich, da direktive Interventionen in die übergeordneten Führungsebenen nicht geboten sind.
Unbearbeitete oder ungelöste Konflikte können zu gravierenden inneren Konflikten führen, die mit einem Motivationsverlust einhergehen und bis zu einem Stillstand in der Konfliktbearbeitung führen können. Dies kann sogar psychotherapeutische Hilfe erforderlich machen. Daher ist es einmal mehr erforderlich, entsprechende Kompetenzen frühzeitig zu erlernen, um (inneren) Konflikten kompetent entgegenzutreten und eine gangbare Lösung herbeizuführen. Eine besondere Gefahr ist gegeben, wenn sich innere Konflikte zu sozialen Konflikten weiterentwickeln.
In der Bearbeitung der Thematik haben sich weitere Fragen ergeben:
Wie groß ist eine optimale Führungsspanne im Krankenhaus? Können Kriterien identifiziert werden, die eine passende Führungsspanne festlegen können?
Bestehen qualitative Unterschiede in der Weiterbildung zur Leitung und einem Pflegestudiengang und wie wirken sich diese in der Praxis aus? Wäre eine (bundes-)einheitliche Form der Qualifikation geboten? Was sind angemessene Inhalte der Qualifikationsmaßnahme und wie können diese fortlaufend evaluiert und angepasst werden?
Kann, und wenn ja mit welchen Maßnahmen, eine Stationsleitung der Abwanderung aus dem Pflegeberuf entgegenwirken? Ist dies auf der Führungsebene überhaupt realistisch möglich?
Welchen zusätzlichen Anforderungen (Fachpflege? Servicekraft? Manager? Marktforscher?) soll eine Stationsleitung gerecht werden können? Was sind realistische zu bearbeitende Aufgabengebiete einer Stationsleitung?
Kann eine Stationsleitung die Gesellschaft für Pflege sensibilisieren? Welche Methoden stehen der Stationsleitung zur Verfügung, um Pflege attraktiver, angepasster zu gestalten?
Wird der Druck und die Belastung der Pflegenden an der Hierarchiespitze, und folglich in der Politik, ungefiltert wahrgenommen? Sind die politischen Entscheidungen gehaltvolle und sinnvolle Entscheidungen, um die Pflegebasis zu entlasten?
Hintergrund
Aufgrund der Ergebnisse der Bachelorthesis der Autorinnen lässt sich festhalten, dass professionell Pflegende im stationären Berufsalltag Probleme ihrerseits mit der Versorgung wohnungsloser Patienten haben. In der vorliegenden Masterthesis wird untersucht, was die Berufsgruppe benötigt, um diese Patienten versorgen zu können. Durch ihre Arbeit im Bildungswesen haben beide Verfasserinnen die Erfahrung gemacht, dass einige Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege bereits über eine negativ geprägte Haltung gegenüber der Patientengruppe verfügen. Es soll dargestellt werden, wie der Umgang der professionell Pflegenden mit wohnungslosen Patienten ist. Gleichzeitig wird die derzeitige Ausbildungsgestaltung national und international in den Blick genommen. Die Autorinnen vermuten, dass hier der Ursprung der Problematik liegt, da die Auszubildenden nicht entsprechend auf die Versorgung und den Kontakt mit Wohnungslosen vorbereitet werden. Diese vulnerable Bevölkerungsgruppe ist in Großstädten präsent und benötigt vermehrt stationäre pflegerische Versorgung. Somit ist dies ein wichtiger Aspekt für die Pflege.
Methoden
Es handelt sich um eine dyadisch geteilte Qualifikationsarbeit. Aufbauend auf einem systematischen Literaturreview wird eine qualitative Untersuchung durchgeführt. Das Review schließt den nationalen sowie internationalen englischsprachigen Wissensbestand der Scientific Community (S. C.) ein. Insgesamt werden sieben Fachdatenbanken zu der Thematik der wohnungslosen Menschen allgemein sowie der pflegerischen Versorgung derer und die Ausbildungssituation in diesem Kontext durchsucht. Das Review orientiert sich an den Vorgaben der Cochrane Collaboration und verwendet den PRISMA-Standard. Insgesamt konnten so 488 Literaturtreffer generiert werden, davon entstammen 219 der nationalen und 269 der internationalen Recherche. 37 der so erlangten Treffer konnten eingeschlossen werden. Parallel dazu wurde eine Handrecherche durchgeführt, mit deren Hilfe weitere 77 Treffer eingeschlossen werden konnten.
Bei der im Anschluss durchgeführten pflegewissenschaftlichen, qualitativen Untersuchung unter Verwendung sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden handelt es sich um sieben leitfadengestützte face-to-face Experteninterviews. Befragt wurden professionell Pflegende, die ihre Ausbildung nach der Ausbildungsrichtlinie von 2004 absolviert haben und wohnungslose Patienten in ihrem Berufsalltag versorgen. Die Auswahl der Auswertungsmethode erfolgte nach Durchführung eines Methodenreviews. Entsprechend erfolgte die Interviewauswertung mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel und ihren Forschungsparadigmen.
Ergebnisse
Zur Gruppe der Wohnungslosen können zahlreiche Aussagen gefunden werden. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Beschreibung genereller Fakten diese Gruppe betreffend. Es handelt sich um eine inhomogene und international größtenteils vergleichbare Bevölkerungsgruppe. National wie international lassen sich nur wenige Literaturhinweise identifizieren, welche sich mit dem Erleben der professionell Pflegenden im Umgang mit wohnungslosen Patienten auseinandersetzen. Gleiches gilt für die Ausbildungssituation in diesem Zusammenhang.
Die Experteninterviews liefern Antworten auf die Frage, wie die pflegerische Versorgung wohnungsloser Patienten durch die professionell Pflegenden stattfindet und empfunden wird. Ihre Haltungen/Einstellungen werden deutlich. Sie geben Anregungen für die Ausgestaltung der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, um Auszubildenden einen positiven Umgang mit der Patientengruppe der Menschen ohne Wohnung zu ermöglichen.
Schlussfolgerungen
Es lässt sich aussagen, dass die Pflege dieser Patientengruppe als „anders“ und nicht unbedingt negativ beschrieben wird. Als Motiv für die als „anders“ zu bezeichnende Pflege kann u. a. „Helfen wollen“ bezeichnet werden. Weiter scheinen große Teile der Pflegenden durch den körperlichen Zustand (Hygiene, Kleidung) der wohnungslosen Patienten beeinflusst zu werden. Dadurch und durch andere Faktoren wird Handlungsbedarf bei den Pflegenden ausgelöst. Zudem zeigt sich bei der pflegerischen Versorgung wohnungsloser Patienten ein weiter gefasstes Pflegeverständnis, was sich z. B. durch das Anbieten von Gesprächen charakterisiert. Diese Fakten lassen sich auch international bestätigen.
Aus den Aussagen der Experten kann geschlussfolgert werden, dass in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung das Thema Wohnungslosigkeit in Theorie und Praxis vermittelt werden muss. Einen hohen Stellenwert hat hier die Unterstützung der Auszubildenden bei der Identitätskonstruktion.
Weiterer Forschungsbedarf wird als unerlässlich angesehen, da das Verhalten und die Sicht der professionell Pflegenden sowie der Auszubildenden noch weiter untersucht werden sollten.
Die Arbeit stellt ein Critical Appraisal dar. Die systematische Literaturrecherche in drei Datenbanken erfolgt angelehnt an die Vorgaben der Cochrane Collaboration. Im Rahmen der Recherche fanden sich zahlreiche Literaturquellen zu allgemeinen Belangen und Fakten Wohnungsloser und dem, was sie denken und benötigen. Ein Schwerpunkt der Literatur liegt auf dem sozialarbeiterischen und medizinisch/psychiatrischen Themengebiet. Es zeigt sich, dass es sich bei dieser Gruppe um eine inhomogene Gruppe mit multidimensionalen Problemen handelt. Das Erleben und Verhalten der professionell Pflegenden hingegen wird in der Scientific Community nicht diskutiert. Lediglich in der grauen Literatur findet sich eine unveröffentlichte Arbeit zu dieser Thematik. Die Pflegeausbildung wird in der Literatur nicht betrachtet. Aufgrund geringer gefundener Literatur, lässt sich vermutet, dass ein wertschätzender Umgang der prof. Pflegenden mit wohnungslosen Patienten aus einer positiven Grundhaltung ihnen gegenüber resultiert. Weiterer Forschungsbedarf wird aufgedeckt.