Katholische Privat-Universität Linz
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Das Kloster und die Mönche von Tibhirine wurden über viele Jahre nur von der unmittelbaren, ausnahmslos muslimischen Nachbarschaft sowie von der kleinen, überschaubaren Diasporakirche Algeriens wahrgenommen. Das änderte sich mit dem Jahr 1996. Ein tragisches Geschehen machte Tibhirine bekannt: die Entführung und spätere Ermordung von sieben Mönchen des Atlasklosters. Mit einem Mal traten das Kloster und die Trappisten, allen voran sein Prior Christian de Chergé, aus der Verborgenheit ins Licht der Bekanntheit. Mittlerweile wurden die Trappisten sowie zwölf weitere algerische Märtyrer im Dezember 2018 in Oran seliggesprochen. Das Faktum der Seligsprechung beinhaltet, dass es so etwas wie eine „Botschaft von Tibhirine“ an die Christenheit von heute gibt. Doch worin besteht die Spiritualität von Tibhirine? Wie lässt sich diese erheben? Besteht genügend zeitlicher Abstand zu den tragischen Ereignissen, um aus einer gewissen Distanz Konturen einer solchen Spiritualität auszumachen?
Dies waren einige jener Fragen, mit denen sich die „Arbeitsgemeinschaft Theologie der Spiritualität“ im Rahmen ihrer Jahrestagung unter der Überschrift „Gott im Antlitz des Anderen. Die Spiritualität der Mönche von Tibhirine“ vom 12.-14. September 2019 im Exerzitienhaus Himmelspforten (Würzburg, D) beschäftigte. Die vorliegende Publikation dokumentiert die Referate dieser Tagung und verbindet damit die Hoffnung, die Rezeption der Spiritualität von Tibhirine im deutschen Sprachraum voranzubringen.
„Seien Sie kein Säugling, seien Sie ein Mann!“ Zur Aktualität von Katharina von Siena (1347-1380)
(2022)
Heute Kirchenlehrerin und Patronin Europas, steht Katharina von Siena fremd und nah zugleich in der Geschichte leidenschaftlicher Gottesmystik und ständiger Kirchenreform(ation). Ihre Lebenszeit ist voller Umbrüche: große Pest, Machtkämpfe in der toskanischen Heimat und Aufbruch der Nationalstaaten, Krise des Papsttums erst in Avignon und dann im Abendländischen Schisma.
Gerade im historischen und hermeneutischen Abstand lassen sich in der Begegnung mit Katharina Grundfragen christlicher Spiritualität, Theologie und Kirchengestalt(ung) durchbuchstabieren – auf der Suche nach der mystisch-politischen Doppelstruktur des Christlichen in nachpatriarchaler Zeit. Nicht zuletzt gilt es, dem Verhältnis therapeutischer und spiritueller Heilungswege nachzuspüren und dem Zusammenspiel von Gesundheit, Krankheit und Heiligkeit.
Dokumentation der Jahrestagung der AGTS vom 15.-17. September 2022 in Würzburg. Im Hintergrund des Themas stehen die aktuellen Debatten über Missbrauch und Machtstrukturen in der Kirche. Zwar scheinen Spiritualität und spirituelle Praxis zunächst keinen unmittelbaren Bezug zur Machtproblematik zu haben. Diese Annahme hält einer redlichen Prüfung allerdings nicht stand. Denn ‚Spiritualität‘ ist ein menschliches Tun und damit anfällig für Missbrauch. Auch geistliche Vollmacht ist: Macht. Jede geistliche Gemeinschaft hat neben den Anliegen ihrer Berufung auch Machtstrukturen zu klären und zu überprüfen. Die aktuelle Diskussion um kirchliche Hierarchien und ihre Verführbarkeit zeigt, wie tief die Verirrung sein
kann. Wie sieht hier und unter heutigen Bedingungen eine ‚Unterscheidung der Geister‘ aus, und wie kommt man zu einer redlichen Überprüfung der eigenen spirituellen Praxis und der einer geistlichen Gemeinschaft? Zerreißproben sind da unvermeidlich, es tun sich Abgründe auf, und das, was Spiritualität heißen soll, muss eingehend geklärt werden. Auch, ja, gerade, weil es schmerzhaft ist.