Evangelische Hochschule Nürnberg
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In der sozialarbeitswissenschaftlichen Diskussion gibt es vergleichs-
weise wenig empirische Erkenntnis darüber, wie Fachkräfte Theorien wahrnehmen, verstehen und auf sie in ihrer professionellen Urteilsbildung Bezug nehmen. An diesem Desiderat setzt das hier vorgestellte Forschungsprojekt an. In einem qualitativen Setting wurden dazu Sozialpädagog:innen im Handlungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe befragt. Zentrales Ergebnis ist, dass die befragten Fachkräfte ihr Handeln – entgegen des gängigen Vorurteils von der theorielosen Praxis – durchaus theoretisch begründen. Allerdings erfolgt diese Rahmung nicht immer über eine explizit sozialarbeits-wissenschaftliche Orientierung. Für die Hochschuldidaktik ergibt sich die Aufgabe, ein nachhaltigeres Theorieverständnis anzulegen, das über lange Zeiträume der Berufsbiografie tragen kann.
Jugendliche in Maßnahmen der stationären Jugendhilfe erreichen im Vergleich zu ihren Altersgenossen geringere Schulabschlüsse und orientieren ihre Berufswahl eher an mittleren bzw. niedrigen Berufsqualifikationen. Der Beitrag untersucht basierend auf einer qualitativen Interviewstudie (N = 5) die Rolle der (sozial)pädagogischen Fachkräfte als „signifikant Andere“ im Hinblick auf deren Bildungsaspirationen. Hierbei wird deutlich, dass die Befragten eher defensive Überzeugungen äußern, denen zufolge schulischer Bildungserfolg der „children in care“ als „viel zu weit weg“ wahrgenommen und kaum für möglich gehalten wird. Abschließend wird betont, dass solche Überzeugungen ein bildungstheoretisch begründetes Verständnis der stationären Jugendhilfe als Ort der Transformation (Koller) im Modus
der Horizontüberschreitung (Tenorth) unterlaufen.