Evangelische Hochschule Nürnberg
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Gutes Leben im Alter? Ethische und anthropologische Anmerkungen zu technischen Assistenzsystemen
(2020)
Versucht man das Zeitalter zu charakterisieren, dessen Zeugen wir sind, das wir prägen und von dem wir geprägt werden, wird häufig darauf verwiesen, dass wir in einem Zeitalter großer Veränderungen leben. Diese betreffen divergente Bereiche wie das Politische, dessen Architektur sich spätestens mit dem Ende der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und mit 9/11 drastisch veränderte, oder das Ökonomische, das durch die globale Verbreitung des Kapitalismus und dessen scheinbare Alternativlosigkeit gleichförmiger, vernetzter und dominanter zu werden scheint (Fukuyama 1992). Aber auch gesellschaftliche Sphären übergreifende Praktiken wie neue Kommunikationsformen, deren Wandel durch ihre Digitalisierung und informatische Erschließung großer Teile der Welt vorangetrieben wird, tragen stark zu Veränderungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens bei. Auf zwei Bereiche, die voranschreitende Technisierung einerseits und den demographischen Wandel andererseits, wollen wir uns in diesem Beitrag maßgeblich konzentrieren und der Frage nachgehen, wie diese Bereiche bezüglich eines guten Lebens im Alter aus einer ethischen und anthropologischen Perspektive erfasst werden können.
Es ist eine vielzitierte Tatsache, dass es in den nächsten Jahrzehnten zu einer deutlichen Zunahme der alten, insbesondere der über 75-jährigen Menschen und einem damit einhergehenden Anstieg des Hilfe- und Pflegebedarfs kommen wird. Der Altersquotient wird von derzeit 34% auf 53% im Jahr 2030 ansteigen. Erst jüngst machte die Süddeutsche Zeitung (03.12.12) als Fazit einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Pflegenotstand wieder eine „düstere Prognose für das Leben im Alter“ auf. Die Zahlen für 2030 wiesen auf eine „dramatische Versorgungslücke“ hin, die dadurch begründet sei, dass die Zahl der Pflegebedürftigen um 47% auf 3,4 Millionen Menschen steigen werde. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass ca. eine halbe Millionen Pflegekräfte fehlen werden.
Ressourcen der Hilfeleistung können also immer weniger aus den Altersgruppen der 20- bis 60-jährigen rekrutiert werden. Die Unterstützung und Pflege in Zukunft wird nicht mehr alleine durch professionelle Dienste (stationäre, teilstationäre und ambulante Angebote) und dieFamilie aufgefangen werden können. Daher ist es wichtig weitere soziale Netzwerke zu aktivieren und bereits jetzt quartiersspezifisch zu installieren. Aus dieser Erkenntnis heraus sind in den letzten Jahren zahlreiche Pilotprojekte im Sinne bürgerschaftlichen Engagements ins Leben gerufen worden.
Unsere Gesellschaftsstruktur verändert sich. Wir werden weniger Menschen, der Anteil der älteren Bevölkerungsschicht steigt sukzessive. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf das Gesundheitswesen unserer Republik. Das individuelle Risiko pflegebedürftig zu werden, steigt mit zunehmendem Alter an und infolge dessen auch der Bedarf an entsprechendem Fachpersonal.
Besonders der Pflegebereich wird im Spannungsfeld einer ansteigenden Belastung des Einzelnen und dem wachsendem Bedarf an neuem Personal stehen. Gleichzeitig steigt das Alter der Erwerbstätigen an.
Daraus entwickeln sich besondere Ansprüche an die Führungskräfte, um die verschiedenen Generationen erfolgreich führen zu können. Hinzu kommen berufsbedingte körperliche Belastungen und ungünstige Arbeitsbedingungen. Diese gilt es mit geeigneten Maßnahmen abzumildern. Förderlich erscheinen hierfür technische Hilfsmittel, neue Wege der Arbeitszeitgestaltung und eine Organisation, die es versteht, den Anforderungen einer generationalen Führung gerecht zu werden.
Arbeitgeber müssen es schaffen, sich als eigenständige Marken auf dem Markt zu positionieren – Employer Branding wird an Bedeutung gewinnen. Neue Wege in der Personalbeschaffung sind notwendig, gezieltes zugehen auf ältere Generationen wird erforderlich. Gleichzeitig besteht die Herausforderung, die immer noch existierenden, Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeiter abzubauen.
Durch den demografischen Wandel entwickeln sich aber auch Chancen für die Einrichtungen im Gesundheitswesen. Diejenigen unter den Arbeitgebern, die sich zeitnah und gezielt der älteren Generation der Arbeitnehmer widmen und parallel dazu in die Ausbildung neuer Fachkräfte investieren, werden Wettbewerbsvorteile im Rennen um Talente generieren können.
Durch eine zunehmend alternde Bevölkerung wird es möglich sein, neue Märkte zu erschließen und die eigenen Angebote zu erweitern. Hier sollten die sich ergebenden Möglichkeiten genutzt werden.
Wiederkehrend stellt sich die Frage, ob sich Arbeitsmigration eignet, den drohenden Mangel an Fachkräften kompensieren zu können. Hierzu gibt es erfolgreiche Praxisbeispiele in Einzelfällen, generell kann jedoch erkannt werden, dass der umfassende Bedarf an Mitarbeitern sich nicht nur durch Arbeitskräfte aus dem Ausland decken lässt.
Unternehmen, die dem demografischen Wandel nicht aktiv entgegentreten, laufen zukünftig Gefahr, ihre Leistungen nicht mehr vollumfänglich erbringen zu können, da ihnen das hierfür erforderliche Personal langfristig nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
Die vorliegende Masterarbeit ist der Frage gewidmet, wie die erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen der Babyboomer, X, Y und Z im Unternehmen durch Diversity Management gefördert werden kann. Durch konzeptionelle Überlegungen sollen praxisrelevante Handlungsempfehlungen entwickelt werden.
Die grundlegende Theorie besteht im soziologischen Generationenkonzept in der Tradition von Karl Mannheim. Der Trend der Mehrgenerationen-Belegschaft und des demografischen Wandels weisen auf die Bedeutung von Diversity Management hin. So stellt sich die Frage nach dem Umgang mit der generationalen Diversität in Unternehmen.
In dieser Arbeit erfolgt die Verknüpfung theoretischer Hintergründe und empirischer Ergebnisse. Die Generationen werden in Kombination des soziologischen Generationenkonzeptes und der Studie Wertewelten Arbeit 4.0 charakterisiert. Die Herausforderungen und Chancen für die Zusammenarbeit im Team werden herausgearbeitet. Daran schließt sich die Diskussion und Analyse zweier Diversity Management Modelle.
Die Auseinandersetzung liefert Faktoren, um mit den Herausforderungen umzugehen und das Potenzial der Mehrgenerationen-Belegschaft zur Entfaltung zu bringen. Die Ergebnisse fließen in konzeptionelle Überlegungen eines Diversity Managements mit insgesamt neun Handlungsempfehlungen. Sie fördern den Erfolg in der generationalen Zusammenarbeit aus Perspektive der Generationen und des Unternehmens.