Evangelische Hochschule Nürnberg
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Multiprofessionelle Teams in der Schwedischen Kirche - ein anregendes Beispiel für die ELKB?!
(2018)
Wie funktionieren multiprofessionelle Teams in der Schwedischen Kirche und was kann die ELKB aus den Erfahrungen der multiprofessionellen Teams in Schweden für ihren Reform-prozess lernen?
Um diese Frage beantworten zu können, war ich im November 2017 insgesamt vier Wochen in den Pastoraten Borås und Tidaholm in der Diözese Skara in Schweden und habe sowohl Gedächtnisprotokolle erstellt als auch Interviews mit Mitarbeitenden der Pastorate geführt.
Es hat sich dabei gezeigt – so viel will ich hier vorwegnehmen –, dass die Einführung von multiprofessionellen Teams in der ELKB nicht ohne einen tiefgreifenden Struktur- und Mentalitätswandel umgesetzt werden kann.
Wieso das so ist und welche vorhandenen Strukturen, die das Verhältnis der kirchlichen Berufsgruppen untereinander betreffen, für die Umsetzung problematisch werden können,
möchte ich mit dieser Arbeit zeigen.
Aber auch, warum multiprofessionelle Teams dem biblischen Auftrag der Kirche entsprechen
und ein geeigneter Weg sind, wie die Kirche den Herausforderungen durch die Gesellschaft
begegnen kann.
Die Ergebnisse aus den Gedächtnisprotokollen und Interviews aus Schweden bieten zudem
Beispiele und Erfahrungswerte aus der Arbeit multiprofessioneller Teams, die für die Einführung
von multiprofessionellen Teams in der ELKB lehrreich sein können.
[Aus der Einleitung, S. 6f.]
Es ist kein Zufall, dass das Erscheinungsjahr der ersten Auflage von Rudolf Ottos
religionsphilosophischem Hauptwerk mit dem Titel „Das Heilige“ auf das Jahr 1917 und
damit das 400-jährige Reformationsjubiläum gefallen ist. In diesem Buch für das Otto
weltweit bekannt wurde, wird ein Religionsverständnis entfaltet, welches zu einem
Umdenken über Religion im Allgemeinen, aber auch zu einem Umdenken über die Kirche in
evangelisch-lutherischer Konfession herausfordert.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass wenn in dieser Arbeit nach der Relevanz für die kirchliche Praxis gefragt ist, primär die Praxis der evangelisch-lutherischen Kirche gemeint ist.
In Deutschland gilt „Das Heilige“ als bedeutendes Werk der Theologiegeschichte und die von
Otto gebildeten Kunstbegriffe „Fascinans“ und „Mysterium tremdendum“ gehören noch heute
zum festen Bestand des theologischen Vokabulars. Da „Das Heilige“ im radikalen Widerspruch zu den populären theologischen Strömungen des 20. Jahrhunderts stand, lohnt es sich zu fragen ob dieses Werk etwa ein notwendiges Korrektiv darstellte und ob es heute als solches dienen kann.
In den letzten Jahren bildete sich ein neues nicht nur historisches Interesse an Ottos Werk.
Welche Konsequenzen diese Widerentdeckung des Heiligen haben wird, ist zum gegebenen
Zeitpunkt noch nicht abzusehen.
[Einleitung, S. 1]
Vorwort
„Und er sprach zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum anderen und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten.“ (Ex 32, 27)
Einer der Hauptkritikpunkte unserer heutigen Zeit an den Religionen ist, dass aus ihnen zwangsläufig Gewalt entsteht. Dies wird schon dadurch deutlich, dass vor allem die monotheistischen Religionen in ihrer Tradition zahlreiche Geschichten aufweisen, die die Sprache der Gewalt beinhalten. So gibt es, neben dem oben angeführten Text, der einen klaren Aufruf zur Gewalt darstellt, noch unzählige weitere Stellen in der Bibel. Dem Leser der Bibel begegnen Szenen, in denen Gott die Menschen mit Naturkatastrophen straft, gewalttätig über sie richtet, die Rolle eines mächtigen Kriegsherrn einnimmt und sogar die Menschen in seinem Namen töten lässt. Aufgrund dieser grausamen Schilderungen ist es nicht verwunderlich, dass das Christentum und auch andere Religionen von immer lauter werdenden atheistisch geprägten Stimmen als wenig friedfertig bezeichnet werden. Verstärkt wird dies durch die gehäuft ausgeführten Terroranschläge islamistischer Gruppen. Dadurch kommt es zu einer Pauschalisierung, dass durch alle Religionen Gewalt ausgeübt wird.
Da die heutige christliche Religion besonders durch das Gebot der Nächstenliebe für mich eine sehr friedfertige und tolerante Religion darstellt, kann ich diesem Pauschalurteil nicht zustimmen. Dennoch kann das Konfliktpotential, das die Religionen aufgrund ihres individuellen Wahrheitsanspruches besitzen nicht geleugnet werden. Im Rahmen dieser Arbeit beschäftige ich mich daher damit, inwieweit Religion aus christlich – theologischer Perspektive gewalttätiges Handeln bedingt, fördert oder diesem entgegenwirkt.
Zunächst möchte ich auf die Begriffe der Religion und der religiösen Gewalt eingehen. Dabei nehme ich auf die Definitionen von Karl Barth, Ludwig Feuerbach und Jan Assmann Bezug und gehe auf die Entstehung von Gewalt und den schematischen Dualismus ein. In einem zweiten Schritt werde ich verschiedene Positionen und Meinungen darlegen, um einen möglichst differenzierten Blick auf die Thematik zu erlangen. Anschließend beschäftige ich mich mit den Punkten Gewalt und Gewaltfreiheit in der Bibel. Die Arbeit wird mit einem Exkurs zur Gewalt im Islam abgerundet, da dieser aufgrund seiner aktuellen Präsenz in den Medien bei dem Thema Gewalt nicht außer Acht gelassen werden darf.