Evangelische Hochschule Tabor, Marburg
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Die vorliegende Arbeit untersucht Ursachen und Folgen von Gemeindewachstum in Landeskirchlichen Gemeinschaften. Hierzu wurde eine qualitative Studie mit sieben Pastoren wachsender Gemeinschaften durchgeführt. Untersucht wurden Beschreibungen, Interpretationen und Konstruktionen von Pastoren zum Thema.
Die Interviews haben gezeigt, dass es verschiedene Ursachen des Gemeindewachstums geben kann, z.B. Wirken Gottes, geistliche Sehnsucht/Unzufriedenheit, Platz für Menschen schaffen, Atmosphäre, Intention wachsen zu wollen, gute Kontakte und Beziehungen in den Ort, Lernbereitschaft der Gemeinde sowie eine klare Verkündigung. Ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Faktoren scheint hier grundlegend. Die beschriebenen Ursachen können daher nur Impulse für
die Arbeit vor Ort sein. Wesentlich ist, dass das Wachstum von Gemeinde immer Werk des dreieinigen Gottes und nicht machbar ist. Gleichzeitig gebraucht Gott Menschen,
die er erlöst, begabt und mit dem Heiligen Geist erfüllt hat, damit seine Gemeinde quantitativ und qualitativ wächst.
Die genannten Folgen zeigen, dass durch das Wachstum der Gemeinde vieles grundlegend verändert wird. Wo Wachstum geschieht, hat das zur Folge, dass eine neue Gemeindekultur entsteht und wenig so bleibt wie es vorher war. Dies weckt
verschiedenste Emotionen, die wahrgenommen und denen begegnet werden muss. Mit dem Modell der emotionalen Achterbahn von Groth wird ein Modell vorgestellt, das
helfen kann, Emotionen in Veränderungsprozessen zu erkennen und ihnen zu begegnen. Für das Gelingen von Veränderungen ist eine gute Leitung und Kommunikation nötig. Hier können der Führungskompass und das situative Führen hilfreiche Impulse für die Leitung von Gemeinden bieten. Gleichzeitig braucht es eine geistliche Leitung, die sich der Gegenwart des dreieinigen Gottes bewusst ist und mit seiner Hilfe, seinem Reden und Führen rechnet und ihm im Alltag Raum gibt.
Auch die Arbeit und Rolle der Pastoren veränderte sich grundlegend. Der Pastor ist nicht mehr für alles zuständig, sondern hat seine Schwerpunkte, die vor allem in der
Verkündung und Leitung bestehen. Die Gefahr von Überforderung und
gesundheitlichen Auswirkungen durch die steigenden Anforderungen wurde als real wahrgenommen. Eine gute Selbstfürsorge und Begleitung durch andere ist zentral, um
den Herausforderungen konstruktiv zu begegnen.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Chancen und Grenzen es für
christliche Gemeinden im Umgang mit der Einsamkeit von Menschen, vor allem jener
Studierender, gibt. Dabei wird der Blick außerdem über die Gemeinde hinaus auf
christliche Vereine und Gemeinden geworfen, die im direkten Lebensumfeld der
Studierenden zu finden sind.
Zu Beginn wird das gesellschaftliche Phänomen „Einsamkeit“ analysiert. Es
erweist sich dabei als ernstzunehmende Herausforderung für den Einzelnen, welche
sogar Folgen für die psychische und physische Gesundheit mit sich bringen kann.
Lösungsansätze, die für den Umgang mit Einsamkeit als wirksame Optionen
herausgestellt wurden, versuchen Menschen die Erfahrung von Gemeinschaft zu
ermöglichen, bestimmte negative Denkmuster aufzubrechen, soziale Fähigkeiten zu
fördern oder setzen sogar auf therapeutische körperliche Berührungen.
In den folgenden Ausführungen zeigt sich, dass alle entwickelten Lösungsansätze
auf gewisse Art und Weise auch von christlichen Gemeinden berücksichtigt und
angewandt werden können. Darüber hinaus stellen biblische Inhalte, die gelebte
Gemeinschaft sowie auch die seelsorgerliche Arbeit Elemente mit großem Potential
zur Bekämpfung von Einsamkeit dar. Dies gilt vor allem für Menschen, die bereits in
Kontakt mit einer Gemeinde stehen.
Eine große Herausforderung ist allerdings die schon seit längerer Zeit stattfindende
Entfremdung junger Erwachsenen und Studierender von der Kirche und den
christlichen Gemeinden. Angebote für junge Erwachsene sind in vielen Gemeinden
Mangelware und die Kirche besitzt für viele Studierende keine Relevanz mehr.
Deshalb haben es christliche Vereine und Gemeinden, die direkt im Kontext von
Hochschulen und Universitäten verortet sind leichter, Kontakte herzustellen. Die
räumliche, inhaltliche und demographische Nähe zu einsamen Studierenden
ermöglicht ihnen auch ein möglicherweise größeres Potential für die Arbeit mit diesen.
Kooperationen lokaler Kirchen mit solchen Vereinen und Gemeinden, aber auch
mit sozialen und therapeutischen Dienstleistern im säkularen Bereich könnten sich für
alle Beteiligten positiv auswirken, sind jedoch in ihrer Art und Weise sehr von den
spezifischen örtlichen Gegebenheiten abhängig.
Ein altes Thema, das sich quer durch die Kirchengeschichte zieht, konnte in den
vergangenen Jahrzehnten in verschiedensten Neuauflagen wahrgenommen werden.
Nach Jahren des Schweigens ist es inzwischen wieder vermehrt in den Fokus
öffentlicher Diskussion gerückt: der Missbrauch im frommen Gewand! Ob wir ihn
nun als religiösen, geistlichen oder spirituellen Missbrauch bezeichnen, gemeint sind
dieselben Dynamiken.
Aufgrund meiner Expertise möchte ich in dieser Arbeit eine Weitwinkelperspektive
wählen. Mein Ziel ist keine Spezialstudie zu einem einzelnen Aspekt des religiösen
Missbrauchs, sondern ein größerer Überblick über relevante Themen, die für einen
sinnvollen gesellschaftlichen Umgang und für eine gelingende Verarbeitung
Beachtung finden sollten. Dabei geht es um Prozesse der Verarbeitung in
verschiedenen Betroffenheiten, die dieses Missbrauchsphänomen mit sich bringt:
Menschen können als Opfer betroffen sein, als Begleiter*innen, Mitwisser*innen,
Täter*innen und als Verantwortungsträger*innen diverser Communities, die in ihren
jeweiligen Bezügen gefordert sind.
In dieser Arbeit werde ich aktuelle Forschungsergebnisse resümieren und besonders
die Situation derer, die von religiösem Missbrauch als Opfer betroffen sind,
aufmerksam in den Blick nehmen. In diesen Fokus gehören auch Fakten, die ihren
Weg nach dem erfahrenen Unrecht erschweren bzw. erleichtern (können).
Außerdem werde ich die Bedeutung der Positionierung von Kirchen und Gemeinden
reflektieren. Und ich möchte Wege beschreiben, die den Überlebenden
Entwicklungsperspektiven der Verarbeitung eröffnen, in deren Kontext ich auch das
aktuell diskutierte Thema der Dekonstruktion und Rekonstruktion persönlicher
Spiritualität neu aufgreife, das nicht zuletzt auf dem Hintergrund der aktuellen Krise
der evangelikalen Bewegung besondere Bedeutung gewonnen hat.
Eine interdisziplinäre Sicht auf die zu bewältigenden Aufgaben wird eine
ganzheitlichere Be- und Verarbeitung des Themas für alle Beteiligten ermöglichen
und trägt dazu bei, essentielle Bedarfe nicht zu vernachlässigen.
Der Titel der Arbeit heißt „ACT und Spiritualität – Eine Darstellung spiritueller Anknüpfungspunkte in der ,Akzeptanz- und Commitment-Therapie‘ (im Folgenden als ACT bezeichnet).“
Kulturgeschichtlich hat die Einbindung von spirituellen Themen in die Therapie zunehmend an Akzeptanz gewonnen, auch wenn es nach wie vor seitens der Therapeuten und Therapeutinnen sowie deren Klienten und Klientinnen Unsicherheiten darüber gibt, wie eine solche konkret aussehen könnte.
Der Forschungsgegenstand der Arbeit ist folgender: Es soll nach spirituellen Anknüpfungspunkten speziell innerhalb der ACT – einem Behandlungsansatz der dritten Welle der Verhaltenstherapie, der von dem amerikanischen Psychiater Steven C. Hayes in den 1990er Jahren entwickelt
wurde – gesucht werden. Das zentrale Ziel der ACT ist im Kern auch spiritueller Natur und beinhaltet, menschliches Leid zu verstehen und zu beheben.
Die spirituellen Anknüpfungspunkte werden in Bezug auf Vorgehensweisen und Grundannahmen in der ACT im Allgemeinen, aber auch speziell in der konkreten Übertragung auf spirituelle Richtungen wie dem jüdischen, muslimischen, christlichen oder auch buddhistischen Kontext dargestellt. Für ein besseres Verständnis kommt es zudem zu Begriffserklärungen wie z. B. denen der „Spiritualität vs. der spirituellen Therapie“ und zu einer Darstellung der ACT als Therapieansatz.
Sonntag vergleicht die ACT mit der „[...] Quadratur des Kreises […]“ (2005, S. 179). In diesem Sinne war es möglich, das große Feld der Spiritualität kreativ in die ACT zu integrieren bzw. zumindest Anknüpfungspunkte zu finden. Ein Experteninterview mit einer Therapeutin in der christlichen Klinik de‘ignis veranschaulicht dies am Ende der Arbeit beispielhaft und gibt damit einen kleinen Einblick in die ,gelebte Praxis‘.
Es handelt sich bei der vorliegenden Ausarbeitung um eine Literaturarbeit, welche durch das Experteninterview abgerundet wird.