Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
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Theoretischer Hintergrund
Im ersten Teil wird das Thema Stimmenhören und weitere relevante Themen vertieft betrachtet. Es werden Konzeptualisierung von Stimmenhören aus unterschiedlichen Perspektiven (medizinisch, psychologisch, aus der Erfahrungsperspektive u.a.) vorgestellt und auf die Epidemiologie sowie Ursachen und Auswirkungen eingegangen. Im Weiteren werden unterschiedliche Konzeptionen von Genesung vorgestellt und wie die aktuelle psychiatrische Versorgung und im speziellen die psychiatrische Pflege bezüglich der Unterstützung von Menschen, die Stimmen hören aufgestellt ist. In einem zweiten Teil dieser Arbeit wird im Rahmen eines Scoping-Reviews der Frage nachgegangen, welche gesprächsbasierten Ansätze und Interventionen aktuell in der Forschungsliteratur beschrieben werden und welche Rolle dabei die Pflege als Berufsgruppe spielt. Der dritte Teil beschreibt die Durchführung und Ergebnisse eine Pilot-Interventionsstudie zur EFC-Beratung durch Pflegefachpersonen für Menschen, die Stimmen hören.
Scoping Review zu gesprächsbasierten Ansätzen bei Stimmenhören
Hintergrund: Die positiven Auswirkungen sowohl von antipsychotischen Medikamenten als auch von kognitiver Verhaltenstherapie bei Psychosen (KVTp) auf Menschen die Stimmen hören, sind nach wie vor begrenzt. Folgend wurden in jüngster Zeit verstärkt gesprächsbasierte individuelle Ansätze entwickelt. Viele davon sind nach wie vor nicht sehr bekannt und werden in der Praxis nicht umgesetzt. Einige dieser Ansätze könnten sich stärker auf das Verständnis der Stimmen und den konstruktiven Umgang mit ihnen konzentrieren, ein Element, das von Stimmenhörern als potenziell hilfreich angesehen wird. Zu den bestehenden Hindernissen für eine breitere Umsetzung gehören u.a. der Mangel an gut geschulten Gesundheitsfachpersonen.
Methoden: Ziel dieses Scoping-Reviews war, die aktuelle Literatur zu Interventionsstudien gesprächsbasierter Ansätze für Menschen, die Stimmen hören, zu beschreiben, unabhängig von der gewählten Studienmethode oder dem Ansatz, der Diagnose der Stimmenhörer oder dem beruflichen Hintergrund der Interventionisten.
Ergebnisse: Neun verschiedene gesprächsbasierte Ansätze wurden identifiziert. Dazu gehören: (1) KVTp; (2) AVATAR-Therapie; (3) Making Sense of Voices (MsV) alias Experience Focused Counselling (EFC); (4) Relating Therapy; (5) Akzeptanz and Commitment Therapie; (6) Smartphone-basierte Coping-fokussierte Intervention; (7) Prolongierte und Virtual-Reality-Expositionstherapie; (8) Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) und (9) Individuelles achtsamkeitsbasiertes Programm für Stimmenhören. Die verschiedenen Ansätze unterschieden sich stark in Bezug auf die Anzahl der Sitzungen, die Dauer des Angebots und die wissenschaftlichen Nachweise bezüglich Wirksamkeit. Psycholog*innen stellten die Hauptberufsgruppe der Interventionisten dar. Bei KVTp und dem EFC-Ansatz waren auch Pflegefachpersonen an der Durchführung beteiligt. Die meisten Ansätze zeigten positive Ergebnisse in Bezug auf die Reduktion der Belastung durch die Stimmen. In keinem Fall wurden allgemeine oder stimmbezogene Verschlechterungen festgestellt.
Schlussfolgerung: Es spricht einiges dafür, eine größere Heterogenität von Ansätzen in der Praxis umzusetzen. Dies stünde auch im Einklang mit den Empfehlungen für eine Recovery-Orientierung der psychiatrischen Dienste und den Forderungen von Stimmenhörern.
Pilotstudie zu EFC durch Pflegende bei Menschen, die Stimmen hören
Hintergrund: Der Zugang sowie auch die Wirksamkeit zu vielen im Review identifizierten Ansätzen ist beschränkt. Es fehlen alltagsintegrierte Therapie- und Unterstützungsansätze sowie auch der systematische Einbezug der Erfahrungen der Stimmenhörenden. Die EFC-Beratung, die aus den Erfahrungen von Stimmenhörenden entwickelt wurde, sowie auch die psychiatrische Pflege mit dem starken Alltagsbezug scheinen dabei eine Lücke schließen zu können. Als Ergänzung und Weiterführung zum bisherigen Forschungsstand wurde eine Pilotstudie durchgeführt.
Methode: Multizentrische Pilotstudie einer einfach verblindeten, randomisierten, kontrollierten Studie. Die Intervention bestand aus EFC-Beratung durch Pflegefachpersonen bei Menschen, die Stimmen hören. Die Kontrollgruppe erhielt die übliche Behandlung (TAU). Die Eignung des Studienplans wurde bezüglich Rekrutierung, Belastung der Studienteilnehmenden, Eignung der Assessmentinstrumente, Anwendung der EFC-Beratung und Einsatzes von Study-Nurses evaluiert. Zur Wirksamkeit wurde Stimmenhören, Kontrollüberzeugung, subjektiver Sinn der Stimmen, personal Recovery und Psychopathologie gemessen.
Resultate: In den beiden Studienzentren konnten wie geplant innerhalb von fünfzehn Monaten 21 Teilnehmende in die Studie eingeschlossen werden. Die Teilnehmenden bewerteten die Studie insgesamt als wenig belastend. Die Behandlungsintegrität der Pflegenden bezüglich EFC-Beratung sowie auch der Einsatz von Study-Nurses kann als gut respektive zielführend eingeschätzt werden. Die deskriptive Analyse der Daten der beiden Gruppen über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg zeigt eher einen Vorteil der üblichen Behandlung gegenüber der EFC-Beratung (Psychopathologie, emotionalen und körperlichen Aspekte des Stimmenhörens, positives Symptomerleben und destruktive Auswirkungen der Erkrankung auf das Leben). Im Gegensatz dazu war die EFC-Beratung der üblichen Behandlung bezüglich der Reduktion der Anzahl Stimmen sowie der Reduktion der Kontrollüberzeugungsdomänen Glück und medizinische Personen überlegen.
Diskussion: Die Evaluation zeigt, dass sich das Studienprotokoll für die Durchführung einer größeren Studie mit kleineren Anpassungen am Protokoll eignet. Bei der deskriptiven Analyse scheinen die kleine Stichprobe und Ausreißer in den Daten die Resultate noch stark beeinflusst zu haben. Eine klare Aussage zur Wirksamkeit zu diesem Zeitpunkt ist nicht möglich. Zudem scheint es wichtig, neben der Durchführung einer größeren herkömmlichen RCT zur Überprüfung der Wirksamkeit von EFC-Beratung auch andere Studientypen zu überprüfen, die mehr auf die Einzelperson sowie deren Prozess und die individuellen Wirkungsweisen der EFC-Beratung fokussieren würden.
Diese Qualifikationsarbeit geht der Frage nach: „Wie erleben Auszubildende mit und ohne Migrationshintergrund ihre Pflegeausbildung in der Pflegeschule und Pflegepraxis“. Das Ergebnis dieser explorativen Studie ist die Beschreibung von intersektionalem Diskriminierungserleben.
This dissertation explores the question: "How do trainees with and without a migration background experience their nursing education in nursing school and nursing practice". The result of this exploratory study is the description of intersectional experiences of discrimination.
Potenziale Strukturierender Verfahren in der Pflegewissenschaft am Beispiel der Korrespondenzanalyse
(2022)
In dieser Masterarbeit werden die Grundprinzipien der Korrespondenzanalyse anhand pflegerisch relevanter Beispiele in die deutschsprachige Fachpflegelandschaft eingeführt. Bisher sind vor allem Anwendungsbeispiele aus der Marktforschung und den empirischen Sozialwissenschaften in deutschsprachigen Publikationen zu finden. Methodische Fragen werden in Deutschland einerseits durch eine vergleichsweise kurze Tradition der Methodenlehre in der Pflege (auch bedingt durch die geringe Anzahl an Methodenlehrstühlen) und andererseits durch die großflächige Präsenz handwerklicher Denkmuster mit Fokus auf Praxistauglichkeit eingerahmt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf einer anwendergerechten Einführung im Kontext der Pflegewissenschaft, weshalb bei weitem nicht alle Aspekte, Anwendungsmöglichkeiten oder Varianten der KA behandelt werden können. Bezüglich der Anwendung auf latente Konstrukte wurde deutlich, dass eine konzeptionelle Vorarbeit unerlässlich ist. Dann erfüllt die KA ihre Aufgabe, komplexe Sachverhalte grafisch übersichtlich und mit möglichst geringem Informationsverlust darzustellen.
KA und MKA unterscheiden sich in ihrer Aussagefähigkeit und sollten abhängig vom zugrundeliegenden Erkenntnisinteresse ausgewählt werden – je nachdem, ob beispielsweise Interaktionseffekte erster Ordnung bei den beschreibenden Variablen berücksichtigt oder generelle Assoziationen verschiedener Merkmalsgruppen untersucht werden sollen. Beide Varianten sind mit den aktuellen Erfordernissen pflegerischer Theorieentwicklung vereinbar und vermögen – unter der Voraussetzung fachlicher Expertise der Anwendenden – einen Beitrag zur Beschreibung, zur Differenzierung und zur Prüfung latenter Konstrukte zu leisten.
Das Delir findet zunehmend größere Aufmerksamkeit. Aufgrund
des Paradigmenwechsels, das Delir dem Organversagen
gleichrangig zu werten, stehen heute die Prävention, die Früherkennung und die Frühbehandlung des Delirs im Fokus der
Behandelnden und der Pflegenden. Das auf einer Operativen
Intensivstation durchgeführte Delir-Management-Projekt (2009–2011) dient der Einführung von Wissen und Instrumenten zur Früherkennung und Frühbehandlung des Delirs. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Befähigung Intensivpflegender zu einer sicheren Delir-Detektion.
In Studienphase I (2009) wird in einer Prospektiven Kohortenstudie die Inzidenz des postoperativen Delirs mit dem Assessment CAM-ICU bei N = 101 Patienten (n = 12/11,9 % Delir-Positiv) und die klinische Delir-Detektion Pflegender und Ärzte (Sensitivität Pflegende 50 %/Ärzte 69,6 %; Spezifität Pflegende 91,5 %/Ärzte 92,3 %) erhoben. In Studienphase II (2010–2011) erfolgt die Implementierung eines evidenzbasierten interdisziplinären Delir-Management-Programms mit 21 multimodalen Interventionen. In sechs Monaten wurden mehr als die Hälfte der Pflegenden (N = 88 Pflegekräfte, n = 49) sowie ein Großteil der Ärzte (N = 25 Ärzte, n = 20) geschult. Die qualitative Evaluation zeigt die Akzeptanz und die Nutzung des Delir-Protokolls, die vereinheitlichte und symptomorientierte Delir-Therapie sowie die Vermeidung von Benzodiazepinen auf. Jedoch weist sie ebenfalls auf, dass das Assessment CAM-ICU nicht regelmäßig und nicht regelhaft angewendet wird. Implikation: die Notwendigkeit der Schließung der Lücken im Delir-Monitoring.
Einleitung
Die wirtschaftliche Situation vieler Krankenhäuser verschlechtert sich zunehmend. Ein Drittel der Krankenhäuser ist inzwischen insolvenzgefährdet. Zudem wird der Markt durch Verkauf und/oder Schließung von Krankenhäusern „bereinigt“. Die Gründe liegen nicht selten in dem Investitionsstau, der sich seit über 20 Jahren aufgebaut hat und der unzureichenden Investitionsfinanzierung durch die Länder geschuldet ist. Die Führungskräfte im Gesundheitswesen stehen vor immensen Herausforderungen: Sie müssen mit den begrenzten Ressourcen human, christlich und unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten wirtschaftlich agieren und dabei die höchste Qualität in der Patientenversorgung gewährleisten. Wie die jüngsten Veränderungen während der Pandemie (COVID-19) gezeigt haben, müssen sie zudem in der Lage sein, sich Veränderungen in den Rahmenbedingungen und in Wirtschaft und Gesellschaft anzupassen, die jederzeit unvermittelt auftreten können. Aktuell stehen viele Krankenhäuser vor einem Generationswechsel. Viele Führungskräfte der „Babyboomer“-Generation gehen derzeit oder in naher Zukunft in den Ruhestand. Die jüngeren Generationen X und Y streben in die Führungspositionen. Die Krankenhäuser stehen vor einem Kulturwandel. Die traditionelle Führung, die bei Mitarbeitern der „Babyboomer“-Generation auf großer Distanz, Respekt und Autorität aufbaute, stößt bei Mitarbeitern der Generationen X und Y auf starken Widerstand. Sie möchten weg von der Hierarchie und verlangen eine weniger straffe Führung. Stattdessen wünschen sie sich mehr Kommunikation und Transparenz. Sie lehnen es ab, aufgabenorientiert zu arbeiten, und wünschen sich mehr Kooperation. Sie möchten respektiert werden. Sie wollen mitgestalten und fordern mehr Anerkennung und Wertschätzung. Vor allem aber suchen sie nach dem Sinn in ihrer Arbeit. Die klassischen Arbeitszeitmodelle haben ausgedient. Die jüngeren Generationen fordern mehr Flexibilität und eine generationsübergreifende Führung. Um die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter generationsübergreifend zu berücksichtigen, sind moderne Führungsmethoden und eine zeitgenössische Unternehmenskultur in Zukunft unverzichtbar, d.h., eine Unternehmenskultur, die auf transparenter Kommunikation, gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen aufbaut.
Problemstellung
Aus den zuvor beschriebenen Gründen entstehen neue Herausforderungen für die Krankenhausführung. Angesichts der Ökonomisierung des Krankenhaussektors, des wachsenden wirtschaftlichen Drucks und zunehmenden Wettbewerbs wird die strategische Positionierung immer wichtiger. Die Krankenhausführung muss neue Aktivitätsfelder erschließen und Wirkungsräume sowie das fachliche Wissen erweitern. Bei dem enormen Wachstum gewinnorientierter Krankenhausträger, das derzeit zu beobachten ist, stellt sich die Frage: Welche Strategie verfolgen Krankenhäuser in christlicher Trägerschaft? Wie führen sie? Bzw.: Wie sollten sie führen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und gute Mitarbeiter an sich zu binden?
Zielsetzung
Die Intention, die vorliegende Dissertation zu erstellen, lag im persönlichen Interesse der Verfasserin, sich mit dem Thema „Führungskräfte und Vertrauensbeziehungen als Grundlage für den Unternehmenserfolg“ im Krankenhaus der christlichen Trägerschaft auseinanderzusetzen. Die Verfasserin war über 18 Jahre lang in unterschiedlichen Positionen in Krankenhäusern der christlichen Trägerschaft tätig, davon zehn Jahre als Führungskraft in der oberen Führungsebene. Als sie eine neue Führungsposition in einem Krankenhaus übernahm, erlebte die Verfasserin, als wie schwierig es sich erweisen kann, ein fehlendes bzw. nicht mehr vorhandenes Vertrauen in der Führungskraft-Mitarbeiter-Beziehung
wiederherzustellen. In dieser Arbeit soll gezeigt werden, wie wichtig das Verhalten einer Führungskraft für das Vertrauensbewusstsein und für die Prägung einer Vertrauenskultur in einem christlichen Krankenhaus ist. Auf der Basis der theoretischen Erkenntnisse soll das Führungsverhalten einer Führungskraft analysiert und gezeigt werden, wie es sich grundliegend verbessern und in ein vertrauenswürdiges Verhalten transformieren lässt.
Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Analyse der Vertrauensbeziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitern in Krankenhäusern der christlichen Trägerschaft. Dies ist insofern wichtig, als dem Phänomen Vertrauen im sozialen Leben eine große Bedeutung zugeschrieben wird. Ziel dieser Arbeit ist es, die Vertrauensgenese zwischen der Führungskraft und den Mitarbeitern detaillierter zu betrachten, um zu ergründen, was hinter der Entscheidung für das Vertrauen in einer Führungskraft-Mitarbeiter-Beziehung steht und an welchen Faktoren die Mitarbeiter ihre Entscheidung festmachen, ob sie der Führungskraft vertrauen wollen und umgekehrt. Das Forschungsinteresse dieser Arbeit richtet sich vor allem auf die ethische Führung mit dem Schwerpunkt Vertrauensbildung, Vertrauensbeziehung und Vertrauenserhaltung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern in Krankenhäusern der christlichen Trägerschaft. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Konstrukt Vertrauen, Vertrauensbildung und ethische Führung bietet einen Bezugsrahmen, um die Thematik des Vertrauensbruches zwischen der Führungskraft und den Mitarbeitern zu erforschen sowie die Möglichkeiten zu untersuchen, wie sich ein beschädigtes Vertrauen wiederherstellen lässt. Die vorliegende Arbeit stellt eine systematische Aufarbeitung theoretischer Wissensbestände aus der anglo-amerikanischen und deutschen Führungs- und Vertrauensforschung dar. Mit dieser Arbeit soll ein wichtiger Beitrag für die Wissenschaft und Praxis geleistet werden. Diese Wissensbestände werden aus unterschiedlichen Disziplinen synthetisiert, unter anderem aus der Philosophie, Theologie, Psychologie und Betriebswirtschaft. Hierdurch wird eine transdisziplinäre Betrachtung ermöglicht.
Abstract Hintergrund
Ein seit langem bekannter Pflegepersonalnotstand in der stationären Langzeitpflege verlangt nach neuen Kooperationsformen zwischen Pflege, Sozialarbeit
(≙ Betreuungsarbeit) und Hauswirtschaft, mit neu zu justierenden Aufgabenbeschreibungen und Arbeitsneuverteilungen. Damit ein optimaler multiprofessioneller Skill- und Grade-Mix in der stationären Langzeitpflege gefunden werden kann, ist es notwendig, die derzeit bestehende Logik der Praxis auf der Mikroebene zu erforschen. Nur so können mögliche Ressourcen, kreative Potentiale, aber auch destruktive Handlungsprinzipien sichtbar gemacht werden. In diesem Zusammenhang spielt das handlungsleitende Wirken der Erfahrungsräume „Profession“ und „Migration“ eine große Rolle. Beide Erfahrungsräume stellen eine reale Quelle zur Anhebung verfügbarer Arbeitskräfte dar und sind bei einem wirksamen Neuausrichten eines multi-professionellen Personalmix zu berücksichtigen.
Abstract Methode
Anhand von neun episodischen Interviews nach Flick und drei Gruppendiskussionen nach Bohnsack mit Fachkräften der Altenpflege, Pflegehilfskräften, Personen der Betreuungsassistenz und der Alltagsbegleitung wurden mittels der dokumentarischen Methode von Bohnsack jene Prozessstrukturen rekonstruiert, die den Alltagsroutinen der Praxisakteur*innen in der multiprofessionellen Zusammenarbeit als (unbewusste) handlungsleitende Prinzipien zugrunde liegen. Mit Hilfe der formulierenden und reflektierenden Interpretation wurden sinngenetische Typen gebildet, aus denen hervorgeht, mit welchen unterschiedlichen
Orientierungen (Habitus) Akteur*innen ihre spezifischen Themen bzw. Probleme bearbeiten. Um die sozialen Zusammenhänge aufklären zu können, innerhalb derer die empirisch gewonnenen Typiken stehen, wurden diese anhand ihrer ihnen innewohnenden sinngenetischen Typen systematisch mit den als Basistypiken fungierenden Erfahrungsräumen „Profession“ und „Migration“ in den Vergleich gesetzt.
Abstract Ergebnisse
Es konnten 18 sinn- und 8 soziogenetische Typen rekonstruiert werden. Einen Zusammenhang zu den Erfahrungsräumen „Profession“ und „Migration“ weisen Typen mit fehlender oder geringfügiger Berufsqualifikation und Sprachbarriere auf. Diese Typen stehen in einer multiprofessionellen Abhängigkeit und zeigen eine multiprofessionelle Überforderung. Dabei ist die typische Handlungsorientierung auf das Umsetzen des gegenwärtigen modus operandi ausgerichtet. Einen Zusammenhang zum Erfahrungsraum „Profession“ zeigen Typen mit dreijähriger Berufsausbildung. Diese präsentieren eine multiprofessionelle Souveränität. Die typische Handlungsorientierung besteht hierbei in der Weiterentwicklung des gegenwärtigen modus operandi.
Abstract Zusammenfassung und Fazit
Durch die Methoden der Datenerhebung und der dokumentarischen Methode von Bohnsack konnten sinngenetische Typen (thematische Handlungsorientierungen der Akteur*innen) und soziogenetische Typen (Wirkzusammenhänge zu den Erfahrungsräumen „Profession“ und „Migration“) rekonstruiert werden. Die unbekannte Logik der sozialen Praxis konnte partiell aufgezeigt werden. Vorhandene Ressourcen im Sinne einer qualitativen und quantitativen Ausführungsverantwortung, kreative Potentiale im Sinne einer Fürsorge- und Führungsverantwortung sowie destruktive Handlungsprinzipien im Sinne eines physischen und psychischen Macht-Ungleichgewichts konnten partiell aufgedeckt wer-den. Konstruktive Schritte für eine Weiterentwicklung der stationären Langzeitpflege können dementsprechend zielführender gegangen werden. Forschungsdesiderate sind sichtbar geworden.
Abstract:
Background
A nursing shortage in patient long-term-care that has been known for a long time calls for new forms of cooperation between nursing, social work (≙ care work) and housekeeping, with task description that need to be readjusted and work redistributed. In order to find an optimal multi-professional skill an grade mix in inpatient long-term care, it is necessary to research the current logic of practice at the micro-level. Only in this way can possible resources, creative potential, but also destructive principles of action be made visible. In this context the action-guiding effect of the experience spaces „profession“ and „migration“ plays a major role. Both areas of experience represent a real source for increasing the available labor force and must be taken into account in the effective reorientation of a multi-professional personal mix.
Methods
On the basis of nine episodic interviews according to Flick and three group discussions according to Bohnsack with geriatic care professionals, nursing assistants, people in care assistance and everyday support, those process structures were reconstructed using Bohnsack’s documentary method, (unconscious) action-guiding principles. With the help of the formulation and reflective interpretation, meaning-genetic types were formed, which show the different orientations (habitus) with which actors work on their specific topics or problems. In order to be able to elucidate the social context within which the empirically obtained typologies stand, they were systematically compared with the experiential spaces “profession” and “migration”, which acted as basic typologies, on the basis of their inherent meaning-genetic types.
Results
18 sensory and 8 sociogenetic types could be reconstructed. Types with missing or minor professional qualifications and language barrier show a connection to the experience areas “profession” and “migration”. These types are in a multi-professional dependency and show a multi-professional overload. The typical action orientation is geared towards the implementation of the current modus operandi. Types with three years of vocational training show a connection to the experience area “profession”. These present a multi-professional sovereignty. The typical action orientation consists in the further development of the current modus operandi.
Summary and conclusion
Using the methods of data collection and Bohnsack’s documentary method, it was possible to reconstruct sensory-genetic types (thematic action orientations of actors) and socio-genetic types (causal connections to the experiential spaces “profession” and “migration”). The unknown logic of social practice could be shown partially. This means that existing resources in the sense of a qualitative and quantitative responsibility for implementation, creative potential in the sense of a care and leadership responsibility as well as destructive principles of action in the sense of a physical and psychological power imbalance could be partially uncovered. Accordingly, constructive steps for further development of inpatient long-term care can be taken more purposefully. Research desiderata have become visible.
Nach fast zehn Jahren Pietà-Projektzeit „Getragen im Leid“, einer Dekade voller unterschied- licher Begegnungen, Erfahrungen und Erlebnissen in verschiedenen europäischen Ländern und Sakralräumen, stellt diese Arbeit den Versuch eines Resümees dar. Was mit einem Zufallsfund in München auf dem Dachboden der St. Paulkirche begann, hat eine ungeahnte und ungeplante Eigendynamik entwickelt und motiviert, die Pietà-Skulptur im Zentrum eines im Rahmen der Präsentationen jeweils spezifischen synästhetischen Erfahrungsraums als Medium ästhetischer und religiöser Erfahrung genauer in den Blick zu nehmen.
Dass gerade auch Werke der Kunst Orte darstellen können, an denen besondere ästhetische wie auch religiöse Erfahrungen gemacht werden können, dokumentieren die zahllosen Rückmel- dungen sowohl schriftlicher Art als auch die Rückmeldungen im Rahmen vieler persönlicher Gespräche, die Zeugnis ablegen von der intensiven religiös-auratischen Ausstrahlung der Pietà- Skulptur.
Das Pietà-Projekt dokumentiert, dass Kunst „nach wie vor beeindrucken [...], Ergriffenheit, emotionale Tiefe beim Wahrnehmen hervorrufen [kann] und [...] dabei in der Lage [ist], reli- giöse oder religioeske Gefühle zu beeinflussen, zu generieren oder zu transportieren. Allgemei- ner: Dem Kunstwerk gelingt es häufig und immer noch, Stimmungen, Atmosphäre zu erzeugen und damit ein Thema zu emotionalisieren und jenseits bzw. zuzüglich kognitiver Verarbei- tungsprozesse affektiv zu informieren. Kunst vermag religiöse Gefühle, z.B. der Erschütterung, des Ergriffenseins, des persönlichen Angesprochenseins, vielleicht gar des Erlöstseins zu ent- wickeln [...].“367
Weil es zugleich die Sinnlichkeit von Menschen und Religion betonte, bot das Pietà-Projekt auch die Möglichkeit, die religiöse Erfahrungsfähigkeit zu schulen im Wissen, dass derjenige der „dazu anleiten möchte, sich mit Sinnfragen zu beschäftigen, [...] dies nicht sinnenlos tun [darf]. Es kommt darauf an, möglichst alle Sinne des Menschen anzusprechen und spürbar zu machen, was meist nur vom Hören-Sagen kommt (vgl. Röm 10,17)“.368 Hans Joachim Höhn hat darauf hingewiesen, dass „[g]enau dies aber [...] einen wunden Punkt in Theologie und Kirche [markiert]. Denn viel von der Attraktivitätsschwäche des kirchlichen Christentums re- sultiert aus seinem Versagen, eine überzeugende Alternative zu seiner dogmatischen und mo- ralischen Selbstdarstellung zu entwickeln. Seinen öffentlichen Geltungsverlust sucht man in der Regel durch das auszugleichen, was ihn mitverursacht hat: die Dogmatisierung und Mora- lisierung des Glaubens. Die Kirche erhöht innerhalb dieser Alternative entweder nach innen das Pensum des dogmatischen Glaubenswissens oder sie hofft nach außen auf eine höhere ge- sellschaftliche Akzeptanz über Memoranden, Denkschriften und Moralpredigten, mit der sie dem ethischen Orientierungsbedarf der Gegenwart entgegenkommen will. Das eine ist in seinen Grenzen so sinnvoll wie das andere, jedes einzelne für sich und beide zusammen aber bewirken wenig ohne ein Drittes: die Ästhetik des Glaubens, die ihn ‚sinnenfällig‘ macht. Der Glaube kann nur dann einen ‚sensus‘ für eine andere oder bessere Welt wecken, wenn er zu einer Hal- tung führt, durch die man in dieser Welt ganz und bei allen Sinnen ist.“369
„Was sich im ästhetischen Erleben und Tun zeigt“, dies verdeutlicht das Pietà-Projekt in exemplarischer Weise, „erweist sich als Überschuss über bloß empirische Erfahrungsgehalte. [...] Im ästhetischen Erleben kommt es zur Überschreitung der Grenzen bloßer Dinglich- keit.“370
Dass Pietà-Darstellungen ungeachtet des historischen Kontextes, in dem sie entstanden sind, bis in unsere Tage an Aktualität nichts eingebüßt haben, immer noch „an-sprechen“, liegt wohl auch daran, dass sich dem Betrachter das mit dieser Figurengruppe zum Ausdruck gebrachte Beziehungsereignis – auch ohne entsprechende religiöse Sozialisation und kunsthistorische Vorkenntnisse – unmittelbar erschließen kann. Die Pietà als Darstellung der Begegnung zwischen zwei Menschen in einer existentiellen Situation und damit gleichsam einer zentralen kol- lektiven Ur-Erfahrung der Menschen bietet offensichtlich ein kulturübergreifendes archetypi- sches Vorstellungmuster, das im Betrachter, je nach persönlichem Kontext, in individueller Weise etwas auslöst und zum Klingen bringt.
Bild und Betrachter begegnen sich; der Betrachter wird hineingenommen in das Begegnungs- ereignis, was eine intersubjektive Beziehung, einen (religiös-) affektiven Dialog ermöglicht. Das Schauen führt dazu, dass sich Betrachtender und Pietà gleichsam austauschen und – dies gilt vor allem für die mittelalterliche Frömmigkeit –371 „[d]as Leiden der Mutter Jesu und das Leiden der Betenden interagieren. Maria nimmt sich des Schmerzes der Betenden als heilige Vermittlerin an, die Betrachtenden partizipieren an der Trauer Marias“372 – Videte si est dolor sicut dolor meus. Die Faszination, die insbesondere von der schwarz-golden gestalteten Skulptur des Pietà-Pro- jekts ausgeht, mag auch daher rühren, dass sie als archetypische Symbolgestalt der „Großen Mutter“ einlädt, nicht zu versuchen, die Ambivalenzen unserer Existenz zwischen Leben und Tod, Anfang und Ende, Hell und Dunkel, „Schwärze und Goldglanz“, einseitig durch Verdrän- gung und Nichtwahrhabenwollen aufzulösen, sondern lebenslang auf der Suche zu bleiben nach einer geistigen Heimat, nach Geborgenheit und einer geistlichen Verankerung, die es uns als vergängliche Wesen ermöglicht, die unaufhebbare Widersprüchlichkeit des Lebens zu ertragen und Sinn zu erfahren. Die Pietà führt in aller Deutlichkeit, ja geradezu drastisch, die dunklen Seiten des Lebens vor Augen, lässt aber auch schon – goldschimmernd – Licht ahnen und Hoff- nung schöpfen. Niemals geht man ganz ungetröstet von ihr fort, was die niedergelegten Gebets- anliegen der Besucher und deren persönliche Reaktionen widerspiegeln!
Jede Pietà-Darstellung ist nicht zu denken ohne den Blick auf den Anfang des Bezie- hungsereignisses zwischen Jesus und Maria, steht damit in Kontrastharmonie zur Madonna mit Kind und spiegelt so das Ausgespanntsein der menschlichen Existenz zwischen Anfang und Ende, Leben und Tod wider. Die Krippe steht immer schon im Schatten des Kreuzes.
Das Pietà-Motiv thematisiert in exemplarischer Weise die fundamentale Frage, die dem Leiden- und Sterbenmüssen desMenschen. Ist das Sterben, der Tod, ein Vorgang nackter und unausweichlicher Zerstörung? Oder deutet sich in ihm ein Übergang in ein Größeres an, das anders als vermittels der Spannung von Geborenwerden (Neuanfang) und Sterben gar nicht zu thematisieren ist? Maria hält die Leiche ihres Sohnes in dem Augenblick fest, in dem alle Hoffnung zu schwinden scheint und die Jünger geflohen sind, und sie trägt ihn gleichsam in dieser großen Einsamkeit und gefühlter Ausweglosigkeit jener Geburt zum Leben entgegen, die Christen „Ostern“ nennen.
Hintergrund: Aktuelle Untersuchungen hinsichtlich der Wirksamkeit von Verhaltensaktivierung deuten darauf hin, dass die psychische Gesundheit von Menschen durch den Einsatz dieser Interventionen verbessert werden kann. Vor allem zeigen sich signifikante Ergebnisse hinsichtlich der Reduktion der Symptomschwere sowie eine Verbesserung der allgemeinen Funktionsfähigkeiten bei Menschen, die Symptome wie Hoffnungslosigkeit, sozialer Rückzug und Wertlosigkeit aufwiesen.
Methode: In einer explorativ deskriptiven Studie hinsichtlich des Einsatzes von Verhaltensaktivierung im aufsuchenden Setting wurden Experteninterviews mit Pflegenden durchgeführt, die Hinweise für die Umsetzung im Feld liefern sollten.
Ergebnisse: Ein großer Vorteil der Verhaltensaktivierung ist die Verständlichkeit bezüglich Zielsetzung und Vorgehen. Es ist sowohl für Patienten als auch für die Pflegenden einfach vermittel- und lernbar und setzt an den symptomatischen Defiziten wie sozialem Rückzug, Interessenverlust, Inaktivität sowie Hoffnungslosigkeit an.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf eine gute Umsetzbarkeit von Verhaltensaktivierung im aufsuchenden Setting hin, sofern vorhandene Rahmenbedingungen eine individuelle und anlassbezogene Unterstützung der Patienten gewährleisten.