610 Medizin, Gesundheit
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Mit(-)Gefühl: Compassion Fatigue und Resilienzförderung bei Pflegefachkräften in der Onkologie
(2020)
Durch die alltägliche Pflege schwerstkranker und sterbender Menschen sind Pflegefachkräfte in der Onkologie außerordentlich hohen psychischen Belastungen ausgesetzt. Pflegende auf Akutstationen sind gegenüber einer psychischen Erkrankung durch eine über den Pflegezeitraum emotionale Bindung zu den oftmals bekannten und jungen Patienten äußerst vulnerabel. Dies unterstreicht auch die vergleichsweise hohe Fallzahl von psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeit in dieser Berufsgruppe. Eines der aus oben beschriebener Symptomatik ableitbaren Krankheitsbilder ist die sogenannte emotionale Erschöpfung (engl. Compassion Fatigue). Deren Ursachenforschung, Prophylaxe und Resilienzförderung durch persönliche und organisatorische Maßnahmen sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Nach eingehender Begriffsklärung im theoretischen Teil folgt die Vorstellung von vier leitfadengestützten Experteninterviews zum Thema und werden als Datengrundlage hinsichtlich folgender Schwerpunkte qualitativ ausgewertet und analysiert:
• • Herausforderungen für die onkologisch Pflegenden
• • Umgang mit der eigenen Betroffenheit
• • Persönliche Ressourcen und Coping Strategien
• • Unterstützungsmaßnahmen durch den Arbeitgeber sowie
• • Veränderung des psycho-sozialen Belastungserlebens
Anschließend folgt die kritische Auseinandersetzung mit den gegenwärtig eingesetzten Forschungsmethoden als auch mit den beschriebenen Ergebnissen. Diese zeigt auf, inwieweit sich die ausgewählten Methoden hinsichtlich ihrer Umsetzung zur Beschreibung des Forschungsgegenstands anhand der Gütekriterien qualitativer Forschung eignen und diese Vorgehensweise damit Mittel zur Resilienzförderung darstellen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Angehörigenpflege.
Fokussiert wird hierbei das Gesundheitswesen, da die Thematik der Vereinbarkeit von Beruf und Angehörigenpflege für das Gesundheitswesen besonders relevant ist.
Das Gesundheitswesen ist ein überwiegend von Frauen dominiertes Arbeitsfeld und Frauen übernehmen häufiger die häusliche Pflege von Angehörigen. Gleichzeitig pflegen Mitarbeiter im Bereich des Gesundheitswesens häufiger neben ihrem Beruf pflegebedürftige Angehörige als Mitarbeiter aus anderen Branchen.
Leisten Mitarbeiter im Bereich des Gesundheitswesens häusliche Pflege und versorgen pflegebedürftige Angehörige, wird dies als Double Duty Caregiving bezeichnet. Double Duty Caregviers (DDCs) sind demnach Menschen, die sowohl beruflich als auch privat Pflegeaufgaben übernehmen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Berufsgruppe der Pflege.
Die Vereinbarkeit der beruflichen und privaten Pflegeverantwortung von DDCs setzt ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Lebensbereichen des Berufs, der Familie und der Freizeit voraus. Dieses ausgeglichene Verhältnis der drei Lebensbereiche wird als Work-Life Balance bezeichnet.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit liegt darin, einen Leitfaden zu entwickeln, der aufzeigt, welche Maßnahmen Krankenhäuser als Arbeitgeber ergreifen können, um im Falle des Double Duty Caregivings die Work-Life Balance für DDCs zu verbessern bzw. zu erreichen.
Im Rahmen der Arbeit wird die Situation, in der sich DDCs befinden, analysiert. Auf Grundlage der Situationsanalyse werden die Handlungsfelder des Leitfadens erarbeitet. Innerhalb der Handlungsfelder werden Maßnahmen aufgezeigt, die Krankenhäuser als Arbeitgeber zur Gewährleistung der Work-Life Balance von DDCs ergreifen können.
Die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit lautet: Wie kann ein Leitfaden für Krankenhäuser als Arbeitgeber aussehen, der die Work-Life Balance von DDCs gewährleistet. Durch den in dieser Arbeit entwickelten Leitfaden kann die Forschungsfrage beantwortet werden.
Deaktivierung des implantierten Kardioverter-Defibrillators in der letzten Lebensphase
- Die pflegerische Begleitung bei einer schwierigen Entscheidung
Hintergrund: Der implantierte Kardioverter-Defibrillator (ICD) gilt als die effektivste Therapiemodalität zur Behandlung lebensbedrohlicher ventrikulärer Tachyarrhythmien und ist in der Lage, das gesamte Spektrum der Herzrhythmusstörungen, die zum plötzlichen Herztod führen, zu behandeln. In Deutschland werden mehr als 300 ICDs pro 1 Million Einwohner_innen und Jahr implantiert. Damit hat Deutschland sowohl absolut als auch relativ die meisten Implantationen und somit die europäische Spitzenposition inne.
In den meisten Fällen ist diese Therapie am Lebensende nicht mehr erwünscht. Erkenntnisse aus der Forschung weisen darauf hin, dass Menschen mit ICD besonders in der Sterbephase Gefahr laufen, eine Schocktherapie zu erhalten.
Ursache hierfür sind Herzrhythmusstörungen, die bei rund der Hälfte der Menschen im Sterbeprozess auftreten. Die Schocktherapie kann von sterbenden Patient_innen als schmerzhaft und belastend empfunden werden, ebenso auch von den Angehörigen und von professionellen Pflegekräften, die die Sterbenden begleiten.
Um unangenehme Schocks in der Sterbephase zu vermeiden, gibt es die Möglichkeiten den ICD zu deaktivieren. Um eine autonome Entscheidung bezüglich einer Deaktivierung des ICDs am Lebensende treffen zu können, brauchen die Betroffenen viele Informationen.
Oft haben ICD-Tragende allerdings ein unzureichendes Wissen über die Funktionsweise und die Möglichkeit der Deaktivierung des ICDs. Pflegekräfte erfahren in der direkten Versorgung der ICD-Tragenden viel über deren Sorgen, Gedanken und Wünsche bezüglich des Lebensendes.
Fragestellung: Welche Aufgaben kann eine Pflegekraft bei der Begleitung von ICDPatient_innen am Lebensende hinsichtlich der Deaktivierung übernehmen bzw. welche Aufgaben werden bereits von Pflegefachpersonen übernommen und in der Literatur beschrieben?
Methode: Systematische Literaturrecherche auf den Datenbanken CINAHL, Carelit und Cochrane.
Ergebnisse: Pflegekräfte können folgende Aufgaben einnehmen: Edukation der Patient_innen, Gesprächsbedarfe erkennen und Gespräche einleiten, Vertretung der Patient_innen im multidisziplinären Team, emotionale Begleitung, eigene Weiterbildung und richtiges Handeln im Notfall.
Fazit: Besonders in der palliativen Betreuung muss es zukünftig einen offenen Umgang mit ICDs geben. Dazu braucht es ein sensibel geführtes Beratungsgespräch und eine gute Begleitung im Prozess der
Entscheidungsfindung. Die Pflege kann dabei eine Schlüsselrolle einnehmen.
Einleitung: Patricia Benner und Christa Olbrich haben mit ihren Pflegekompetenzmodellen erste Ansätze geschaffen, um Pflegekompetenz zu erklären und fassbar zu machen. Diese Modelle sind hilfreich um festzulegen, wie die verschieden ausgebildeten Pflegekräfte im Kran-kenhaus arbeiten können und welche Aufgaben ihnen zukommen. Verschiedene internatio-nale und nationale Pflegekompetenz-, Karriere- und Laufbahnmodelle nehmen sich Benner und Olbrich als Vorbild um akademisierte Pflegekräfte in der Praxis zu integrieren.
Hintergrund: Der demografische Wandel und die Zunahme chronisch Erkrankter stellt für die Pflege eine große Herausforderung dar. Die Bedarfe der Patienten und der Angehörigen wer-den komplexer und durch Technisierung, Digitalisierung und gesundheitsökonomische Verän-derungen werden die Arbeitsabläufe komprimiert. Hochschulisch ausgebildete Pflegefach-kräfte sollen hier gezielt zur Steigerung der Pflegequalität eingesetzt werden. Dies kann mit entsprechenden Qualifikationsprofilen oder Modellen erreicht werden. In dieser Arbeit sollen die vorhanden Pflegekompetenzmodelle in Deutschland aufgezählt werden, ihre Gemeinsam-keiten und Unterschiede analysiert werden und die Erfahrungen der jeweiligen Kliniken erörtert werden.
Methode: Eine systematische Literaturrecherche wurde durchgeführt in den Datenbanken und Rechercheinstrumenten Pubmed, CINAHL, Carelit, Opac Plus und Google Scholar. Zudem wurde eine Freihandsuche und ein Schneeballverfahren durchgeführt und es wurden Exper-tenempfehlungen eingeholt. Der Zeitrahmen 2008- 2018 wurde festgelegt. Eingeschlossen wurden die Suchbegriffe: Competency Model, Competence Model, Nursing competency mo-del, Pflegekompetenzmodell, Kompetenzmodell Pflege und Pflegekompetenzmodelle in deut-schen Universitätskliniken.
Ergebnisse: Es wurden 23 Arbeiten gefunden. Diese kommen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Sie beschreiben Pflegekompetenz-, Laufbahn- und Karrieremodelle der ver-schiedenen Kliniken und Organisationen.
Fazit und Diskussion: Es konnte eine Übersicht über die in Deutschland vorhandenen Pfle-gekompetenzmodelle geschaffen werden, sowie eine Analyse der Gemeinsamkeiten und Un-terschiede. Die Ziele der Modelle sind übereinstimmend: die Verbesserung der Pflegequalität, Förderung und gezielte Umsetzung evidenzbasierter Pflege, Öffnung beruflicher Perspektiven und Karrieremöglichkeiten, systematische Praxisentwicklung und eine Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufes. Evaluationen der jeweiligen Modelle sind noch notwendig bzw. gerade in Bearbeitung. Es ist weitere empirische Forschung zu dieser Thematik notwendig
Der demografische Wandel und die damit verbundenen Rahmenbedingungen haben einen
Pflegenotstand hervorgerufen, sodass Pflegende durch eine enorme Unzufriedenheit
im Beruf gekennzeichnet sind. Sie können die Aufgaben nicht alleine bewältigen und
benötigen Führungskräfte, die die vielschichtigen Ursachen einer erhöhten Arbeitsbelastung
verstehen. Das Tätigkeitsfeld einer Führungskraft ist deshalb komplexer denn je.
Ihre Persönlichkeit muss zunehmend auf die Anforderungen der Umwelt reagieren und
sich dementsprechend verhalten.
Mit dem Verständnis, dass Führung auch einen enormen Einfluss auf den Menschen,
auf sein Verhalten, seine Leistung und seine Befindlichkeit nimmt, und somit auch auf
die Zufriedenheit der Mitarbeiter bzw. Pflegenden, werden im nachstehenden Text zwei
führungspsychologische Techniken (SCARF–Modell nach Rock und Emotionale Intelligenz
nach Goleman) näher beschrieben. Sie dienen zum einen dem Verständnis für
bestimmte Handlungen der Menschen aufgrund neurologisch ablaufender Prozesse, anderseits
zur Selbstreflexion des eigenen Führungsverhaltens und schließlich sollen sie
Führungspersonen die Möglichkeit geben, die Zufriedenheit der Mitarbeiter positiv zu
beeinflussen. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Modellen vereint - in
diesem Zusammenhang begegnet man auch dem Begriff der „Neuroleadership“.
Häufig sind die Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen bei ihren Handlungsentscheidungen mit
ethischen Fragestellungen konfrontiert. Diese reichen von der Frage zu lebensverlängernden Maßnahmen
bei schwerkranken einwilligungsunfähigen oder -eingeschränkten Patientinnen und Patienten bis zu der
Überlegung, ob bestimmte medizinische, pflegerische oder therapeutische Handlungen nicht mehr Schaden
als Nutzen nach sich ziehen. Nicht selten fühlen sich einzelne Berufsangehörige der Gesundheitsberufe mit
diesen Fragestellungen allein gelassen oder überfordert. Eine Lösung zu diesem Problem können multiprofessionelle
ethische Fallbesprechungen sein.
KURZFASSUNG HINTERGRUND UND ZIEL In deutschen Kliniken wird gegenwärtig verstärkt darüber diskutiert, wie medizinische Leistungen kosteneffizient und ohne Qualitätseinschränkungen angeboten werden können. Ziel der Studie war es, die Forschungsfrage zu beantworten, ob gut ausgebildete und erfahrene Pflegepersonen vergleichbar gut die PillCam Colon Kapselendoskopie auswerten können. Darüber hinaus richtet sich das Forschungsinteresse auch auf mögliche Veränderungen der beruflichen Identität durch die Übernahme einer ärztlichen Tätigkeit. METHODE In einer randomisierten kontrollierten multizentrischen, einfach verblindeten klinischen Vergleichsstudie interpretierten 18 Ärzte und Pflegepersonen je 30 PillCam Colon Kapselendoskopiefilme zur Überprüfung der Übereinstimmung der Polypendetektion. Die Ergebnisse wurden mit den Auswertungsergebnissen von 14 Experten (Referenz) verglichen. Aus der Vorstudie zur Fallzahlkalkulation ergab sich eine notwendige Filmanzahl von 270 Filmen. Mögliche Veränderungen der beruflichen Identität wurden mittels Gruppendiskussion und Fragebogen untersucht. ERGEBNISSE Die Sensitivität bei der Polypendetektion der Pflegepersonen im Vergleich zur Expertengruppe betrug 80,3% und die Spezifität 43,7%. Sensitivität und Spezifität der Diagnose von Polypen ≧ 10mm bei Pflegepersonen betrugen im Vergleich zur Referenzgruppe 72,4% bzw. 72,6%. In 73,5% stimmte die Polypendiagnostik mit den vorhergesagten Referenzwerten überein (OR Pflegepersonen: 1,54; OR Ärzte: 1,89). Bei der Größenbestimmung >10mm waren es 93,8% (OR Pflegepersonen: 6,4; OR Ärzte: 9,7). Die Anzahl der Berufsjahre und die Auswertungszeit sowie die Anzahl durchgeführter bzw. assistierter Koloskopien hatte keinen Einfluss auf die Eintrittswahrscheinlichkeit des Referenzwertes der Experten. Es ist kein wirtschaftlicher Mehrwert bei der Vorauswertung der Kolonkapselendoskopie durch geschulte Pflegepersonen ersichtlich. 90% der befragten Pflegepersonen (106/118) sind davon überzeugt, dass die Vorauswertung der Kapselendoskopie erlernbar ist. 65,4% der befragten Assistenzpersonen mit Fachweiterbildung hätten keine Sorge, einen relevanten Befund zu übersehen. 72% sind davon überzeugt, dass sich die Vorauswertung der Kapselendoskopie positiv auf die berufliche Identität und das Berufsbild auswirken würde. ZUSAMMENFASSUNG Die Vordetektion der Kapselendoskopie kann an gut geschulte und erfahrene Endoskopieassistenzpersonen mit Fachweiterbildung delegiert werden. Erfahrung in der Assistenz bei der Koloskopie und gute visuelle Interpretationsfähigkeit sind Voraussetzungen für eine vergleichbar gute Auswertungsqualität. Zwei Drittel der befragten Assistenzpersonen hätte keine Bedenken, die Verantwortung zu übernehmen und ca. 70% glauben, dass sich das neue Tätigkeitsfeld positiv auf das berufliche Selbstbild auswirken würde.